Historischer Hintergrund in Bezug auf den Briefwechsel zwischen Plinius und Trajan

DeVille

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Hallo liebe Leute,
ich brauche dringend Hilfe, weil ich in dem Fach Latein bzw. Geschichte nicht weiterkomme.
Ich soll Folgende Frage beantworten:

"Erläutern Sie den Historischer Hintergrund in Bezug auf den Briefwechsel zwischen Plinius und Kaiser Trajan"

Danke im Vorraus

mit freundlichen Grüßen

Johannes M.

:fs:
 
Hallo liebe Leute,
ich brauche dringend Hilfe, weil ich in dem Fach Latein bzw. Geschichte nicht weiterkomme.
Ich soll Folgende Frage beantworten:

"Erläutern Sie den Historischer Hintergrund in Bezug auf den Briefwechsel zwischen Plinius und Kaiser Trajan"

Danke im Vorraus

mit freundlichen Grüßen

Johannes M.

:fs:


Der Briefwechsel Trajans mit Plinius ist vor allem im Hinblick auf die Auseinandersetzung mit dem erstarkenden Christentum in Kleinasien bedeutend und wie mit den Christen umzugehen sein.


Plinius berichtet über Anzeigen gegen Christen in Bithynien und befragt Trajan um Amtshilfe wie zu verfahren sei mit der neuen sekte.

Plinius fragt an, ob die Tatsache Christ zu sein (nomen ipsum), bereits Straftatbestand ist und teilt mit, dass er die Christen vor die Wahl stellte, abzuschwören, Christus zu verleugnen und an der kaiserverehrung teilzunehmen, wer sich weigerte, ließ Plinius hinrichten, eine Maßnahme, die Trajan billigte. Der Kaiser empfahl, nicht nach Christen zu fahnden (Conquerendi non sunt) und spricht sich gegen Brutalität aus, die gegensätzlich zum Geist und der Epoche des humanitären Kaisertums sei (nec est in saeculo nostro). Diese widersprüchliche Einstellung begünstigte einerseits die Ausbreitung des Christentum, führte aber wärend der Reichskrise des 3. Jhds immer wieder zu Martyrien, was allerdings schon unter Marc Aurel geschah, wo es in Lugdunum Pogrome gab, die den Kaiser entsetzten.
 
Moment, da fehlt doch was. Das Christentum kann eines sein, zu dem hier der historische Hintergrund gesucht wird, aber wenn ich die Frage hier richtig verstehe, hat DeVille hier einen vorhergehenden Satz vergessen, in dem genau diese Frage gestellt wird.

Es könnte genausogut um das Thema Administration, Bürokratie, Ämterverteilung, Bürgerrechte und Rechtsfragen gehen – alle diese Themen werden im Briefwechsel zw. Trajan und Plinius (Jünger) angeschnitten, und für alle diese Bereiche ist der Briefwechsel interessant. Das Christentum ist nur ein Teil der Diskussion.

Wenn also die Frage heisst "Erläutern Sie den historischen Hintergrund in Bezug auf den Briefwechsel zwischen Plinius und Kaiser Trajan", dann lautet die Gegenfrage "Historischer Hintergrund von was, auf das Bezug genommen werden soll?" --- wenn die Frage allerdings lauten sollte "Erläutern Sie den historischen Hintergrund des Briefwechsels zw … etc." und das "in Bezug auf" steht nur dabei, damit es wissenschaftlicher klingt, dann ist die Antwort wieder eine andere.
 
Zum historischen Hintergrund zählt in meinen Augen auch, dass die Provinzstatthalter generell darauf angewiesen waren, bei unklaren Situationen Briefe an den Kaiser zu schreiben und dessen (möglicherweise noch nicht mal von ihm selbst, sondern von seinen Hofbeamten verfassten) Antworten abzuwarten. Es sind von derartigen Statthalterbriefen allerdings fast nur die des Plinius überliefert, was aber nicht heißt, dass es bedeutende Anlässe zu seinen Briefen gegeben hat. Wirft man einen Blick auf solche, waren diese oftmals sehr banal und hatten rein bürokratisch-administrativen Charakter. Der historische Hintergrund des Briefwechsels ist m. E. folglich auch der, dass der Statthalter den Kaiser regelmäßig über rein administrative Belange unterrichtete und ihn um Rat fragte.
 
