Hat Troia als die Hauptstadt von Wilusa zum Hethiterreich gehört?

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Gast
Frage von Heinz :

Hat Troia als die Hauptstadt von Wilusa zum Hethiterreich gehört?

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Antwort von Maxherbert :

guten tag lieber heinz.
guten tag liebe freunde,
troja gehörte nicht zum hethiterreich. beide völker haben wohl eine lange zeit paralell existiert. die kultur von hatti können wir wohl von 3000 bis etwa 2000 als sicher annehmen. die trojanische kultur, in ihren aspekten teilweise eher dem agyptischen zugeneigt wohl von 3000 bis 1800.
die aktuell in troja arbeitenden archäologen setzen heute wilusa mit troja gleich. wir alle kennen noch aus homers "ilias" troja als die stadt "ilios". heute kennen wir auch die aussprache dieses wortes in mykenischer mundart, welche da lautet "wilios", das ist es kein sprachlicher großer schritt mehr hin zum " wilusa" aus hethischen berichten.
es schwelt ja immer noch ein gelehrtenstreit um die identität dieser begriffe auf den wir hier nicht weiter einzugehen brauchen.
der streit scheint entschieden durch die grabungen von wilhelm dörpfeld und carl belger, beide bestätigen die hypothese, daß es sich bei troja um ilios oder eben um wilusa handelt.
frank stark hat durch weitere entschlüsselungen von linear b tontafeln im jahre 1996 diese lokalierung ebenfalls bestätigt. darüber hinaus gelang david hawkins im jahre 1997 die grundlegende übersetzung der "karabel-inschrift" und hat damit den vorgetragenen befund weiterhin gefestigt.
wir können also nach den bisherig vorliegenden grabungsergebnissen durchaus davon ausgehen, daß troja mit dem großen handelszentrum wilusa aus den hethitischen berichten identisch ist.
mit allerfreundlichstem gruß
max

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Dankeschön von Heinz :

Vielen Dank Maxherbert,
ich habe gerade das Heft G/Geschichte, Ausgabe 8/2003, vor mir liegen. Danach war Wilusa-Troia-Ilion mindestens ein Vasall, wenn nicht sogar ein Teilfürstentum des Hethiterreiches gewesen (s. Seite 36 des Heftes).
Eins scheint aber sicher zu sein, Troia war bis zum Seevölkersturm, der um 1200 v. Chr. das Hethiterreich, die Mykenische Hochkultur und anscheinend auch Kreta vernichteten, keine griechische Stadt.
Eine Frage noch an Dich, was weißt Du über die Seevölker? Wo kamen sie her?

Noch einen schönen, vielleicht nicht so heißen Sonntag
Heinz

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Antwort von Maxherbert :

einen weiteren schönen guten abend
heinz und auch alle freunde,

das von dir geschilderte geschichtsheft kenne ich nun nicht.
ob es sich um fachliteratur oder um eine populärwissenschaftliche schrift handelt möchte ich nicht beurteilen. falls im text literaturhinweise angegeben sein sollten, dann bitte ich dich mir dieses mitzuteilen. der gesamtkomplex veröffentlichter literatur zu diesem thema ist sicher nicht zu überschauen.
wann immer wir im detail zu troja sprechen, müssen wir sicherlich auch den zeitpunkt angeben, ist die zeitspanne doch über 2000 jahre lang, in deren verlauf unterschiedlichste gegebenheiten berücksichtigt werden sollten.
troja als anatolische kultur, hat griechische oder mykenische einflüsse nur in nuancen zu verschiedenen zeiten absorbieren können.
es gibt in der fachliteratur nach meiner kenntnis, nicht einen einzigen beweis dafür, daß troja zu irgend einer zeit als vasalle oder sogar als teilfürstentum einer anderen macht fungiert hat.
nun gibt es da den fund eines siegels lawierischer herkunft, dabei handelt es sich um einen hethitischen stamm.
der befund ist bisher unklar und soll aus dem jahre 1200 v.chr.stammen. ob sich daraus weitere wichtige schlüsse ziehen lassen ist nach derzeitigem kenntnisstand sicherlich sehr umstritten.

zur herkunft der seevölker können wir gerne diskutieren, gab es da im forum nicht bereits einmal eine diskussion?
doch eine präzise aussage zur herkunft läß sich nach dem derzeitigem wissensstand nicht machen.
mit allerbestem gruß max



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Dankeschön von Heinz :

Hallo Maxherbert,
es ist sehr bedauerlich, dass Du über die Herkunft der Seevölker nichts sagen kannst.
Ich habe ein Interview des Geschichtsheftes mit Prof.Dr.Latacz,der 1934 in Kattowitz geboren wurde, Altertumswissenschaften in Halle/S, an der FU Berlin und in Hamburg studierte und an den Unis Würzburg und Mainz lehrte. Er hatte von 1981 bis 2002 den Lehrstuhl für Griechische Philologie an der Uni Basel inne. Er ist Mitarbeiter von Prof. Korfmann, der ab 1988 90 Tage im Jahr in Troia ausgräbt.
Es geht hauptsächlich um Troia VI/VIIa und um die Zeit von 1500 bis 1200 v. Chr. Prof. Latacz bedauert es sehr, dass durch die Seevölker, welche die Gegend um 1200 heimgesucht haben ähnliche Schätze, wie Schliemans Schatz in TroiaII nicht zu finden waren. Aber es wurden bei Hatusa 10000 Tontafeln gefunden, die sich u.a. auch mit Wilusa beschäftigen.

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Frage von geschichtetina :

Hallo!
Ich habe für die nächsten Tage an einem Geschichts-KV über Troja auf und würde mich über dahingehende Informationen sehr freuen!!
*antikes Troja
*aber nicht Schliemann und die Sagen über Troja

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Antwort von Heinz :

Hallo gechichtetina,
schau bitte einfach nach oben.

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Antwort von Mercy :

Wenn Troja - dann:
http://www.uni-tuebingen.de/troia/deu/index.html

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Dankeschön von Heinz :

Toll, Mercy.
 
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