Haben die Mongolen Siedlungen gegründet?

rolo

Mitglied
Würde mich mal interessieren. Die Mongolen haben sich in Europa und Asien riesige Gebiete untertan gemacht.
Wurden sie hier in Europa auch sesshaft und haben sich womöglich mit der einheimischen Bevölkerung vermischt?
 
Wozu sollten sie sesshaft werden?
Schließlich hatten sie doch damals bewiesen das ihre lebensweise durchaus erfolgversprechent ist.
Sie haben sogar ganze Siedlungen geraubt, sie sollen in Siebenbürgen Bergleute gekidpnet haben, um so ein wenig Technologietransfer wegen der chinesischen Kohlengruben zu betreiben.
 
Von der Überschrift her ja, aber nicht in Europa. Die Mongolen errichteten aber im Osten einige wenige feste Siedlungen, auch wenn sie häufig in diesen Siedlungen dann trotzdem in Zelten wohnten. So wohnte der Großkhan hinter seinem Palast weiter in einer Jurte und nutzte den Palast nur zu Representationszwecken. Die wichtigsten Stadtgründungen der Mongolen sind Karakorum und - wenn man so will- Bejing, das heutige Peking.

Die Mongolen ließen sich aber im Mittelalter in Europa nicht nieder und vermischten sich auch nicht mit europäischen Völkern. Die einzige Ausnahme davon ist die mongolische Oberschicht der Goldenen Horde, die sich mit einigen russischen Adelshäusern vermischte, so dass ein Teil des russischen Hochadels auch mongolische Vorfahren hatte. Die Kalmücken als einziges mongolisches Volk Europas sind dagegen erst im 17 Jahrhundert an die Wolga gewandert. In Polen gibt es noch ein winziges Gebiet, in dem auch Tataren leben, wie die Tataren in Russland sind sie aber Nachfahren der Kiptschaken und keine Mongolen.

Zur Frage von Europäern im Osten: die Mongolen raubten auf ihrem Feldzug nach Osteuropa jede Menge Menschen, vor allem Handwerker und Techniker, vor allem auf Böhmische Handwerker hatten sie es dabei abgesehen. Diese siedelten sie dann in Nordchina, in der Mongolei und in Korea an, wo sie sich mit den Einheimischen vermischten. Verschiedene europäische Reisende die die Hauptstadt der Mongolen, Karakorum erreichten trafen dort etliche geraubte wieder. Der berühmte Baum aus Gold und Silber, der vor dem Palast des Großkhan in Karakorum stand, wurde auch von einem Deutschen Goldschmied errichtet, der Meister Wilhelm hieß. Dieser Baum gab auch Wein und und vergorene Milch aus Röhren von sich, so konnte man sich dort Getränke abzapfen. Wilhelm von Rubruk kam auch an einer deutschen Siedlung vorbei, die die Mongolen irgendwo einige Tagesreisen östlich der Wolga in Kasachstan gelegen haben muß, diese Deutschen waren allesamt Waffenschmiede und mußten dort industriell Waffen für die Mongolischen Armeen anfertigen.

Er traf auch eine aus Metz in Lothringen stammende Frau dort an, die zur Zeit des Mongoleneinfalls in Ungarn unterwegs gewesen war und die nun eine Dienerin von Möngke Khans Tochter war, ebenso berichtet er zum Beispiel von einem Goldschmied namens Lorenz Buchier aus Paris mitsamt seiner französischen Frau und den Sohn eines Engländers der ihn Böhmen erbeutet worden war und einer Kumanin aus Ungarn. All diese Menschen sind dauerhaft im Osten verblieben, weil der folgende Bruderkrieg unter den Mongolen die Heimkehr in den Westen unmöglich machte, daher haben sie sich mit den Einheimischen vermischt. Wegen dem enormen Kultur- und Wissensaustausch den die Mongolen damit herbeiführten, blühte auf beiden Enden Asiens die Technologie und Wissenschaft auf, vor allem aber gelangte zu dieser Zeit vermutlich durch die Mongolen die Kenntnis des Schwarzpulvers nach Westen, eine absolut entscheidende Sache für die weitere Geschichte Europas und der Welt.
 
Hm...das verwundert mich etwas...woher kommen dann solche Gesichtszüge wie z.B. Günter Becksteins???*g*
 
Zum Teil haben sich die Mongolen in Nahost niedergelassen. Allerdings haben sie sich auch mit der örtlichen Bevölkerung vermischt. Gezielt mongolische Stadtgründungen erfolgten auch dort nicht. Siehe später auch Timuriden in Persien etc, z.B.
 
hyokkose schrieb:
Vielleicht aus der Nähe von Stuttgart?
Das glaub ich kaum. Günter Beckstein dürfte ein waschechter Bayer sein. Aber es gibt ernsthaft auch in Schwaben Leute, die asiatisch anmuten.
Natürlich gibt es da noch die Awaren und Hunnen, wie mir zugetragen wurde, aber ob sich die in Süddeutschland niedergelassen haben:rolleyes: ?
 
