Herodot; Das Naxosunternehmen des Aristagoras und dessen Folgen

Hilfe1234

Mitglied
Folgender Aufgabe : Interpretieren Sie das bei Herodot geschilderte Naxosunternehmen vor dem Hintergrund über Staseis in griechischen Poleis (also Bezug auf Staseis nehmen)

Mein Problem: ich finde hierzu nichts im Internet bzw. wo ist der Bezug bei Herodot dazu? Ich wäre sehr dankbar für einige Anregungen oder Tipps oder vielleicht sogar Interpretationsansätze

Bisherige Erkenntnis:
staseis: Griechische Begriff für gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen zwei oder mehreren Gruppen innerhalb der Polisbürgerschaft, die in einen Bürgerkrieg mündeten oder münden drohten

Das ist der folgende Abschnitt um den es geht :
Das Naxosunternehmen des Aristagoras und dessen Folgen


Jetzt aber ging von diesen beiden Städten neues Unheil über Ionien aus. Das kam so: Einige reiche Leute in Naxos wurden vom Volk verbannt und gelangten auf diese Weise nach Milet. Die Herrschaft in Milet behauptete gerade Aristagoras, der Sohn des Molpagoras, Schwiegersohn und Vetter des Histiaios, des Sohnes des Lysagoras, den Dareios in Susa festhielt. Histiaios war nämlich Tyrann von Milet und hielt sich zu dieser Zeit in Susa auf, als die Naxier, seine ehemaligen Freunde, eintrafen. Sofort nach ihrer Ankunft in Milet baten die Naxier Aristagoras, ob er ihnen eine Streitmacht gebe und sie so in die Heimat zurückkehren könnten. Aristagoras überlegte sich, wie er möglicherweise die Herrschaft über Naxos gewinnen könnte, wenn sie mit seiner Hilfe in ihre Heimat zurückkehrten. Indem er ihre Gastfreundschaft mit Histiaios vorgab, brachte er ihnen folgenden Gedanken nahe: „Ich selbst kann nicht dafür bürgen, daß ich in der Lage sein werde, euch eine so große Streitmacht zur Verfügung zu stellen, die euch gegen den Willen der Naxier, die die Stadt beherrschen, zurückführen kann; denn ich höre, daß die Naxier 8 000 Mann Soldaten und viele Kriegsschiffe besitzen. Ich will aber alles tun, was in meiner Macht steht. Ich stelle mir das so vor: Artaphernes ist mein Freund. Er ist des Hystaspes Sohn und der Bruder des Königs Dareios. Er gebietet über alle Völker und Städte an der Küste Asiens. Er nennt ein starkes Heer und viele Schiffe sein eigen. Dieser Mann wird, glaube ich, ganz bestimmt tun, worum wir ihn bitten.“ Als die Naxier dies hörten, gaben sie dem Aristagoras den Auftrag, die Sache mit Nachdruck zu betreiben, und forderten ihn auf, Geschenke zu versprechen und Geldmittel für ein Heer, für die sie selbst aufkämen. Sie hofften nämlich mit Sicherheit, die Naxier und die anderen Inselbewohner würden sich ihren Wünschen fügen, sobald sie vor Naxos erschienen. Damals stand noch keine einzige dieser Kykladeninseln unter der Herrschaft des Dareios. Als Aristagoras in Sardes ankam, erzählte er Artaphernes von der Insel Naxos: Sie sei zwar nicht groß, sonst aber schön und fruchtbar und Ionien 30 vorgelagert, auch reich an Gold und Sklaven. „Ziehe du in den Kampf gegen Naxos, führe die Verbannten in ihre Stadt zurück! Dir steht bei mir viel Geld dafür zur Verfügung, abgesehen von der Ausrüstung für das Heer; denn diese müssen billigerweise wir Führer beschaffen. Du wirst obendrein dem König außer Naxos selbst auch die Inseln unterwerfen, die Naxos untersthen: Paros, Andros und die anderen sogenannten Kykladen. Von diesem Stützpunkt aus wirst du leicht einen Angriff auf Euboia wagen können, eine große, reiche Insel, nicht kleiner als Kypros und sehr einfach zu erobern. Hundert Schiffe genügen, um alle diese Inseln zu unterwerfen.“ Artaphernes antwortete ihm: „Deine Vorschläge bringen dem Königshaus Glück, und auch darin rätst du in allem gut außer in der Zahl der Schiffe. Statt hundert werden dir im Frühjahr zweihundert zur Verfügung stehen; doch muß der König zu diesem Unternehmen erst seine Zustimmung geben.“ Mit dieser Antwort kehrte Aristagoras froh nach Milet heim. Artaphernes schickte nach Susa und unterbreitete Dareios die Vorschläge des Aristagoras; und als der König ihm ebenfalls seine Zustimmung gegeben hatte, rüstete er 200 Dreiruderer aus, dazu ein großes Heer von Persern und Bundesgenossen. Zum Feldherrn ernannte er den Megabates, einen Perser aus dem Geschlecht der Achaimeniden. Er war sein und des Dareios Vetter. Der Spartanerkönig Pausanias, der Sohn des Kleombrotos, hat sich später, wenn an der Geschichte überhaupt etwas Wahres ist, um eine
