Heinrich VI. (1165-1197) - Höhepunkt kaiserlicher Macht

Konradin

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Heinrich VI. (Heinrich von Hohenstaufen),
geboren Oktober/November 1165 in Nimwegen,
gestorben am 28.9.1197 in Messina,
zweiter Sohn Friedrich I. Barbarossas, römischen Kaisers.

Juli 1169: in Bamberg zum römischen König gewählt
15.8.1169: in Aachen zum römischen König gekrönt
27.1.1186: in Mailand vom Patriarchen Gottfried von Aquileja gekrönt und vom Vater zum Caesar erhoben
15.4.1191: in Rom von Papst Coelestin III. zum römischen Kaiser gekrönt
25.12.1194: in Palermo zum König von Sizilien gekrönt

Im Lexikon des Mittelalters (Band IV, Seite 2045) heißt es über ihn:
"Heinrich führte das Staufer-Reich auf den Höhepunkt seiner Geltung."

Heinrich VI. ist als grausamster Herrscher des Heiligen Römischen Reiches in die Geschichte eingegangen:
"Niemand weiß, wie die abartige Grausamkeit Heinrichs VI. zu begründen ist, die er nur unvollkommen hinter seiner herrscherlichen Tatkraft und seinem politischen Elan verbergen konnte. Er gehörte durch seine unmenschlichen Charaktereigenschaften zu den unbeliebtesten Herrschern des Deutschen Reiches. Seine berüchtigte Grausamkeit, seine Unberechenbarkeit und Gesetzlosigkeit haben ihn so abqualifiziert, dass sich nur wenige Chronisten mit ihm beschäftigen mochten. Selbst in seinem Testament, das nicht erfüllt wurde, traf er noch höchst eigenartige Regelungen, die ausgerechnet die größten Feinde der Staufer, die Päpste, begünstigt hätten." (Schnith, Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Kaiser Heinrich VI.)

Über sein Aussehen wird folgendes berichtet:
"Ein bleicher schmächtiger Mann, verschlossen und ernst, vor der Zeit gealtert, immer über Plänen brütend, fieberhaft mit vielen Dingen zugleich beschäftigt, rücksichtslos in der Wahl seiner Mittel, immer bedacht auf Universalherrschaft." (ebd.)

Überdies war Heinrich VI. der Kaiser, der Richard I. Löwenherz von England gefangenhielt und ihn erst nach Zahlung eines hohen Lösegelds und dem Lehenseid für England in die Freiheit entließ:
"Im Dezember 1192 wurde Richard I. bei seiner Rückkehr vom Kreuzzug in der Nähe von Wien von Leopold von Babenberg, den er vor Akkon schwer beleidigt hatte, gefangengenommen und Kaiser Heinrich VI. ausgeliefert, der ihn 1193-1194 auf dem Trifels gefangenhielt. Mit der Drohung, ihn an Philipp II. August auszuliefern, zwang Heinrich VI. Richard Löwenherz zur Vermittlung im Streit mit der opponierenden welfischen Fürstenpartei sowie zur Zahlung eines Lösegeldes von 150.000 Mark Silber und zur Leistung des Lehnseides für England. Damit wurde der Verfall der uneingeschränkten Königsmacht eingeleitet, zumal Richard während seiner gesamten Regierungszeit nur insgesamt sechs Monate in England weilte." (Lexikon des Mittelalters, Band VII, Spalte 810)

Nie konnte ein Kaiser seine Macht derart demonstrieren wie Heinrich VI., als Richard I. in seiner Gewalt war.

Zu seiner Macht noch folgendes:
"Weihnachten 1194 wurde er bei seinem 2. Feldzug durch Italien im Dom von Palermo zum König von Sizilien gekrönt. Heinrich VI. bzw. das Geschlecht der Staufer war auf dem Höhepunkt seiner Macht. Sein Reich erstreckte sich in einem breiten Streifen von Dänemark bis Sizilien. England hatte seine Oberhoheit anerkannt, gleiches taten der König des fernen Armenien, der König von Zypern und ein islamischer Kalif in Spanien. Auf einem Reichstag in Bari verkündete er, daß er die Ansprüches seines Bruder Philipp auf den oströmischen Kaiserthron durchsetzen wolle, der mit einer Tochter des oströmischen Kaisers verheiratet war."

