Hitlers letzte Tage

frost

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Hallo zusammen,

Ich habe das folgende Video gesehen, das die letzten Stunden des Dritten Reichs beschreibt: [Mod an: Video wurde gelöscht, bitte Forenregeln beachten. Mod aus]

Daraus haben sich ein paar Fragen für mich ergeben:

  • Warum entschied sich Hitler bis zum bitteren Ende gegen eine Kapitulation, obwohl der Krieg offensichtlich verloren war?
  • Welche Rolle spielte der Verrat durch Himmler oder Göring in den letzten Tagen des Dritten Reichs? Hätte das Ende anders ausgesehen, wenn Hitler absolute Loyalität erfahren hätte?
  • Warum war es für Hitler so wichtig, dass seine Leiche verbrannt wird und nicht in die Hände der Sowjets fällt?

Vielen Dank schon mal!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zu 3., da hatte er wohl das Schicksal Mussolinis vor Augen, er wird keine Lust auf die gleiche Zurschaustellung gehabt haben.
 
Zu 1.
Da dürfte die Niederlage im Ersten Weltkrieg einschließlich der Begleitumstände eine Rolle spielen.
 
Zu 2. Kurz gesag, beide wollten ihre Haut retten. Nein das Ende hätte nicht anders ausgesehen. Im April 45 war das Ende schon lange voraussehbar, egal ob sie noch zu ihrem Führer standen oder nicht.
 
Zu 1.
Da dürfte die Niederlage im Ersten Weltkrieg einschließlich der Begleitumstände eine Rolle spielen.
Nicht eher, weil ihm klar sein musste, dass er mit keiner Schonung rechnen konnte?

In "Mein Kampf" hatte Hitler noch vollmundig getönt, dass der Führer die Verantwortung für sein Handeln tragen müsse. Als es bei ihm so weit war, die Konsequenzen für seine Verbrechen tragen zu müssen, wollte er davon nichts mehr wissen.
 
Nicht eher, weil ihm klar sein musste, dass er mit keiner Schonung rechnen konnte?

Das glaube ich nicht wirklich.

In "Mein Kampf" hatte Hitler noch vollmundig getönt, dass der Führer die Verantwortung für sein Handeln tragen müsse. Als es bei ihm so weit war, die Konsequenzen für seine Verbrechen tragen zu müssen, wollte er davon nichts mehr wissen.

Das ist natürlich zutreffend.
 
Das Buch beantwortet auf 400 Seiten alle Deine Fragen und mehr. Etliche ehemalige Bunkerleute wurden fuer das Buch befragt und hatten dem Author ihre persoenlichen Erlebnisse erzaehlt. Echt gut zu lesen und 100mal interessanter als oberflaechliches youtube.

Warum entschied sich Hitler bis zum bitteren Ende gegen eine Kapitulation, obwohl der Krieg offensichtlich verloren war?
Weil er geisteskrank gewesen war. SS-Himmler hatte im verborgenen eine dicke Akte ueber h's geistigen und koerperlichen Zustand anfertigen lassen...im Fall aller Faelle.....sozusagen als Erpressungsmittel bei guenstger Gelegenheit weil er selber RK werden wollte.
Ausserdem hatte Donovan's OSS (Geheimdienst) auch noch ein psychiatrisches Profile von h. erstellen lassen, um einen ungefaehren Eindruck zu gewinnen was der Irre in seinen letzten Goetterdaemmerung-Stunden befehlen/tun wuerde. Die dort enthaltenen Voraussagen bestaetigten sich speter im Wesentlichen. (wie z.B. alles, Infrastruktur usw, zu zertruemmern, etwas was Speer zum Glueck zu verhindern gewusst und gewagt hatte.)
Dieses psychologische Profil h's wurde hauptsaechlich auf Grund von langen Interviews zwischen 'Putzi' Hanfstaengl und OSS Agenten in Fort Bragg, wo 'Putzi' gleich neben Gen. Marshall eine Wohnung bekommen hatte, aufgenommen. Denn wer besser in allen Facetten kannte h. als Hanfstaengl?
(siehe dort auf Seite 248 : "Hitler hatte solche Art Tod schon vorausgeahnt, denn er sagte zu Rauschning: "Ja in der Stunde der groessten Gefahr muss ich mich selber fuer das Volk opfern". ( Er wird wahrscheinlicher wohl *mein* Volk gesagt haben) Ich vermute dass h., genau wie Goering, durch eigene und nicht fremde Hand sterben wollte, und auch nicht gehaengt, sondern 'eines Soldaten wuerdig' erschossen werden wollte usw usw)
Welche Rolle spielte der Verrat durch Himmler oder Göring in den letzten Tagen des Dritten Reichs? Hätte das Ende anders ausgesehen, wenn Hitler absolute Loyalität erfahren hätte?
Gar keine Rolle. Im Gegenteil, sie wuerden, ebenso wie H.Fegelein, erschossen worden sein.
Warum war es für Hitler so wichtig, dass seine Leiche verbrannt wird und nicht in die Hände der Sowjets fällt?
Nicht nur h.'s sonder auch die Leiche seiner nun Ehefrau. Ist doch ganz einfach nachzuvollziehen: er wollte, dass die beiden den Kriegsgegnern nicht als Trophae dienen sollten. In dieser Beziehung hatte h. allerdings recht gehabt denn die Russkies ergatterten Stunden spaeter einenTeil der Schaedeldecke, Teil des Gebisses und Teil des Unterkiefers....den sie heute noch sorgfaeltig konserviert aufbewahren.
 
