CarnifexUltra
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Interressante Themen deren Zusammenhang kaum Beachtung findet. Weil ich abgesehen von den folgenden nur wenig dazu gelesen hab werde ich mich vornehmlich auf Buchzitate beschränken, so kann sich jeder seine eigene Meinung bilden.
Insofern handelt es sich gewissermaßen um Buchvorstellungen.
Caspar Ursinus Velius (Deutsche Digitale Bibliothek), von Kaiser Maximilian zum poeta laureatus, also (lorbeer)gekrönter Dichter, gekürt, erhebt Kaiser Karl V. in De mirabili victoria Caesarianorum (DDB) gleich Caesar und Augustus in den Götterrang neben Jupiter: Nil flante desperemus aura/Caesaris et Iove tam benigno.
Allegorie auf Karl V. als Weltenherrscher, Francesco Mazzola:
Hobbes Leviathan
Anti-Christ, Stefan Michelspacher, Cabala: Spiegel der Kunst und Natur (Augsburg: David Francke, 1616):
Der Papst als das Tier und die Hure Babylon, ganz im Geiste Luthers, aber hier symbolisiert die Tiara außerdem die alchemische Urmaterie (Saturn) und Michelspachers Tier setzt sich aus vier Elementen zusammen: dem Tier des Ozeans, dem Tier der Erde, dem Drachen der die Jungfrau jagt und der Hure Babylon. Die sechs Sterne repräsentieren die niederen Metalle, der fünfstrahlige Stern die Quintessenz. Die insgesamt sieben Sterne sind eine Anspielung auf Offb 1:20 "Die sieben Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden.", das seinerseits auf die Bedrohung der frühchristlichen Gemeinden durch Rom anspielt. V.W.I.W.V. steht für Unser Wasser ist Wasser Unser.
Insofern handelt es sich gewissermaßen um Buchvorstellungen.
Caspar Ursinus Velius (Deutsche Digitale Bibliothek), von Kaiser Maximilian zum poeta laureatus, also (lorbeer)gekrönter Dichter, gekürt, erhebt Kaiser Karl V. in De mirabili victoria Caesarianorum (DDB) gleich Caesar und Augustus in den Götterrang neben Jupiter: Nil flante desperemus aura/Caesaris et Iove tam benigno.
Natur und Herrschaft - Analysen zur Physik der Macht schrieb:Als ein zweites Beispiel panegyrischer Huldigung Kaiser Karls V. mag das drei Bücher umfassende Epos De adventu Caroli V. imperatoris in Italiam Poemata ad Consalvum Pyretium von Antonio Sebastiano Minturno (DDB) gelten, das die Krönungsreise Karls von Spanien nach Bologna thematisiert. Die Handlung spielt schwerpunktmäßig auf der Götterebene, „die historische Realität wird mit Hilfe eines fast schon überzogenen Götterapparates geradezu ausgeblendet.“ Buch eins enthält ein consilium deorum: Der pater Divum – es ist Jupiter, der zugleich den Christengott darstellt – bereitet die Ankunft Karls vor und schlichtet Streit unter den Göttern.
Buch zwei schildert die unter dem Schutz der Götter stehende Reise Karls nach Italien. Sein künftiges Schicksal wird Karl über eine Vision auf einer Seereise in Buch drei ausgebreitet. Die Krönungszeremonie Karls in Bologna stellt Minturno in Form einer Ekphrasis dar, die sich an Vergils Schildbeschreibung anlehnt:
Dienende Geister des Königs Tybris arbeiten an einem Prachtgewand, das die Reise Karls und seine Doppelkrönung mit der Krone der Lombardei und der Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches entwickelt. Karl wird mit Augustus verglichen:
Ipse sedens alte populis dat iura superbis,/cuncta recognoscit placide missosque piorum/undique legatos audit laetamque per omnem/composito Hesperiam divulgat foedere pacem/indicitque pius formidanda hostibus arma.
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Er, der erhaben sitzt, verleiht den stolzen Völkern Rechte, / Er nimmt ruhig die Versammlung und die Boten der Frommen zur Kenntnis / Er hört die Gesandten aus allen Richtungen und verbreitet Freude überall / bringt Frieden in ganz Hesperien / und verkündet den Feinden Krieg.
[...]
Karl steht nicht nur für ein befriedetes Riesenreich ein, er verkörpert es sprichwörtlich. Neben den Textträgern symbolisieren diese Sinnrichtung nicht zuletzt visuelle Medien: Mit Horst Bredekamp gesprochen wird Karls Körper darin derart mächtig dargestellt, dass er als Kosmosleib die Erde zu er- wie umgreifen imstande ist.
Allegorie auf Karl V. als Weltenherrscher, Francesco Mazzola:
Alterations of State - Sacred Kingship in the English Reformation schrieb:Könige waren in Europa jahrhundertelang heilige Personen, die als gesalbte Stellvertreter des Herrn auf Erden angesehen wurden. Die Kirche und ihre Sakramente galten als heiliger als die Monarchie, doch wurden den mittelalterlichen Herrschern immer noch sakrale, geistliche und sogar wundertätige Kräfte zugeschrieben. Die Krönung wurde von einigen als ein Sakrament angesehen, das einer Weihe gleichkam; der königlichen Berührung wurden heilende Wirkungen zugeschrieben, und die mystische Vorstellung von den zwei Körpern des Königs implizierte, dass das Königtum niemals starb. Außerdem hatten Herrscher von Karl dem Großen bis zu den Habsburgern die kaiserliche Autonomie gegenüber dem Papsttum beansprucht, was zu Spannungen zwischen Königen und Klerikern führte. Die Reformation verschärfte diesen Konflikt, während sie gleichzeitig die älteren Vorstellungen von einem heiligen Königtum erheblich erweiterte und sie gleichzeitig grandioser und problematischer machte. In England wurde der Bruch Heinrichs VIII. mit Rom durch neue Theorien der königlichen Oberhoheit gerechtfertigt, die den König zum Oberhaupt der Kirche und des Klerus sowie zur geistlichen Verkörperung des Reiches machten.
