Hindenburg ernannte Hitler

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Gast

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Warum genau ernannte Hindenburg Hitler zum Reichskanzler? War Hindenburg ein schwacher Reichspräsident, der sich von von Papen und seinem Sohn beeinflussen lies oder war es im Endeffekt doch Hindenburgs Entscheidung Hitler zum Kanzler zu machen?

Vielen Dank für eine Antwort,
Steffi
 
Weil es keine Alternative gab. Hitler war bei Lage der Dinge der einzige, der eine mehrheitsfähige Regierung beisammen bekam. Die NSDAP war mit 33 % die stärkste Partei, unterstützt von der DNVP (8 %, gemeinsam Harzburger Front). Hindenburg hatte sich schon gesträubt, Hitler, den "Böhmischen Gefreiten", zum Reichskanzler zu ernennen, aber welche Wahl blieb ihm?
 
Da hast du recht - rechnerisch reichte auch das nicht, deshalb löste v. Hindenburg den Reichstag am 1. 2. 1933 auf und es gab am 8. 3. 1933 eine Neuwahl.
Hier ist ein Überblick über alle Reichtagswahlen:
Deutschland: Übersicht der Reichstagswahlen 1919-1933

Zum einen wurden (Schein-)Verhandlungen mit dem Zentrum geführt, ohne dass Hitler wohl die ernste Absicht zur Einbindung in die Regierung hatte. Jedenfalls wurde die Einbindung des Zentrums Hindenburg für die Mehrheit vorgerechnet.

Daneben war die Auflösung des Reichstages beschlossene Sache, bevor die Regierung Hitler ernannt wurde.

Schließlich war die Mitwirkung der Reichswehr bei der Kabinettsbildung eine Forderung des Kreises um Hindenburg, weswegen Blomberg als erster Minister - vor dem restlichen Kabinett - unter recht zweifelhafter Beugung der Verfassung von Hindenburg bestellt wurde.
 
Im Januar 1933 es war ein grosses Schachspiel in dem einige Kreise zum Beispiel Papen wolltem Hitler ausnutzen and dann abwerfen. Hitler diese warscheinlich wussteund hatte diese Leute gegeseitig ausgeschaltet. Es war sehr gefärliche Spiel in welche hatte Hindenburg relativ pasive Role. Tragisch war dass diese Spiel war mit Milionen Menschen zu tun.
 
Noch 1932, nach der Reichstagswahl vom 31. Juli, bei der die NSDAP rund 37% der Stimmen gewann, sagte Hindenburg: "Diesen Herrn Hitler würde ich nicht einmal zum Postminister machen". Doch obwohl Hindenburg Reichspräsident der ersten deutschen Demokratie war, hasste er diese, er war und blieb Monarchist und träumter von der Wiedereinführung der Hohenzollern-Monarchie. So gesehen hielt er 1933 - nach etlichen Kabinetten und bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen auf der Strasse - Hitler inzwischen für das geringere Übel als die verhassten Roten (Sozialdemokraten), schliesslich regierten mit Hitler wenigstens die Nationalen.

Auch liess sich Hindenburg durch seinen Sohn Oskar, Papen und anderen bedrängen, nur Hitler sei in der Lage, einen Bürgerkrieg zu verhindern. Hinzu kam, dass einflussreiche Industrielle, Kaufleute und Bankiers eine Petition an Hindenburg sandten, mit dem Ersuchen, Adolf Hitler zum Kanzler zu berufen - aus Angst vor der KPD...


Saludos!
 
Festzuhalten gilt es, das die NSDAP zu jenen Zeitpunkt ihren Zenit in der Wählergunst schon überschritten hatte. Bei der Reichstagswahl vom 06.11 1932 erreichten die Nazis "nur" noch 33,1% der Stimmen. Am 31.07.1932 waren es noch 37,3% der Stimmen gewesen.

Franz von Papen spielte bei der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler eine nicht zu unterschätzende Rolle. Mit Hilfe des Sohnes von Paul von Hindenburg, Oskar, integrierte er fortlaufend gegen Schleicher und hatte dabei ausschließlich die eigenen Interessen, ganz gewiss nicht die des Staates, im Auge. Papen wollte sich unbedingt an Schleicher rächen, denn dieser hatte als Strippenzieher dafür gesorgt, das Papen sein Amt als Reichskanzler Ende 1932 verloren hatte. Und Papen hatte eine persönliche ausgezeichnete Beziehung zum Staatsoberhaupt. So hatte Hindenburg ihm doch bei seiner Verabschiedung ein Bild mit persönlicher Signierung, "Ich hatt einen Kameraden", geschenkt gehabt. Was für ein Gegensatz zu der Verabschiedung von Heinrich Brünning.

Das Kabinett von Schleicher hatte bei Hindenburg beantragt den Reichstag aufzulösen und Neuwahlen erst für den Herbst anzuordnen. Hindenburg lehnte ab.

Hindenburg schenkte auch den ostelbischen Rittergutbesitzern sein Ohr, die ein Interesse daran hatten, das Schleicher entlassen wird. Diese Herrn wußten genau, das Hindenburg sauer auf Schleicher war, weil dieser ihm nicht gegen Vorwürfe hinsichtlich der Entrichtung der fälligen Stueren in Zusammenhang mit der Schenkung seines Guts Neudecks in Schutz nahm.

