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Teja schrieb:Hallo,
ich interresiere mich für englische Geschichte und möchte gern ein paar Bücher darüber lesen!
Klaus P. schrieb:Ich würde dir aber ganz besonders einen Autor empfehlen, nämlich Sir Walter Scott, der als ausgezeichneter Kenner der mittelalterlichen englischen Geschichte gilt, und von diesem wiederum "IVANHOE", und zwar (abgesehen von der interessanten Geschichte) wegen der sehr umfangreichen, informativen historischen Anmerkungen und des erhellenden Nachwortes in der Ausgabe von Rütten&Loening, Berlin-DDR.
Sheik schrieb:hmm geht es nicht bei einem historischen Roman darum, dass der grobe Rahmen stimmt, jedoch die Form des "Romans" erhalten bleibt? Insofern würden ja Gable, Scott, Rutherford usw in diese Sparte fallen.
Welches wäre denn deiner Meinung nach ein "historisch korrekter" Roman ?
timotheus schrieb:...,hier muß ich meinen Einspruch anmelden...
Sir Walter Scott ist ein Schriftsteller der Romantik, und genau so sind auch seine Romane zu sehen: spannend erzählt, mit historischen Hintergründen arbeitend, aber leider nicht historisch korrekt
Nur drei ausgewählte Beispiele:
Richard I. d'Anjou-Plantagenet, gen. Couer de Lion, Lionheart, Löwenherz, König von England, war Confratre (d.h. Gastbruder) in den beiden großen Ritterorden der damaligen Zeit (Templer, Johanniter). Die Ordensritter hätten niemals auch nur in Erwägung gezogen, sich auf die Seite seines Bruders Johann zu stellen!
Im Roman treten beim Turnier zu Ashby auf Seiten von Prinz Johanns Parteigängern u.a. auf: Brian de Bois-Gilbert (Templer) und Ralph de Vipont (Johanniter); Ordensrittern war die Teilnahme an Turnieren - wie auch an der Jagd - VERBOTEN!!! Die beiden wären daraufhin umgehend aus ihren Orden ausgestoßen worden!
Brian de Bois-Gilbert, der Templer, reist als Ordensritter allein. Auch dies war ausdrücklich gegen die Regularien mittelalterlicher Orden: die Brüder hatten mindestens zu zweit oder zu dritt zu reisen! Timo
Ich kann Dir, bezogen auf die Templer in "Ivanhoe" noch welche anbieten. Der Meister von Templestowe (?), oder gar der von ganz England, das weiß ich nicht mehr, leitet einen Hexenprozeß gegen die Jüdin Rebecca. Erstens, Hexenprozeß im 12. Jahrhundert? Zweitens, Templer die solche Prozesse veranstalten und dann gar das Urteil vollstrecken wollen? Ne!Klaus P. schrieb:Mir scheinen deine Einwände gegen die historische Genauigkeit/Zuverlässigkeit Scotts nicht so gravierend zu sein, falls du nicht noch andere "Fehler" gefunden hast.
Klaus P. schrieb:Glaubst du wirklich, dass Regeln, wie die, die du hier zitierst, im Mittelalter nie gebrochen worden sind?
ning schrieb:Ken Follet und Sir Walter Scott werden doch auch recht anständige historische Recherchen betrieben haben?.. viel wichtiger ist doch, dass es die Romanciers waren, die Geschichte anschaulich machten, Kleider, Stoffe, Häuser, Geräte und Feldfrüchte, das damals Vorhandene vor dem geistigen Auge malten, also Geschichte erst zum Leben erweckten.... und sonst waren/sind sie Kinder ihrer Zeit und Sättiger der Bedürfnisse...
... wegen der sehr umfangreichen, informativen historischen Anmerkungen...
timotheus schrieb:Ich denke, wir mißverstehen uns, ning.
Mir geht es doch nicht darum, ob ein Follet oder ein Scott nicht recherchiert hätten - wiewohl der Stand der historischen Wissenschaft und damit der Recherche bei beiden recht unterschiedlich ist: Scott gehört ins (frühe) 19. Jh., Follett ist Jahrgang 1949...
Keiner - auch ich nicht - wirft z.B. einem Sir Walter Scott vor, wie er gemäß seiner Zeit Geschichte anschaulich gemacht hat.
Mir ging es aber um folgendes:
Und da liegen echte historische Fehler vor, und deshalb müssen seine Werke genau vor dem Hintergrung gelesen werden: nicht alles stimmt!
.. UND vom beginnenden Nationalismus und von entspr. nationaler Geschichtsschreibung auch wieder beeinträchtigt. (auch das)ning schrieb:Auch war zu seiner Zeit das ganze europ. Bildungsbürgertum mit Geschichtsforschung beschäftigt... und der (Laien-)Austausch der Unterlagen war unbefangen bzw. ganz der Aufklärung verpflichtet...
ning schrieb:Was mir aufstößt in Bezug auf Walter Scott (dessen Lyrik Schubert zB. am liebsten vertonte): Wieder fast 150 Jahre nach Scotts Wurf wurde Ivanhoe ja erneut zum Bestseller. Auslöser war die (amerikanische? oder englische..) 50er-Jahre Verfilmung. Ich mochte das Buch sehr (passend: romantische Jugendzeit). Viel später erst sah ich, welch flacher Kitsch aus Scotts romantischer Sicht (die streckenweise so verklärt gar nicht -geschrieben- ist) filmisch gebastelt wurde. Walt Disney-sweet-Stilchaos-Bauten, Rosen wie aus Marzipan..zuckersüß alles, jaja, ich weiß, Fifties, Kriegsverdrängung, Begeisterung über Kodacolor etc., aber jedes Baumaterial, jede Stoffarbe sah so künstlich und leblos aus, als wäre es dem Krep-Fundus der letzten Broadway-Show entnommen. Wird es wohl auch gewesen sein..
Das ist dann wohl die Ironie der Geschichte, armer Sir Walter...
Schade, dass er nicht Mitte der 60er entdeckt wurde... :grübel:
Romane bleiben natürlich das: Phantasie, Unterhaltung (stimmt schon, Florian), vorzüglich MIT einer geschichtlich sicheren Basis.
"Ivanhoe" und der Umgang mit Walter Scott sind leider das Beispiel dafür, wie eine Schiff in seichte Gewässer gezogen wurde. Und von dieser später von Hollywood geplätteten Sicht bist vielleicht auch du nicht frei, lieber Timo.
timotheus schrieb:... so werde ich doch noch darauf hinweisen dürfen, daß Romane da manchmal kein historisch korrektes Bild vermitteln, oder?
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