Hilfestellungen für Isleifson bei einer Quellenkritik

Die Deutschen haben das Lager"Kaiserliches Sammellager des Strafgefängnisses vom Bataillon 1"genannt.

Bataillon 2 wäre dann das Ostlager gewesen.Mögliche Standorte

Milejgany

Mitau

Mitau-Rakiski

Zossen

@Isleifson

Zossen liegt bei Berlin, daher wäre dieser Standort faktisch ausgeschlossen. Dort gab es ein Kriegsgefangenenlager, ein sog. "Halbmondlager", aber das meinst Du wahrscheinlich nicht.

Halbmondlager ? Wikipedia

"Kaiserliches Sammellager des Strafgefängnisses vom Bataillon 1" Der Begriff ist etwas verquast und das Attribut "Kaiserlich" übertrieben, könnte aber semantisch in die Zeit passen.

"Bataillion 1" wäre sehr ungewöhnlich, da in den deutschen Armeen die Bataillione mit römischen Ziffern gezählt wurden.

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Bsp.: 1. (Leib-)Grenadierregiment Nr. 100, I. Bataillion, 1. Kompanie

Kurzform: 1. GR. (Nr.100), I., 1.

Das war ein sächsisches Regiment.

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Wenn die Lagerinsassen Strafgefangene waren, wie Du w.o. schriebst, dann waren sie auch von zivilen Strafgerichten oder Militärgerichten verurteilt, warum auch immer.

Ungewöhnlich wäre aus meiner Sicht, die Zusammenlegung von deutschen zivilen Strafgefangenen, deutschen Mitilärstrafgefangenen, ausländischen zivilen Strafgefangene und eventuellen ausländischen Kriegsgefangenen die z.B. wegen Disziplinverstößen bzw. Rechtsverstößen in normalen Kriegsgefangenenlagern etc. gemaßregelt wurden.

Damit wären es prima facie kein "Repressions-Lager", bzw. kein "Vergeltungslager", sondern ein Straflager.

Soweit vom "Grünen Tisch".

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Hat diese "Gesellschaft in Sedan" keine Website, wäre schön wenn Du da einen link setzen könntest.

M.
 
Es gibt auch ein Zosl oder so ähnlich in Litauen.Die Litauen Geschichte ist schon von den Namen her extrem kompliziert.

Ich ging zuerst davon aus das die Deutschen als gute Bürokraten die Arbeit der russischen Bürokraten respektiert haben und sie russ.Namen übernommen haben.Aber nein,da gibt es anscheinend auch deutsche Namen für grössere Ortschaften und die wurden benutzt.

Nach langem Nachforschungen glaube ich zu wissen das der Deutsche Name für die Lager wie folgt lautet


"Kaiserliches Sammellager des Strafgefängnisses vom Arbeitsbataillon 1"

Die deutschen Häftlinge kamen vom Zuchthaus Rheinbach,laut Wiki gab es ,gibt es dort eine grosse Strafanstalt.

Dort müsste man ansetzen.Es gibt auf dieser Welt kaum etwas beständigeres als die Gefängnissburokratie.

Die Sedan Gesellschaft ist ein Geschichtsverein wie es sie in allen franz.Departementen gibt.Teilweise vom Staat subventioniert mit der üblichen Mischung von Hobby und Berufshistoriker.

Le blog de la Société d'Histoire des Ardennes
 
Die Verschleppungen nach Litauen, u.a. von 600 frz. Frauen, die ausdrücklich nach der Auswahl "höhergestellt" sein sollten, war offiziell eine Repressalie des Deutschen Reiches in Reaktion auf die Verschleppung von Elsass-Lothringern in Frankreich.

Bis 1917 gab es da ein gegenseitiges Hochschaukeln von völkerrechtlich ausgerufenen Repressalien, was Ende 1917 durch irgendwelche internationalen Vermittlungen (muss ich, ebenso wie Details, bei Hankel nachschlagen) wohl eingedämmt worden ist. Die bestehenden Lager wurden aber fortgeführt.

Bzgl. der Lager ist außerdem, wie schon von Turgot angemerkt, der allgemeine Kontext der Blockade der Mittelmächte wichtig, insbesondere was die Belieferungen mit Lebensmitteln betraf. Solche Lager standen am Ende einer "Versorgungskette" und kamen am schlechtesten weg. Selbst im Reich gab es tausende Hungertote (die Zahlen von über 500.000 in 1916/17 sind vermutlich zu hoch, aber immerhin; seriöser sind wohl Zahlen bis 500.000 vom "Steckrübenwinter" 1916/17 bis 1918).
Steckrübenwinter ? Wikipedia

Auch das ist etwas komplizierter.

Bei den von den Franzosen verschleppten deutschen Beamtenfamilien handelte es sich um Altdeutsche.So nannte man im Reichsland Deutsche aus dem Altreich.Im WK2 sprach man von Reichsdeutschen im Gegensatz zu Volksdeutschen.

Elsass-Lothringer konnten im Reichsland nicht höherer Beamte werden.