Danke für die schnellen Antworten :yes:

Ich soll ein Kurzreferat halten, was circa 10min gehen soll.
Deswegen brauch ich nur eine ungefähre Übersicht des historischen Hintergrundes.

(Ist für den Lateinkurs und brauch dementsprechend nicht präzise und vollständig sein)

Ich weiß das die Aufgabenstellung etwas "verwischt" ist, aber das Thema wurde mir von unserer Lateinlehrerin zugeteilt. :S

mfg DeVille
 
Wie gut ist dein Englisch? Michael Duncan behandelt das Thema (genau das) nämlich im seinem Podcast dieser Woche, "Optimus Trajan"
The History of Rome: 80- Optimus Trajan

(Und Marcia dürfte sich eigentlich auch dafür interessieren)

Was mich trotzdem nervt ist das verdummgebildete Deutsch; das bezugslose "in Bezug auf" ist so sehr Bildungsdeutsch wie quer über die Glatze gekämmte Fusseln Behaarung.
 
(Und Marcia dürfte sich eigentlich auch dafür interessieren)

Was mich trotzdem nervt ist das verdummgebildete Deutsch; das bezugslose "in Bezug auf" ist so sehr Bildungsdeutsch wie quer über die Glatze gekämmte Fusseln Behaarung.

Wie wahr! :)

Und die Frage ist wirklich verwirrend; ich habe ein Weilchen gerätselt, wie sie zu verstehen ist, und weiß es immer noch nicht.
Ich würde eher verstehen, wenn der historische Hintergrund erläutert werden soll, der zur Entsendung von Plinius nach Bithynien führte.
Da würde ich die Politik Trajans mit der Domitians vergleichen, insbesondere das Verhältnis zum Senat. Sueton hat in seiner Biografie Domitians etwas über dessen Strenge und Kontrolle den Statthaltern gegenüber geschrieben. Wie verhielt sich dagegen Trajan zum Senat? Wie wirkte sich das auf die Provinzverwaltung aus? Bithynien war lange Zeit Senatsprovinz... , und Trajan schrieb selbst an Plinius, dass diese Provinz sehr gebeutelt worden war. Die Bithynier hatten sich damit nicht abgefunden, sondern wiederholt Gesandte nach Rom geschickt, um sich zu beschweren. Nun könnte man anführen, wie Trajan das Problem löste, und was Plinius für diese Aufgabe - die Entsendung nach Bithynien - qualifizierte. Eine Betrachtung seiner Ämterlaufbahn und seines öffentlichen Auftretens vor der Entsendung nach Bithynien sind da aufschlussreich...

Auch der Hinweis, der von Imperator kam, ist wichtig: Plinius erhielt als Sonderbeauftragter Richtlinien und wurde auch vom Kaiser ermutigt, sich bei Fragen und Unklarheiten an ihn zu wenden.

Ein sehr interessantes, komplexes Thema, und das in 10 Minuten abhandeln zu sollen, ist wirklich ein Jammer. Da lohnt es sich nicht, weiter ins Detail zu gehen - ich habe eigentlich schon zuviel geschrieben (und wollte es eigentlich auch von vornherein lassen).
Schade. Wo doch die Plinius-Briefe ein wirklicher Schatz sind, besonders auch das Buch 10, und es so viel Freude macht zu graben.;)
 
Auch der Hinweis, der von Imperator kam, ist wichtig: Plinius erhielt als Sonderbeauftragter Richtlinien und wurde auch vom Kaiser ermutigt, sich bei Fragen und Unklarheiten an ihn zu wenden.


Das ist wohl wahr. Jedoch wendet sich Plinius während seiner Statthalterschaft bei jeder Kleinigkeit an Trajan. Daher sind einige zu der Auffassung gekommen bin, dass sich P. mit dieser Korrespondenz eher beim Kaiser wichtig tun, bzw als besonders ergeben darstellen wollte, als dass es ihm um die eigentlichen Gegenstände jener Briefe ging.

