geschichtsfan07
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Jeder absolutistische Herrscher hatte Minister und Ratgeber, obwohl er (oder sie) die Regierung in der Hand hatte und Entscheidungen traf. Wieviel Anteil daran die leitenden Minister oder Befehlshaber hatten, ist ersteinmal dahin gestellt.
Erinnert man sich an Ludwig XIV. ist der Name seines fleißigen Finanzministers, Jean-Baptist Colbert, nicht weit. Einige Ratgeber seines Urenkels, Ludwig XV.: André-Hercule de Fleury, René de Maupeou, Madame de Pompadour. Findet man die sächsische Geschichte interessant so stolpert man zu erst über den starken August, danach über seinen engsten Berater Jacob Heinrich Graf von Flemming. Beschäftigt man sich mit den österreichischen Habsburgern kommt man an Maria Theresia nicht vorbei. Ein guter Ratgeber, wenn auch mit nicht ganz einfachen Charakterzügen, war ihr Wenzel Anton Graf von Kaunitz-Rietberg. Schaut man weiter Richtung Osten trifft man auf das russische Zarenreich. Unter der Herrschaft Peter des Großen hatte Alexander Menschikow "etwas zu melden". Während der Regierungszeit Katharina II. stand ihr Grigori Potemkin mit Rat und Tat zur Seite. (*zwinker*)
Schauen wir nun nach Preußen, der neuen Großmacht Europas. Das bekannteste Gesicht der Familie der Hohenzollern: Friedrich der Große. Durch zahlreiche Reformen und siegreiche Kriegsführung hat er sich einen Namen gemacht. Doch wer stand ratgebend an seiner Seite? Im militärischen "Bereich" wäre der Generalfeldmarschall Kurt Christoph Graf von Schwerin zu nennen. Aber im zevilen "Gebiet"???
Graf Heinrich IX. j.L. von Reuß-Köstritz
(geb.: 15.9.1711, gest.: 16.9.1780)
Heinrich IX. war der zweitälteste, den Vater überlebende Sohn Heinrich XXIV., dem Begründer der Köstritzer Linie und seiner Gemahlin Eleonore von Promnitz. Im Kindesalter wurde er mit anderen jungen Adligen am Hof seines Vaters erzogen, absolvierte ein Studium der Rechts- und Staatswirtschaften. Nachdem er seine Kavaliersreisen hinter sich hatte, ging er nach Schleßien. Gut für ihn war, dass seine Mutter dort einige Besitztümer hatte. Am Anfang seiner Karriere hatte er ein juristisches Amt in Schleßien inne. Aber die vielzahlige Präsenz seiner und angeheirateter Familien machten ihn am brandenburg-preußischen Hof bekannt. Im Jahr des Amtsantrittes Friedrich II. war der Köstritzer Graf Kammergerichtsrat. Im Jahr seiner Heirat (1743 - mit Amalie geb. Gräfin von Wartensleben-Flodroff (1715-1787)) war er Vicepräsident des königl. preußischen Oberappellationsgerichtes, 1748 Vicepräsident des königl. preußischen Obertribunals, ...
Um die wichtigsten Ämter zu nennen, die Heinrich IX. begleitete, möchte ich eine Textpassage aus dem Buch " Spuren im Land - Aus der Geschichte des apanagierten thüringisch-vogtländischen Adelshauses Reuß-Köstritz" zitieren:" Man findet im "Adress-Calender der Königlich Preußischen Haupt- und Residenzstadt Berlin über die in Berlin wohnhaften Hofbeamten mit Approbation der kgl. Akademie der Wissenschaften" vom Jahr 1773, der streng nach Rang und Namen geordnet wurde, den reußischen Grafen unter No. 1:" Seine Excellenz Hofmarschall und Obermarschall Sr. Majestät des Königs von Preußen und Wirklicher und Geheimer Etats- und Kriegsrat und - Minister, wie Präsident und dirigierender Minister des General-, Oberfinanz-, Kriegs- und Domänen - Directorii, Präsident des königlich preußischen Oberappellationsgerichts, Chef der kgl. preuß. Hauptbanque und Banco - Präsident, Direktor der kurmärkischen Landschaft (die brandenburgische Ständevertretung, Vorläufer eines Parlaments), Vorsitzender des königlich preußischen Collegium Medico Chirurgium und Chef des Obercollegiums Medicum.""
