Herodots Historien

Hab dir keinen Link für Herodot, aber ein Zitat Herodots:
Es lautet sinngemäß so: Ich fühle mich verpflichtet alles zu berichten, was mir erzählt wird, muss aber nicht alles von dem glauben, was mir erzählt wird.

Wenn Herodot falsches berichtet, stellt sich natürlich noch die Frage, ob er selbst bewußt etwas falsch dargestellt hat - eben wegen griechischem Blickwinkel o.ä. - oder dass seine Quelle schon etwas falsches erzählt hat.
Herodot ist mit Sicherheit nicht objektiv (wer ist das schon zu 100 %), aber er ist in hohem Maße objektiv, erkennt auch bei nicht-Griechen bedeutsame Leistungen an und kritisiert sowohl Griechen allgemein als auch Athener.
Soweit mal allgemein zu Herodot. Die Pyramiden-Diskussion überlasse ich weiter anderen.
 
Ich halte Herodot auch für außergewöhnlich objektiv (z.B. seine Beschreibung der Skythen finde ich faszinierend). Aber in Bezug auf den Vergleich des ägyptischen mit dem griechischen Pantheon hat er, wenn das Zitat stimmt (müsste ich nachgucken), denn doch nicht so richtig ins Schwarze getroffen (war allerdings in der Antike absolut üblich und bei dem Götterkuddelmuddel auch voll verständlich).
 
Bezüglich der sommerlichen Nilschwemme sagt Herodot, sie rühre von der Schneeschmelze am Oberlauf des Nils her. Das ist nun mal falsch - egal, ob er es geglaubt hat oder nicht. Und gerade sie allwissenden Ägypter hätten es ja wohl wissen müssen ... ;)
 
Die allwissenden Ägypter hätten aber auch wissen müssen, dass sie mal von Göttern regiert wurden...
Vielleicht war die Sache mit der Schneeschmelze einfach die damalige Erklärung der Nilschwemme? Dann wäre es kein Fehler, den man Herodot ankreiden kann.
 
Die allwissenden Ägypter hätten aber auch wissen müssen, dass sie mal von Göttern regiert wurden...
Vielleicht war die Sache mit der Schneeschmelze einfach die damalige Erklärung der Nilschwemme? Dann wäre es kein Fehler, den man Herodot ankreiden kann.

Die Frage lautete: Darf man Herodot und den ägyptischen Priestern alles glauben?

Antwort: Nein.
Beispiel: Nilschwemme.

Wer hier den Fehler gemacht hat, ist erstmal unerheblich.
 
Die Frage lautete: Darf man Herodot und den ägyptischen Priestern alles glauben?

Antwort: Nein.
Beispiel: Nilschwemme.

Wer hier den Fehler gemacht hat, ist erstmal unerheblich.

Für mich ist das relativer Unfug.

Beispiel: Schwerkraft: Newton: Die Dinge ziehen einander an.

Antwort: Falsch. Materie wird durch die Raumkrümmung geschubst.

Eine bessere Erklärung (im naturwissenschaftlichen Sinn) gab es zur Zeit Herodots nicht, Afrika war unendeckt und bis zum Ende des 20. Jahrhunderts existierte keine bessere Erklärung. Völlig unverständlich ist, wie man Herodot (Geschichtsschreiber) mit Naturwissenschaftlern des 20. Jhs. vergleichen und darin Bestätigung von Fehlern finden will. Goethes Farbenlehre war auch eine Katastrophe, aber schreiben konnte der Mann.
 
Die Suche nach den Quellen des Nils hat die Forschung immerhin bis ins 19. Jahrhundert beschäftigt. Stanley entdeckte 1888 das Ruwenzori Gebirge, die legendären "Mondberge" und bestätigte, daß das Schmelzwasser die Quellen des Nils bildete, was schon Herodot vermutet hat. Die Frage nach den Nilquellen wurde in der antike höchst unterschiedlich beantwortet: Thales glaubte die Nordwinde der Ägäis hinderten das Nilwasser ins Mittelmeer zu fließen. Anaxagoras vermutete den Grund in der Schneeschmelze in Äthiopien. Nero schickte eine Forschungsexpedition aus, die Nilquellen zu erforschen.

