Auf Wunsch von Ning, das Diskussionsthema über Hitlers Buch "Mein Kampf"
ning schrieb:Mein Kampf" geistert ja immer wieder in unser Forum herein...
ning schrieb:Ich zitiere mal dieses (Quelle: aus der Hör-CD von H. Qualtinger (s.u.)):
Ergebnis einer Umfrage zu Hitlers mein Kampf, von 1968 (er gibt keine genauere Angabe)
vor 30.01.1933 von 120 Befragten, ganz gelesen 11, teilweise 16
nach 30.01.1933 von 61 Befragten, ganz gelesen 2, teilweise 59
"Mein Kampf" wurde nach dem bitteren Erwachen mit-verdrängt, und deshalb ist es heute ungleich schwieriger zu erforschen, wieviele Leute tatsächlich dieses grauenhafte Machwerk (zuerst rein stilistisch gemeint) gelesen haben bzw(!): lesen konnten. Die Generation, die damals "lesen konnte" ist ja bald ausgestorben.
Für mich persönlich steht fest: es ist tradierter Schwach- und Unsinn, dass Hitlers "Mein Kampf" der Bibel oder Marxens "Kapital" gleichzusetzen ist, also eine "ideologische" (die NS-Ideologie ist keine.) bzw. politische Manifestation war, die als solche wahrgenommen oder, wie gelaubt wird AUFgenommen wurde.
Das Buch wurde jeder Schulabgängerin und jedem "Zuchtpäarchen" zur Hochzeit aufgedrängt. Dann war Unzucht (totaler Krieg) und die grausige Stil- und Inhaltsblüte musste ab 1945 versteckt werden...
Ich selbst versuchte mich im Aufnehmen von Hitlers Schreibe: ich habe 3-mal entnervt nach 10, dann nach 15 und schließlich nach 40 Seiten aufgegeben. Es ist für eine empfindliche SEELE schlichtweg unlesbar - und im ganzen (Stück) wohl unverdaulich.
Ergo. Niemand hats gelesen! Und mit "niemand" meine ich die Zig-Millionen beschenkten Mitläufer, die entweder nicht die Möglichkeit kritischer Bildung hatten oder nutzen konnten oder ganz einfach willige - Mittäter waren.
Gelesen haben es ALLERDINGS fast alle, die flüchten mussten, die in die bekannten Lager konzentriert wurden und die WUSSTEN (nicht nur auf Grund dieses Buches) dass man Adolf Hitler, dieses Vorzeigebeispiel des "kranken Kleinbürgertums" der Zwischenkriegszeit, absolut ernst nehmen sollte!
Dazu:
Hitlers "Mein Kampf" erreichte bis 1939 eine Auflage von 5,5 Millionen; 1943 waren in Deutschland nahezu 10 Millionen Exemplare verbreitet. Es wurde in sechzehn Sprachen übersetzt und auch nach 1945 im Ausland mehrfach wieder aufgelegt. Seit 1936 wurde "Mein Kampf" in den Standesämtern verteilt. Um so erstaunlicher ist die Tatsache, daß die Maximen, die Hitler hier in aller Breite dargelegt hat, kaum in das Bewußtsein der Öffentlichkeit gedrungen sind. Hitlers Buch wurde vor und nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 in Deutschland kaum gelesen. Das Desinteresse an Hitlers politischen Vorstellungen rechtfertigte sich vielfach aus einem ästhetisch motivierten Überdruß an Hitlers "schlechtem Stil", seinen "verworrenen Ansichten", dem "langatmigen" und "langweiligen" Charakter von "Mein Kampf". Der öffentliche Geist hat den "Gefreiten Hitler" stets nur widerwillig und mit hochmütiger Verachtung zur Kenntnis nehmen wollen.
(Kindlers Neues Literaturlexikon, Kindler Verlag, München.)
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/inn...mpf/index.html
und:
Bis 1933 waren Hitlers Einkünfte aus seiner schriftstellerischen Tätigkeit bescheiden. Sie betrugen zwischen 1925 und 1929 zwischen 11.000 und 19.000 RM, wuchsen 1930 auf 48.000 und 1932 auf 64.000 RM. 1933 wurde „Mein Kampf" ein Bestseller. Die Einkünfte schwollen auf* l.232.000 RM an. Hitlers Adjutant, Julius Schaub, der seine Steuerangelegenheiten bearbeitete, beantragte beim Staatssekretär Fritz Reinhardt die Absetzung von 50 Prozent als Werbungskosten. (...)
Auch der Rest dieser Seite, wenn auch zum Thema "Schuldenpolitik" ist sehr interessant.
Quelle: http://www.sgipt.org/politpsy/finanz...lden-Portr%e4t.
Zu Qualtinger: Ich lege euch seine Lesung! ans Herz. Es ist die einzig "bekömmliche" Art, Hitlers Buch kennenzulernen.
Inhalt:
"Die vorliegende Live-Aufnahme entstand am 10. Februar 1973 in Hamburg. Qualtinger parodiert hier nicht, er macht aus der Distanz unserer Zeit mit einem welthistorischen Buch bekannt, das damals wie heute kaum jemand gründlich gelesen hat. ...
(....) Als er einmal gefragt wurde, weshalb er gerade dieses stilistische und inhaltliche Monstrum ausgewählt habe, meinte er in seinem unverfälschten Wiener Dialekt: "Jo was'd, des is jo des Depperte, das neamd (niemand) den Schaas g'lesen hot... Wenigstens heit soll'n d'Leid wissen, wos der Hitler für an Schmoarn daherg'schrieben håt."
liebe Grüße aus Wien