Gunst des Königs

Karl Martell

Mitglied
Hallo,kann mir bitte jemand die Frage beantworten, wie der Adel z. Zt. des Absolutismus die Gunst des Königs (besonders unter der Herrschaft Ludwigs XIV.) erwerben konnte.Würde mich über Antworten sehr freuen.Karl Martell
 
Nun, der erste wichtige Schritt war die Anwesenheit in Versailles. Dazu wurde dieses Schloss ja auch erbaut: Um den Provinzadel, der in den Regionen die Macht hatte, zu schwächen. Während also die Verwaltungsarbeit für die Aristokraten an Bedeutung verlor, kam es in Versailles zu einem Wettbewerb um die trivialsten Dinge (wie dem König beim Ankleiden zu helfen). Sehr eindrucksvoll gezeigt wird das in dem Film "Marie Antoinette" von Sofie Coppola: Bei der Morgentoilette sind ein paar dutzend adelige Frauen anwesend, von denen die Ranghöchste die Kleider reichen darf. Laufend kommen immer neue und wichtigere Fürstinnen ins Zimmer, wodurch die Führung immer auf eine neue Person übergeht.
Während also der Adel in Versailles seine rauschenden Feste feierte und um Kleinigkeiten wetteiferte, konnte Ludwig hinter ihrem Rücken seine Politik machen.
 
Konkret kann man deine Frage nicht beantworten.
Da der König seine Gunst über Menschen vergab und nahm, wie er gerade in der Laune war und wie schwer eine Tat dann in seinen Augen gewichtet wurde; positiv, wie negativ.
Einige Menschen standen in seinem Wohlwollen, weil sie einfach unersetzbar für ihn und das Königreich waren. Die da wären bspw. Finanzminister Colbert, Festungsbaumeister Vauban, Heerführer Turenne, Kardinal Mazarin oder Komponist Lully. (Aber wie wichtig jeder von ihnen für den König war und wer die höchste Gunst von ihm inne hatte - darüber könnte man lange diskutieren.)
Wie schon von Nakharar geschrieben, war es Pflicht in Versailles zu sein. Ansonsten konnte man sich die Gunst des Königs gleich abschminken und hoffen, dass man nicht auf eine Galerre verbannt wurde oder in die Bastille kam.
Natürlich sollte man nicht in die Opposition des Königs treten. Wenn man also immer Alles machte, was von einem verlangt wurde, musste man nur darauf warten, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort war und richtig handelte.
Der Gunstbeweis des Königs konnte ganz unterschiedlich ausfallen. Wenn er bspw. einem Adligen den Kerzenleuchter gab und befahl, dass derjenige diesen irgendwohin stellen sollte, konnte das schon was Gutes heißen. Wenn der König einen Edelmann ansprach, war das noch besser und wenn der König von Einem, meistens von seinen Ministern, Rat annahm und auch ein wenig Kritik, dann hatte mans geschafft. Aber das Blatt konnte sich auch schnell und heftig wenden und das durften die Höflinge nie vergessen.
 
Eine weitere Möglichkeit war, rauschende Feste für den König auszurichten. Dies war natürlich ein sehr kostspieliges Vergnügen und viele Adlige haben sich darüber schlicht ruiniert. Ihnen blieb dann nur übrig, als Höflinge an den Hof von Versailles zu ziehen und von dem zu Leben, was am Hof des Königs für sie übrig blieb.
 
1. Nun, der erste wichtige Schritt war die Anwesenheit in Versailles. Dazu wurde dieses Schloss ja auch erbaut: Um den Provinzadel, der in den Regionen die Macht hatte, zu schwächen. Während also die Verwaltungsarbeit für die Aristokraten an Bedeutung verlor, kam es in Versailles zu einem Wettbewerb um die trivialsten Dinge (wie dem König beim Ankleiden zu helfen). Sehr eindrucksvoll gezeigt wird das in dem Film "Marie Antoinette" von Sofie Coppola: Bei der Morgentoilette sind ein paar dutzend adelige Frauen anwesend, von denen die Ranghöchste die Kleider reichen darf. Laufend kommen immer neue und wichtigere Fürstinnen ins Zimmer, wodurch die Führung immer auf eine neue Person übergeht.

2. Während also der Adel in Versailles seine rauschenden Feste feierte und um Kleinigkeiten wetteiferte, konnte Ludwig hinter ihrem Rücken seine Politik machen.
1. Eigentlich war das natürlich geregelt wer was reichte und veränderte sich auch nicht von Morgen zu Morgen. (Ich denke mal in dem Film handelte es sich um eine Anekdote, irgendwas was besonders auffällig war, da es ausnahmsweise irgendwann geschah. Die Dauphine splitternackt durch die eigene Dummheit/Verspätung einige Minuten stehen zu lassen, wie in dem Film gezeigt, hätte sicherlich damals den Missgunst durch die hohe Dame (Dauphine) eingebracht.) Es gab für bestimmte Handreichungen gewisse Hofämter wie Hofmarschall (Oberhofmarschall an größeren Höfen, manchmal auch "nur" Hofmeister genannt) Erster Kammerherr, Kammerfrau, Hofdame usw.. Zu den männlichen Hofchargen gab es in aller Regel, dann in den Diensten von Damen die weiblichen Pendants.
Die Strategie durch die Hofämter den Adel an den Hof und in Abhängigkeit zum Herrscher zu binden, war natürlich keine Erfindung von Louis XIV. Kammerherren, welche bei Kaisern oder bedeutenden Königen oftmals dem Hochadel entstammten, gab es bei den Habsburgern z.B. schon seit dem 16.Jh.. Natürlich schlug man sich schon damals um die Gunst, dem Kaiser gewisse Handreichungen zu machen und symbolisierte dadurch neben der Abhängigkeit ja auch auf der anderen Seite die Nähe zum Kaiser.

2. Für Louis XIV auf dem Höhepunkt seiner Macht mag es stimmen. Nach ihm und vor ihm ging allerdings ohne den Hochadel auch nichts, das heißt Politik gegen die Interessen des Hochadels war schwer. Die Niederschlagung der Fronde und die auf einen französischen Absolutismus ausgerichtete Politik von Richelieu und Mazarin hatte den Adel "entwaffnet", die Instrumente von Louis XIV (wobei wie gesagt der Hof eine große Rolle spielte) erhielten diese Unterwerfung und Entwaffnung.

@ TGDarmstadt
Aber gerade das Leben bei Hof war ja teuer. Was meinst Du mit den Sätzen:
"Dies war natürlich ein sehr kostspieliges Vergnügen und viele Adlige haben sich darüber schlicht ruiniert. Ihnen blieb dann nur übrig, als Höflinge an den Hof von Versailles zu ziehen und von dem zu Leben, was am Hof des Königs für sie übrig blieb. "
?
Wenn man bei Hofe war, wurde man ja gerade zu den hohen Ausgaben gezwungen. War ein Adeliger hingegen ruiniert und hatte keine Chancen auf absehbare Zeit wieder auf zu kommen, war er eher gezwungen, sich auf seine Güter zurück zu ziehen, wo er zwar in Bedeutungslosigkeit und Vergessenheit geraten konnte, aber immer billiger leben konnte.
 
Zurück
Oben