Ich mag Herodot, seine Geschichte der Perserkriege ist auch heute noch lesenswert. Thukydides und Athoskanal haben ihn kritisiert, doch er hat sich über die Gesetze der Geschichte Gedanken gemacht und war auf der Suche nach der historischen Wahrheit. Das macht ihn für mich zum "ersten Historiker".
 
Tausche in meinem Beitrag 20 JH. durch 19 JH. Ansonsten stimmt das völlig. Allein die Idee, dass Überschwemmungen durch eine weit entfernte Schneeschmelze ausgelöst sein könnten, war eher revolutionär (und mit der Entdeckung des kenianisch/tansanischen Hochlandes) eher wieder nicht..
 
dennoch ist Herodot mit vorsicht zu behandeln, nur um das typische Beispiel zu bringen, dass einem auch in der Uni zur Quellenkritik gezeigt wird:
Hdt. 2,35:
Ich will nun ausführlich von Ägypten erzählen, weil es mehr wunderbare Dinge und erstaunliche Werke enthält, als alle anderen Länder. Darum müssen wir es genauer beschreiben. Wie der Himmel in Ägypten anders ist als anderswo, wie der Strom anders ist als andere Ströme, so sind auch die Sitten und Gebräuche der Ägypter fast in allen Stücken denen der übrigen Völker entgegengesetzt. So gehen in Ägypten die Frauen auf den Markt und treiben Handel, und die Männer sitzen zuhause und weben. Und die anderen Völker schlagen beim Weben den Einschlag von unten nach oben fest, die Ägypter von oben nach unten. Die Männer tragen die Lasten auf dem Kopf, die Frauen auf den Schultern. Die Frauen lassen ihr Wasser im Stehen, die Männer im Sitzen. Die Entleerung macht man im Hause ab, essen tut man auf der Straße. Sie geben als Grund dafür an, daß man natürliche Bedürfnisse soweit sie häßlich sind, im geheimen, soweit sie nicht häßlich sind, öffentlich befriedigen müsse. Priesterämter, sowohl bei männlichen wie bei weiblichen Gottheiten, versehen nur die Männer, nie die Frauen. Für den Unterhalt der Eltern zu sorgen, werden nur die Töchter gezwungen; die Söhne brauchen es, wenn sie nicht wollen, nicht zu tun.
 
Für mich ist das relativer Unfug.

Beispiel: Schwerkraft: Newton: Die Dinge ziehen einander an.

Antwort: Falsch. Materie wird durch die Raumkrümmung geschubst.

Eine bessere Erklärung (im naturwissenschaftlichen Sinn) gab es zur Zeit Herodots nicht, Afrika war unendeckt und bis zum Ende des 20. Jahrhunderts existierte keine bessere Erklärung. Völlig unverständlich ist, wie man Herodot (Geschichtsschreiber) mit Naturwissenschaftlern des 20. Jhs. vergleichen und darin Bestätigung von Fehlern finden will. Goethes Farbenlehre war auch eine Katastrophe, aber schreiben konnte der Mann.

Ich glaube, Du hast den Ausgangspunkt der Diskussion nicht mehr im Kopf. Sinngemäß: "Herodot schreibt, dass vor 17.000 Jahren Hercules Ägypten regiert hat ..."

Es ging mir also darum, zu demonstrieren, dass Herodots Historien nicht per se wörtlich wahr zu nehmen sind. Da erzähle ich natürlich einem geschichtskundigen Menschen nichts Neues, dem Adressaten meiner Ausführung war eine solch einfache Erkenntnis aber bislang entgangen ...

