Hitlers Frauen: Selbstmord oder Mord ?

udaipur99

Mitglied
Geli Raubal, Renate Mueller und Eva Braun begingen angeblich alle Selbstmord. Erscheint es nicht als aeusserst ungewoehnlich, dass fast alle Beziehungen Hitler’s so endeten ? Unterschiedliche Quellen haben unterschiedliche Angaben zu den Umstaenden dieser Tode, und ich frage mich, welche wohl die verlaesslichste ist.

Oder war der Freitod damals allgemein eine weitverbreitete Todesursache und gesellschaftlich anerkannt ? Z.B. Inge Ley, Unity Mitford, Martha Dodd, Himmler, Goering, Hess, Rommel und Beck haben alle versucht sich umzubringen (und waren teilweise auch erfolgreich). Hitler selbst wollte sich einige male das Leben nehmen.
 
Die Beziehung zu Geli Raubal ist glaub ich nicht endgültig geklärt (wenn auch mysteriös und rätselhaft; war immerhin seine Nichte)....

Unity Mitford hatte ja keine Beziehung zu ihm (war ihm eher "verfallen") und ist, so weit ich weiß eher an den Folgen ihres Selbstmordversuchs gestorben...

Auffällig ists schon....

Nur würde ich bitte Rommel rausnehmen wollen. Der Mann stand vor der Alternative Mord oder Selbstmord (und in ersterem Fall noch die Sippenhaft für die Familie dazu). Da kann man kaum davon sprechen, dass er freiwillig aus dem Leben geschieden ist...
 
Die schiere Menge der versuchten und vollendeten Selbsttötungen in Hitlers Umfeld ist tatsächlich ein interessantes historisches Faktum. Die Frage allerdings, ob der Suizid in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine weiterverbreitete Todesursache war als in den Zeiten davor oder danach, wage ich zu verneinen, ohne es belegen zu können. Darüber geben mit aller Wahrscheinlichkeit Statistiken und psychatrische Berichte Auskunft; vielleicht ist ein anderes Mitglied dieses Forums in der Lage, meine These in diesem Zusammenhang zu untermauern oder zu widerlegen.

Bedeutsamer ist m.E. die Überlegung, ob Selbsttötung damals gesellschaftlich anerkannt war. Auf eine eindeutige Aussage kann man die entsprechende Antwort nicht festlegen; deutlich ist jedoch, dass die Einstellung zum Suizid eine andere war als heute.
Ganz sicher nicht anerkannt und aus religiösen Gründen verboten war Selbsttötung aus Sicht der christlichen Kirchen; viele katholische Geistliche bspw. verweigerten Selbstmördern ein christliches Begräbnis. Der Einfluss der Kirchen auf die Gesellschaft war im fraglichen Zeitraum wesentlich höher als in unseren Tagen, insofern liegt es nahe, davon auszugehen, dass dem Thema Suizid insgesamt weniger Verständnis entgegengebracht wurde.
Der „ehrenvolle“ Tod jedoch, der eine Selbsttötung im Falle der Ausweglosigkeit dem Todestoß durch den Gegner oder Feind vorzog, war gerade in militärischen und adligen Kreisen nicht nur akzeptiert, sondern wurde teilweise gewährt und sogar bewusst eingefordert. Als Beispiel für letzteres im Zusammenhang dieses Pfades möge Friedrich Paulus, Kommandeur der 6. Armee dienen, den Hitler nach der Niederlage bei Stalingrad zum Generalfeldmarschall beförderte und gleichzeitig dessen Selbsttötung erwartete, da ein Feldmarschall nach den gängigen Vorstellungen nicht in die Gefangenschaft zu gehen habe. Wie aus den historischen Fakten bekannt ist, verweigerte Paulus diesen letzten „Befehl“ jedoch.

Der Suizid als „ehrenvoller“ Tod kommt jedenfalls für Generaloberst Ludwig Beck und Generalfeldmarschall Erwin Rommel in Betracht. Auf Rommel bezogen gebe ich aber Leo vollkommen Recht, der die Todesumstände oben bereits zusammengefasst hat. Eine Alternative hat man dem Offizier nicht gelassen, insofern ist es fraglich, ob in diesem Falle überhaupt von Selbstmord gesprochen werden kann.
Beck bat nach dem Scheitern des Attentats vom 20. Juli darum, ihm eine Pistole zu geben und ihn allein zu lassen. Generaloberst Fromm gewährte ihm diese militärische Bitte – da Beck aber noch lebte, nachdem er seinen Selbsttötungsversuch ausgeführt hatte, wurde er schließlich erschossen.