Warum entschied sich Hitler bis zum bitteren Ende gegen eine Kapitulation, obwohl der Krieg offensichtlich verloren war?
Weil er geisteskrank gewesen war.
Eigentlich ist man über die Zeiten raus, dass man sich von der NS-Geschichte distanzierte, indem man die Nazis zu einer kleinen Clique um einen Geisteskranken stilisierte und der Rest hatte nix damit zu tun.

Für Hitler gab es ideologisch nur Sieg oder Niederlage und das galt nicht nur für ihn, sondern auch für die Deutschen: Aus seiner Sicht hatten die Deutschen des nicht verdient, nach dem verlorenen Krieg weiterzuleben. Das ist Sozialdarwinismus, die Perversion von Darwins Survival of the fittest.

Und auch einem Hitler war natürlich klar, dass er nicht mit Gnade zu rechnen hatte, selbst wenn die begangenen Verbrechen weniger monströs gewesen wären.

Das Buch beantwortet auf 400 Seiten alle Deine Fragen und mehr. Etliche ehemalige Bunkerleute wurden fuer das Buch befragt und hatten dem Author ihre persoenlichen Erlebnisse erzaehlt.
Da haben wir aber ein mehrfaches Problem. Die grundsätzliche Zeitzeugenproblematik zum einen, die Verosimilität (deutsche ich hier gerade ein spanisches Wort ein?) der Aussagen der "ehemaligen Bunkerleute" zum anderen.

Warum war es für Hitler so wichtig, dass seine Leiche verbrannt wird und nicht in die Hände der Sowjets fällt?
Nicht nur h.'s sonder auch die Leiche seiner nun Ehefrau. Ist doch ganz einfach nachzuvollziehen: er wollte, dass die beiden den Kriegsgegnern nicht als Trophae dienen sollten. In dieser Beziehung hatte h. allerdings recht gehabt denn die Russkies ergatterten Stunden spaeter einenTeil der Schaedeldecke, Teil des Gebisses und Teil des Unterkiefers....den sie heute noch sorgfaeltig konserviert aufbewahren.
Naja, wenig präsentabel.

'D-day' schon vergessen?
Um ehrlich zu sein, verstehe ich diese Reaktion auf Ursis Beitrag nicht. Er passt nicht.
 
"Nein das Ende hätte nicht anders ausgesehen. Im April 45 war das Ende schon lange voraussehbar."

Mit 'das Ende' duerfte logischerweise doch wohl das Ende des Hitlerregimes gemeint sein.
 
SS-Himmler hatte im verborgenen eine dicke Akte ueber h's geistigen und koerperlichen Zustand anfertigen lassen...im Fall aller Faelle.....sozusagen als Erpressungsmittel bei guenstger Gelegenheit weil er selber RK werden wollte.

Wo gibt es solide Informationen über diese "dicke Akte"?