Die ersten franz.Geisel wurden 1917 im April befreit.Da die Verhandlungen jedoch nicht so weiter kamen wie von Deutschen gewünscht,nahm man im Januar 1918 nochmal Geisel.Von diesen kamen die Frauen nach Holzminden in Deutschland ,die Männer jedoch nach Litauen.

Otages en Lithuanie (I) - Les civils du Valenciennois dans la Grande Guerre 1914-1918
 
@Isleifson

Wir bleiben im Westen.

Mit "Rheinbacher" meinst Du dann, als quasi "abgebende" Stelle, dieses ehemalige Zuchthaus, die heutige JVA.

Justizvollzugsanstalt Rheinbach

Da Du verständlicherweise, aufwandsbedingt, keine deutschen Archive nutzen magst bzw. kannst, würden Dir auch keine Verlinkungen auf Bestände der Rheinprovinz bzw. des preußischen Justizministeriums nützen.

"...Dort müsste man ansetzen.Es gibt auf dieser Welt kaum etwas beständigeres als die Gefängnissburokratie. ..."

Ich halte die Finanzbürokratie für die beständigste. ;)

Ich habe einen ersten Blick in die online Findhilfsmittel des Staatsarchives NRW getan, alleine bei der ersten Suchanfrage findet sich etwas. Solltest Du inbezug auf die Archivnutzung Deine Meinung ändern, einfach schreiben.

Ansonsten, ruf einfach in der JVA an und frage, manchmal hat man da Glück, daß es einen Beamten gibt oder gab, der die Geschichte der Institution aufgearbeitet hat.

Die Recherche geht weiter, und zwar zum "Arbeitsbatallion 1"

M.
 
@Melchior

Für Litauen,kann nur eines helfen-Kontaktaufnahme mit einer litauischen Universität.

Da hast du mich neugierig gemacht.Stell doch mal rein was du gefunden hast.:winke:
 
Das ist ja sehr interessant.Und wie kann man das einsehen?

Ich schaue noch zu, daß Du noch mehr Primärquellen bekommst.

Um Enttäuschungen zu vermeiden, ist es das Beste, Du rufst im Bundesarchiv an und bittest, Dich mit dem wissenschaftlichen Archivar zu verbinden, der den Bestand betreut - läuft über die Findbuchregistratur - (siehe oben) ihr findet dann schon einen "Draht" zueinander. Die Einsicht erfolgt dann in Berlin, wenn Du Glück hast, organisiert er/sie Dir auch, daß Du in Koblenz Einsicht nehmen kannst.

Kleiner Tipp, frag den "Löcher in den Bauch" und zeige in dem Gespräch, daß Du nicht nur Ahnung von dem Thema hast, sondern auch wissenschaftliches Interesse. Das key word ist "Wissenschaft".

Achtung! Der Kopierservice des Bundesarchives ist sehr teuer.

M. :winke:
 
Das sind noch zwei mögliche Fundorte.

Rheinbach war ein Zuchthaus ab 1914 und unterstand somit der Aufsicht/Verwaltung des preußischen Justizministeriums. Die Akten findest Du hier.

Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz

Der Aktenbestand ist riesig (697 lfm., Laufzeit 1807 bis 1932) online ist eine tiefere Verlinkung als die von mir vorgenommene nicht möglich. Da Rheinbach ein preußisches Zuchthaus war, sollte es dort auch Bestände zum Zuchthaus Rheinbach geben.

Dort sollten sich auch Zugangs- und Abgangsbücher des Zuchthauses Rheinbach finden lassen.

Berlin-Dahlem ist was online Findhilsmittel angeht, etwas zurückhaltender als das Bundesarchichiv.

Manchmal sind auch "exotische" Bestände hilfreich, schau mal hier:

R 8034-II/1527 [Bd.: 5 1911-1921
R 8034-II/1528

http://startext.net-build.de:8080/barch/MidosaSEARCH/R-8034-II-67755/index.htm?search=Zuchthaus%20Rheinbach&KontextFb=KontextFb&from=1914&to=1918&searchType=any&searchVolumes=all&highlight=true&vid=R-8034-II-67755&kid=4400708c-410d-465b-8581-f16b544b0f5f&uid=dec70af7-9b17-4d80-a2a3-4da975550984&searchPos=3

Reichslandbund- Presseausschnittsammlung (R 8034 II) R 8034-II Reichslandbund-Pressearchiv
1 Politik, Wirtschaft, Kultur (Inland)
1.2 Innenpolitik, Verfassung und Verwaltung
1.2.1 Reich
1.2.1.7 Justiz und Polizei
Bereitstellendes Archiv: Bundesarchiv Findbuch: Reichslandbund- Presseausschnittsammlung (R 8034 II) Bestand: R 8034-II Reichslandbund-PressearchivÜberschrift: Justiz und Polizei Bestellsignatur: R 8034-II/1528Titel: Strafvollzug im In- und Ausland, Zuchthaus- und Gefängniswesen, Deportation von Strafgefangenen und Errichtung von Strafkolonien Bandnummer: 6 Laufzeit: 1921-1943 Endprovenienz: ReichslandbundRegistratur-/Altsignatur: 142 (Aktenzeichen)


M.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit deutschen Archiven hab ich keine Erfahrung.Berlin ist für mich eine Weltreise.Koblenz jedoch kein Problem.