Den „ehrenvollen“ Tod als Offizier würden sicher auch Himmler und Göring für sich in Anspruch nehmen wollen. Bei beiden bleibt jedoch festzuhalten, dass sie aus Feigheit vor dem, was sie erwarten würde, den Selbstmord der Hinrichtung vorgezogen haben. Beide klammerten sich noch lange nach Untergang der NS-Herrschaft an ihr Leben, beide wählten schließlich als ultima ratio Gift. Göring schied mit den mehr als zynischen Worten „Erschießen hätte ich mich ohne weiteres lassen! Es ist aber nicht möglich, den Deutschen Reichsmarschall durch den Strang zu richten! Das kann ich um Deutschlands Willen nicht zulassen“ aus dem Leben und stahl sich somit aus seiner Verantwortung.
Man mag über die angesprochene Form des Suizides als „ehrenvollen“ Tod eines Soldaten denken, wie man will (ich selbst stehe dem Sachverhalt sehr kritisch gegenüber): Bei Himmler und Göring sehe ich diesen jedenfalls nicht gegeben.

Die Selbsttötung der Frauen um Hitler bleibt als Phänomen: Geli Raubal, die sich in Jugendjahren wegen ihres Onkels tötete; Eva Braun, die ihrem Geliebten in Untergang und Tod folgte; Unitiy Midford, diese „Bewunderin“ Hitlers aus England, die sich erschoss, als der Krieg ausbrach (sie lebte allerdings noch Jahre weiter). Depressionen bzw. depressive Phasen sagt die aktuelle Forschung ihnen jedenfalls allen nach. Mit Sicherheit war es Hitler selbst, der ein gutes Stück zum Suizid dieser Frauen beitrug. Joachim Fest beschreibt das mit dem Satz: „Die ihm am nächsten kamen, standen ihm nur weniger fern“. Vielleicht wurden sie am Subjekt ihrer Verehrung oder Liebe selbst krank.
 
Zumindest im Sinne von Aufopferung war "kollektiver Selbstmord" durchaus gesellschaftlich anerkannt. Man denke nur an die Studenten von Langemarck. Das war im Prinzip nichts anderes als Selbstmord. (Aber übrigens nicht einmalig: Noch in den 80ern wurden zigtausende Kinder über die iranisch-irakischen Minenfelder geschickt mit einem Schlüssel um den Hals)
In der Regel sinken in Kriegs- und Krisengebieten, bzw. zu Kriegszeiten die Selbstmordraten.

Bei Himmler und Göring gebe ich Kirlon recht. Die sind erst aus dem Leben geschieden, als alles vorbei war und sie keinerlei Chancen mehr hatten. Lange Zeit hatten die noch ernsthaft gedacht, sie seien als Verhandlungspartner denkbar....

Ansonsten gab es durchaus in Hitlers Umgebung diese "morbide Stimmung": Weltuntergang, nach uns die Sintflut, verbrannte Erde.....eine Magda Goebbels, die eine Welt nach dem Nationalsozialismus für nicht lebenswert empfand.....
 
Tatsächlich: Magda und Joseph Goebbels fehlen in der der Aufstellung von udaipur99.

Was mich bei Magda Goebbels am meisten abstößt, ist die Tatsache, dass sie selbst allen ihren Kindern (mit Ausnahme von Harald Quandt) ein Weiterleben nach ihrem Selbstmord unmöglich gemacht hat, indem sie diese vergiftete. Das war mit Sicherheit das größte Verbrechen dieser Frau.
 
Stimmt. Wobei nicht ganz endgültig klar ist, wer nun das Gift verabreicht hat....aber es geschah (auch sollte sie es nicht eigenhändig gemacht haben) auf ausdrücklichen Wunsch und Befehl von ihr.....

In der Endphase des Kriegs sind nochmal mehrere Tausend durch Selbstmord aus dem Leben geschieden, quer durch die Republik. Ganz getreu Hitlers Spruch: Der Nationalsozialismus mag untergehen, aber wir werden eine Welt mitnehmen.

