Hausarbeitsthema "Militärische Gesellschaft u. Methodologie der Kriegführung"

Holger 2

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Hallo Forum,

ich habe ein Problem mit der Suche nach einem geeigneten Thema für eine 20seitige Hausarbeit zur Periode „Frühe Neuzeit“.

Als Referatsthema habe ich „Militärische Gesellschaft und Methodologie der Kriegführung“. Nun bietet es sich an, aufgrund der Breite des Themas für ein Referat eine Überblicksdarstellung zu machen und über den sozialgeschichtlichen Zugang die Militärische Gesellschaft zu erfassen. Methodologie der Kriegsführung ist auch nicht das Problem.

Zur Diskussion könnte man stellen, ob die von Michael Roberts vertretene These von der militärischen Revolution gar keine Revolution ist, sondern eher eine langfristige Entwicklung, die bis ins 15. Jh. zurückreicht. So sieht Geoffrey Parker das jedenfalls.

Mein Problem: Ich muss für das Seminar, welches ein Blockseminar wird, zusätzlich zum Referat eine Hausarbeit schreiben, die vor Anfang des Blockseminars, Ende August, fertiggestellt sein muss.

Mir will zu diesem Thema kein sinnvoller Untersuchungsgegenstand mit passender Fragestellung einfallen. In knapp zwei Wochen muss ich dem Prof. einen Vorschlag unterbreiten. Mein erster Gedanke war, das Verhältnis zwischen bewaffneter Macht und Troß zu untersuchen, oder die Belastungen der Zivilbevölkerung im Rahmen des frühneuzeitlichen Einquartierungswesens zu thematisieren.
Ich habe aber das Gefühl, nicht hinreichend wissenschaftliche Literatur zu dem Thema gefunden zu haben, auf die ich mich stützen könnte.

Kann jemand von euch das beurteilen, ob es zum Thema „frühneuzeitliches Einquartierungswesen“ oder „Verhältnis zwischen bewaffneter Macht und Troß“ ausreichend Literatur für eine Hausarbeit gibt? Oder eignen sich diese Themen nicht für eine max. 20seitige Hausarbeit?

Meine bisherigen Literatur-Funde:

• Burschel, Peter, Söldner im Nordwestdeutschland des 16. und 17. Jahrhunderts, Göttingen 1994. (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Bd.113).
• Durchhardt, Heinz, Europa am Vorabend der Moderne 1650-1800, in: Blickle, Peter (Hrsg.),Handbuch der Geschichte Europas, Band 6, Stuttgart,2003.
• Kroener, Bernhard R./ Pröve, Ralf (Hg.), Krieg und Frieden. Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit, Paderborn 1996.
• Münch, Paul, Das Jahrhundert des Zwiespalts, Deutsche Geschichte 1600-1700, Stuttgart, 1999.
• Parker, Geoffrey, Die militärische Revolution. Die Kriegskunst und der Aufstieg des Westens 1500-1800, Frankfurt/Main, New York 1990 (engl. 1988).
• Vogler, Günther, Europas Aufbruch in die Neuzeit, 1500 – 1650, in: Blickle, Peter (Hrsg.), Handbuch der Geschichte Europas, Band 5, Stuttgart, 2003.
• Pröve, Ralf, Klio in Uniform? Probleme und Perspektiven einer modernen Militärgeschichte der frühen Neuzeit. Köln, 1997.

Ich habe gedacht, ich frage mal in die Runde. Ich bin momentan im Hausarbeiten-Stress und frühe Neuzeit ist nicht unbedingt mein Steckenpferd. Vielen Dank für eure Zeit, ich hoffe, ihr könnt mir ein wenig auf die Sprünge helfen. Über eine erhellende Antwort würde ich mich sehr freuen.

Beste Grüße,
Holger 2
 
Generell gibt es massig an Literatur zum Thema Dreißigjähriger Krieg. Ich weiß ja nicht, welchen Umfang eine Überblicksdarstellung haben darf. Ich kann mir nur vorstellen, dass Du Dir mit einer Gesamtdarstellung keinen Gefallen tätest, weil das Thema nunmal, wie Du richtig erwogen hast, vielzu vielschichtig ist. Praktisch jede Phase hat eigene Anlässe und Ursachen.

Das Verhältnis von Tross zu Militär ist sicherlich höchst interessant. Ob man da wirklich erschöpfend Material findet, um bspw. eine Entwicklung, d.h. sich wandelnde Tendenzen durch den Krieg festzustellen, kann ich leider nicht sagen. Meines Erachtens gibt es das meiste Material zur Schwedische Phase.