Beckstein ist ein Franke!

Nein, mal im Ernst: Die Leute sehen nun mal alle verschieden aus, wir sind ja keine Klone. Die meisten Merkmale sind weltweit verteilt, und nicht jeder, der eine ein bißchen ausgeprägtere Augenlidfalte hat, muß deswegen asiatische Vorfahren haben.
 
Laut schweizer Sagen haben sich tatsächlich ein paar Hunnen beim Rückzug in einigen Tälern verschanzt.
 
askan schrieb:
Laut schweizer Sagen haben sich tatsächlich ein paar Hunnen beim Rückzug in einigen Tälern verschanzt.
Jetzt muß ich mir aber echt eine neue Verschwörungstheorie verkneifen...

Von den Hunnen könnten schon ein paar in Mitteleuropa hängengeblieben sein - wobei die "Hunnen" in Europa zu einem beträchtlichen Teil aus Germanen bestanden.

Die europäischen Awaren wurden seßhaft und haben sich im Lauf der Zeit assimiliert.

Und was die ursprüngliche Frage nach den Mongolen betrifft, die hat bereits Quintus Fabius in gewohnter Gründlichkeit beantwortet.
 
Zitat:"Jetzt muß ich mir aber echt eine neue Verschwörungstheorie verkneifen... "

Tz!!!
Ich rede hier von Ortsagen über Hunnensteine und Hunnenburgen die in alten Sagenbüchern stehen.
 
Die gibt es in Deutschland auch, zum Beispiel werden so auch Megalithanlagen genannt, unter anderem oder Festungsanlagen aus der Bronzezeit, die daher sicher nicht von den Hunnen errichtet worden sein können.

Der Name Hunnen leitet sich in dem Fall aber meines Wissens nach gar nicht von den Hunnen sondern vom Begriff Hüne/Hünen ab, für besonders großgewachsene Menschen oder Riesen.
 
Quintus Fabius schrieb:
Der Name Hunnen leitet sich in dem Fall aber meines Wissens nach gar nicht von den Hunnen sondern vom Begriff Hüne/Hünen ab, für besonders großgewachsene Menschen oder Riesen.
Es ist genau umgekehrt: Das Wort "Hüne" leitet sich von "Hunne" ab. Die Hunnen wurden schon von den Griechen "Unnoi" oder "Chunoi" genannt.
 
ursi schrieb:
Kannst Du mir bitte die Titel dieser Sagen angeben? Danke
Laut einer Schweizer Sage sollen sich im Mittelalter sogar die Sarazenen in den Alpen verschanzt haben, es gibt Hinweise dass sie bis an den Bodensee und St.Gallen kamen, und die Städte St.Moritz und Pontresina (deutet noch im Namen darauf hin) gründeten.
Es gibt wohl noch regional Schweizer die von ihnen abstammen sollen, die Sarazenen waren Moslems die rund um das Mittelmeer Eroberungszüge führten.
Im Schlepptau dieser Leute sollen auch Schwarzafrikaner gewesen sein.
Korsika hat noch einen Sarazenenmohr im Wappen.
 
rolo schrieb:
Laut einer Schweizer Sage sollen sich im Mittelalter sogar die Sarazenen in den Alpen verschanzt haben, es gibt Hinweise dass sie bis an den Bodensee und St.Gallen kamen, und die Städte St.Moritz und Pontresina (deutet noch im Namen darauf hin) gründeten.
Es gibt wohl noch regional Schweizer die von ihnen abstammen sollen, die Sarazenen waren Moslems die rund um das Mittelmeer Eroberungszüge führten.
Im Schlepptau dieser Leute sollen auch Schwarzafrikaner gewesen sein.
Korsika hat noch einen Sarazenenmohr im Wappen.

Das mit den Sarazenen stimmt, hatten wir hier schon, siehe hier:

http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=11274&postcount=8
 
Jetzt hab ich doch noch eine mongolische Siedlung vergessen, die die Mongolen in Europa errichtet haben ! Wenn auch nur knapp in Europa!

