Die Frage ist halt, ob sich Caligula ausgerechnet in diesem Fall an Traditionen hielt.
Aus den biographischen Werken, die zu Caligula erhalten sind, gibt es unzählige Beispiele für ein extrem exzentrisches Verhalten, für völlig maßloses Benehmen, für paranoiden Verfolgungswahn und Grausamkeit. Auch, dass Caligula sich mit Vorliebe über Regeln und Traditionen hinwegsetzte.
Sueton berichtet auch, dass Caligula eine Vorliebe für Thraker hatte, dass er einige Gladiatoren dieser Waffengattung in seine Leibwache aufnahm. Wenn ich mich nicht täusche, steht bei Sueton auch, dass er die Bewaffnung der murmillones- des Standardgegners des Thrakers verschlechterte.
Caligula praktizierte selbst Gladiaturfechten in der Armatur eines Thrakers. Bei einem Übungskampf mit Holzwaffen gegen einen Gladiator ließ dieser Caligula gewinnen. Caligula aber ließ sich einen Scharfen Dolch geben und stach den Gladiator ab.
Bei Caligula gibt es also Anzeichen einer fanatischen Parteinahme für eine bestimmte Armatur (Thraker), dass er die Bewaffnung der Gegner verschlechterte, dass er selbst in dieser Armatur trainierte und Gladiatoren dieser Waffengattung in seine Leibwache aufnahm. Dass er sich dabei über den Grundsatz der Fairness und Chancengleichheit hinwegsetzte, dass er bei einem Trainings-Sparring tödliche Waffen einsetzte. #
Kurz und gut- das Psychogramm eines unberechenbaren Psychopathen mit extrem gewalttätigem Verhalten, der sich über Regeln und Traditionen hinwegsetzt.
Bei den Gladiatorenkämpfen spricht aber, meiner Meinung nach alles dafür, dass auch Caligula nicht die üblichen Paarungen veränderte. Die hatten sich aus langen praktischen Erfahrungen so entwickelt wie sie waren. Schwerbewaffnet beweglich (Thraker, Hoplomachus) gegen Schwerbewaffnet statisch, parmularius gegen Scutarius das bot besonders abwechslungsreiche, dynamische Zweikämpfe. Dieses Prinzip wurde praktisch auf die Spitze getrieben mit der Paarung des sehr beweglichen, leichtbewaffneten Retiarius gegen den schwerbewaffneten Secutor, der ja im Grunde nichts anderes war, als ein murmillo spezialisiert auf den Kampf gegen den retiarius.
Wenn gelegentlich mal die übliche Paarung variiert wurde, geschah das meistens aus dem Sachzweck heraus, dass nicht genügend Kämpfer einer Armatur verfügbar waren, so dass man auch mal einen thraex mit einem provocator paarte.
Dafür gibt es bei den Caligula Episoden keine Indizien. Die Paarungen sind die üblichen, nur dass Caligula die Chancen der Scutarii (murmillo) verschlechtert, weil er fanatischer Fan der parmularii ist.
So wie sie waren, boten die Gladiatorenduelle die dynamischsten und spannendsten Kämpfe. Mit völlig neuen Paarungen zu experimentieren, hätte die Dynamik und den Unterhaltungswert der Kämpfe herabgesetzt.
Das tut Caligula auch nicht, er ändert nicht, was sich durch langes experimentieren in der Praxis bewährt hat. Er ändert auch nicht die Paarungen, es verändert lediglich die Chancengleichheit zu Gunsten seiner bevorzugten Armatur.