Herausbildung der deutschen Territorien im Mittelalter

T

Tekker

Gast
Hallo zusammen :winke:

Auch wenn der "point of start" des mittelalterlichen Deutschen Reiches oder wie immer man es nennen will, auch im Dunkeln liegt, so ist eines doch recht klar: Am Anfang bestand dieses "Gebilde" aus einzelnen "Stammesherzogtümern".
Diese wurden nach und nach "aufgelöst" und die einzelnen Territorien bildeten sich heraus. Für das Stammesherzogtum Sachsen kenne ich diese Entwicklung recht gut, aber wie sieht es mit den Übrigen aus?

Am Anfang schien es mir noch eine Menge von Grafschaften zu geben, von denen sich aber längst nicht alle bis zum Ende des Alten Reiches hielten. Stattdessen gesellten sich freie Ritterschaften und Städte hinzu.

Vielleicht hat der eine oder ander von euch mal ein paar interessante Links oder Literaturhinweise oder möchte so wie ich gern über dieses Thema hier diskutieren.
 
Bringst du da nicht ein paar Zeiten durcheinander ? Als das deutsche Reich entstand, hatten die Stammesherzogtümer schon ziemlich an Bedeutung verloren gegenüber der Zentralgewalt. Grafschaften waren untergeordnete Verwaltungseinheiten im Reichsgebiet. Diese waren von vorn herein vom König abhängig.
 
Ich habe nicht Geschichte studiert oder so, glaube aber auch nicht, etwas "durcheinanderzubringen".

Setzen wir als Beginn des alten Reiches die erste Hälfte des 10. Jhtds., so hatten die Stammesherzogtümer zu jener Zeit doch noch eine stattliche Bedeutung, oder nicht? Diese schwand im Laufe der Zeit und die Macht der Herzöge reduzierte sich auf deren Hausgut, dennoch blieben die Stammesherzogtümer als solche bestehen.

Schaut man sich dagegen das Reich um 1300 an, bietet sich ein völlig anderes Bild: Die Stammesherzogtümer waren verschwunden und anstatt ihrer finden sich eine Vielzahl von Territorien wie z.B. Grafschaften und Bistümer vor.
Was also war geschehen???

Am Beispiel Sachsens: Nachdem die Welfen gegen die Staufer unterlagen, wurde das Reichslehen eingezogen (oder so ähnlich) und die Welfen wurden auf ihr Hausgut beschränkt (Lüneburg-Braunschweig). Im übrigen Sachsen erhielten verschiedene Grafschaften (z.B. Oldenburg Tecklenburg und Diepholz) und Kirchengüter (z.B. Hildesheim Paderborn und Bremen) die Reichsunmittelbarkeit.

Leider kann ich diese Entwicklung in Franken, Schwaben oder Lothringen nicht nachvollziehen. Fakt ist aber doch: Es Begann mit den Stammesherzogtümern und ein paar Jahrhunderte später besteht das Reich aus den es bis zum Ende prägenden "Territorien".

Eben diese Entwicklung wollte ich hier thematisieren.
 
Wenn ich mich an meine Vorlesungen in Rechtsgeschichte erinnere ist die historische Wasserscheide zwischen altem Stammersherzogtum und Territorialherzogtum das Jahr 1156. Mit dem "Privilegium Minus" wird die vormalige Mark Österreich aus dem Stammesherzogtum Baiern herausgelöst und zum selbstständigen Herzogtum erhoben.
Die reichsrechtliche Bedeutung des Privilegium Minus liegt darin, dass hier nicht mehr der Personenverband eines Stammes der herzoglichen Gewalt unterworfen wurden, sondern ein Gebiet.
B.M.Buchmann
1180 setzt sich diese Entwicklung durch die Belehnung der Wittelsbacher mit Baiern (dadurch nun ebenfalls ein Territorialherzogtum) und der Gründung der Herzogtümer Steiermark und Sachsen-Wittenberg fort.
 
Tekker schrieb:
Am Beispiel Sachsens: Nachdem die Welfen gegen die Staufer unterlagen, wurde das Reichslehen eingezogen (oder so ähnlich) und die Welfen wurden auf ihr Hausgut beschränkt (Lüneburg-Braunschweig). Im übrigen Sachsen erhielten verschiedene Grafschaften (z.B. Oldenburg Tecklenburg und Diepholz) und Kirchengüter (z.B. Hildesheim Paderborn und Bremen) die Reichsunmittelbarkeit.

Leider kann ich diese Entwicklung in Franken, Schwaben oder Lothringen nicht nachvollziehen.

Da Du gerade die Staufer erwähnst: Der Niedergang der Staufer dürfte wohl auch das Ende des schwäbischen Stammesherzogtums besiegelt haben.
 
Tekker schrieb:
Ich habe nicht Geschichte studiert oder so, glaube aber auch nicht, etwas "durcheinanderzubringen".

Setzen wir als Beginn des alten Reiches die erste Hälfte des 10. Jhtds., so hatten die Stammesherzogtümer zu jener Zeit doch noch eine stattliche Bedeutung, oder nicht? Diese schwand im Laufe der Zeit und die Macht der Herzöge reduzierte sich auf deren Hausgut, dennoch blieben die Stammesherzogtümer als solche bestehen.

Schaut man sich dagegen das Reich um 1300 an, bietet sich ein völlig anderes Bild: Die Stammesherzogtümer waren verschwunden und anstatt ihrer finden sich eine Vielzahl von Territorien wie z.B. Grafschaften und Bistümer vor.
Was also war geschehen???

Am Beispiel Sachsens: Nachdem die Welfen gegen die Staufer unterlagen, wurde das Reichslehen eingezogen (oder so ähnlich) und die Welfen wurden auf ihr Hausgut beschränkt (Lüneburg-Braunschweig). Im übrigen Sachsen erhielten verschiedene Grafschaften (z.B. Oldenburg Tecklenburg und Diepholz) und Kirchengüter (z.B. Hildesheim Paderborn und Bremen) die Reichsunmittelbarkeit.

Leider kann ich diese Entwicklung in Franken, Schwaben oder Lothringen nicht nachvollziehen. Fakt ist aber doch: Es Begann mit den Stammesherzogtümern und ein paar Jahrhunderte später besteht das Reich aus den es bis zum Ende prägenden "Territorien".

Eben diese Entwicklung wollte ich hier thematisieren.

Die Ottonen schafften es, die Stammesherzogtümer Sachsen, Franken sowie die thürinigische Mark/sorbische Mark, sowie eine ganze Reihe anderer Gebiete unter zentrale Kontrolle zu zwingen. Damit waren schon im Laufe des 10. Jh. die der Stammesherzogtümer im "norddeutschen Raum" praktisch unbedeutend geworden. In ihrem Windschatten entstanden z.B. die später sehr bedeutenden Wettiner, Askanier, und Schwarzburger. Die Ottonen und versorgten die Kirchen, wie schon ihre Vorgänger mit umfangreichen Gebieten.
 
hyokkose schrieb:
Da Du gerade die Staufer erwähnst: Der Niedergang der Staufer dürfte wohl auch das Ende des schwäbischen Stammesherzogtums besiegelt haben.

War konradin nicht überhaupt der letzte "Herzog von Schwaben"?

Grüße Repo
 
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