Wie konnt ich sie nur vergessen, nach der Eroberung Russlands errichtete Batu Khan die Siedlung und Stadt Sarai an der Wolga, die künftige Hauptstadt der Goldenen Horde. Wie Karakorum war das Anfangs mehr eine Zeltstadt, deren Mittelpunkt aber von Anfang an ein fester Palast war. Bei der Rückkehr aus Ungarn wurden dann im großen Stil Häuser errichtet und eine richtige Stadt, ohne Befestigungsanlagen errichtet. Und da das eigentliche Sarai auf dem linken Wolgaufer und einer Flussinsel lag, ist es eine Stadtgründung der Mongolen in Europa (gerade noch)

Sarai blieb die Hauptstadt der Goldenen Horde, bis diese durch den Verlauf der Zeit und den Aufstieg der Russen unter der Führung der Stadtstaaten Twer und Rjasan ziemlich geschwächt wurde. Dazu geriet die Goldene Horde am Ende ihrer Zeit in einen Bürgerkrieg, in dem sich zwei Thronanwärter um die Macht stritten, zeitgleich wurde sie von den Russen im Westen und von der Weißen Horde im Osten unter Führung von Toktamish Khan. Dieser eroberte dann die Gebiete der Goldenen Horde und übernahm deren Armeen und schlug auch in der Folge gleich die Russen. Im Süden hatte sich derweilen Tamerlan durchgesetzt, dieser blickte mit Sorge auf den rasenden Machtzuwachs Toktamishs, der ihm schnell und sicher gefährlich wurde, also entschloß er sich zum Präventivkrieg und griff die Mongolen im Norden an. In diesem extrem blutigen Bruderkrieg wurden die Mongolen der Weißen Horde von Tamerlan vollständig vernichtet und Tamerlan zerstörte dabei auch die Stadt Sarai so vollständig, dass sie aufgegeben wurde.

Die anderen Städte der auf diesen Zusammenbruch der mongolischen Herrschaft in Russland folgenden Tataren Khanate, wie Astrachan oder Kasan wurden aber nicht von Mongolen errichtet, sondern von den Kiptschaken oder sie waren schon älter.

Dazu ein Text den ich in einem anderen Forum schon einmal geschrieben habe (gibt es aber nicht mehr sonst würde ich einen Link setzen)

Mit dem Tod von Ögedei 1241 zerfiel dann die Führung des westlichen Feldzuges in mehrere Lager und dieser mußte Deshalb!!abgebrochen werden, bis die Frage der Nachfolge und die Machtverhältnisse wieder geklärt wurden. Die Mutter von Kuyuk, Turakina hatte derweilen all die alten Führer aus Dschingis Zeiten verdrängt (sogar den alten Yelui, der immer noch lebte) und durch ihre Günstlinge ersetzt. Daher sah Batu keine Chance selber Kagan zu werden und schickte seinen Bruder Orda zur Vertretung seiner Interessen auf den kuriltai. Das zeigt doch, dass er ihm in gewissen Maßen vertraut haben muß bzw. das Verhältnis überhaupt recht gut gewesen sein muß.

Batu und Orda bekamen dann die Herrschaft über die westlichen Gebiete zugesprochen und teilten sie dann untereinander auf. Orda erhielt die Gebiete um und hinter dem Ural, ganz Westsibirien und Nordkasachstan und er begründete dann dort die Herrschaft der Weissen Horde. Er wurde also auch Khan! Nur dem Recht nach waren beide, Batu und Orda dem Kagan unterstellt, in Wahrheit waren sie souveräne Herscher eigener Staaten, wenn auch sehr eng miteinander verbündet. Batu Khan starb dann schon 1255 und sein Sohn ebenfalls 2 Jahre später, so daß Berke ein anderer Bruder Batus die Herrschaft übernahm.

Die Gebiete der Weissen Horde waren im Vergleich recht abgelegen und hatten als Gegner nur das Khanat Tschagathai im Süden und Südosten. Daher wurde dieses Khanat von den Wirren der nächsten Jahre erstmal weitgehend verschont und nach dem Tode Ordas 1266 folgte sein Sohn auf den Thron. Berke dagegen wurde der erste mongolische Moslem! auf den Thron und nach seinem Tod im gleichen Jahr wurde die Goldene Horde unter der Führung des Beraters ihres Khans Möngke-Timur, Nogai Chan vom Rest des Mongolenreiches de facot völlig unabhängig, während die Weisse Horde zu beiden Seiten den Kontakt aufrecht erhielt. Auch assimilierte sich die Mongolen der Goldenen Horde vollständig mit den Kiptschaken und z.T. auch mit den Russen, während die Mongolen der weißen Horde unter sich blieben. Beide Staaten standen in Konkurrenz zu den Khanaten südlich von ihnen in Zentralasien und Persien.