Dies solltest du in deinem Referat vlt. auch erwähnen.
 
Allerdings sei gesagt, dass dies nur eine These ist... letztlich fehlen vergleichbare Briefe und Anfragen anderer Statthalter, um feststellen zu können, wie eifrig/tüchtig bzw. selbstdarstellerisch Plinius eigentlich war. Denn ob er sich wirklich wichtig tun wollte? Kann ja auch sein, dass sich jeder Statthalter bei jeder Kleinigkeit an den Kaiser wandte...
 
Es ist tatsächlich schade, dass wir keine andere Korrespondenz dieser Art besitzen. Möglicherweise hat sich ein Domitian oder gar Caligula als ebenfalls umsichtiger Patriarch den Provinzbewohnern gegenüber gezeigt, und so mancher Princeps erschiene uns heute in anderem Licht!

Es wird davon ausgegangen, dass die meisten Antwortschreiben nicht von Trajan selbst, sondern von seinen Sekretären verfasst wurden, wenn auch der eine oder andere Ausdruck vom Kaiser selbst stammen könnte. Diese Sekretäre dienten oft mehreren Kaisern - wie Titinius Capito (Plinius V, 8), der schon unter Domitian und Nerva solch eine Vertrauensstellung inne hatte. Die Vermutung, dass Briefe Domitians ähnliche Floskeln und Redewendungen enthalten haben können wie die Nervas und Trajans, ist nicht ganz abwegig.

Plinius wurde in Zusammenhang mit Buch X schon einiges vorgeworfen: neben dem hier von T. Flaminius Angeführtem auch Ängstlichkeit, mangelnde Entschlossenheit.
Man kann es aber auch ein wenig anders betrachten.

Plinius war, wie aus den Briefen ersichtlich ist, nach Bithynien geschickt worden, um „aufzuräumen“. Dabei musste er sich sowohl an Richtlinien des Kaisers als auch an vor Ort bestehende Gesetze und Regelungen halten; Verfügungen früherer Kaiser, Senatsbeschlüsse, Beschlüsse von Prokonsuln, die zuvor die Provinz verwaltet hatten, Beschlüsse von Stadträten, Gesetzen, die in freien Städten galten… und in vielen Fragen war die Vorgehensweise Ermessenssache. Es galt, Missstände zu beseitigen und dennoch den Provinzbewohnern das Gefühl von Stabilität, Kontinuität und Rechtssicherheit zu vermitteln – eine der wesentlichen Grundsätze trajanischer Politik. Trajan hat die Provinz vorübergehend unter seine eigene Regie gestellt und war sich dessen bewusst, dass seine Entscheidungen Präzedenzfälle werden könnten, auf die sich spätere Provinzverwalter und nachfolgende Herrscher berufen. Daher die Sensibilität der Vorgehensweise, die sich sehr gut in der Korrespondenz zwischen Kaiser und Statthalter zeigt. Mal greift der Kaiser die Vorschläge des Plinius auf, mal drängt er ihn zu genauen Nachforschungen, ermutigt ihn zu eigenen Entscheidungen, verweist auf die vor Ort gültigen Regelungen; er entscheidet unbürokratisch, wo ihm bürokratische Entscheidungen zu hart erscheinen, und respektiert Verfügungen seiner Vorgänger. In einigen Fällen mildert er die Sichtweise seines Statthalters ab, ein andermal weist er ihn zurecht. Er unterstützt Anstrengungen der Provinzbewohner, möchte aber vermeiden, dass sie sich finanziell übernehmen. Das war die Vorgehensweise eines Monarchen, eines relativ besonnenen, gemäßigten zwar, der sich den Bürgern als wohlwollender Landesvater präsentierte und sich in seinem Auftreten dem Senat gegenüber oft zurücknahm, aber keinen Zweifel daran ließ, dass er in höchster Instanz dieses Reich lenkte.

Und dass Plinius bestrebt war, sich – auch mittels seiner sprachlichen und rhetorischen Fähigkeiten – beim Herrscher ins rechte Licht zu rücken, ist doch ganz verständlich und menschlich. Wer versucht denn das nicht bei seinem Chef. ;)
 
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