"Hitler hatte solche Art Tod schon vorausgeahnt, denn er sagte zu Rauschning: "Ja in der Stunde der groessten Gefahr muss ich mich selber fuer das Volk opfern". ( Er wird wahrscheinlicher wohl *mein* Volk gesagt haben)

Rauschning hatte wohl nie engeren persönlichen Kontakt zu Hitler, seine "Gespräche" sind als Quelle umstritten und jedenfalls sehr mit Vorsicht zu genießen.
 
Eigentlich ist man über die Zeiten raus, dass man sich von der NS-Geschichte distanzierte, indem man die Nazis zu einer kleinen Clique um einen Geisteskranken stilisierte und der Rest hatte nix damit zu tun.
Wie kommst Du denn darauf, nuechterne, unvoreingenommene ,neutrale Wiedergabe "dass man sich von der NS-Geschichte distanzierte, indem man die Nazis zu einer kleinen Clique um einen Geisteskranken stilisierte und der Rest hatte nix damit zu tun." Ist es so schwer, Dargelegtes so hinzunehmen wie es geschrieben ist ohne noch irgendwelche andere Motive usw hinein zu interpretieren? WYSIWYG , nicht mehr , nicht weniger.
Goldhagen ist eine ganz andere Baustelle..

Für Hitler gab es ideologisch nur Sieg oder Niederlage und das galt nicht nur für ihn, sondern auch für die Deutschen: Aus seiner Sicht hatten die Deutschen des nicht verdient, nach dem verlorenen Krieg weiterzuleben. Das ist Sozialdarwinismus, die Perversion von Darwins Survival of the fittest.
H. hatte Welteroberungswahn. Hat mit Darwin nix zu tun.
Und auch einem Hitler war natürlich klar, dass er nicht mit Gnade zu rechnen hatte, selbst wenn die begangenen Verbrechen weniger monströs gewesen wären.
Genau.
Da haben wir aber ein mehrfaches Problem. Die grundsätzliche Zeitzeugenproblematik zum einen, die Verosimilität (deutsche ich hier gerade ein spanisches Wort ein?) der Aussagen der "ehemaligen Bunkerleute" zum anderen.
Im Englischen bedeutet 'verisimilitude' das gleiche: '"similarity to the truth". Der Wahrheit nahe.
Hier drischst Du auf ein totes Pferd ein: es ist nun schon lange bekannt mit welchen Kriterien man aus der Erinnerung Erzaehltes als voellig wahr, annaehernd wahr, wenig wahr, oder ueberhaupt nicht wahr herausschaelen kann. Unter anderem auch, wenn sich Darlegungen verschiedener Leute, zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten im Wesentlichen decken.
Bloss weil eindrucksvolles, praegnantes Geschehen lange Zeit zurueckliegt, bedeutet das nicht zwangsweise komprimitierte Verosimilität.Das ist falsche Logik.
Dazu dieser Syllologismus
'Frische Erlebnisse bleiben zuverlaessig in Erinnerung.​
Alte Erlebnisse gehen aus der Erinnerung.​
also sind alte Erinnerungen unzuverlaessig.'​
Die falsche Praemisse liegt im zweiten Satz. Falsche Praemisse = falscher Rueckschluss.

Naja, wenig präsentabel.
Die Wahrheit ist oft nicht salonfaehig.
Um ehrlich zu sein, verstehe ich diese Reaktion auf Ursis Beitrag nicht. Er passt nicht.
Um ehrlich zu sein, verstehe ich Deine Reaktion auf meinen Beitrag nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wo gibt es solide Informationen über diese "dicke Akte"?
Definier bitte was Du als 'solide Informationen' - plural - verstehst.
Die besseree Frage waere wohl " wo steht etwas ueber die Himmler Akte ueber h.
Das ist leicht zu beantworten: man lese das Buch 'Der Orden unter dem Totenkopf' by Heinz Hoehne, 1966
(Meine Ausgabe : 'THE ORDER OF THE DEATH'S HEAD.)
Heinz Hoehne hat ja auch ein Buch ueber die GUSTLOFF-Katastrophe geschrieben. Er war ja dabeigewesen. Oder soll man sein Buch darueber auch "sehr mit Vorsicht genießen"?