Mit ein sehr abschreckender Punkt am deutschen Faschismus ist gerade auch die extreme Neigung zu Untergangsphantasien und Destruktivität. Nirgends geht es um Kreativität oder Aufbau (zumindest nicht ohne vorher zu vernichten)
 
Leopold Bloom schrieb:
Mit ein sehr abschreckender Punkt am deutschen Faschismus ist gerade auch die extreme Neigung zu Untergangsphantasien und Destruktivität. Nirgends geht es um Kreativität oder Aufbau (zumindest nicht ohne vorher zu vernichten)

Da hast du vollkommen Recht. Traurig nur, dass das die meisten Zeitgenossen wohl nicht erkannt haben. Aber ich will mich hier als Nachgeborener nicht auf das hohe Ross schwingen... Wer weiß, was ich damals alles nicht erkannt hätte.

Jedenfalls passt es ins Bild, dass sich viele Nazi-Größen und damals Verantwortliche durch Selbstmord aus der Verantwortung gestohlen haben. Noch bezeichnender finde ich manchmal die begleitenden Umstände: Hitler ließ sogar seinen Suizid noch verschleiern. Angeblich ist er ja im Kampf für das Vaterland gefallen (so die ersten Meldungen zu seinem Tode in Rundfunk und Presse).
Und noch einmal Göring in diesem Zusammenhang: "Wenigstens zwölf Jahre anständig gelebt...". Dem ist an Menschen- und Lebensverachtung wohl nichts hinzuzufügen!
 
Es mag weit hergeholt sein, aber koennten Hitler's Beziehungen zu Japan nicht ein Grund fuer eine andere Ansicht zu Selbstoetungen gewesen sein ?
Die japanische Kultur steht dem Selbstmord ja komplett anders gegenueber als die westliche Welt, und Hitler's Inspirationen zu seinem Weltbild kamen ja teilweise von weit her (siehe Henry Ford's Buch "The International Jew").


Zurueck zu Geli Raubal und Renate Mueller :

Fest steht, dass Geli Raubal nach einer Auseinandersetzung mit Hitler tot aufgefunden wurde. Es war bekannt, dass beide sehr eifersuechtig waren. Eine mir bekannte Version besagt, dass Geli ohne Hitler nach Oesterreich gehen wollte und Hitler darueber erbost war. Eine andere Version besagt, dass Hitler nach Oesterreich gehen wollte und Geli nicht mitnehmen wollte. Und eine dritte Version besagt, dass Geli mit Hitler nach Oesterreich gehen wollte, er aber nicht mit ihr fahren wollte. Kann mich jemand darueber aufklaeren welche Version nun die richtige ist ?

Ueber Renate Mueller weiss ich, dass sie mit Hitler eine Beziehung hatte. Nach dieser Beziehung verfiel sie Depressionen und Angstzustaenden. Sie glaubte, dass Hitler sie ermorden lassen wollte. Sie wurde in eine psychatrische Klinik eingewiesen (oder ging freiwillig dort hin) und als sie eines Tages vor der Klinik 2 Maenner von der Gestapo zu sehen glaubte, stuerzte sie sich aus dem Fenster.

Dieses sind 2 Tode welche durchaus Morde sein koennten. Es waere leicht zu verschleiern. Auch habe ich mal gelesen, dass sich noch eine weitere Frau welche mit Hitler eine Beziehung hatte umgebracht haben soll. Leider erinnere ich mich nicht an den Namen.
Und Eva Braun ist im Bunker mit Hitler gestorben.

Gibt es ueberhaupt eine Frau welche mit Hitler eine Beziehung hatte und ueberlebt hat ?
Ich glaube eher an Mord als an einen Fluch !
 
udaipur99 schrieb:
Es mag weit hergeholt sein, aber koennten Hitler's Beziehungen zu Japan nicht ein Grund fuer eine andere Ansicht zu Selbstoetungen gewesen sein ?
Es gab da mal eine wunderbare Verschwörungstheorie, wonach Adolf Hitler und Hiro Hito (= Hiro Hitler) Zwillingsbrüder waren, die kurz vor Kriegsende unbemerkt die Plätze getauscht haben. Hiro Hito hat im Führerbunker Selbstmord begangen, während Adolf Hitler im Kaiserpalast zu Tokyo einen ungestörten Lebensabend verbringen konnte...
 
hyokkose schrieb:
Es gab da mal eine wunderbare Verschwörungstheorie, wonach Adolf Hitler und Hiro Hito (= Hiro Hitler) Zwillingsbrüder waren, die kurz vor Kriegsende unbemerkt die Plätze getauscht haben. Hiro Hito hat im Führerbunker Selbstmord begangen, während Adolf Hitler im Kaiserpalast zu Tokyo einen ungestörten Lebensabend verbringen konnte...
Kann man wohl schon aus dem Grund ausschließen, da kein Harakiri? dokumentiert ist, oder? :p
 
