hessischer Landgraf gesucht

swalwa

Neues Mitglied
Hallo,
eine Frage bei der ich alleine einfach nicht weiterkomme:
Wer war um 1649/50 der Landesherr von Bad Schwalbach (oder auch Langenschwalbach - gehörte jedenfalls zur Niedergrafschaft Katzenellenbogen)????
Vielen vielen Dank im Voraus
swalwa
 
Wenn es tatsächlich um einen hessischen Landgrafen geht, dann gab es eigentlich nur zwei Kandidaten:
Georg II. von Hessen-Darmstadt (Landgr. 1626-1661)
und
Wilhelm VI. von Hessen-Kassel (Landgraf 1637-1663)
Beide stritten sich 1648-49 um den Besitz von Hessen-Marburg.

Als Graf von Katzenellenbogen kennt allerdings Wikipedia nur Georg Friedrich von Nassau-Siegen: Georg Friedrich (Nassau-Siegen) - Wikipedia
Mir ist eigentlich auch eher bekannt, dass das westl. heutige Hessen eher den nassauischen Grafen gehörte, aber ich kann en detail mal schauen, wie das nach dem Dreißjährigen ausschaute.
 
Den Titel "Graf von Katzenellenbogen" haben die Landgrafen von Hessen-Darmstadt auch geführt, das sagt wohl noch nicht, wer wirklich vor Ort das Sagen hatte.
 
Bad Schwalbach gehörte meines Wissens zur Grafschaft Nassau, sodass fürstliche Aspiranten bei der Grafen- und Fürstenfamilie Nassau zu suchen wären. Leider habe ich hier kein "Handbuch der historischen Stätten Deutschlands", was eine präzisere Auskunft ermöglichen würde.

Aber vielleicht gibt's im Forum ja Spezialisten für hessische Landesgeschichte! :winke:
 
Hallo, erstmal vielen Dank,

so richtig schlau bin ich immer noch nicht. Aber das Problem lässt sich nun eingrenzen: 1642 hat Georg II von Hessen-Darmstadt die Erlaubnis für die erste Apotheke in Bad Schwalbach erteilt. 1670 hat Ernst von Hessen-Rheinfels die "Fürstenkonferenz" im Schwalbach einberufen.
Aber was war dazwischen? Da war neben dem 30-jährigen Krieg der sogenannte Hessenkrieg, bei dem es unter anderem um Oberhessen aber auch um Katzenellnbogen ging. Da bekämpften sich eben dieser Georg II und Amalie Elisabeth von Hanau-Münzenberg. Der Hessenkrieg wurde 1648 zusammen mit dem 30-jährigen mit einem Vergleich abgeschlossen. Nach Wikipedia kam die Grafschaft nun an Hessen-Kassel, das die Landeshoheit behielt(?) :S
Das ist die Stelle wo mir schwindlig wird.....
 
Ohne Durcheinander stiften zu wollen: Gehörte Langenschwalbach nicht zum Gebiet der Grafen von Nassau Idstein/Wiesbaden? Da hätte ich nämlich den zur Tatzeit Gesuchten parat: Graf Johannes von Nassau. Er war ein berüchtigter Hexenjäger und segnte erst 1676 das Zeitliche. Nachdem er als alter verbitterter Mann seine beiden letzten Lebensjahre der Verfolgung von Hexen in Idstein, im Gebiet des heutigen Taunussteins und in Wiesbaden zugebracht hat.

Gefürstet wurde erst sein Nachfolger (Sohn, ich glaube aus zweiter Ehe).
 
Zuletzt bearbeitet:
Laut der Karte die Briso gestellt hat liegt Bad Schwalbach auf den Gebiet der "Niedergrafschaft Katzenelnbogen" (wobei es sich wohl um die bei Wiki genannte "Obergrafschaft" handelt), direkt an der Grenze zu Nassau-Usingen (Idstein-Wiesbaden).
Laut Wiki sind sowohl die Unter- und Obergrafschaft 1557 zur Landgrafschaft Hessen gekommen. Die "nördlichen" (wohl die Obergrafschaft) Teile sollen später (ohne Zeitangabe) zu Hessen-Kassel gegangen sein.
Die Erbteilung in Hessen fand 1567 nach Landgraf Philipps I. Tod statt. Also müsste Landgraf Wilhelm VI. von Hessen-Kassel um 1650 der Herr von Bad Schwalbach gewesen sein.
 