Mit dem Fortschreiten der Reformation wurden sogar die Sakramente selbst eingeschränkt und die Messe abgeschafft. Diese Entwicklungen führten zu dem, was John Bossy eine "Migration des Heiligen" nennt, bei der "die sozial integrativen Kräfte der Hostie" auf die "Rituale der Monarchie und der weltlichen Gemeinschaft" übertragen wurden. Unter den Tudors erlangte die königliche Gegenwart etwas von der ehrfurchtgebietenden Heiligkeit der Realpräsenz Christi in der Eucharistie und drohte sie zeitweise sogar zu ersetzen. Unter Edward wurden die Lettner abmontiert und manchmal durch das königliche Wappen ersetzt, und das Fronleichnamsfest wurde schließlich verdrängt und durch einen Elisabethkult und seine jährlichen königlichen Prozessionen ersetzt. Sowohl die alten als auch die neuen Vorstellungen vom sakralen Königtum riefen immer noch zunehmende Ambivalenz und sogar Feindseligkeit hervor, und die Anfechtungen und Konflikte hielten auch während der Reformation an. "Da der Protestantismus die körperliche Heiligkeit ablehnte", so Paul Kléber Monod in The Power of Kings, "... konnte er leicht mit einem Königtum kollidieren, das den Körper heilig machte." Eifrigere Protestanten hielten die Verehrung der Monarchie für ebenso götzendienerisch wie die Anbetung der Hostie und kritisierten wiederholt die Unzulänglichkeiten der gottgefälligen Herrschaft unter den Tudors. Unter den Stuarts nahm der Widerstand der Puritaner zu, was den Bürgerkrieg anheizte und zur Hinrichtung Karls I. im Jahr 1649 führte. Der Kampf der englischen Reformation um das heilige Königtum wurde durch Königsmord und republikanische Herrschaft kaum gelöst. Zu John Miltons Entsetzen verstärkte das von Karl I. vergossene Blut nur noch die Tendenz Englands zu "einer zivilen Art von Idolatrie in der Vergötterung der Könige". Der König erwies sich nach seinem Tod und seiner Niederlage als beliebter als zu Lebzeiten, was die Unterstützung für die Wiedereinsetzung von Karl II. im Jahr 1660 beflügelte. Dennoch wurden die papistischen Sympathien der Stuarts zunehmend unangenehm, und Jakob II. wurde 1688 abgesetzt. Indem die Glorious Revolution das göttliche Erbrecht in Frage stellte, beschädigte sie die traditionelleren Vorstellungen vom sakralen Königtum ernsthaft und leitete eine neue Ära der konstitutionellen Monarchie ein.
Hobbes Leviathan
Religion und arkane Hierarchie - Der Orden der Gold- und Rosenkreuzer als geheime Kirche im 18. Jahrhundert schrieb:Es war Luther, der als erster das Papsttum mit dem Antichristen identifizierte, und auf dieser Grundlage hatten lutherische Künstler das Haupt der Hure Babylon mit der päpstlichen Tiara gekrönt, wie in der Wittenberger Bibel von 1522 (Offenbarung 17,1-7). Außerdem setzten sie den Papst mit dem Tier aus dem Abgrund gleich (Offenbarung 11,7). Das apokalyptische Standardrepertoire wurde in Luthers unmittelbarem Umfeld von Lucas Cranach in seinen Holzschnitten für die Passion Christi und Antichristi (1521) und für Luthers Septembertestament (1522) geschaffen. Trotz des internationalen und historischen Ansehens von Dürers apokalyptischen Stichen (1498), die in die Wittenberger Bibel (1522) übernommen wurden, entwickelte sich die spätere protestantische Ikonographie nicht nach seinem Vorbild, sondern nach dem von Cranach entwickelt. [...]
Einige paracelsische Alchemisten, insbesondere Heinrich Khunrath (ca. 1560-1605; DDB) und Stefan Michelspacher (aktiv ca. 1615-23; DDB), wurden sowohl von den lutherischen als auch von den katholischen Behörden verfolgt. Khunrath war ein Alchemist aus Sachsen, dem Kernland der Reformation, aber seine theologische Haltung war charakteristisch für die zweite Generation von Protestanten, die der Meinung waren, dass Luthers Werk unvollständig geblieben war und eine weitere religiöse Reform unerlässlich war.
Anti-Christ, Stefan Michelspacher, Cabala: Spiegel der Kunst und Natur (Augsburg: David Francke, 1616):
Der Papst als das Tier und die Hure Babylon, ganz im Geiste Luthers, aber hier symbolisiert die Tiara außerdem die alchemische Urmaterie (Saturn) und Michelspachers Tier setzt sich aus vier Elementen zusammen: dem Tier des Ozeans, dem Tier der Erde, dem Drachen der die Jungfrau jagt und der Hure Babylon. Die sechs Sterne repräsentieren die niederen Metalle, der fünfstrahlige Stern die Quintessenz. Die insgesamt sieben Sterne sind eine Anspielung auf Offb 1:20 "Die sieben Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden.", das seinerseits auf die Bedrohung der frühchristlichen Gemeinden durch Rom anspielt. V.W.I.W.V. steht für Unser Wasser ist Wasser Unser.
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