Historische Entwicklung der Geldpolitik

L

Leene

Gast
Hallo Leute

ich muss in VWL eine Hausarbeit schreiben. Jeder hat zu dem Zentralthema:
Wirtschaftliche Entwicklung- ein Blick in die Zunkunft
- veranschaulicht am Beispiel Deutschland -

ein Unterthema bekommen. Meines lautet: die historische Entwcklung der Geldpolitik

Doch wo fängt man an und was kann man alles dazu erzählen?
Wenn ich das Thema höre, dann fällt mir dazu Inflation der 20er Jahre, Börsencrash 1929 oder Wirtschaftswunder der 50er Jahre ein. Doch da muss es doch noch mehr geben.

Habt ihr eine Idee was damit alles zu tun hat? Wo finde ich nützliche Quellen?


Ich bin für jede Hilfe dankbar =)
 
Vieleicht noch die Einführung von Geldscheinen,zB in England im ausgehenden 17.Jh, die staatlichen Regelungen über den Wert von Silber und Gold zueinander und den festgesetzen Wechselkursen.
Aber die Entscheidung auf Geldscheine zu setzen ist nicht unwichtig.
Beim wikisurfen auch mal die englische Version durchschauen.
Monetary policy - Wikipedia, the free encyclopedia
Kann man unter Geldpolitik vieleicht noch die teilweise absichtliche Streckung des Silbergehaltes im 16.-17.Jh verstehen? Schliesslich haben die Machthaber dadurch grosse Profite erwirtschaftet.
Münzregal usw.kommt aber darauf an wielange die hausarbeit gehen soll .
Vieleicht überhaupt erstmal die Geschichte des Geldes und der Einfluss der jeweiligen Machthaber und dernen wirken darstellen als Einführung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Geschichte des Geldes beginnt mit Kroisos ("Bin ich Krösus?") von Lydien, im sechsten vorchristlichen Jahrhundert. 2600 Jahre Geldgeschichte sind aber wohl ein bisschen viel. Anfangen könnte man für "Deutschland" mit den Fuggern und Welsern (was nicht heißen soll, dass es vorher in D kein Münzgeld gegeben habe). Obwohl hier natürlich die Handelshäuser dem Kaiserhaus Geld geliehen haben... So richtig Geldpolitik ist das also auch nicht.
 
Ich hatte gestern zwischen Tür und Angel schnell was eingetippt - mit unerträglich vielen Tippfehlern, die ich erst jetzt alle sehe. Hier eine korrigierte Version. Vielleicht kann ein lieber Mod den letzten Artikel einfach löschen? Danke!
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Ein Staat kann Geldpolitik treiben, sobald es "Geld" gibt. Courant-Münzen sind nicht wirklich Geld, sondern Edelmetall, euphemistisch Warengeld genannt.

Geprägtes Edelmetall hat einige Vorteile insbesondere, den Nominalwert von Münzen verändern zu können (=den Metallgehalt zu verschlechtern). Der Markt reagiert darauf nach kurzer Zeit mit einer einfachen "Geldentwertung", doch in der Zwischenzeit werden gewisse Effekte erreicht. Im Mittelalter geschah dies durch das "Verrufen" gültiger Münzen oder durch simples Verschlechtern des Metallgehalts. Dies war bis in die Neuzeit meist das einzige Mittel, "Geldpolitik" zu betreiben.

Handelstreibende Städte hatten ihre liebe Not damit; ab dem Spätmittelalter gab es regelmäßige Treffen (manchmal mehrmals jährlich!) der Münzmeister der wichtigsten Handelsstädte, um ihre Münzparität abzustimmen...

Interessanterweise ist es seit fast 3000 Jahren möglich mit etwa 5 g Silber einen Tag lang "über die Runden" zu kommen, manchmal sogar für eine ganze Familie. 5g Silber entsprechen etwa 0,4g Gold. Seit der großen Silberinflation Ende des 19. Jh. ist Silber zwar kräftig entwertet, aber 0,4g täglich Gold sind auch heute fast schon wieder in Bereich von Harz IV.

Eine "echte" Geldspolitik ist nur nach Einführung von "echtem" Geld (=Papiergeldscheinen) möglich. Geld ist ein zukünftiges Leistungsversprechen, d.h. derjenige, der einen Geldschein annimmt, gibt dem Geldscheingeber einen Zahlungsaufschub. Üblicherweise gibt der Staat Geldscheine aus für erbrachte Leistungen seiner Beamten oder Lieferanten. Er erlaubt ihnen aber auch, mit diesen Papierstücken ihre Steuern zu bezahlen. Damit schließt sich der Kreislauf. Der Staat kann nun über gewisse Perioden mehr Geld ausgeben als er über die Steuern wieder hereinbekommt. Dieses "deficit spending" heizt die Konjunktur an, weil mehr Waren umgesetzt werden. Natürlich muss der Staat in anderen Jahren seine Ausgaben wieder reduzieren (= Staatshaushalt ausgleichen, Schuldenabbau).