Rauschning hatte wohl nie engeren persönlichen Kontakt zu Hitler, seine "Gespräche" sind als Quelle umstritten und jedenfalls sehr mit Vorsicht zu genießen.
So wie alles Andere auch. Skepsis dient eigentlichimmer als notwendiges Ueberlebenswerkzeug. Doch moege man das no-man's-land zwischen Skepsis und Paranoia im Auge behalten
 
Wie kommst Du denn darauf, nuechterne, unvoreingenommene ,neutrale Wiedergabe "dass man sich von der NS-Geschichte distanzierte, indem man die Nazis zu einer kleinen Clique um einen Geisteskranken stilisierte und der Rest hatte nix damit zu tun." Ist es so schwer, Dargelegtes so hinzunehmen wie es geschrieben ist ohne noch irgendwelche andere Motive usw hinein zu interpretieren? WYSIWYG , nicht mehr , nicht weniger.
Goldhagen ist eine ganz andere Baustelle..
Wie kommst du jetzt auf Goldhagen?
Es geht darum, dass H. als Geisteskranker dargestellt wird. Das hat man früher gerne gemacht. H. war ein Geisteskranker, eine kleine Clique von Fanatikern ist ihm gefolgt und der Rest konnte eigentlich nichts dafür. Aber so funktioniert eben keine Diktatur. Wäre Hitler geisteskrank gewesen, hätte er nicht Millionen begeistert.

H. hatte Welteroberungswahn. Hat mit Darwin nix zu tun.
Sozialdarwinismus ist ein fest etablierter Begriff. Darwin kann nichts für die Pervertierung seiner Lehre, aber sie ist nun mal pervertiert worden.
Der Rassenantisemitismus ist genauso eine Facette des Sozialdarwinismus, wie die Ermordung und Zwangs-Sterilisierung von psychisch Kranken oder vermeintlich psychisch Kranken, Alkoholikern und Behinderten und die Maxime der Nazis "Leben ist Kampf". In der nationalsozialistischen Ideologie ist Kampf - ergo Krieg - letztlich unvermeidlich.

Hier drischst Du auf ein totes Pferd ein: es ist nun schon lange bekannt mit welchen Kriterien man aus der Erinnerung Erzaehltes als voellig wahr, annaehernd wahr, wenig wahr, oder ueberhaupt nicht wahr herausschaelen kann. Unter anderem auch, wenn sich Darlegungen verschiedener Leute, zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten im Wesentlichen decken.
Bloss weil eindrucksvolles, praegnantes Geschehen lange Zeit zurueckliegt, bedeutet das nicht zwangsweise komprimitierte Verosimilität.
Das ist falsche Logik:
Frische Erlebnisse bleiben zuverlaessig in Erinnerung.​
Alte Erlebnisse gehen aus der Erinnerung.​
also sind alte Erinnerungen unzuverlaessig.​
Die falsche Praemisse liegt im zweiten Satz. Falsche Praemisse = falscher Rueckschluss.
Dresche ich auf ein totes Pferd ein?
Zunächst einmal haben wir das Problem des Zeitzeugen an und für sich (Bonmot: "Der größte Feind des Zeitzeugen ist der Historiker.")
Erinnerungen sind formbar.
Ich habe selbst 20 Jahre geglaubt, ich wäre zum 40. Jahrestag der DDR (nicht deswegen) in Berlin gewesen und mit meinen Eltern in Friedrichsstraße nicht in die DDR gekommen. Irgendwann habe ich das mal nachrecherchiert und festgestellt, dass zwischen unserem Aufenthalt in Berlin und dem 40. Jahrestag der DDR knapp sechs Wochen lagen. Aber es war eben kurz vorm Mauerfall und da haben sich meine Erinnerungen aus Selbsterlebten mit Erinnerungen von im Fernsehen Gesehenen vermischt.
Selbst der ehrlichste Zeitzeuge ist unzuverlässig. Wie viel mehr Zeitzeugen, deren Rolle etwas unrühmlich ist? Zeitzeugen, die ein Interesse in der einen oder anderen Art haben, ihre Rolle in einem Sachverhalt anders darzustellen, als sie wirklich warr?


Die Wahrheit ist oft nicht salonfaehig.
Ich glaube, du hast mich nicht verstanden. Es ging darum, dass H. nicht zur Schau gestellt werden wollte und sich deswegen verbrennen ließ. Du hast geschrieben, dass das mit der Verbrennung nicht so ganz wie gewünscht funktionierte und die Sowjets dennoch Überreste von H. sichern konnten. Ich wandte ein, dass ein paar Knochenreste - anders als der gefangene H. oder zumindest die intakte Leiche - eben nicht präsentabel sind.