Von 1762-1769 war Heinrich IX. auch königlich preußischer Generalpostmeister und Chef des Postwesens. Somit war der Reuße ranghöchster Hofbeamte, persönlicher Berater des Preußenkönigs.
Als er im Jahre 1780 starb, wurde er mit aller Pracht in der Garnisonskirche in Berlin beigesetzt. Ihm zu Ehren lies man ihm ein Denkmal errichten. Leider steht dieses wie das reußische Winterpalais nicht mehr.
4 seiner 9 Kinder überlebten ihn, seine Frau verstarb sieben Jahre nach seinem Tod.
Passt eigentlich nicht zum Thema, aber geheimhalten will ich es auch nicht:
Schon 1691 lies Graf Heinrich I. j.L. von Reuß-Schleiz riesige Biehöhler für die Brauerei in Köszritz unter der örtlichen Kirche anlegen. Ab 1696 hieß diese besagte Brauerei offiziel Reußische Hofbrauerei Köstritz. Unter der Regierung Fürst Heinrich XLIII. j.L. von Reuß-Köstritz (Neffe von Heinrich IX.) wurde der Grundstein für die heute bekannte Schwarzbierbrauerei gelegt. 1789 wurde ein größzügiges Brauhaus errichtet und zwischen 1800 und 1810 wurden in zahlreichen Städten wie Hamburg oder Berlin Köstritzer Niederlassungen eingerichtet. So wurde das Köstritzer Bier weiter bekannt. 1811 wurde es in 68 Orte versant (auch nach London und Liverpool). Noch heute sieht man das Reußen-Wappen, wenn auch in einfacher Form, auf der Köstritzer Bierflasche. Prost!
Erinnert man sich an Ludwig XIV. ist der Name seines fleißigen Finanzministers, Jean-Baptist Colbert, nicht weit. Einige Ratgeber seines Urenkels, Ludwig XV.: André-Hercule de Fleury, René de Maupeou, Madame de Pompadour. Findet man die sächsische Geschichte interessant so stolpert man zu erst über den starken August, danach über seinen engsten Berater Jacob Heinrich Graf von Flemming. Beschäftigt man sich mit den österreichischen Habsburgern kommt man an Maria Theresia nicht vorbei. Ein guter Ratgeber, wenn auch mit nicht ganz einfachen Charakterzügen, war ihr Wenzel Anton Graf von Kaunitz-Rietberg. Schaut man weiter Richtung Osten trifft man auf das russische Zarenreich. Unter der Herrschaft Peter des Großen hatte Alexander Menschikow "etwas zu melden". Während der Regierungszeit Katharina II. stand ihr Grigori Potemkin mit Rat und Tat zur Seite. (*zwinker*)
Schauen wir nun nach Preußen, der neuen Großmacht Europas. Das bekannteste Gesicht der Familie der Hohenzollern: Friedrich der Große. Durch zahlreiche Reformen und siegreiche Kriegsführung hat er sich einen Namen gemacht. Doch wer stand ratgebend an seiner Seite? Im militärischen "Bereich" wäre der Generalfeldmarschall Kurt Christoph Graf von Schwerin zu nennen. Aber im zevilen "Gebiet"???
