Hochzeit ohne Kirche?

Comtesse

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Bei meinen Recherchen bin ich zufällig über die Aussage gestolpert, dass Anne-Catherine de Ligniville Helvétius, eine bekannte franz. Salonnière, ohne kirchliche Zeremonie geheiratet habe.

Zitat (Wikipedia):

Dort lernte sie Baron Turgot kennen, der ihr wohl einen Heiratsantrag machte. Sie heiratete aber am 15. August 1751 per Ehevertrag, d.h. ohne kirchliche Zeremonie, den Philosophen Claude Adrien Helvétius, den sie auch im Salon ihrer Tante getroffen hatte.​

Kam das im 18. Jahrhundert häufiger vor?

Wie muss man sich das vorstellen? Gemeinsamer Termin mit einem Notar/Advokat und den Eheleuten, bzw. deren Eltern und das war's dann?
 
Kam das im 18. Jahrhundert häufiger vor?

Wie muss man sich das vorstellen? Gemeinsamer Termin mit einem Notar/Advokat und den Eheleuten, bzw. deren Eltern und das war's dann?
Ich habe nur schon gelesen, dass das nicht ganz unüblich war.

Auf dem berühmten Gemälde "Die Dorfhochzeit" von Jean-Baptiste Greuze sieht man auch den nichtkirchlichen Teil der Hochzeit. Ganz rechts erkennt man auf dem Gemälde erkennt man den Notar.
File:Jean-Baptiste Greuze L'accordee de Village.jpg - Wikimedia Commons
 
Zumindest in Rheinbund-Deutschland wurde die Zivilehe meines Wissens mit der Übernahme des "Code Napoleon" oder "Code zivil" erst eingeführt.

Und ich bin eigentlich bisher davon ausgegangen, dass Frankreich vor 1789 die "Zivilehe" ebenfalls nicht kannte.


OT: ein Punkt, der für das Leben der Bevölkerung ja eine sehr große Bedeutung gehabt hat, das Wissen darüber (jedenfalls meines) ist aber deutlich geringer, wie das über die Uniformfarbe Neys bei Borodino
 
@Brissotin

Eheverträge klar, hinsichtlich vermögens- und erbrechtlicher Regelungen. Aber konnte ein Ehevertrag die "Heirat" im juristischem Sinn ersetzen (?) von der sakramentalen Bedeutung ganz abgesehen. Wären also die eventuellen Abkömmlinge ehelich oder unehelich? Davon hingen im Uz Titelweitergabe, Zugang zum Hof etc. ab, die auch nicht in einem privatrechtlichem Ehevertrag geregelt werden konnten.

M. :winke:
 
Mir fällt spontan dazu die Hochzeitszenen in den Da Ponte-Opern ein. Sowohl bei La nozze di Figaro wie auch bei Cosi fan tutte erscheinen nur Notare (bei letzrer ists eben die als Notar verkleidete Despina), von Priestern keine Spur.
Natürlich handelt es sich hierbei nicht um zivilrechtliche Eheschließungen, sondern um privatrechtliche Heiratsverträge. Ob solche auch OHNE darauffolgende kirchliche Zeremonie stattgefunden haben kann ich auch nicht beantworten.
 
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