Um ehrlich zu sein, verstehe ich Deine Reaktion auf meinen Beitrag nicht.
Ursi hat geschrieben, dass es völlig egal gewesen sei, was Himmler und Göring noch machten, der Krieg ging so aus, wie er ausging, an diesem Ende war schon lange nicht mehr zu rütteln.
Daraufhin hast du gefragt, ob Ursi den D-Day vergessen habe. Diese Frage ergibt in diesem Kontext keinen Sinn. Die Deutschen hatten sich militärisch übernommen und die die verübten Verbrechen insbesondere im Osten waren zu heftig, als dass ein anderer Ausgang des Krieges möglich gewesen wäre. Von den Allierten hatte nach dem Sommer 1944 längst niemand mehr ein Interesse an einem, womöglich für (einzelne) Nazis noch gesichtswahrenden Separatfrieden.

Heinz Hoehne hat ja auch ein Buch ueber die GUSTLOFF-Katastrophe geschrieben. Er war ja dabeigewesen. Oder soll man sein Buch darueber auch "sehr mit Vorsicht genießen"?
Ja, sollte man, Höhne nahm seine Gesprächspartner zu oft beim Wort.
 
Wie kommst du jetzt auf Goldhagen?
Es geht darum, dass H. als Geisteskranker dargestellt wird. Das hat man früher gerne gemacht. H. war ein Geisteskranker, eine kleine Clique von Fanatikern ist ihm gefolgt und der Rest konnte eigentlich nichts dafür. Aber so funktioniert eben keine Diktatur. Wäre Hitler geisteskrank gewesen, hätte er nicht Millionen begeistert.
Das war doch Goldhagen's These: 'Hitler's willige Helfer'. Von wegen 'der Rest konnte eigentlich nichts dafür'. Diese Einstellung wird von Anderen als white wash verpoent.
Sozialdarwinismus ist ein fest etablierter Begriff. Darwin kann nichts für die Pervertierung seiner Lehre, aber sie ist nun mal pervertiert worden.der Rest konnte eigentlich nichts dafür
Der Rassenantisemitismus ist genauso eine Facette des Sozialdarwinismus, wie dieErmordung und Zwangs-Sterilisierung von psychisch Kranken oder vermeintlich psychisch Kranken, Alkoholikern und Behinderten und die Maxime der Nazis "Leben ist Kampf". In der nationalsozialistischen Ideologie ist Kampf - ergo Krieg - letztlich unvermeidlich.
Lediglich eine Frage der abstrakten Begrifflichkeiten. 'sozial engineering' sehe ich treffender weil sich Darwin's Hauptthese um Anpaesslichkeit drehte: jeh mehr sich ein Lebewesen an seine Umwelt anpasst, desto groesser seine Ueberlebenschance ...und umgekehrt. Hatte Darwin ja u.A. anhand von Vogelschnaebeln demonstriert. Deine Beispiele von "Ermordung und Zwangs-Sterilisierung usw " haben nun wirklich nix mit 'Anpaesslichkeit' zu tun. Be that as it is...
Dresche ich auf ein totes Pferd ein? Zunächst einmal haben wir das Problem des Zeitzeugen an und für sich (Bonmot: "Der größte Feind des Zeitzeugen ist der Historiker.")
Erinnerungen sind formbar.
Ich habe selbst 20 Jahre geglaubt, ich wäre zum 40. Jahrestag der DDR (nicht deswegen) in Berlin gewesen und mit meinen Eltern in Friedrichsstraße nicht in die DDR gekommen. Irgendwann habe ich das mal nachrecherchiert und festgestellt, dass zwischen unserem Aufenthalt in Berlin und dem 40. Jahrestag der DDR knapp sechs Wochen lagen. Aber es war eben kurz vorm Mauerfall und da haben sich meine Erinnerungen aus Selbsterlebten mit Erinnerungen von im Fernsehen Gesehenen vermischt.
Selbst der ehrlichste Zeitzeuge ist unzuverlässig. Wie viel mehr Zeitzeugen, deren Rolle etwas unrühmlich ist? Zeitzeugen, die ein Interesse in der einen oder anderen Art haben, ihre Rolle in einem Sachverhalt anders darzustellen, als sie wirklich warr?
Ich bin mir all dessen wohlbewusst und widerspreche Dir garnicht. Yes memory is pliable; 'biegsam' und offen fuer Suggestionen. Very much so. Es ist aber nicht zwangslaeufig so. Z.B. kann ein Parfuem, Bilder, Musik, Duefte und Geschmaeker ganz ploetzlich alte Erinnerungen sofort aufwecken. Ganz allgemein: jeh emotioneller, jeh lebensbedrohender, desto tiefer der Eindruck und somit seine Erinnerung.
Du gibst ein Beispiel aus Deinem Leben, erlaube mir ein Beispiel aus meinem Leben: als ich ~5 oder so Jahre alt gewesen war; damals in Wolfenbuettel, also in der brit. Besatzungszone gelebt hatte, hatten mich zwei Soldaten auf Motorraeder gejagt/verfolgt und durch scharfes Kurvenziehengegen einen Zaun gepresst. Natuerlich hatte ich Todesangst gehabt. Kann mich sogar noch an deren Uniform und Beret erinnern. Heute weiss ich dass das zwei teenage Tommies gewesen sein mussten, die sich ihren unschuldigen Spass mit son'em luettem Jungen gemacht hatten. Doch noch 75 Jahre danach, spielt sich das Erlebnis wie ein Film in meinem Kopf ab. Dies,obwohl ich prompt alles um mich herum vergesse. Zum Glueck vergesse ich nicht, dass ich arg vergesslich bin, mankann sich ja Zettel aufschreiben ...die man auch wieder vergisst...