:)
 
Ich glaube, Du hast den Ausgangspunkt der Diskussion nicht mehr im Kopf. Sinngemäß: "Herodot schreibt, dass vor 17.000 Jahren Hercules Ägypten regiert hat ..."

Es ging mir also darum, zu demonstrieren, dass Herodots Historien nicht per se wörtlich wahr zu nehmen sind. Da erzähle ich natürlich einem geschichtskundigen Menschen nichts Neues, dem Adressaten meiner Ausführung war eine solch einfache Erkenntnis aber bislang entgangen ...

:)
Herodot meinte es vielleicht im Übertragenden Sinne.Die Geschichte Altägyptens reicht halt sehr weit zurück und war von unbekannten Persönlichkeiten geprägt und regiert, über die man bis heute nicht viel weiss.
 
Die Suche nach den Quellen des Nils hat die Forschung immerhin bis ins 19. Jahrhundert beschäftigt. Stanley entdeckte 1888 das Ruwenzori Gebirge, die legendären "Mondberge" und bestätigte, daß das Schmelzwasser die Quellen des Nils bildete, was schon Herodot vermutet hat. Die Frage nach den Nilquellen wurde in der antike höchst unterschiedlich beantwortet: Thales glaubte die Nordwinde der Ägäis hinderten das Nilwasser ins Mittelmeer zu fließen. Anaxagoras vermutete den Grund in der Schneeschmelze in Äthiopien. Nero schickte eine Forschungsexpedition aus, die Nilquellen zu erforschen.

Es ging um die jährliche Nilflut - und die hat nichts mit Gletschern oder Schnee von Gestern zu tun. Es sind die Monsunregen und die tropischen Sommergewitter, die den Nil anschwellen lassen.

Aber ich gebe auch zu, dass Herodot angab, man wüsste in ganz Ägypten nichts Konkretes ...

http://www.nexusboard.net/showthrea...id=133502&nx=5415ccab68a0bdd4cacd0c3ce7124cbb
 
Die Angaben des Herodot sind nicht unumstritten, leider wird oft vergessen, daß sich die Geschichtsschreibung zu jener Zeit in ihren Anfängen befindet; insofern dürfen wir hier kein allzu strenges Maßstab legen.
Darüber hinaus dürfen wir nicht die Tatsachen außer Acht lassen, die Herodot richtig wiedergibt, zum Beispiel auf welche Art und Weise die Ägypter die Mumifizierung durchgenommen haben, weiterhin werden die die Herrschaftsjahre vieler Pharaonen und Herrscher korrekt wiedergegeben.
Und zu seiner Verteidigung muß man beachten, daß er es gewiß nicht ganz einfach gehabt hat, denn er selbst war auf Dolmetscher angewiesen. Viele Mißverständnisse sind also durchaus möglich gewesen. Außerdem wurde er ganz offensichtlich einige Male an der Nase herumgeführt. Da Herodot nur alles aufgeschrieben hat, was ihm erzählt wurde, dürfen wir davon ausgehen, daß er selber nicht alles gegelaubt hat. Oft legt er das Erzählte nach dem Motto: "Ob ihr's glaubt oder nicht, aber so hat man es mir erzählt" dar.
Hin und wieder hat er zu bestimmten Dingen, wenn etwas nicht logisch zu sein schien, eigene Theorien aufgestellt, die wir zwar heute belächeln, aber für die damalige Zeit vielleicht durchaus sinnvoll gewesen sind.
 
Nun ja, Herodot schreibt ja auch oft genug, das er vieles was er von Einheimischen und Reisenden hört, selbst nicht glaubt.
Oft beginnt er die Sätze mit: "es erzählen sie die & die"..., "so wurde es mir berichtet, ob es so ist wissen die Götter und jene die dort waren".....

Er notiert alles was er hört, um den Griechen bzw der Nachwelt zu überliefern, welche Merkwürdigkeiten die weite Welt liefert.

