Hitler und Iwo Jimo

Oingomann

Neues Mitglied
Hallo und einen schönen Abend in die Runde,
Hin und wieder plagen mich Geschichtsfragen, sehr oft kann ich sie auch in diesem FORUM lösen. Für die folgende Problematik habe ich jedoch keine Informationen im gefunden.
Wurde Hitler über den Krieg in Ostasien informiert so zum Beispiel insbesondere über die Schlacht von Iwojima, bei der sich ja fast die gesamte Armee "opferte" und gab es hier gedankliche Verbindungen zur Schlacht von Stalin Grad seitens des Diktators?
Oder wurde sowas schon von ihm ferngehalten?
Oder hat sich keiner mehr für sowas interessiert?
Also, es wäre toll, wenn mir jemand Antwort geben könnte n diesem brütenden Abend,

Oingomann
 
1. Das Ding heißt "Iwojima"

https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_um_Iwojima

2. Ob er durch das AA informiert wurde, kann ich nicht beurteilen (vgl dazu das AA beim OKW, das sich stark auf den kontinentalen Krieg bezogen hat beispielsweise gegenüber der UdSSR Conze u.a. S. 208ff). Zumindest spielte der Pazifik in der Lagebeurteilung durch das Oberkommando der Wehrmacht keine Rolle (vgl. Schramm, KTB OKW, 44-45, TB II)

3. Dass Hitler keine Vorbilder brauchte, wenn es um die sinnfreie Vernichtung deutscher Armeen ging, sprich deutscher Männer !!! und auch ihrer Gegner!!, hat er beispielsweise mit der 6. Armee in Stalingrad und dann anschließend mit der HG Mitte bewiesen.

4. Dass er das deutsche Volk am totalen Untergang des NS-Regimes beteiligen wollte, machte der "Nero-Befehl" deutlich.

https://de.wikipedia.org/wiki/Nerobefehl

5. Die Verabsolutierung des Widerstands als "glorreiches Beispiel" in seinem politischen Testament macht nochmal deutlich, welche Werte ihn seit seiner Jugend bewegen. Überflüssig zu erwähnen, dass natürlich nicht er den Krieg angefangen hat - und deshalb auch angeblich keine Schuld trägt - sondern die Verschwörung des internationalen, marxistisch-kapitalistischen Judentums (was immer dieses Feinbild real sein soll)

Und somit jeder - auch der sinnlose - Widerstand zu einer "gerechten Sache" wird.

https://www.ns-archiv.de/personen/hitler/testament/politisches-testament.php

Wir wissen heute, dass die Dokumentenlage anders ist und Hitler sich und Deutschland belogen hat.

Conze, Eckart; Frei, Norbert; Hayes, Peter; Zimmermann, Moshe (2010): Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik. 3. Aufl. München: Blessing.
 
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Zur Einordnung:

Die Schlacht um Iwojima mag für das kollektive Gedächtnis in den USA und in Japan einen hohen Stellenwert haben. Wobei für die USA Pearl Harbor und die Schlacht um Guadalcanal m.E. wichtiger sind, aber da folge ich lediglich dem Umfang der Darstellungen in den entsprechenden Übersichtspublikationen.

Die Schlacht hat aber in der deutschen Diskussion über die Außenpolitik von Hitler keinen für mich erkennbaren Widerhall gefunden (vgl. z.B. die Darstellung bei Recker) Hildebrand, Hillgruber, Jäckel u.a. haben zwar ausführlich über die Motive von Hitler referiert, warum er die USA nach Pearl Harbor den Krieg erklärt hatte. Ein Schritt, der sich vor dem Hintergrund des Fortsetzungsbandes von "Mein Kampf" aus der Sicht von Hitler fast logisch ableitet. (vgl. Weinberg)

Aber die weitere Entwicklung spielte für die deutsche Außenpolitik und noch weniger für die militärische Situation eine Rolle. Der militärische Horizont reichte bis in das Mittelmeer.

Hildebrand, Klaus (1990): Deutsche Aussenpolitik, 1933-1945. Kalkül oder Dogma? Fünfte Auflage. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer.
Hildebrand, Klaus (1999): Das vergangene Reich. Deutsche Aussenpolitik von Bismarck bis Hitler. Berlin: Ullstein (Ullstein-Buch, Nr. 26557).
Hillgruber, Andreas (1978): Der Faktor Amerika in Hitlers Strategie 1938 - 1941. In: Wolfgang Michalka (Hg.): Nationalsozialistische Aussenpolitik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 493–525.
Recker, Marie-Luise (2015): Die Außenpolitik des Dritten Reiches. s.l.: De Gruyter
Weinberg, Gerhard L. (2006; c 1928): Hitler's second book. The unpublished sequel to Mein Kampf by Adolf Hitler. . New York, Lancaster: Enigma books.
 
