im Brockhaus (2007) steht folgendes:
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Kurden,
Volk in Vorderasien mit iranischer Sprache. Die Kurden leben im Grenzbereich (etwa 200 000 km2) Türkei/Irak/Iran sowie in Nordostsyrien und Südwestarmenien. Durch Migration und Umsiedlung gelangten Kurden auch nach Jordanien, Libanon, Zentralanatolien, Ostiran, Georgien und Mittelasien, als Arbeitskräfte auch in die Westtürkei (Istanbul, Adana u. a.) und nach Europa (v. a. Deutschland). Schätzungen über die Zahl der Kurden schwanken zwischen 12 und 30 Mio., wobei die Zahl von 22,5 Mio. wahrscheinlich ist. Trotz gemeinsamer Sprache, Geschichte und Kultur konnten die Kurden keinen eigenen Nationalstaat errichten; sie bilden Minderheiten in der Türkei (12 Mio.), in Iran (5,5 Mio.), Irak (3,7 Mio.), Syrien (0,5 Mio.), in transkaukasischen GUS-Staaten (0,15 Mio.) und im westlichen Europa (0,62 Mio.). 75-80 % sind Sunniten, die Übrigen Schiiten meist extremer Richtungen. Ackerbau und Viehhaltung (Schafe, Ziegen) spielen eine bedeutende Rolle. Der Anteil von Nomaden ist heute gering.Die Angehörigen der Religionsgemeinschaft der Jesiden betrachten sich, trotz kurdischer Muttersprache, selbst nicht als Kurden.
Geschichte:
Erstmals 2150 v. Chr. in Sumer als »Land der Karda« erwähnt, im 3./4. Jahrhundert n. Chr. fand die ethnische Konsolidierung ihren Abschluss. Zwischen 637 und 643 nahm die Mehrheit der Kurden den Islam an. Die Zugehörigkeit des Siedlungsgebietes der Kurden, Kurdistan, zum Seldschukenreich (11./12. Jahrhundert), später zum Persischen und Osmanischen Reich war selten mehr als nominell, vielmehr bildeten sich einheimische lokale Feudalherrschaften heraus. 1514 erstmals zwischen Persern und Osmanen aufgeteilt, kam Kurdistan 1639 fast ganz unter osmanische Herrschaft, die im Zuge der Zentralisierung bis zum 19. Jahrhundert die kurdischen Emire durch türkische Gouverneure ersetzte.
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In Nordwestiran erstarkte unter sowjetischer Besatzung (1941-46) die kurdische Nationalbewegung. Unter Ghasi Mohammed bestand dort 1946 die »Kurdische Republik Mahabad«. In Irak kam es nach Konflikten mit der Regierung (1931/32 und 1944/45) unter Führung von Mulla Mustafa Barsani 1961-70 zu einem allgemeinen Kurdenaufstand. Unzufrieden mit der Umsetzung der nach der neuen irakischen Verfassung (1970) gewährten Autonomie, erhoben sich die Kurden 1974 unter Barsani erneut (bis Frühjahr 1975).
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Jeziden, gebräuchliche Schreibweise auch Yezidi,, Anhänger einer synkretistischen Religionsgemeinschaft unter Kurden, v. a. in Irak. Die Jesiden werden oft fälschlich als »Teufelsbeter« bezeichnet, verneinen sie doch die Existenz des Teufels. Sie verehren den Pfauenengel als Oberhaupt von sieben heiligen Wesen, denen Gott die Leitung der Welt anvertraut hat. Sie glauben an Seelenwanderung und heiraten nur innerhalb ihrer Gemeinschaft. Ihre Lehren werden mündlich überliefert. Ihr wichtigster Wallfahrtsort ist das Grabmal des Sufi-Scheichs Adi Ibn Musafir ( 1162) in Nordirak; ihr religiöses Zentrum Lalesch (nordöstlich von Mosul). Die Zahl der Jesiden wird auf 300 000 bis 750 000 geschätzt; in Deutschland leben etwa 30 000 Jesiden.
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Und im sehr empfehlenswerten "
Halbmond, Kreuz und Davidstern. Nationalitäten und Religionen im Nahen und Mittleren Osten" 1992 vom FAZ Orientalisten Wolfgang Günter Lerch steht folgendes:
Kurden im engeren Sinne stammen wohl von den Medern ab.
Umstritten ist (1992), inwiefern nicht-semitische Völker der westiranischen Zagrosgebirge, etwa die Gutäer, mit den Kurden in Verbindung gebracht werden können. Xenophons
Anabasis erwähnt die Karduchen, gängige Meinung: Das sollen die Kurden sein.
Mein Zusatz-
Comment: Zahlreiche Dialekte, die sich zum Teil untereinander kaum verständigen konnten und können, Zersplitterung in zahlreiche Konfessionen, Nomadismus, das sind einige der trennenden Faktoren, warum sich keine einheitliche Schriftsprache entwickelte und schriftliche kurdische Zeugnisse rar sind.
Literaturempfehlungen lt. Brockhaus:
E. Feigl: Die Kurden. Geschichte u. Schicksal eines Volkes (1995);
C. Kartal: Der Rechtsstatus der Kurden im Osmanischen Reich u. in der modernen Türkei (2002);
G. Deschner: Die Kurden. Volk ohne Staat. Geschichte ohne Hoffnung (2003);
M. Strohmeier u. L. Yalçin-Heckmann: Die Kurden. Geschichte, Politik, Kultur (22003);
Die Kurden. Studien zu ihrer Sprache, Geschichte u. Kultur, hg. v. S. Conermann u. G. Haig (2004);
A. Salih: Freies Kurdistan - die selbstverwaltete Region Kurdistans. Hintergründe, Entwicklungen u. Perspektiven (2005).
Mehr Infos auch hier:
http://www.navend.de/
Doch Vorsicht. Mir scheint auch diese Quelle nicht in jedem Punkt absolut neutral zu sein. Z.B. Schätzungen sind zum Teil recht großzügig, vor allem, keine Transparenz, nach welchen Kriterien geschätzt wurde. und so weiter. Also ohne Gewähr...
Ciao, LG, lynxxx
PS: Hab grad den Artikel von oben gelesen:
Ararat war armenisches Siedlungsgebiet, bevor die Kurden dorthin "zogen". Die Handelswege verliefen am Rande und in Kurdistan. Das sie nicht groß am Handel teilnahmen, lag an ihrem Nomadentum. In der Geschichte des Orients spielten die Kurden eine wichtige Rolle, wie es im Text heißt? Da ist wohl der Wunsch, Vater des Gedankens, meistens spielten die Kurden nur eine marginale Rolle, (Ausnahmen bestätigen die Regel), ebenso wie ihre turkmenischen Nomadennachbarn.
So, hab nun nicht weiter gelesen, aber den Artikel muss man an einigen Stellen mit Vorsicht lesen.