Cassandra schrieb:
Kann man wohl schon aus dem Grund ausschließen, da kein Harakiri? dokumentiert ist, oder? :p
Wenn etwas nicht dokumentiert ist, dann ist das für einen Verschwörungstheoretiker nur der endgültige Beweis dafür, mit welcher Raffinesse die Verschwörer versucht haben, die Sache zu vertuschen...
 
udaipur99 schrieb:
Es mag weit hergeholt sein, aber koennten Hitler's Beziehungen zu Japan nicht ein Grund fuer eine andere Ansicht zu Selbstoetungen gewesen sein ?
Die japanische Kultur steht dem Selbstmord ja komplett anders gegenueber als die westliche Welt, und Hitler's Inspirationen zu seinem Weltbild kamen ja teilweise von weit her (siehe Henry Ford's Buch "The International Jew").


Zurueck zu Geli Raubal und Renate Mueller :

Fest steht, dass Geli Raubal nach einer Auseinandersetzung mit Hitler tot aufgefunden wurde. Es war bekannt, dass beide sehr eifersuechtig waren. Eine mir bekannte Version besagt, dass Geli ohne Hitler nach Oesterreich gehen wollte und Hitler darueber erbost war. Eine andere Version besagt, dass Hitler nach Oesterreich gehen wollte und Geli nicht mitnehmen wollte. Und eine dritte Version besagt, dass Geli mit Hitler nach Oesterreich gehen wollte, er aber nicht mit ihr fahren wollte. Kann mich jemand darueber aufklaeren welche Version nun die richtige ist ?

Ueber Renate Mueller weiss ich, dass sie mit Hitler eine Beziehung hatte. Nach dieser Beziehung verfiel sie Depressionen und Angstzustaenden. Sie glaubte, dass Hitler sie ermorden lassen wollte. Sie wurde in eine psychatrische Klinik eingewiesen (oder ging freiwillig dort hin) und als sie eines Tages vor der Klinik 2 Maenner von der Gestapo zu sehen glaubte, stuerzte sie sich aus dem Fenster.

Dieses sind 2 Tode welche durchaus Morde sein koennten. Es waere leicht zu verschleiern. Auch habe ich mal gelesen, dass sich noch eine weitere Frau welche mit Hitler eine Beziehung hatte umgebracht haben soll. Leider erinnere ich mich nicht an den Namen.
Und Eva Braun ist im Bunker mit Hitler gestorben.

Gibt es ueberhaupt eine Frau welche mit Hitler eine Beziehung hatte und ueberlebt hat ?
Ich glaube eher an Mord als an einen Fluch !

In diesem Buch findest Du einige Biografien von den Frauen rund um Hitler. Auch die Nichte Geli Raubal ist darunter:

Anna Maria Sigmund, Die Frauen der Nazis, Heyne Bücher
 
udaipur99 schrieb:
Danke fuer den Tip :)

Aber hast du's gelesen ? Hat's irgendjemand ueberlebt ?


Ich habe es gelesen. Es haben überlebt:

Emmy Göring, starb 1973

Leni Riffenstahl starb 2003

Gertrud Scholtz Klink, lebt noch

Henriette von Schirach starb 1992
 
Stopstop....also erstens glaub ich nicht, dass er alle Affären ermordet hat (wenngleich eine extrem "morbide" Stimmung geherrscht haben mag)....aber Leni Riefenstahl oder Emmy Göring hatten (zumindest nie nachgewiesen) keine körperliche Beziehung zu Hitler...Als Ergänzung hätte ich noch eine, dies überlebt hat und allerpeinlichste Interviews bis ans Lebensende geliefert hat und bis zum Tod treue "Führerjüngerin" war:

Winifred Wagner
 
auch wenn der Thread schon älter ist, es hat im Bann des 3. Reichs wohl einen Anstieg der Suizidrate gegeben: Nicht nur aus Hitlers nahem Umfeld wählte man den Freitod, sondern auch Juden und andere Verfolgte gingen diesen Schritt genauso wie Soldaten, die nicht mehr "verheitzt" werden wollten und auch viele Nazi-Größen.

Im November ist ein Buch erschienen, das sich mit diesem Thema beschäftigt:
Christian Goeschel: "Selbstmord im 3. Reich"
ISBN-10: 3518422693


eine Rezension dazu:
Christian Goeschel: Suicide in Nazi Germany. Oxford 2009. - H-Soz-u-Kult / Rezensionen / Bücher
 
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