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Über die Kämpfe wurde auch in der deutschen Tagespresse berichtet, mit den üblichen Verzerrungen (Betonung der hohen Kampfmoral der eigenen Seite, der hohen Verluste der gegnerischen Seite).

Zum Beispiel berichtete die Hamburger Zeitung am 1. März 1945:

Erbitterte Kämpfe auf der Schwefel-Insel

Tokio, 1. März
Die Invasionskämpfe auf der Schwefel-Insel der Bonin-Gruppe konzentrierten sich, Frontberichten zufolge, immer mehr um die japanischen Flugplätze. Starke amerikanische Einheiten, die im Schutz von über 60 Panzern auf das Motoyama-Flugfeld lm Innern der Insel gelangten, wurden von japanischer Infanterie in blutige Nahkämpfe verwickelt. Die Stellungen auf dem vulkanischen Berg im Süden der Insel, die in die Hände des Feindes gefallen waren, wurden in erbitterten Kämpfen von zahlenmäßig unterlegenen japanischen Streitkräften zurückerobert. Japanische Flugzeuge unterstützten die Verteidiger. Der stürmische Seegang, der die Bewegungen der feindlichen Flottenkräfte an den Vortagen behindert hatte, ließ am 24. Februar soweit nach, daß weitere Transporter, Panzer, Geschütze und andere Materialien landen konnten. Obwohl die feindliche Schlffsartillerie täglich bis zu 5000 Schuß auf die Insel abgab, gibt selbst der Gegner zu. daß die Kampfmoral der japanischen Verteidiger ungebrochen ist. Die feindlichen Verluste sind so hoch, daß der Gegner zehn Lazarettschiffe in den Gewässern der Schwefel-Insel einsetzen mußte. Allein bis zum Abend des 22. Februar waren von den ersten drei amerikanischen Divisionen auf der Insel 14 000 Mann gefallen oder verwundet; sie dürften inzwischen die Zahl von 20 000 weit überschritten haben.
The European Library

Und nach der Eroberung der Insel am 23. März 1945:

Ernste Entscheidungen in Japan
Aufruf Koisos
R. D. Tokio, 23. März
Der Verlust der japanischen Insel Iwojima aus dem Inselgebiet des Vulcan- und Bonin-Archipels hat in Japan zu einer leidenschaftlichen Entschlossenheit geführt, dem Beispiel der tapferen Besatzung in den kommenden schweren Entscheidungen nicht nachzustehen. Man ist sich bewußt, daß nun die Höhe der Krise im pazifischen Krieg eingetreten ist und der Feind sich stark genug fühlt, die japanische Großmachtstellung in ihren Kernräumen anzugreifen. Man fühlt sich vor die Alternative gestellt: Entweder Verteidigung der japanischen Machtstellung auf dem chinesischen Festland oder aber Kampf um die nackte Existenz bei einer Landung der Amerikaner auf der einen oder anderen Insel des japanischen Heimatgebietes selbst. Von den prominentesten Vertretern der Regierung und der Wehrmacht ist dem japanischen Reichstag sowie der gesamten Nation der Ernst der Lage in den letzten Tagen in eindringlichster Form vor Augen geführt worden. Es gibt sich niemand der illusionären Meinung hin, die Entwicklung sei nicht ganz so bedenklich, wie sie sich im Augenblick darstellt.
An dieser ernsten Auffassung ändern nichts die Erfolge bei der Abwehr der Angriffe, denen das japanische Mutterland seit dem 18. März durch stärkste Flotten- und Luftstreitkräfte der Alliierten ausgesetzt war. Nach neuesten Meldungen befindet sich die USA-Flotte, die den Angriff mit Schlachtschiffen und Flugzeugträgern vor allem gegen Kiushu und Schikoku durchführte, in eiligem Rückzug, nachdem ein großer Teil der Flugzeugträger entweder versenkt oder schwer beschädigt worden war. Solche Erfolge bestärken die Japaner nur auf dem Vertrauen,daß es ihnen gelingen werde, durch Einsatz aller ihrer Kräfte den feindlichen Ansturm abzuwehren. In diesem Sinne sagte auch der stellvertretende Kriegsminister Generalleutnant Schihayama: „Sollte der Feind versuchen, in unser Heimatland einzudringen, so wird die gesamte Kampfkraft der Nation mobilisiert werden, um den Feind schon auf See niederzuschlagen".
In einer Rundfunkansprache an das japanische Volk rief der Premierminister Koiso seinen Landsleuten zu: „Der Verlust der Insel Iwojima leitet eine ernste Entwicklung im Krieg um Ostasien ein. In gleichem Maße, in sich der Krieg unserer Heimat nähert, wird die Lage für uns bedrohlicher und schwerer. Das Japanische Volk ist aber bereit, sich auch dieser Lage gegenüber gewachsen zu zeigen. Sollte der Feind mit stärkeren Kräften in China zu landen versuchen, werden wir ihn in China vernichten. Landet er auf den japanischen Inseln, dann werden wir ihn hier treffen. Dies ist der Kampf, der über das Fortbestehen der japanischen Rasse entscheidet. Eine andere Wahl als Tod oder Sieg gibt es nicht, ein Kompromiß ist ausgeschlossen".

