Heiratspolitik. Friedensbewahrung

Sehr geehrte Forenteilnehmer,

... die Heiratspolitik als friedenssichernde Maßnahme hat wahrscheinlich viele Fehden vermieden. Wenn das nicht funktioniert hatte dies gelegentlich schlimme Konsequenzen. Ebenfalls ein nicht klar geregeltes Erbe - siehe bspw. hierzu den Oranierkrieg der insbesondere auch das Rheinland im Mittelalter betroffen war. Gibt es hierzu auch andere Beispiele die funktioniert haben. Familienkriege waren nach dem was ich gelesen haben eher die Regel als die Ausnahme, insbesondere im Spätmittelalter.
 
@Helmut Schuhl:
Bevor jemand auf Deinen Eingangsbeitrag eingehen kann, müßte zunächst geklärt werden, worum es Dir dabei eigentlich geht.
Geht es um Heiratspolitik des (Hoch-)Adels während des europäischen Mittelalters - dies ist nämlich nicht nur für das Hoch- und Spätmittelalter, sondern auch schon für das Frühmittelalter relevant - oder um Erbstreitigkeiten bzw. familiäre Zwiste bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen bei ebenjener Gesellschaftschicht?

Und noch eine grundsätzliche Frage: Warum eröffnest Du ein Thema, bei welchem Du bereits selbst schreibst, daß es im mittelalterlichen Kontext beheimatet ist, unter "Sonstiges im Altertum"?*

*Dies ist eine rhetorische Frage, welche im Gegensatz zu ersten Frage nicht beantwortet werden muß...
 
Querschnittsthema

Diese Thematik ist ein Q. weil es in verschiedenen Zeitaltern als Methode sehr beliebt war. Vielleicht habe ich das auch missverstanden. Es diente natürlich auch der Vermehrung von Reichtum und nicht nur der Friedenserhaltung. Das zeigt aber dass man hier sehr gut differenzieren muss. Auf jeden Fall ist es meines Wissens während des gesamten Mittelalters als Instrument der Machterhaltung sehr beliebt gewesen, die Heiratspolitik ... !!!
 
Vielen Dank für die Erklärung; so bleibt meine Rückfrage doch nicht unbeantwortet im Raum stehen...

Diese Thematik ist ein Q. weil es in verschiedenen Zeitaltern als Methode sehr beliebt war.

Daß Heiratspolitik in verschiedenen Zeitaltern praktiziert wurde, schrieb ich bereits, wiewohl sie bspw. beim europäischen Adel natürlich nicht nur während des Mittelalters zu tragen kam, sondern bis weit in die Neuzeit!
Im Übrigen ist bzw. war Heiratspolitik keine Methode, sondern eine Taktik, genauer gesagt: eine politische Taktik; daß sie "beliebt" war, mag sein, z.T. kann man auch von einer Notwendigkeit in gewisser Weise sprechen.
Auf jeden Fall aber war Heiratspolitik eine Praxis der Machtpolitik, um durch sinnvolle Heiraten der Kinder das eigene Einflußgebiet nach innen wie nach außen auszudehnen bzw. ab dem Spätmittelalter auch die eigene Hausmacht zu stützen und zu stärken.

Vielleicht habe ich das auch missverstanden. Es diente natürlich auch der Vermehrung von Reichtum und nicht nur der Friedenserhaltung. Das zeigt aber dass man hier sehr gut differenzieren muss.

Natürlich müssen wir differenzieren...
In erster Linie aber ist Heiratspolitk in ihrer Wirksamkeit auf der politisch-diplomatischen Ebene zu charakterisieren: war sie erfolgreich, so garantierte sie z.B. politische Bündnisse, Erweiterung des eigenen Territoriums durch Übernahme des anderen Territoriums oder Vereinigung zweier Territorien, aber eben auch den Frieden, wenn frühere Kriegsgegner ihre Kinder miteinander verheirateten.

Auf jeden Fall ist es meines Wissens während des gesamten Mittelalters als Instrument der Machterhaltung sehr beliebt gewesen, die Heiratspolitik ... !!!

Und über das Mittelalter hinaus wie andererseits als ein Aspekt der Machtpolitk - vgl. oben... :fs:
 
Präzisierung

Allerdings blieben Erbfolgekriege durch unakzeptierte Testamentsregelungen hiervor unberührt. Das zeigt, dass hier ein allgemeiner Rechtskodex noch lange nicht überall anerkannt wurde; auch nach dem Vorbild durch die "Magna Karta" nicht. Der ausschlaggebende Faktor für die Stabilität von Fürstentümern waren wahrscheinlich Familienbündnisse, die immer wieder erneuert werden mussten.
 
Allerdings blieben Erbfolgekriege durch unakzeptierte Testamentsregelungen hiervor unberührt.

Erbfolgekriege - das naheliegende Beispiel für das Mittelalter wäre bspw. der Hundertjährige Krieg - entstanden nicht einfach nur aufgrund unakzeptierter Erbregelung o. dgl., sondern ebenso stark durch andere Faktoren wie z.B. durch verschiedene Rechtspraxen, wegen der von verschiedener Seite Ansprüche erhoben werden konnten.
Um das von mir genannte Beispiel aufzugreifen: Eduard III. von England hätte keinen Anspruch auf die Krone Frankreichs erheben können (und sich "nur" darauf konzentrieren können, Ponthieu und Aquitanien zu beanspruchen bzw. zurückzugewinnen), wenn für England das traditionelle Geblütsrecht mit der Erbfolge im Mannesstamm strikt gegolten hätte.

In solchen Fällen konnte es Familienbande und Familienverbindungen geben oder gegeben haben, wie es wollte; derartige Kontexte stehen auf einem anderen Blatt...

Das zeigt, dass hier ein allgemeiner Rechtskodex noch lange nicht überall anerkannt wurde...

Es gab i.d.S. keinen allgemeinen Rechtskodex, wie das oben angesprochene Beispiel des Geblütsrechts mit der Erbfolge im Mannesstamm zeigt; auf dessen Grundlage wurde die Thronfolge des Königs bei den Franken sowie später im Königreich Frankreich geregelt, und in gewisser Weise fand es noch bis zu den Saliern Berücksichtigung auch im HRR (und dort setzte sich im Laufe der Zeit ehedem das Wahlkönigtum als eigentliche Grundlage durch).
In England bspw. wurde hingegen die königliche Blutlinie als solche für die Thronfolge als grundlegend betrachtet, weswegen eben Eduard III. (über seine Mutter Isabelle) aus englischer Sicht rechtmäßig Anspruch auf den französischen Thron erheben konnte.

... auch nach dem Vorbild durch die "Magna Karta" nicht.

Hierzu nur die Anmerkung, daß die Magna Charta eine Besonderheit des mittelalterlichen England darstellt und im Übrigen vordergründig weniger mit Erbfolge und Heiratspolitik zu tun hatte, sondern mit dem feudalen Widerstandsrecht der Barone gegenüber dem König, den Sonderrechten der Kirche etc.

Der ausschlaggebende Faktor für die Stabilität von Fürstentümern waren wahrscheinlich Familienbündnisse, die immer wieder erneuert werden mussten.

Nicht nur für Fürstentümer, sondern für Territorien überhaupt und allgemein, wie ich auch bereits in meinem vorigen Beitrag geschrieben hatte.
 
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