Ich denke auch nicht, dass der Dreißigjährige eine Revolution in der Kriegsführung bedeutete. Manchmal ist von weitaus größeren Heeren als zuvor die Rede. Wenn man sich dann aber die Schlachten, wo man belastbare Zahlen hat, anschaut, sind diese insgesamt nicht so viel größer als die großen Schlachten der Französischen Religionskriege oder des 80-jährigen Krieges. Gerade die Militärtechnik sehe ich eher in einem Fluss. Man darf da ja auch nicht vergessen, dass es sich um 30 Jahre handelt. Auch ohne den 30-jährigen mag innerhalb einer solchen Zeitspanne eine ähnliche Weiterentwicklung der Taktik wie hin zur schwedischen unter Gustav Adolf möglich gewesen sein.

Sehr ergiebig sind die Schriftquellen aus der Zeit, egal ob die Tagebücher von Prinz Christian von Anhalt oder auf der anderen Seite das von Hagendorf, dann erst die Briefe von Feldherren auch zur Selbstrechtfertigung.

Ich würde an Deiner Stelle etwas zum Thema Tross und Kombattanten oder auch Soldaten und ihre Frauen machen. Wie lebten bspw. die einfachen Soldatenfrauen im Vergleich zu den Ehefrauen der höheren Offiziere im Felde?
 
Ja, herzlichen Dank für die schnelle Antwort und den guten Tipp.

Die Idee eines Vergleiches zwischen dem Leben einfacher Soldatenfrauen und den Ehefrauen höherer Offiziere finde ich sehr spannend, mit einer offen Fragestellung könnte man das sicherlich methodologisch sauber untersuchen.

Allerdings bleibt die Frage nach Sekundärliteratur. Ich habe mit Sicherheit nur einen Bruchteil der einschlägigen Literatur zum Themenfeld "Dreißigjähriger Krieg" gelesen, dennoch hab ich zum Thema „Troß“ allenfalls bei Burschel was darüber gefunden.
Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern speziell etwas über das Leben von Soldatenfrauen gelesen zu haben. Wenn du mir da noch mit dem einen oder anderen Literaturhinweis helfen könntest…
 
Ja, herzlichen Dank für die schnelle Antwort und den guten Tipp.

Die Idee eines Vergleiches zwischen dem Leben einfacher Soldatenfrauen und den Ehefrauen höherer Offiziere finde ich sehr spannend, mit einer offen Fragestellung könnte man das sicherlich methodologisch sauber untersuchen.

Allerdings bleibt die Frage nach Sekundärliteratur. Ich habe mit Sicherheit nur einen Bruchteil der einschlägigen Literatur zum Themenfeld "Dreißigjähriger Krieg" gelesen, dennoch hab ich zum Thema „Troß“ allenfalls bei Burschel was darüber gefunden.
Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern speziell etwas über das Leben von Soldatenfrauen gelesen zu haben. Wenn du mir da noch mit dem einen oder anderen Literaturhinweis helfen könntest…

Dazu gibt es aber doch auch ein paar nette Quellen: Grimmelshausens Simplicissimus z.B. oder das in jeder Doku verwurstete Tagebuch des Peter Hagendorf.
 
Okay, werde ich mir mal anschauen. Danke. Wenn jemand noch weitere Quellen oder Sekundärliteratur zu diesem Thema kennt, gerne mitteilen.
 
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Dazu gibt es aber doch auch ein paar nette Quellen: Grimmelshausens Simplicissimus z.B. oder das in jeder Doku verwurstete Tagebuch des Peter Hagendorf.
Beim Hagendorf liegt es für mich auf der Hand, aber beim "Simplicissimus" kann ich mich momentan nicht an so tiefgreifend interessante Passagen zu den Soldatenfrauen und Tross erinnern. Ich habe aber auch nur mal eine gekürzte Fassung von Reclam gelesen. Meinst Du vielleicht das 7. Buch:
Trutz Simplex ? Wikipedia ? Das gehört ja, muss man vielleicht dazu erwähnen, nicht direkt zum berühmten Roman "Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch" - ist natürlich aber mit demselben verbandelt durch den Zyklus.

