Helm von Sutton Hoo

Neue Thesen zum Helm von Sutton Hoo?


So ganz habe ich die These von Helen Gittos noch nicht verstanden, wobei ich nicht sicher bin, ob das an Gittos, der Berliner Morgenpost oder mir liegt. (Ja, ja, ihr meint natürlich, an mir, ja komm, geh, is' klar!)
 
Aus eventuellen byzantinischen Stileinflüssen kann man keine byzantische Biographie des begrabenen Würdenträgers schmieden. Diese Hypothese ist einfach nur weit hergeholt.

Dass in ganz Südengland, v.a. in Cornwall, Handelsverbindungen zum östlichen Mittelmeer bestanden, ist seit langem archäologisch bekannt. Das karge, von Marschland und Wasserwegen durchzogene East Anglia lebte von seiner Verbindung zum Meer.

König von East Anglia zu sein, und das erfolgreich, ist eine Vollzeittätigkeit, die keine Unterbrechung im Lebenslauf zulässt, schon gar nicht durch Söldnertätigkeit fernab der heimatlichen Machtbasis.
 
Aus eventuellen byzantinischen Stileinflüssen kann man keine byzantische Biographie des begrabenen Würdenträgers schmieden. Diese Hypothese ist einfach nur weit hergeholt.

Ich verstehe Frau Gitto so, dass man im Umfeld des Helmes zahlreiche Kleinteile byzantinischer Herkunft gefunden hat. Kleinteile, die als Teil eines Geschenks oder eines Handelsgutes zu unwichtig waren, sondern eher so aussehen, als hätten sie eben jemand (ein Söldner?) aus Byzanz "nebenbei" mitgebracht. Das muss jetzt nicht der Besitzer des Helmes selber gewesen sein.
Oder verstehe ich etwas völlig falsch?
 
Ich glaube, man muss da unterscheiden. Zum einen wird Sutton Hoo als Grabstätte des Königs Raedwald angesprochen. Heute, 90 Jahre nach der Ausgrabung von Sutton Hoo, wo man mehr solcher Grabstellen kennt, ist Sutton Hoo vielleicht doch keine königliche Grabstelle.

Früher hat man gedacht, England sei relativ abgeschieden gewesen und die östlichen Güter seien durch Franken und Germanen auf die Insel gekommen. Heute stellt man fest: Naja, eigentlich können auch britische Söldner in byzantinischen Diensten gestanden haben.

Zum Thema König sein in East Anglia war eine Vollzeitbeschäftigung: Nichts dagegen einzuwenden. ABER: Harald Hardrade war auch der Bruder eines Königs, ging nach Kiew und Byzanz, verdingte sich dort jeweils und kehrte irgendwann zurück, um die Krone seines Bruders einzufordern und starb schließlich bei dem Versuch das Reich Edwards des Bekenners zu erobern, bei Standfort Bridge. Solche Biographien sind nicht völlig aus der Luft gegriffen.

Gittos Argumentation ist im BBC-Artikel wesentlich besser zu verstehen.
 
Aus eventuellen byzantinischen Stileinflüssen kann man keine byzantische Biographie des begrabenen Würdenträgers schmieden. Diese Hypothese ist einfach nur weit hergeholt.

Dass in ganz Südengland, v.a. in Cornwall, Handelsverbindungen zum östlichen Mittelmeer bestanden, ist seit langem archäologisch bekannt. Das karge, von Marschland und Wasserwegen durchzogene East Anglia lebte von seiner Verbindung zum Meer.

König von East Anglia zu sein, und das erfolgreich, ist eine Vollzeittätigkeit, die keine Unterbrechung im Lebenslauf zulässt, schon gar nicht durch Söldnertätigkeit fernab der heimatlichen Machtbasis.
So ganz weit hergeholt finde ich diese Hypothese nicht. Im Hochmittelalter sind genügend Könige auf Kreuzzug gegangen und ich denke jetzt nicht, dass diese prinzipiell weniger ausgelastet gewesen wären als der frühmittelalterliche Raedwald in Ostanglia. Allerdings scheint mir die Hypothese insofern ebenfalls weit hergeholt, weil sich eine Vielzahl sehr ähnlicher Erklärungsversuche aufstellen liesse, die geradeso wahrscheinlich wären: So könnte der Helm über gewöhnliche Handelsbeziehungen ins Land gekommen sein oder ein Gefolgsmann Raedwalds könnte als ehem. Söldner den Helm als Geschenk mitgebracht haben oder ... etc. etc.
Unbestritten scheint jedenfalls lediglich zu sein, dass der Helm aus Byzanz stammt.
Meines Wissens stammen "Maskenhelme" ursprünglich von den iranischen Parthern und Sassaniden, wurden von den Römern und später von den Byzantinern und Ostslawen übernommen. Noch später soll diese Helmform - vereinzelt - auch bei Wickingern (Waräger), Petschenegen und Polowzer zu finden sein.
 
Meines Wissens stammen "Maskenhelme" ursprünglich von den iranischen Parthern und Sassaniden, wurden von den Römern und später von den Byzantinern und Ostslawen übernommen. Noch später soll diese Helmform - vereinzelt - auch bei Wickingern (Waräger), Petschenegen und Polowzer zu finden sein.
Maskenhelme kannten die Römer schon in augusteischer Zeit, was natürlich kein Widerspruch ist, dass sie ihn von Parthern hätten übernehmen können.
 
So ganz weit hergeholt finde ich diese Hypothese nicht. Im Hochmittelalter sind genügend Könige auf Kreuzzug gegangen und ich denke jetzt nicht, dass diese prinzipiell weniger ausgelastet gewesen wären als der frühmittelalterliche Raedwald in Ostanglia.
Ich weiß nicht so recht, ob man das vergleichen kann. Das 6. und 7. Jhdt. waren in Britannien unruhige Zeiten mit Kriegen zwischen den Reichen und Umstürzen innerhalb der Reiche. Eine längere Abwesenheit wäre für einen König also sehr riskant gewesen. Allerdings wallfahrteten im 8. und 9. Jhdt. mehrere englische Könige nach Rom, ohne dass die Zeiten wesentlich besser waren. Auch diverse skandinavische (Klein-)Könige unternahmen in den Sommern trotz eher unsicherer Verhältnisse zuhause monatelange Raubzüge übers Meer. Dennoch, ein Söldnerdienst für Byzanz hätte wesentlich länger gedauert, da müsste man von einer mehrjährigen Abwesenheit ausgehen.

Mit Harald dem Harten kann man das nicht vergleichen, da er zur Zeit seiner Söldnertätigkeit ja noch nicht König war.
 
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