Eine ähnliche Vorfinanzierung ist einem Unternehmer (oder Privatmann) auch durch das Bankensystem möglich. Mit Rückhalt einer Bank kann ein Privatmann ebenfalls mehr ausgeben, als er eingenommen hat. Man setzt hierbei voraus, dass die Banken dafür Sorge tragen, dass dieser Privatmann seine "Schulden" wieder begleicht. Dies wird üblicherweise durch das Stellen von Sicherheiten ("Pfand, "Hypothek") erreicht.

Die staatliche Geldpolitik umfasst also auch die Regeln, die den Banken in Bezug auf solche Kredite auferlegt werden.

Eine dritte Möglichkeit, auf den Geldmarkt einzuwirken, ist die Ausgabe von "Schuldverschreibungen" (was auch durch Privatpersonen erfolgen kann; Staaten besitzen aber i.d.R. eine größere "Bonität" als ein Privatmann). In diesem Fall erwirbt der Staat Geldscheine von seinen (oder anderer Staaten) Bürger OHNE eine materielle Sicherheit, wie sie sonst einer Bank zu stellen ist. Wenn ein Staat diese Schuldverschreibungen nicht mehr zurücknimmt, gibt es einen "Staatsbankrott". Das ist nichts Besonderes. Es ist mit einer "Sondersteuer für Reiche" zu vergleichen (weil Arme i.d.R. keine Staatsanleihen kaufen). Eine Zwangsanleihe - wie es sie oft zu Kriegszeiten gibt - ist aber immer noch besser als eine Kriegssteuer. Steuern werden NIEMALS zurückgenommen, während im Fall eines Kriegsgewinns die Staatsanleihen aus Reparationen möglicherweise sogar zurückgezahlt werden...

Es gibt allerdings keine allgemein anerkannte THEORIE des GELDES. Deshalb sind grundsätzlich alle geldpolitischen Maßnahmen von der jeweiligen Einstellung der jeweiligen Regierung hierzu abhängig, und mag durchaus irrational sein.

In manchen Staaten - wie den meisten europäischen - werden deshalb Geldmarktentscheidungen (= Geldpolitik) NICHT mehr von der Regierung, sondern von einer politisch mehr oder weniger unabhängigen Organisation getroffen, der Zentralbank.
 
Sehr schöner Beitrag!

Interessanterweise ist es seit fast 3000 Jahren möglich mit etwa 5 g Silber einen Tag lang "über die Runden" zu kommen, manchmal sogar für eine ganze Familie. 5g Silber entsprechen etwa 0,4g Gold. Seit der großen Silberinflation Ende des 19. Jh. ist Silber zwar kräftig entwertet, aber 0,4g täglich Gold sind auch heute fast schon wieder in Bereich von Harz IV.
Sehr interessant!
Aber ich habe Schwierigkeiten, mir wirklich eine Konstanz über 3000 Jahre vorzustellen.
Schließlich haben wir in dieser Zeit vielfache Schwankungen der Bevölkerungsstärke, der Lebensmittelproduktion und des Edelmetallvorrats.

Wo kann man denn genauere Angaben dazu finden?
 
...ich denke du solltest dich auf die Geschichte der Zentralbank - Deutsche Bundesbank und deren Einflussnahmen konzentrieren. Das dürfte mit "Geldpolitik" im engeren Sinne gemeint sein. Eine Geschichte des Geldes ist zwar spannend, aber ein unlösbar großes Projekt.
 
Sehr interessant!
Aber ich habe Schwierigkeiten, mir wirklich eine Konstanz über 3000 Jahre vorzustellen.
Schließlich haben wir in dieser Zeit vielfache Schwankungen der Bevölkerungsstärke, der Lebensmittelproduktion und des Edelmetallvorrats.

Wo kann man denn genauere Angaben dazu finden?
Die muss man zusammensuchen, was ich gelegentlich mit meinen alten Referenzen auch mal tun werde. Nur soviel (und ja, es ist EIN BISSCHEN OT):

Richtig ist, dass es Schwankungen gab und immer und dauernd Edelmetallknappheit (im europäischen Mittelalter z.B. an Gold). Aber selbst der immense Abbau in Potosi im 17. Jh hat nicht so heftig an der "Kaufkraft" geändert. Erst nach 1850 ist die Zunahme von Silber so gewaltig, dass es größere Wertkorrekturen gibt. Man muss beachten, dass Gold und Silber eigentlich "wertfrei" sind und - wie etwa "Kunst" - nur dem Markt unterliegt. Im Gegensatz zu Gemälden hat dieser Markt aber sehr viele Teilnehmer und demzufolge eine recht hohe Stabilität. Handwerk und Industrie benötigen nur einen ganz kleinen Teil...

