Valmy

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In einem Zeitungsartikel (http://www.stattweb.de/files/civil/Doku20171007ph.pdf) bin ich über folgende Passage gestolpert:

" So heißt es etwa in einem am 28. Februar 1942 von Speidel verfassten Bericht für das Oberkommando der Wehrmacht: »In Rouen wurden umfangreiche Razzien gegen Kommunisten und Juden durchgeführt, die zu zahlreichen Verhaftungen führten. In Zusammenhang mit den Maßnahmen (…) wurde für das gesamte besetzte Gebiet die Überführung von 1.000 Kommunisten und Juden in deutsche Haft angeordnet. Diese sind zur Deportation nach dem Osten bereitgestellt.«"

Bei Rouen fällt mir doch gleich HSSPF Oberg ein (wobei das wohl später war).

Gesucht habe ich danach auf Grund de Gaulles Widerstand gegen Speidel als COMLANDCENT Commander Allied Land Forces Central Europe, welcher 1963 zur Abberufung Speidels führte.
Ursache für de Gaulles unversöhnliche Haltung gegenüber der Personalie Speidel soll Speidels Rolle als Chef des Kommandostabes beim Militärbefehlshaber Frankreich, genauer seine Rolle bei der Verfolgung der Resistance und der Juden, gewesen sein.

Dazu habe ich Fragen.
Zum einen: Kann jemand diesen Bericht von 28.Februar 1942 verifizieren?
Ansonsten: Gibt es neuere Erkenntnisse zu Speidels Rolle während des zweiten Weltkrieges? Seine Rolle bis März 1942 in Frankreich?
 
Der Bericht kann nur insoweit nachverfolgt werden:

Am 14. Juni 1940 wurde er Chef des Generalstabes beim Militärbefehlshaber in Paris und am 1. August 1940 Chef des Generalstabes beim Militärbefehlshaber in Frankreich. Als solcher ist er mitschuldig an der Errichtung des grausamen Terrorregimes in Frankreich und an zahlreichen Verbrechen an der französischen Zivilbevölkerung. Die Ergebnisse dieser verbrecherischen Tätigkeit faßte Speidel in seinen Meldungen über „Stimmung und innere Sicherheit“ zusammen, in denen er über die barbarischen „Sühnemaßnahmen“ unter seiner Aufsicht gegen die französische Zivilbevölkerung berichtete.

So heißt es in seinem am 28. Februar 1942 verfaßten Lagebericht an den Kriegsverbrecher Keitel:

„Folgende Sühnemaßnahmen wurden in der Berichtszeit befohlen: 100 Kommunisten und Juden wurden nach Compiegne zwecks Deportation nach dem Osten überführt.

In Rouen wurden umfangreiche Razzien auf Kommunisten und Juden durchgeführt, die zu zahlreichen Verhaftungen führten. In Zusammenhang mit den Maßnahmen … wurde für das gesamte besetzte Gebiet die Überführung von 1000 Kommunisten und Juden in deutsche Halt angeordnet. Diese sind zur Deportation nach dem Osten bereitgestellt.“


BRAUNBUCH Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Westberlin,
zB 3. Aufl., 1968, S. 278.

Kein weiterer Beleg.

Wenn man das prüfen will, KANN der Bericht als Anlage in in den Monatsberichten des Militärbefehlshabers Frrankreich enthalten gewesen sein. Dessen Berichte datieren 31.1. (Dez41/Jan42) und 31.3. (Feb42/Mrz42). Für Feb/Mrz findet man folgenden Eintrag:

Deportation v.[on] Juden n.[ach] d.[em] Osten
Die als Sühnemassnahme angeordnete Deportierung von Juden zur Arbeit in den Osten ist am 28.3. [sic!][112] durch die Deportierung von zunächst 1100 Juden[113] erstmalig durchgeführt. Die zur Deportation bestimmten Juden werden in einem dem Polizeihaftlager Compiègne angegliederten Judenlager unter deutscher Bewachung für das gesamte besetzte Gebiet konzentriert. Die übrigen Judenlager stehen unter franz. Bewachung.


Den Bericht gibt es auch online.
Lagebericht Februar - März 1942 (MBF) AN, AJ 40/444 Der Militärbefehlshaber in Frankreich

Nach dem Inhalt ist plausibel, dass ein solcher Bericht als Anlage verfasst worden sein könnte.
 
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