Graf Heinrich IX. j.L. von Reuß-Köstritz
(geb.: 15.9.1711, gest.: 16.9.1780)
Heinrich IX. war der zweitälteste, den Vater überlebende Sohn Heinrich XXIV., dem Begründer der Köstritzer Linie und seiner Gemahlin Eleonore von Promnitz. Im Kindesalter wurde er mit anderen jungen Adligen am Hof seines Vaters erzogen, absolvierte ein Studium der Rechts- und Staatswirtschaften. Nachdem er seine Kavaliersreisen hinter sich hatte, ging er nach Schleßien. Gut für ihn war, dass seine Mutter dort einige Besitztümer hatte. Am Anfang seiner Karriere hatte er ein juristisches Amt in Schleßien inne. Aber die vielzahlige Präsenz seiner und angeheirateter Familien machten ihn am brandenburg-preußischen Hof bekannt. Im Jahr des Amtsantrittes Friedrich II. war der Köstritzer Graf Kammergerichtsrat. Im Jahr seiner Heirat (1743 - mit Amalie geb. Gräfin von Wartensleben-Flodroff (1715-1787)) war er Vicepräsident des königl. preußischen Oberappellationsgerichtes, 1748 Vicepräsident des königl. preußischen Obertribunals, ...
Um die wichtigsten Ämter zu nennen, die Heinrich IX. begleitete, möchte ich eine Textpassage aus dem Buch " Spuren im Land - Aus der Geschichte des apanagierten thüringisch-vogtländischen Adelshauses Reuß-Köstritz" zitieren:" Man findet im "Adress-Calender der Königlich Preußischen Haupt- und Residenzstadt Berlin über die in Berlin wohnhaften Hofbeamten mit Approbation der kgl. Akademie der Wissenschaften" vom Jahr 1773, der streng nach Rang und Namen geordnet wurde, den reußischen Grafen unter No. 1:" Seine Excellenz Hofmarschall und Obermarschall Sr. Majestät des Königs von Preußen und Wirklicher und Geheimer Etats- und Kriegsrat und - Minister, wie Präsident und dirigierender Minister des General-, Oberfinanz-, Kriegs- und Domänen - Directorii, Präsident des königlich preußischen Oberappellationsgerichts, Chef der kgl. preuß. Hauptbanque und Banco - Präsident, Direktor der kurmärkischen Landschaft (die brandenburgische Ständevertretung, Vorläufer eines Parlaments), Vorsitzender des königlich preußischen Collegium Medico Chirurgium und Chef des Obercollegiums Medicum.""
Von 1762-1769 war Heinrich IX. auch königlich preußischer Generalpostmeister und Chef des Postwesens. Somit war der Reuße ranghöchster Hofbeamte, persönlicher Berater des Preußenkönigs.
Als er im Jahre 1780 starb, wurde er mit aller Pracht in der Garnisonskirche in Berlin beigesetzt. Ihm zu Ehren lies man ihm ein Denkmal errichten. Leider steht dieses wie das reußische Winterpalais nicht mehr.
4 seiner 9 Kinder überlebten ihn, seine Frau verstarb sieben Jahre nach seinem Tod.
Passt eigentlich nicht zum Thema, aber geheimhalten will ich es auch nicht:
Schon 1691 lies Graf Heinrich I. j.L. von Reuß-Schleiz riesige Biehöhler für die Brauerei in Köszritz unter der örtlichen Kirche anlegen. Ab 1696 hieß diese besagte Brauerei offiziel Reußische Hofbrauerei Köstritz. Unter der Regierung Fürst Heinrich XLIII. j.L. von Reuß-Köstritz (Neffe von Heinrich IX.) wurde der Grundstein für die heute bekannte Schwarzbierbrauerei gelegt. 1789 wurde ein größzügiges Brauhaus errichtet und zwischen 1800 und 1810 wurden in zahlreichen Städten wie Hamburg oder Berlin Köstritzer Niederlassungen eingerichtet. So wurde das Köstritzer Bier weiter bekannt. 1811 wurde es in 68 Orte versant (auch nach London und Liverpool). Noch heute sieht man das Reußen-Wappen, wenn auch in einfacher Form, auf der Köstritzer Bierflasche. Prost!