«Gyrobus» – der Trolleybus mit Schwungrad

pelzer

Aktives Mitglied
Hoi zämä

In meinem Kampf gegen das Sommerloch möchte ich euch ein weiteres interessantes Stück Technikgeschichte zeigen – den Gyrobus.

Beim Gyrobus handelt es sich um einen elektrisch angetriebenen Linienbus aus den 1950-er Jahren. Er fährt aber ohne Oberleitung oder Batterie, er verdankt seinen Antrieb einem Schwungrad. Diese wird jeweils an den Haltestellen mittels eines Elektromotors wieder beschleunigt. Den erforderlichen Strom bezieht der Gyrobus über Stromabnehmer auf dem Dach.

Die Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) und die Franz Brozincevic & Cie Wetzikon (FBW) bauten 1950 einen ersten Prototypen. Im September 1953 nahmen die ersten zwei Gyrobusse in Yverdon den Linienbetrieb auf. 1955 wurden zwölf Gyrobusse nach Leopoldsville (Kongo) und 1956 drei weitere nach Gent (Belgien) verkauft. Und mit diesen 17 Fahrzeugen war die Geschichte der Gyrobusse auch schon wieder zu Ende. Man versuchte sie auch noch als Flughafenbusse zu verkaufen, aber daraus wurde nichts.

Das Schwungrad war waagrecht zwischen den Rahmenträgern montiert. Es hat einen Durchmesser von 1.70 Metern und wog etwa 1.5 Tonnen. Um die Reibung zu reduzieren drehte es in einem luftdichten Gehäuse, das mit 0.3 bar mit Wasserstoff gefüllt war.
Bei etwa 3‘000 Umdrehungen konnte das Schwungrad gut 5 kWh Energie speichern. Eine Ladung dauerte bloss 2 Minuten. Das reichte dann für gut 50 km/h und etwa 6 Kilometer Fahrstrecke. Deshalb wurden etwa alle 4 km an einer Haltestellen eine Ladestation gebaut. Der selbe Elektromotor wurde im Stillstand zum Antrieb des Schwungrades und anschliessend zum fahren benutzt…

Nur einer der Gyrobusse hat bis heute überlebt. Er steht im "Vlaams Tram- en Autobusmuseum" in Antwerpen.


Der Prototyp 1951 in Yverdon

5iw0-q.jpg

Der Prototyp 1951 zwischen Diepoldsau und Hohenems (Österreich)

5iw0-p.jpg

Die Gyrobusse 1953 in Leopoldsville, Kongo.



Gruss Pelzer


.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Gyroprinzip wurde auch in der Raumfahrt eingeführt. Dort wird das Schwungrad (in kleineren Dimensionen) gebraucht, um Energie zu speichern, wenn z.B. die Raumstation die Nachtseite der Erde passiert und die Sonnensegel keinen Strom mehr liefern.
 
Zurück
Oben