seiner Töchter beworben, als ihn das Verlangen überkam, Alleinherrscher über ganz Griechenland zu werden. Mit diesem Megabates als Feldherrn schickte Artaphernes das Heer zu Aristagoras.
Megabates nahm Aristagoras aus Milet samt dem ionischen Heer und den Naxiern bei sich auf und fuhr von Milet aus vorgeblich auf den Hellespont zu. Als er Chios erreicht hatte, hielt er auf Kaukasa zu, um von dort mit dem Nordwind nach Naxos zu segeln. Aber Naxos sollte diesem Heeres- zug nicht unterliegen; es geschah nämlich folgendes: Als Megabates bei den Schiffen die Runde machte, um ihre Wachen zu überprüfen, fand er auf einem myndischen Schiff keinen Posten. Zornig befahl er seiner Leibwache, den Kapitän dieses Schiffes, der Skylax hieß, zu ergreifen und ihn durch ein Ruderloch des Schiffes zu schieben und so anzubinden, daß der Kopf draußen, der Körper aber drinnen stecke. Als man Skylax gefesselt hatte, meldete jemand dem Aristagoras, Megabates habe seinen Freund Skylax aus Myndos binden und schmachvoll behandeln lassen. Aristagoras begab sich zu Megabates und legte Fürsprache bei dem Perser ein. Als er jedoch mit seinen Bitten nichts erreichte, ging er selbst hin und befreite Skylax. Als Megabates dies erfuhr, war er sehr verärgert und grollte dem Aristagoras. Der aber sagte: „Was ist mit dir und dieser Geschichte? Hat Artaphernes dich nicht zu mir geschickt, damit du mir gehorchst und dorthin segelst, wohin ich befehle? Was mischst du dich ein?“ So sprach Aristagoras. Megabates aber in seiner Wut schickte bei Einbruch der Nacht ein Schiff nach Naxos, um den Naxiern alle Vorgänge zu verraten. Die Naxier hatten ganz und gar nicht daran gedacht, daß sich dieser Heereszug gegen sie richte. Als sie jetzt aber die Nachricht erhielten, schafften sie sofort alles Hab und Gut vom Lande in die Stadt, bereiteten alles für eine bevorstehende Belagerung vor, sorgten für Lebensmittel und Getränke und besserten die Stadtmauer aus. So rüsteten sie, da ihnen der Krieg drohte. Als aber jene von Chios nach Naxos hinüber segelten, fanden sie alles verrammelt und belagerten die Stadt vier Monate. Schon hatten sie das Geld verbraucht, das die Perser mitgebracht hatten; Aristagoras selbst hatte dazu noch große Summen aufgewendet. Trotzdem verschlang die Belagerung immer größere Summen; da bauten sie schließlich für die ver- bannten Naxier Befestigungen und entfernten sich nach großen Verlusten auf das Festland. So hatte Aristagoras dem Artaphernes sein Versprechen nicht erfüllen können. Dazu bedrückte ihn der Aufwand für das Heer, den man von ihm einforderte; und außerdem war ihm nicht wohl wegen der Mißerfolge des Heeres und seines Streites mit Megabates; er ahnte, daß es ihn seine Herrschaft über Milet kosten könnte. Aus allen diesen Befürchtungen heraus erwog er einen Abfall. Dazu war gerade damals auch jener Bote mit den Schriftzeichen auf dem Kopf aus Susa eingetroffen, den Histiaios geschickt hatte; der gab durch Zeichen zu verstehen, Aristagoras solle vom König abfallen. Histiaios sah nämlich kein anderes sicheres Mittel, Aristagoras zum Abfall zu ermutigen; denn alle Wege waren besetzt. Er ließ also seinem getreuesten Sklaven den Kopf glatt rasieren, Zeichen darauf schrei- ben, das Haar wieder wachsen und schickte ihn dann nach Milet. Er gab
ihm keinen anderen Auftrag als den, Aristagoras in Milet zu bitten, ihm das Haar scheren zu lassen und dann auf seinen Kopf zu sehen. Die Schriftzei- 100 chen aber forderten, wie ich schon vorher gesagt habe, zum Abfall auf. Das tat Histiaios, weil er in Susa festgehalten wurde und darüber sehr traurig war. Wenn es zu Unruhen käme, dürfte er mit Sicherheit hoffen, daß man ihn an die Meeresküste entlassen werde. Unternehme Milet aber nichts, so konnte er damit rechnen, niemals wieder ans Meer zurückzukehren.“ (Hdt. 5,30–37, Übers.: J. Feix)