Mal schauen,zuerst die Ardennenfahrt.
 
Noch ein kleiner Tipp für Deine Recherche. Ein Begriff der etwas außer Gebrauch gekommen ist und auch nicht 1 : 1 synonym auf den Begriff "Arbeitsbataillion" übertragbar ist, ist "Armierungsbataillion", auch wenn der Wiki-Artikel dieses unterstellt. Damit würde auch die arabische Zahl hinter dem Bataillion stimmen, da diese Einheiten den jeweiligen A.O.K. unterstellt waren, also gleichsam aus militärischer Sicht "selbstständig" waren. Daß sie dann für ihren Einsatz den örtlichen Militärbefehlshabern unterstellt wurden, ist nur logisch.

Ob an Armierungsbataillione Insassen von Zuchthäusern quasi zur "Bewährung" abgegeben wurden weiß ich nicht, auch nicht, ob innerhalb dieser Bataillione Kriegsgefangene eingesetzt wurden. Die Literatur die in dem nachstehende Wiki-Artikel aufgeführt wird, ist nicht sehr aktuell bzw. ergiebig.

Eigenartigerweise wird in dem Wiki-Artikel als Primärquellenverweis auf das Landesarchiv Baden-Württemberg verwiesen, inkl. Signatur. Wahrscheinlich gibt es aufgrund der Kriegsschäden keine Archivalien zu den preußischen Armierungs-Bataillionen.

Weiter unten sind Beispiele aus dem Bestand aufgeführt, allerdings wohl nur der Württembergische Armee.

Dort müsstest Du dann weiter "stöbern". Achtung! Die Links sind "leer", das hat offensichtlich technische Gründe, aber Du findest beispielhaft die Findbücher.

Viel Erfolg bei Deiner Recherche. Es wäre schön, wenn Du Zwischenergebnisse/Ergebnisse hier posten würdest.


M.

z.B.:

Suchergebnis
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Suchhistorie Suchbegriff(e):Armierung 01.01.1914 bis 31.12.1925
Seite: 1 2 3 4 5 6 7 > Treffer:1 bis 25 von 166
Hauptstaatsarchiv Stuttgart M 1/4 Bü 1191
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ArchivalieneinheitKriegsministerium: Abteilung für allgemeine Armeeangelegenheiten / 1855-1920
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1. Akten
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Festungen - Armierungsbataillone / August 1915 - September 1918 Strukturansicht

... Armierungsbataillone ...

Hauptstaatsarchiv Stuttgart M 1/4 Bü 1324
leer.gif
ArchivalieneinheitKriegsministerium: Abteilung für allgemeine Armeeangelegenheiten / 1855-1920
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1. Akten
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Kriegsformationen, Armierungstruppen, Allgemeines und Armeebataillon Nr. 59 / Mai 1915 - November 1918 Strukturansicht

... Armierungstruppen, Allgemeines und ...

Hauptstaatsarchiv Stuttgart M 1/4 Bü 1325
leer.gif
ArchivalieneinheitKriegsministerium: Abteilung für allgemeine Armeeangelegenheiten / 1855-1920
pfeil_runter.gif

1. Akten
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Armierungsbataillon Nr. 131 / Oktober 1915 - Juli 1918 Strukturansicht

... Armierungsbataillon Nr. 131 ...

Hauptstaatsarchiv Stuttgart M 1/4 Bü 1326
leer.gif
ArchivalieneinheitKriegsministerium: Abteilung für allgemeine Armeeangelegenheiten / 1855-1920
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1. Akten
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Armierungsbataillone Nr. 144 und Nr. 192 / November 1916 - Oktober 1918 Strukturansicht

... Armierungsbataillone Nr. 144 und Nr ...
 
Zuletzt bearbeitet:
@ melchior Ja ,und von den Armierungsbataillonen komen wir dann zu den

"Zivil Arbeiter Bataillonen"oder den ZAB oder BZA ,die von denen zu Hilfestellung herangezogen wurden.

Ich glaube da haben wir was gefunden.
 
In den besetzten Gebieten wurde prinzipiel die Bevölkerung zu Hilfsdiensten herangezogen.

Diejenige die sich weigerten kamen in die

Zivil Arbeiter Bataillone

diese standen unter der Aufsicht vom Landsturm.Die Armierungstruppe war wiederum eine Art Pionniertruppe vom Landsturm.Deshalb findet man in den Archiven die gemeinsame Erwägung.

Diejenige die auch in den ZAB unangenehm auffielen kamen in das

Kaiserliches Sammellager der Strafgefangenen der Zivil Arbeiter Bataillone,Lager Nummer 1

Nummer 1 in Sedan

Nummer 2 im Osten,Standort vorläufig unbekannt
 
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