In der Tat war er es, der die Erbmonarchie im HRR einführen wollte; zwar scheiterte doch Ende 1196 noch die Wahl seines Sohnes Friedrich Roger zum römischen König durchsetzte.

Doch kaum drei Jahre nach der Entlassung Richards I. starb der wohl mächtigste Kaiser des Hochmittelalters eines jähen Todes, keine 32 Jahre alt:
"Als Heinrich nach Sizilien zurückkehrte, entluden sich die Spannungen in einem Aufstand gegen den Kaiser, an dem angeblich auch Konstanze beteiligt gewesen sein soll. Die Empörung wurde blutig niedergeschlagen, doch starb Heinrich kurz darauf an Malaria und Dysenterie." (Lexikon des Mittelalters, Band IV, Seite 2045)
 

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Weiß man etwas genaueres darüber warum nicht sein älterer Bruder zum römischen König gewählt wurde? Immerhin war Heinrich bei seiner Wahl nur 5 Jahre alt. Das Friedrich V. schon mit 27 Jahren auf dem Kreuzzug sterben würde war ja wohl kaum abzusehen, sehr viel älter wurde Heinrich ja auch nicht.
 
Andronikos schrieb:
Weiß man etwas genaueres darüber warum nicht sein älterer Bruder zum römischen König gewählt wurde? Immerhin war Heinrich bei seiner Wahl nur 5 Jahre alt. Das Friedrich V. schon mit 27 Jahren auf dem Kreuzzug sterben würde war ja wohl kaum abzusehen, sehr viel älter wurde Heinrich ja auch nicht.

Da muß ein Irrtum vorliegen.
Friedrichs I. ältetester Sohn Friedrich V. starb 1169/70. Danach bzw. kurz davor wurde sein zweiter Sohn Heinrich VI. 1169 zum König gewählt, entweder weil der älteste Sohn tot oder bereits schwer krank war. Nach dem Tod des ältesten Sohnes wurde der dritte Sohn Konrad in Friedrich umgetauft; er selbst nannte sich auch Friedrich V. Heute wird er aber meist als Friedrich VI. bezeichnet, um beide besser auseinander halten zu können.

Aus dem "Lexikon des Mittelalters" dazu:
"Die gesicherte Tatsache, dass Friedrich Barbarossa einen ältesten Sohn Friedrich (* 1164) hatte, den man mit unserem Friedrich gleichsetzte, führte in der älteren Literatur zu zahlreichen Spekulationen, weshalb nicht der älteste, sondern der vermeintlich jüngere Sohn Heinrich VI. König und Erbe des Vaters wurde. Erst die Erkenntnis, dass der ältere Friedrich um 1170 starb, worauf der Drittgeborene Konrad den Staufer-Namen 'Friedrich' erhielt und mit ihm das schwäbische Herzogsamt, brachte die Lösung und zugleich Einblick in die Hausordnung Barbarossas."

Hier noch einmal die Söhne Friedrichs I.:

1 Friedrich V., Herzog von Schwaben
16.7.1164 - 1169/70

2 Heinrich VI., deutscher König 1169, römischer Kaiser 1191
1165 - 28.9.1197

3 Konrad / (seit 1169/70) Friedrich VI., Herzog von Schwaben
16.4.1167 - 20.1.1191

4 Otto, Pfalzgraf von Burgund
1166/73 - 13.1.1200

5 Konrad, Herzog von Schwaben
1168/76 - 15.8.1196

6 Philipp, Herzog von Schwaben, deutscher König 1198
22.7.1178 - 21.6.1208

7 Rainald
? - Oktober 1178

8 Wilhelm
? - nach Oktober 1178
 
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