Was stark schwankt, ist der "Warenkorb", d.h. die konkreten Gegenleistungen für Ochsen, Pferde oder spezifische Handwerkerartikel.

Nehmen wir mal 3 Stichproben:
Im klassischen Griechenland bekommt ein Tagelöhner eine Drachme (etwa 4,3 g Silber), dafür kann er z.B. einen Hammel kaufen)

In der römischen Armee bekommt ein Soldat etwa 250 denarii (=850 g Silber) pro Jahr, ein Optio das Doppelte - Es ist etwas unklar, was genau er damit bestreiten musste... Ein römischer Handwerke hatte eine Einkommen von etwa 600 denarii (= 2 Kg Silber) pro Jahr.

Um 1770 bekommt ein preußischer Leutnant etwa 2 kg Silber pro Jahr (=120 Thaler), ein Handwerker nimmt deutlich weniger ein (70 Thaler = 1,2 Kg) und ernährt damit eine Familie.
 
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...ich denke du solltest dich auf die Geschichte der Zentralbank - Deutsche Bundesbank und deren Einflussnahmen konzentrieren. Das dürfte mit "Geldpolitik" im engeren Sinne gemeint sein. Eine Geschichte des Geldes ist zwar spannend, aber ein unlösbar großes Projekt.
Da ist natürlich was dran... Wann beginnt denn "Deutschland" in der Fragestellung? 1871?
Preußische Bank ? Wikipedia
Reichsbank ? Wikipedia (ab 1876, Bis 1939 nur "Reichsbank")
Deutsche Bundesbank ? Wikipedia

Dazu gehören dann die entsprechenden Gesetze, z.B. über die Deckung der Währung, die Verteilung im jährlichen Staatshaushalt, Steuern und Subventionen usw.

Kriegsanleihe ? Wikipedia
Mefo-Wechsel ? Wikipedia

Deutsche Inflation 1914 bis 1923 ? Wikipedia

usw. usf.

Ich denke Silesia und Jschmidt haben einen ganzen Bücherschrank darüber....


Es ist natürlich spektakulärer, sich an Krisenzeiten zu orientieren, aber wichtiger ist fast der "Normalbetrieb" einer Zentralbank.

Geglückte oder missglückte "Wirtschaftswunder" sind immer eine Kombination von Wirtschafts- und Währungspolitik sowie der ganz spezifischer Weltwirtschaftssituationen.
(1) "Gründerzeit" nach 1971
(2) Zwanzigerjahre
(3) Maßnahmen nach dem Rezession 1929
(4) Wirtschaftswunder der BRD nach 1948
Wirtschaftswunder ? Wikipedia
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke Silesia und Jschmidt haben einen ganzen Bücherschrank darüber....:pfeif:
Es ist natürlich spektakulärer, sich an Krisenzeiten zu orientieren, aber wichtiger ist fast der "Normalbetrieb" einer Zentralbank.

Das sind oben bereits spannende Beiträge, vielen Dank an deSilva.

Man muss sich wohl grundsätzlich festlegen, was eigentlich unter das Thema zu subsummieren ist. Dabei könnte eine breite Darstellung, aber auch ein Schwerpunkt zur Geldpolitik der "Zentralbank" erfolgen: institutionelle Rahmenbedingungen (Kompetenzen) - Strategien/Politik - Maßnahmen.

Interessant sind dabei natürlich vor allem die Rahmenbedingungen, die sich mit der Weimarer Republik einschneidend änderten. Hinzuweisen wäre hier auf die auch von den Alliierten geforderte Autarkie der Reichsbank, ausgehend von der verfassungsseitig vorgesehenen Stellung gegenüber der Reichsregierung. Hinzu kommen die hinter den ausgeübten Kompetenzen liegenden geldpolitischen Strategien, die insoweit auch in den historischen Zusammenhang, den Stand der theoretischen Diskussionen in der Volkswirtschaftslehre einzuordnen wären. Diesen Ansatz kann man für die Bundesbank und die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg fortentwickeln.

Es würde mE den Rahmen sprengen, sich mit den geldpolitischen Maßnahmen seit 1918 im Detail zu beschäftigen. Die Zeit vor 1918 würde ich eher kursorisch ansprechen.
 
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