Doch zurueck zum eigentlichem Thema: wenn ein Schriftsteller eine|n Zeitzeug:in interviewed, dann weiss er doch selber wie evaporativ Gedaechtnisse sein koennen oder etwas vorgauckeln koennen. Doch kann ein Author Bestaetigtes aus anderer Perspektive nochmals erzaehlen lassen indem Vergessenes durch Bild und Ton und anderer Veroeffentlichungen wieder in die Erinnerung zurueckrufen werden. .....und durch wiederum anderen Quellen bestaetigen lassen.
Vergiss bitte nicht, ich schrieb doch, 'wenn verschiedene Leute an unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten im Wesentlichen das Gleiche schreiben', wenn man also Behauptunge trianguliert, so kann man gut davon ausgehen dass man hier von guter 'verisimilitude' sprechen darf, das alpha und omega jedes Authors. Wenn sich Umstaende wie ein roter Faden durch Erzaehlungen ziehen, dann kann es nicht von jedem Erzaehler erfunden worden sein. Zum Beispiel hatte es im feuchtkaltem 'Fuehrerbunker' graesslich nach Toilettenabwasser gestunken. Vor allem im Fruehling. Was logisch sein muss, wenn das System kaputt, verstopft ist und niemand die Kanalisation reparieren kann.
Ist das System der Verifizierung von Angaben wasserdicht? Nein. Allein schon weil Vieles nicht verifiziert werden kann.