Die Weisse Horde spielte dann in der mitte und zweiten Hälfte des 14 Jahrh wieder eine größere Rolle. Dort herschte dann Urus Khan, ein dirkter Nachfahre Ordas, und dieser begann mit der Eroberung der Gebiete der Goldenen Horde, die sich wegen Bürgerkriegen im Niedergang befand. Als deren letzter bedeutsamer Khan, Usbeg 1341 starb, sah sich dieser Staat einem permanenten zweifrontenkrieg gegen die Russen im Westen und die Weisse Horde im Osten ausgesetzt. 1359 starb die Linie Batus aus und Mamai Khan versuchte die Herrschaft über die Goldene Horde an sich zu reißen, genau zu diesem Zeitpunkt, als sich verschiedene Mongolen um die Herrschaft stritten, griffen die Russen an und schlugen die Truppen der Goldenen Horde am 8. September 1380 bei Kulikowa Polje vernichtend.
Das gelang den Russen, weil zugleich die Armeen der Weißen Horde eingefallen waren. Dort hatte inzwischen der Sohn von Urus Khan, Toktamisch Khan die Macht übernommen und dieser Toktamisch war einer der letzten (rein) mongolischen wirklich großen Militärführer. Er verbündete sich mit dem gerade ebenfalls aufsteigenden Khan von Turkestan und Usbekistan, Tamerlan (=Timur Lenk) um den Rücken frei zu haben und begann mit der Eroberung erstmal bis zur Wolga und bis zum Aralsee. Dann nahm er Astrachan ein und 1378 auch die Hauptstadt der Goldenen Horde, Sarai.

Dann eroberte er die an die Russen verlorenen Gebiete 1381 zurück und Schlug die Russen mehrmals vernichtend. Mamai Khan hatte derweilen die letzten Truppen der Goldenen Horde wieder gesammelt und stellte sich am Kalka Fluß!!! den Truppen Toktamischs, und wurde ebenso besiegt. Er floh in den genuesischen Hafen Kaffa am Schwarzen Meer und wurde dort von den Genuesern auf Geheiß Toktamischs ermordet.
Derweilen stieg auch die Macht Tamerlans ununterbrochen aufwärts und seine Armee verheerten und zerstörten ganz Vorderasien. Mit Sorge sah er, wie die Macht Toktamischs während dessen geradezu rasend!!! schnell anwuchs. Dieser eroberte währenddessen den gesamten Kaukasus und Transoxanien und drang tief nach Rußland vor. Tamerlan entschloß sich daher zum Krieg gegen die Weisse Horde und marschierte östlich des Kaspischen Meeres nach Norden zur Wolga und zum Ural. Am Fluß Kandurtscha besiegte er erstmals eine Armee Toktamischs 1391, wenn auch recht mühsam. Bis 1395 tobte der Krieg weiter, erst dann gelang es Tamerlan, die Heere der Weissen Horde in der Entscheidungsschlacht am Terek zu vernichten. Beinahe wäre es Toktamisch Khan dabei gelungen, Tamerlan in der Schlacht zu töten, er konnte zudem, wenn auch ohne Truppen entkommen und floh nach Sibirien.
Tamerlan zerstörte in dieser Zeit die Gebiete der Goldenen Horde so nachhaltig und gründlich, und brachte derart viele (Halb)Mongolen und Kiptschaken um, dass die bisher dort stabile und mächtige mongolische Herrschaft für immer zusammenbrach. Die Russen allein hätten nämlich die Goldene Horde, oder die Weisse Horde in ihrer Nachfolge nicht besiegen können, so wäre dieser mongolische Staat in die Neuzeit weiterbestanden und Russland wäre nie zu einem Großreich geworden.

Toktamisch starb 1406 im sibirischen Exil, er wurde von dem Sibirischen Stammesfürsten Schadibek aus nichtigen Gründen ermordet. Auf die Reste seiner Herrschaft ging dann dort das Khanat Sibir zurück, daß dem Land den Namen geben sollte. Mit seinem Tode endete dann auch die Linie Ordas. Gerade in dem ehemaligen Gebiet der Weißen Horde lebten aber jene mongolischen Stämme, die dann in der Folge nach dem Tode Tamerlans am 18 Februar 1405 als Westmongolen die Geschichte Zentralasiens weiter entscheidend bestimmen sollten.
 
Ich überlege gerade.
Goldene Horde mit der Hauptstadt Sarai,........die heutige russische Stadt Saratov an der Wolga, der Name stammt aus einer türk.sprache und soll heissen "goldener Hügel.
Hat das etwas mit der G.Horde zu tun?
 
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