Um die Bereitschaft der Nation auf die höchste Leistungsstufe zu bringen, hat die japanische Regierung dem Reichstag eine Vorlage eingereicht, die sich hauptsächlich mit dem Bau von Befestigungsanlagen auf dem japanischen Mutterland und der Bereitstellung von zusätzlichen Materialien und Arbeitspersonal befaßt.
The European Library
 
@Sepiola,

Danke für den Link.
Hast Du Rede Goebbels ab Seite 3 des ersten Links gelesen?
Kündet er da an seine Kinder zu ermorden?

"wenn ich sage, daß ich
fest und unerschütterlich daran glaube, daß
diese unsere Sache am Ende den Sieg davon
tragen wird, daß, wenn das nicht der Fall
wäre, die Göttis der Geschichte nur eine
Hure des Geldes und feige Anbeterin der Zahl
wäre, daß die' Geschichte selbst dann aber
auch keine höhere Moral besitze und die Well,
die sie aus den furchtbaren Wehen dieses
Krieges hervorgehen ließe, keine tiefere Da
seinsberechtigung mehr hätte, daß das Leben
in ihr schlimmer wäre als die Hölle, daß ich
es nicht mehr für wert hielte, gelebt zu
werden, weder für mich noch für meine
Kinder..
"

O.K. das ist jetzt OT, ...
 
Kündet er da an seine Kinder zu ermorden?

So sieht es jedenfalls auch Hannes Liebrandt,
„Das Recht mich zu richten, das spreche ich ihnen ab!“ Der Selbstmord der nationalsozialistischen Elite 1944/45

Und es liegt auf einer Linie mit dem ideologischen Krampf, mit dem die letzten schriftlichen Äußerungen von Magda und Joseph Goebbels die Ermordung ihrer Kinder zu rechtfertigen versuchen.
 
Neben - und in Kontrast zu - den verlinkten Pressemeldungen ist intern von der Seekriegsleitung über die Lage in Ostasien laufend berichtet worden.

In den Kriegstagebüchern für Februar und März werden laufend Lageanalysen gegeben (Band 66 und 67), die vom Marineattachee in Tokio stammten. Der ist offenbar recht gut über die Entwicklungen unterrichtet gewesen. Die Auswirkungen der Besetzung von Iwo Jima wurden als sehr ernst angesehen (die Bedeutung der Insel war mit drei Landeplätzen für Jäger auch seitens USA überschätzt worden). Recht treffend waren bereits die ersten Einschätzungen über die Verluste der Us-Truppen. Ergänzende Berichte in der Zeit betreffen aber bereits die bevorstehende Landung auf Okinawa, schwere Luftangriffe gegen Tokio, die Trägerraids gegen das japanische Festland mit Massenangriffen aus der Luft, die Abschneidung Südasiens und mögliche innere japanische Verteidigungslinien, die Vorbereitungen der Abwehr einer Landung auf den Hauptinseln, und realistische Einschätzungen zur japanischen Restflotte, die (bedeutungslos) noch mit 6 Schlachtschiffen und 5 Trägern - alle außer Dienst gestellt - als keine Gegenwehr zur US-Marine gesehen wurde.

Die Lageanalysen der Skl dürften auch laufend an das OKW weitergegeben worden sein, somit auch auf Hitlers Lagetisch gelandet sein.

Bei Interesse kann ich die Berichte einstellen.
 
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