Warum er deshalb oft als Märchenonkel verhöhnt wird, wird ihm nicht gerecht.
 
dennoch ist Herodot mit vorsicht zu behandeln, nur um das typische Beispiel zu bringen, dass einem auch in der Uni zur Quellenkritik gezeigt wird:
Hdt. 2,35:
Ich will nun ausführlich von Ägypten erzählen, weil es mehr wunderbare Dinge und erstaunliche Werke enthält, als alle anderen Länder. Darum müssen wir es genauer beschreiben. Wie der Himmel in Ägypten anders ist als anderswo, wie der Strom anders ist als andere Ströme, so sind auch die Sitten und Gebräuche der Ägypter fast in allen Stücken denen der übrigen Völker entgegengesetzt. So gehen in Ägypten die Frauen auf den Markt und treiben Handel, und die Männer sitzen zuhause und weben. Und die anderen Völker schlagen beim Weben den Einschlag von unten nach oben fest, die Ägypter von oben nach unten. Die Männer tragen die Lasten auf dem Kopf, die Frauen auf den Schultern. Die Frauen lassen ihr Wasser im Stehen, die Männer im Sitzen. Die Entleerung macht man im Hause ab, essen tut man auf der Straße. Sie geben als Grund dafür an, daß man natürliche Bedürfnisse soweit sie häßlich sind, im geheimen, soweit sie nicht häßlich sind, öffentlich befriedigen müsse. Priesterämter, sowohl bei männlichen wie bei weiblichen Gottheiten, versehen nur die Männer, nie die Frauen. Für den Unterhalt der Eltern zu sorgen, werden nur die Töchter gezwungen; die Söhne brauchen es, wenn sie nicht wollen, nicht zu tun.
Man könnte dies auch versuchen zu erklären. Zu Zeiten des Herodot galt die Kugelgestalt der Erde des Pythagoras und Archimedes als Erdmodell.
Da Herodot nach Ägypten fuhr und als gebildeter Mann sicher von Pythagoras und Archimedes Lehren wußte und die Krümmung der Erde während der Überfahrt nach Ägypten anschaulich selbst mitbekam (Horizont) konnte es nur einen logischen Schluß geben: Europa und Asien waren oben auf der Kugel und Afrika (also Ägypten, Lybien und Äthopien waren unten). Und darum war in Ägypten alles andersrum. ;)
 
Zu Gorsleben:
Rudolf John Gorsleben ? Wikipedia


Zu Herodot:
Ich besitze folgende vollständige Übersetzung:
Bähr, Chr. (Hg.): Herodot, 9 Bücher zur Geschichte. Köln 1898.
Natürlich nicht in einer Ausgabe von 1898, sondern in einer Ausgabe zum 100jährigen Jubiläum der Übersetzung. Die Übersetzung ist schlecht, der Apparat teilwiese grottig :weinen:. Wenn also Reclam die Historien in neun Büchern herausgibt, dann werden sie wohl vollständig sein.

Wie zitiere ich denn die Antiken Werke (Originalquelle) von Herodot in der Quellenverzeichnis? ([FONT=&quot]Primärliteratur)[/FONT]
So nicht, oder: [FONT=&quot]Herodot: Historien Buch VII.

Danke schonmal! :) [/FONT]
 
"Hdt. VII, N, n" müsste eigentlich reichen, weil von Herodot ja nur die Historien überliefert sind. Aber dir reißt sicher niemand ein Bein aus, wenn du "Hdt. Hist. VII, N, n" schreibst. Solltest du allerdings nicht mit dem griechischen Originaltext, sondern mit einer Übersetzung arbeiten, dann solltest du das kennzeichnen:
"Hdt. Hist. VII, N, n, nach Bähr, Chr. (Hg.) Herodot, 9 Bücher zur Geschichte. Köln 1898, S. xyz."
"N" steht jeweils für das fragliche Kapitel, damit sich der geneigte Leser nicht zu Tode suchen muss, "n" für den zitierten Satz.
 
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