Doch aus albernem Prinzip die Glaubwuerdigkeit von vielfach bestaetigten Geschichtsvorgaengen anzuzweifeln, ist muessig, ergo 'it's moot to flog a dead horse'.
Ich habe etliche Buecher die sich nur auf Augenzeugenberichte stuetzen, ueber quotidian Leben von Fluechtlingen, Hausfrauen oder prominente Deutsche gleich nach dem Kriege usw. Um nur fuenf von Vielen zu nennen: Erika Steinbach, 'Die Macht der Erinnerungen'; Florian Huber, 'Kind versprich mir dass du dich erschiesst'; Hauke Goos and Alexander Smoltczyk, 'Ein Sommer wie kein anderer'; Herbert Hupka, Letzte Tage in Schlesien'; Alison Owings, 'Frauen'. In jedem zieht sich irgendwie ein roter Faden der Gemeinsamkeit durch. Deswegen sehe ich dort keinen Grund an deren verisimilitude zu zweifeln.
Ich glaube, du hast mich nicht verstanden. Es ging darum, dass H. nicht zur Schau gestellt werden wollte und sich deswegen verbrennen ließ. Du hast geschrieben, dass das mit der Verbrennung nicht so ganz wie gewünscht funktionierte und die Sowjets dennoch Überreste von H. sichern konnten. Ich wandte ein, dass ein paar Knochenreste - anders als der gefangene H. oder zumindest die intakte Leiche - eben nicht präsentabel sind.
Well, meine Weisheit stammt auch nur aus Buechern.
Vielleicht steht in Deinen Buechern etwas anderes. Doch das Buch 'THE BUNKER' darf ich empfehlen.
Ursi hat geschrieben, dass es völlig egal gewesen sei, was Himmler und Göring noch machten, der Krieg ging so aus, wie er ausging, an diesem Ende war schon lange nicht mehr zu rütteln.
So habe ich ihre Worte nicht aufgefasst. Die Behauptung selber stimmt natuerlich haargenau.
Daraufhin hast du gefragt, ob Ursi den D-Day vergessen habe. Diese Frage ergibt in diesem Kontext keinen Sinn. Die Deutschen hatten sich militärisch übernommen und die die verübten Verbrechen insbesondere im Osten waren zu heftig, als dass ein anderer Ausgang des Krieges möglich gewesen wäre. Von den Allierten hatte nach dem Sommer 1944 längst niemand mehr ein Interesse an einem, womöglich für (einzelne) Nazis noch gesichtswahrenden Separatfrieden.
Well, sicher, stimmt fast alles. Stimme Dir bedingt bei . Allerdings:
"Von den Allierten hatte nach dem Sommer 1944 längst niemand mehr ein Interesse an einem, womöglich für (einzelne) Nazis noch gesichtswahrenden Separatfrieden."
Du vergisst, dass die Gruendung am 1.Januar 1942 und somit 'Satzung' der UNITED NATIONS' (U.N.) [!!Nicht!! der UNITED NATIONS ORGANISATION (U.N.O.) weder "gesichtswahrenden Separatfrieden" noch sonst irgendwelche separate Annaeherungen oder gar bilateralen Vereinbarungen mit DEU absolut verboten hatte.
Dieses Verbot war z.B. der Grund gewesen, warum diejenigen Deutschen, die in Dulles's OSS Buero in Bern, oder OSS in Konstantinopel vorsprachen, dort auf taube Ohren stiessen: Gen. Marshall hatte daran erinnert, jeglichen Kontakt welchen auch immer, mit Deutschen per U.N. Satzung strikt abzulehnen und zu vermeiden.
(Auch 'fraternisation with the enemy' war verboten. Doch das Laecheln und der Charm deutscher 'Frauleins' war fuer love starved Amerikaner staerker als jedes Verbot.
Ja, sollte man, Höhne nahm seine Gesprächspartner zu oft beim Wort.
Subjektiver Eindruck nehme ich an?
 
Z.B. kann ein Parfuem, Bilder, Musik, Duefte und Geschmaeker ganz ploetzlich alte Erinnerungen sofort aufwecken.
...wenn man tonnenweise im abgedunkelten Zimmer Papier beschriftet, welches dann zwischen mehreren Buchdeckeln publiziert wird, dann kann das vorkommen und recht umfangreich werden ;) Proust, À la recherche du temps perdu
Well, meine Weisheit stammt auch nur aus Buechern.
der Proust lohnt sich, allerdings erfährt man da nichts über Hitlers letzte Tage im Führerbunker.

Selbst der ehrlichste Zeitzeuge ist unzuverlässig. Wie viel mehr Zeitzeugen, deren Rolle etwas unrühmlich ist? Zeitzeugen, die ein Interesse in der einen oder anderen Art haben, ihre Rolle in einem Sachverhalt anders darzustellen, als sie wirklich warr?
hier ein besonders prägnantes Beispiel für letzteres: So erfand Albert Speer sein „Attentat“ auf Hitler - WELT
 
Das war doch Goldhagen's These: 'Hitler's willige Helfer'. Von wegen 'der Rest konnte eigentlich nichts dafür'. Diese Einstellung wird von Anderen als white wash verpoent.
Nein, Goldhagens These war eine andere.