Ich will mal versuchen, die staatsrechtliche Stellung der Landgrafen etwas allgemeinverständlich zu erläutern, auch wenn sich den Fachleuten etwas die Haare sträuben werden. Die Landgrafen waren keine "gewöhnlichen" Grafen, sondern standen den Herzögen und Kurfürsten im Prinzip gleich. Sie waren gewissermaßen Oberhäupter selbstständiger Staaten. Alles was es an Adel in der Landgrafschaft bzw. später den beiden Landgrafschaften Kassel und Darmstadt gab, unterstand ihnen. Das galt auch für die teilselbstständigen Seitenlinien des "Hauses Hessen" (Nachkommen jüngerer Brüder der jeweiligen Landgrafen). Das sind die, die dann z. B. Hessen-Rotenburg etc. heißen.
 
Laut der Karte die Briso gestellt hat liegt Bad Schwalbach auf den Gebiet der "Niedergrafschaft Katzenelnbogen".

So ist es!

Genau das habe ich zur Sekunde auch im "Bayerischen Geschichtsatlas" gefunden. Schwalbach gehörte eindeutig zur Grafschaft Katzenelnbogen (übrigens: nicht -ellenbogen) und damit seit 1479, als mit Graf Philip das Haus Katzenelnbogen erlosch, zu Hessen-Kassel. Darüber kam es zum "Katzenelnboger Erbfolgestreit" mit Nassau, der im Frankfurter Vertrag 1557 beigelegt wurde, nach dem die Grafschaft Katzenelnbogen endgültig an Hessen(-Kassel) fiel.

Wer dann um 1650 Landgraf gewesen sein muss, hat Joinville mit bekannter Zuverlässigkeit herausgefunden - Respekt vor so viel Schnelligkeit! :winke:
 
ok, da lag ich daneben. Katzenelnbogen gehört nicht zum Idsteiner Grafen! Gut zu wissen

Einsichtige Grüße
 
Ich habe mich inzwischen etwas ausführlicher mit diesem Thema beschäftigt und herausgefunden, dass wir mit unserem Ergebnis nur teilweise richtig lagen. Stutzig machte mich ein Hinweis im "Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands (Hessen)", das um 1650 einen Landgrafen Ernst von Hessen-Rheinfels-Rotenburg erwähnte, der in Schwalbach eine Kirche erbauen ließ.

Zutreffend ist, dass die Grafschaft Katzenelnbogen mit dem Ort Schwalbach 1479 durch Ebfall an die Landgrafschaft Hessen-Kassel fiel, in der 1650 Landgraf Wihelm VI. herrschte.

Bereits im 16. Jh. hatte sich jedoch eine Nebenlinie Hessen-Rheinfels-Rotenburg abgespalten, der etwa 1/4 der Landgrafschaft zugeteilt wurde. Ihe Besitz wird daher auch als "Rotenburger Quart" bezeichnet. Zu dieser Linie, die sich noch mehrfach aufspaltete, zählte um 1650 auch unser Schwalbach unter der Herrschaft des Landgrafen Ernst von Hessen-Rheinfels. Es ist allerdings hinzuzufügen, dass das Territorium der Linie Hessen-Rheinfels-Rotenburg sstets unter der Oberherrschaft von Hessen-Kassel stand.

Sogar in Wikipedia habe ich etwas dazu gefunden. Hier ein Auszug:

Nach dem Westfälischen Frieden 1648 fielen aus den Hessen zurückerstatteten Gebieten Schloss und Amt Rheimnfels mit St.Goar,St. Goarshausen, Burg Neukatzenelnbogen und das Amt Hohenstein mit Bad Schwalbach an Hessen-Rotenburg. Diese wurden auf den inzwischen mündig gewordenen jüngsten Sohn Julianes, Ernst I. von Hessen-Rheinfels, der seine Residenz auf Schloss Rheinfels bei St. Goar einrichtete, übertragen. Er begründete die so genannte jüngere Linie Hessen-Rheinfels

Damit sind hoffentlich alle Fragen hinsichtlich der etwas verwickelten Ortsgeschichte von Schwalbach beseitigt. :grübel:
 
Nachtrag:
Landgraf Ernst von Hessen-Rheinfels wurde 1652 römisch.katholisch,und da er letztendlich Gesamterbe der Rotenburger Quart war, waren die Linien des Hauses Hessen-Rotenburg in der Folgezeit ebenfalls römisch-katholisch.
 
Zurück
Oben