 
ich hätte jetzt gedacht, dass ich so etwas sage wie : es gibt die reichen Naxier, die verbannt wurden von den normalen Naxier und das sind ja zwei Gruppierungen innerhalb einer Polis, und dies hat letztendlich zu diesem Naxosunternehmen geführt. Ob das ein Interpretationsansatz ist, dass weiß ich nicht
 
Das ist keine Interpretation des Naxosunternehmens. Und was ist „normal“? Jedenfalls keine sozialwissenschaftliche Kategorie.
 
Interpretieren Sie das bei Herodot geschilderte Naxosunternehmen vor dem Hintergrund der
von Schulz gelieferten Informationen über Staseis in griechischen Poleis und beziehen Sie dabei die Deutungen von Uwe Walter, Herodot und die Ursachen des Ionischen Aufstandes, Historia 42, 1993, 257-278, und George Cawkwell, The Greek wars, Oxford 2005, 61-86 ein.

Das hier ist die richtige Aufgabenstellung, aber ich verstehe nicht genau, was ich interpretieren soll ? Soll ich Jetzt schauen, was Schulz über Staseis schreibt und das dann mit dem Naxosunternehmen verknüpfen und dann noch schauen, was die beiden anderen zu Staseis sagen oder wie ist das gemeint?
 
aber ich verstehe nicht genau, was ich interpretieren soll?
Na, die herodot‘sche Darstellung des Naxosfeldzugs.

Soll ich Jetzt schauen, was Schulz über Staseis schreibt und das dann mit dem Naxosunternehmen verknüpfen und dann noch schauen, was die beiden anderen zu Staseis sagen oder wie ist das gemeint?
Nein, das heißt, dass du das Rad nicht neu erfinden musst, sondern dass du auch andere Historiker - eben die Genannten - heranziehen sollst, wenn du Herodot interpretierst. Du darfst diesen im Übrigen auch widersprechen und musst dich nicht sklavisch an deren Darstellung halten.
 
Zurück
Oben