Hunnen und Gewalt gegen Frauen in Sage und Geschichtsschreibung

Maglor

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Die Grausamkeiten der Hunnen gelten heute zwar als sprichwörtlich. Gewalt gegen Frauen durch die Hunnen spielt jedenfalls eine wichtige Rolle in der Mythologie.

Die Heilige Ursula von Köln:
Es handelt sich um eine bedeutendste Heiligenlegende des Mittelalters, sie spielt aber offensichtlich in der Völkerwanderungszeit. Zentrales Thema ist die Verbindung von Jungfräulichkeit und Frömmigkeit.
Der heidnische Hunnenkönig macht der Jungfrau Ursula einen Heiratsantrag. Ursula schlägt den Heiratsantrag aus und wird dann durch die Pfeile der Hunnen getötet, stibt aber als fromme Jungfrau - zusammen mit ihren sagenhaften 10.000 Begleiterinnnen.

Kriemshilds Rache:
Ebenfalls sehr wirkmächtig ist die Nibelungensage.
In der mittelhochdeutschen Dichtung ist Etzel gewissermaßen der Vollstrecker an Kriemshilds Rache, während sexualisierte Gewalt vor allem Siegfried angedichtet wird. Kurz und knapp kann man Sagen, die die Hunnen im Nibelungenlied nur Männer morden und den Frauen nichts an tzn.
In der altnordischen Dichtung sind die Rollen teilweise vertauscht. Hier tötet Atli die Niflungen aus Goldgier. Gudrun (als nordische Kriemhild) rächt ihre Brüder indem sie zuerst die gemeinsamen Kinder tötet und an ihren Mann Atli verfüttert, anschließend tötet sie Atli.

Mit dem historischen Attila haben beide Versionen abseits der Etymologie des Namens nichts zu tun.

Der bajuwarische Bulgarenmord 631/632:
Als eine vielversprechende historische Parallele zum Nibelungenuntergang erscheint mir jedoch der Bezug zu der Ermordung awarischen Bulgaren durch die Bajuwaren unter Merowingerkönig Dagobert. Dass in fränkischen Quellen regelmäßig alle reiternomadischen Völker mit den Hunnen gleichgesetzt werden ist bekannt. Bemerkenswert ist, dass die Bajuwaren weder Frauen noch Kinder schonen - also noch grausamer als die Nibelungensage, wo "nur" die edlen Knechte der Burgunden von den Hunnen niedergemetzelt werden. (hierzu https://www.geschichtsforum.de/thema/dagobert-i-und-der-massenmord-an-bulgaren-in-bayern.57280/)

Es scheint eher so, als wäre die Verknüpfung von Gewalt gegen Frauen mit den Hunnen in der germanischen Heldendichtung und deutschen Heiligenlegenden nur eine Art orientalistischer Topos.
 
Tja im Bezug auf das Nibelungenlied ist es schon merkwürdig, dass die burgundischen Frauen die Morde und Gemetzel entweder selbst begehen oder initiieren und anstiften., die Hunnen, allen voran Etzel aber eher als zunächst ausgleichende und vermittelnde Figuren dargestellt werden,
 
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