Ich hatte gestern zwischen Tür und Angel schnell was eingetippt - mit unerträglich vielen Tippfehlern, die ich erst jetzt alle sehe. Hier eine korrigierte Version. Vielleicht kann ein lieber Mod den letzten Artikel einfach löschen? Danke!
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Ein Staat kann Geldpolitik treiben, sobald es "Geld" gibt. Courant-Münzen sind nicht wirklich Geld, sondern Edelmetall, euphemistisch Warengeld genannt.
Geprägtes Edelmetall hat einige Vorteile insbesondere, den Nominalwert von Münzen verändern zu können (=den Metallgehalt zu verschlechtern). Der Markt reagiert darauf nach kurzer Zeit mit einer einfachen "Geldentwertung", doch in der Zwischenzeit werden gewisse Effekte erreicht. Im Mittelalter geschah dies durch das "Verrufen" gültiger Münzen oder durch simples Verschlechtern des Metallgehalts. Dies war bis in die Neuzeit meist das einzige Mittel, "Geldpolitik" zu betreiben.
Handelstreibende Städte hatten ihre liebe Not damit; ab dem Spätmittelalter gab es regelmäßige Treffen (manchmal mehrmals jährlich!) der Münzmeister der wichtigsten Handelsstädte, um ihre Münzparität abzustimmen...
Interessanterweise ist es seit fast 3000 Jahren möglich mit etwa 5 g Silber einen Tag lang "über die Runden" zu kommen, manchmal sogar für eine ganze Familie. 5g Silber entsprechen etwa 0,4g Gold. Seit der großen Silberinflation Ende des 19. Jh. ist Silber zwar kräftig entwertet, aber 0,4g täglich Gold sind auch heute fast schon wieder in Bereich von Harz IV.
Eine "echte" Geldspolitik ist nur nach Einführung von "echtem" Geld (=Papiergeldscheinen) möglich. Geld ist ein zukünftiges Leistungsversprechen, d.h. derjenige, der einen Geldschein annimmt, gibt dem Geldscheingeber einen Zahlungsaufschub. Üblicherweise gibt der Staat Geldscheine aus für erbrachte Leistungen seiner Beamten oder Lieferanten. Er erlaubt ihnen aber auch, mit diesen Papierstücken ihre Steuern zu bezahlen. Damit schließt sich der Kreislauf. Der Staat kann nun über gewisse Perioden mehr Geld ausgeben als er über die Steuern wieder hereinbekommt. Dieses "deficit spending" heizt die Konjunktur an, weil mehr Waren umgesetzt werden. Natürlich muss der Staat in anderen Jahren seine Ausgaben wieder reduzieren (= Staatshaushalt ausgleichen, Schuldenabbau).
Eine ähnliche Vorfinanzierung ist einem Unternehmer (oder Privatmann) auch durch das Bankensystem möglich. Mit Rückhalt einer Bank kann ein Privatmann ebenfalls mehr ausgeben, als er eingenommen hat. Man setzt hierbei voraus, dass die Banken dafür Sorge tragen, dass dieser Privatmann seine "Schulden" wieder begleicht. Dies wird üblicherweise durch das Stellen von Sicherheiten ("Pfand, "Hypothek") erreicht.
Die staatliche Geldpolitik umfasst also auch die Regeln, die den Banken in Bezug auf solche Kredite auferlegt werden.
Eine dritte Möglichkeit, auf den Geldmarkt einzuwirken, ist die Ausgabe von "Schuldverschreibungen" (was auch durch Privatpersonen erfolgen kann; Staaten besitzen aber i.d.R. eine größere "Bonität" als ein Privatmann). In diesem Fall erwirbt der Staat Geldscheine von seinen (oder anderer Staaten) Bürger OHNE eine materielle Sicherheit, wie sie sonst einer Bank zu stellen ist. Wenn ein Staat diese Schuldverschreibungen nicht mehr zurücknimmt, gibt es einen "Staatsbankrott". Das ist nichts Besonderes. Es ist mit einer "Sondersteuer für Reiche" zu vergleichen (weil Arme i.d.R. keine Staatsanleihen kaufen). Eine Zwangsanleihe - wie es sie oft zu Kriegszeiten gibt - ist aber immer noch besser als eine Kriegssteuer. Steuern werden NIEMALS zurückgenommen, während im Fall eines Kriegsgewinns die Staatsanleihen aus Reparationen möglicherweise sogar zurückgezahlt werden...
Es gibt allerdings keine allgemein anerkannte THEORIE des GELDES. Deshalb sind grundsätzlich alle geldpolitischen Maßnahmen von der jeweiligen Einstellung der jeweiligen Regierung hierzu abhängig, und mag durchaus irrational sein.
In manchen Staaten - wie den meisten europäischen - werden deshalb Geldmarktentscheidungen (= Geldpolitik) NICHT mehr von der Regierung, sondern von einer politisch mehr oder weniger unabhängigen Organisation getroffen, der Zentralbank.