Lediglich eine Frage der abstrakten Begrifflichkeiten. 'sozial engineering' sehe ich treffender weil sich Darwin's Hauptthese um Anpaesslichkeit drehte: jeh mehr sich ein Lebewesen an seine Umwelt anpasst, desto groesser seine Ueberlebenschance ...und umgekehrt. Hatte Darwin ja u.A. anhand von Vogelschnaebeln demonstriert. Deine Beispiele von "Ermordung und Zwangs-Sterilisierung usw " haben nun wirklich nix mit 'Anpaesslichkeit' zu tun. Be that as it is...
Du musst Darwin nicht verteidigen, niemand wirft Darwin vor, dass Rassisten seine Thesen pervertiert haben bzw. ihre Thesen mit Rückgriff auf ihn wissenschaftlich verbrämt haben.

Vergiss bitte nicht, ich schrieb doch, 'wenn verschiedene Leute an unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten im Wesentlichen das Gleiche schreiben', wenn man also Behauptunge trianguliert, so kann man gut davon ausgehen dass man hier von guter 'verisimilitude' sprechen darf, das alpha und omega jedes Authors. Wenn sich Umstaende wie ein roter Faden durch Erzaehlungen ziehen, dann kann es nicht von jedem Erzaehler erfunden worden sein. Zum Beispiel hatte es im feuchtkaltem 'Fuehrerbunker' graesslich nach Toilettenabwasser gestunken. Vor allem im Fruehling. Was logisch sein muss, wenn das System kaputt, verstopft ist und niemand die Kanalisation reparieren kann.
Ist das System der Verifizierung von Angaben wasserdicht? Nein. Allein schon weil Vieles nicht verifiziert werden kann.

Dass es im Führerbunker nach abgestandenem Toilettenwasser stank, ist natürlich ein zentrales Element und äußerst bedeutend für die Geschichte...
Nein, ich habe nicht behauptet, dass alles erstunken und erlogen gewesen sei. Ich habe über unbeabsichtigte und beabsichtigte Unzuverlässigkeit gesprochen.
Nun sagst du, das könne ja gar nicht sein, weil es in den vielen Zeitzeugenaussagen so viele Übereinstimmungen gebe. Nun, die Zeitzeugen bildeten teilweise (bei Polizei-Einheiten und SS ist das belegt) mehr oder weniger lockere Gemeinschaften über die Niederlage hinaus, die sich trafen und in Briefkontakt miteinander standen und auch die Darstellung ihrer Erlebnisse abstimmten, sich gegenseitig ihrer Loyalität versicherten und Aussagen aufeinander abstimmten.
Hier fand also eine absichtliche Manipulation von Zeitzeugenaussagen durch die Zeitzeugen selbst im großen Stil statt. Natürlich aus Interessen (Beamtenstatus [viele waren nach wie vor oder wieder Polizisten], Rente, Entgehen von Strafverfolgung).
Es gibt aber auch unbeabsichtigte Manipulation. Ich habe das Bsp. hier im Forum schon häufiger erwähnt: ein Überlebender von Auschwitz-Monowitz zeichnete aus seinen Erinnerungen heraus das Lagertor von Auschwitz-Birkenau, wo er nie war. Aber das Lagertor von Birkenau war so ikonisch für Auschwitz (und auch den Holocaust) geworden, dass es seine Erinnerungen überlagerte.

Von den Autoren, die du nennst, fällt insbesondere die erste auf, die in den letzten 20 Jahren vor allem dadurch "prominent" war, dass sie immer weiter nach rechts gerückt ist. Zunächst war sie eher darin engagiert, die deutschen Opfer 1945 in Polen und Tschechien hervorzuheben, hatte Schwierigkeiten die deutsch-polnische Grenze anzuerkennen, mittlerweile ist sie total radikalisiert und fällt mit offen rassistischen Tweets etc. auf.
 
Der Krieg im Osten war ganz sicher "nicht" nur ein Eroberungskrieg, sondern auch ein Vernichtungsfeldzug gegen die slawische Rasse. Der Rassenhass Hitlers war ein entschiedener Motor für die monströsen Verbrechen, die Osten Europas begangen worden sind.
Ganz sicher, ja! Man kann sogar mit guten Gründen argumentieren, dass die NS-Führung in nicht wenigen Fällen die Durchführung ihrer Mordtaten höher gewichtete als den militärischen Erfolg.
 
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