Zu den Frauen von Offizieren und Feldherren erfährt man vielleicht auch was, wenn man sich durch die Biographien der Ehemänner wühlt. Leider bin ich da nicht so arg drin, dass ich dazu was genaueres sagen könnte. Ich vermag mich aber daran zu erinnern, dass bspw. die dritte Gemahlin des berühmten Feldherren Banér, die er 1640 ehelichte, sich allerdings weigerte, ihm ins Feld zu folgen. Sie war aber auch immerhin eine Prinzessin aus dem Hause Baden-Durlach.
 
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Die Idee eines Vergleiches zwischen dem Leben einfacher Soldatenfrauen und den Ehefrauen höherer Offiziere finde ich sehr spannend, mit einer offen Fragestellung könnte man das sicherlich methodologisch sauber untersuchen.
Dann solltest du dir unbedingt mal "Soldatenfrauen in Preußen" von Beate Engelen anschauen:
B. Engelen, Soldatenfrauen in Preußen (Benjamin Marschke) — perspectivia.net
Der Schwerpunkt liegt zwar auf dem 18. Jahrhundert, aber da lässt sich sicher auch für deinen Zeitraum Gewinn draus ziehen.

Simplicissimus wäre mir persönlich zu ausgelutscht. Folgendes Projekt bietet Alternativen: Der Dreißigjährige Krieg in Selbstzeugnissen, Chroniken und Berichten:
Das Projekt | 30-jähriger Krieg

Weitere Links zu Quellen und Literatur gibts auf der Website des Arbeitskreises Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit:
Arbeitskreis Militär und Gesellschaft in der frühen Neuzeit - Dreißigjähriger Krieg online


1636 – ihre letzte Schlacht Ausstellung – 1636
Ich habe jetzt das Buch nicht zu Hand, aber da wird es sicher Querverweise geben. Es ist ja eine Zusammenarbeit verschiedener Wissenschaftler.
Der Katalog bietet für eine geschlechtergeschichtliche Fragestellung übrigens einen netten Anknüpfungspunkt: Beim Fund von Fingerhüten wird automatisch auf Besitzerinnen geschlossen (S. 106), jedoch sind im Bereich der Bekleidungs-/Uniformherstellung im 18. Jahrhundert neben Soldatenfrauen sehr häufig auch die Soldaten selbst tätig. Gibt es womöglich Schriftquellen, die Schlüsse zum Verhältnis von Soldaten zum Nähen während des 30-jährigen Krieges ermöglichen? Hat an diesem Punkt bis zum 18. Jahrhundert ein Wandel stattgefunden oder ist die Annahme, dass ein Fingerhut zu einer Näherin gehört so nicht haltbar?
 
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Hallo AnDro,

Der Literaturhinweis auf Beate Engelen, Soldatenfrauen in Preußen. Eine Strukturanalyse der Garnisonsgesellschaft im späten 17. und im 18. Jahrhundert, Münster (LIT) 2005 ist nach erster Sichtung des Inhaltsverzeichnisses "Gold wert". Auf der Website des Arbeitskreises Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit hatte ich mich auch schon umgesehen und einiges gefunden, was ich für die Hausarbeit nutzen kann, jedenfalls glaube ich das zum jetzigen Zeitpunkt.
Vielen Dank für die Hinweise.

Den Ansatz "Verhältnis von Soldaten zum Nähen während des 30-jährigen Krieges" finde ich persönlich ein wenig zu speziell um ihn weiterzuverfolgen.

Ein schönes und erholsames Wochenende wünsche ich.
 
Der Katalog bietet für eine geschlechtergeschichtliche Fragestellung übrigens einen netten Anknüpfungspunkt: Beim Fund von Fingerhüten wird automatisch auf Besitzerinnen geschlossen (S. 106), jedoch sind im Bereich der Bekleidungs-/Uniformherstellung im 18. Jahrhundert neben Soldatenfrauen sehr häufig auch die Soldaten selbst tätig. Gibt es womöglich Schriftquellen, die Schlüsse zum Verhältnis von Soldaten zum Nähen während des 30-jährigen Krieges ermöglichen? Hat an diesem Punkt bis zum 18. Jahrhundert ein Wandel stattgefunden oder ist die Annahme, dass ein Fingerhut zu einer Näherin gehört so nicht haltbar?
Ja, das stimmt schon. Vielleicht gingen sie davon aus, dass Soldaten nicht soweit dachten, dass Fingerhüte die Hände schützen. :grübel: Oder man schlussfolgert aus der großen Zahl an Frauen im Tross, dass deswegen die Männer solche Arbeiten nicht nötig hatten.
 
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