Die ganzen Vorgänge, die zur der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler fürhten, waren ein einziges übles Ränkespiel.

Quelle: Winkler, Weimar, C.H.Beck 1993
 
Zuletzt bearbeitet:
Festzuhalten gilt es, das die NSDAP zu jenen Zeitpunkt ihren Zenit in der Wählergunst schon überschritten hatte. Bei der Reichstagswahl vom 06.11 1932 erreichten die Nazis "nur" noch 33,1% der Stimmen. Am 31.07.1932 waren es noch 37,3% der Stimmen gewesen.

Das liest man immer wieder. Da es nach dem Nov. 1932 aber keine freien Wahlen mehr gab, ist das für uns kaum zu überprüfen. Immerhin war die NSDAP trotz der Verluste noch immer die stärkste Partei. Das erleben wir doch im bundesrepublikanischen System auch immer wieder, dass Parteien in der Wählergunst steigen und fallen, ihre Stammwählerschaft gut oder schlecht mobilisieren und Wechselwähler das ihrige dazu tun.
Kann man also tatsächlich davon ausgehen, dass die NSDAP vier Prozent der Gesamtwählerschaft bzw. 11 % ihrer Stammwähler verlor? Oder sind dies nur Wechselwählerverluste gewesen, die sich auch wieder hätten einfahren lassen?
 
Ich kann euch dieses Buch empfehlen:

Jürgen W. Falter
Hitlers Wähler
C.H. Beck
1991

Eine sehr gute Analyse des Wahlverhaltens, der Wähler und der Hintergründe der Wahlen.
 
Immerhin waren Hitler und seine Vasallen so erschrocken, das sie im Wahlkampf der letzten freien Wahl vor Amtsantritt Hitlers am 30.01.1933, der eigentlich nicht bedeutenden Landtagswahl in Lippe am 15.Januar 1933 einen beispiellosen, kaum zu überbietenden, Aufwand im Wahlkampf betrieben, um ja nicht den negativen Eindruck zu erwecken, das es mit der NSDAP berab ginge.


Die Wahl wurde dann auch klar gewonnen, aber interessant ist, das die SPD auch schon immerhin 30% der Stimmer erreichte.
 
Hindenburg war 1933 schlichtweg senil. Es gibt die Anekdote, dass er beim Aufmarsch von brauner SA und Stahlhelm gesagt haben soll: "Unsere tapferen Truppen - seht wie viele Russen sie gefangen haben..."
 
... der eigentlich nicht bedeutenden Landtagswahl in Lippe am 15.Januar 1933 einen beispiellosen, kaum zu überbietenden, Aufwand im Wahlkampf betrieben, um ja nicht den negativen Eindruck zu erwecken, das es mit der NSDAP berab ginge.

Das war wohl eine Vorgabe des Kreises um Papen, gewissermaßen die Hausaufgabe für Hitler, wenn er an die Macht kommen wolllte. In Lippe sollte der Abwärtstrend und die um sich greifende Depression in der NSDAP wegen des Fehlschlages 1932 gestoppt werden.
http://www.geschichtsforum.de/f66/wahlkampf-1933-lippe-19163/
 
Hindenburg war 1933 schlichtweg senil.

Da wäre ich mir nicht so sicher, Anekdote hin oder her:

Doch das ist nur die halbe Wahrheit, sagt der Stuttgarter Geschichtsprofessor Wolfram Pyta. In seiner Hindenburg-Biografie kommt er zum Schluss: Der Reichspräsident ist nicht senil gewesen. Er hat gewusst, was er tut - auch bei der Machtübertragung an Hitler. "Die historischen Zeugnisse, die man nach fast detektivischer Sucharbeit herausfindet, ergeben ein ganz glasklares Bild. Hindenburg war Herr seiner Entscheidungen", sagt Pyta.

02.10.2007: Vor 160 Jahren: Paul von Hindenburg wird geboren - Stichtag - WDR.de
 
Da wäre ich mir nicht so sicher, Anekdote hin oder her:
Senilität hat für mich zumindest immer wieder den Geruch zu beabsichtigen, dass man Hindenburg von seinem Makel, gewissermaßen an Hitlers Aufstieg schuld zu sein, frei spricht. Ich glaube das Problem gibt es aber schon seit Jahrzehnten, dass immer wieder darauf hingewiesen wird, er sei senil gewesen. Ärztliche Analysen oder dergleichen kenne ich aber nicht, auch wenn sie interessant wären.:rotwerd:
 
Die Vermutung, dass Hindenburg senil gewesen sei, muss schon kurz nach der Machtergreifung aufgekommen sein. In einem politischen Witz aus dieser Zeit (für den es damals einige Jahre KZ gab) heißt es:

Hindenburg soll eine Dame empfangen, die ihm einen großen Blumenstrauß zu überreichen gedenkt. Das Einwickelpapier will sie im Vorzimmer zur Seite tun. Da ruft ihr Staatssekretär Meißner entsetzt zu: "Lassen Sie doch um Gottes willen keine Papier hier herumliegen. Der alte Herr unterschreibt es sonst sofort!"

Die Frage ließe sich wohl wirklich nur durch ein ärztliches Gutachten klären, aber eine solche Quelle ist mir nicht bekannt.
 
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