Ifni-Krieg - ḥarbu Ifnī - la guerra olvidada

Der etwa 20 Jahre andauernde englisch-spanische Krieg gegen Ende des 16. Jh., der meines Wissens nicht formell erklärt wurde, sondern allmählich eskalierte, hatte sicherlich ein ganzes Bündel von Gründen. Neben den von Dir genannten religiösen Motiven und der Hinrichtung Maria Stuarts gab es auch machtpolitische Differenzen in Europa und in der Neuen Welt. Englische Schiffe führten bereits seit mehreren Jahren einen offenen Kaperkrieg gegen die spanische Krone, zudem unterstützte London die Hugenotten im französischen Bürgerkrieg und die Niederländer im Achtzigjährigen Krieg. Philipp II., der seit 1580 die Länder der spanischen Krone und Portugal in Personalunion regierte (erstere natürlich schon seit 1555/56), wollte das spanische und portugiesische Monopol in Amerika aufrechterhalten, zudem wurde ihm in Europa vorgeworfen, er strebe offen nach machtpolitischer Hegemonie.

Wie El Quijote schon sagte, dürfte das Ende des 18. Jh. keine entscheidende Rolle mehr gespielt haben. Als mächtigste Staaten Westeuropas galten damals eindeutig Frankreich und Großbritannien, die bei Koalitionskriegen meist auf verschiedenen Seiten standen und massiv um koloniale Einflussgebiete rangen. Spanien besaß zwar noch immer ein beachtliches Kolonialreich in Amerika, war machtpolitisch und wirtschaftlich aber weit hinter die Konkurrenten zurückgefallen und konnte den Briten allenfalls im Bündnis mit Frankreich gefährlich werden. Falls London in Nordafrika im 18. oder frühen 19. Jh. tatsächlich einen Hafen erwerben wollte, muss das aktuellere Gründe gehabt haben.

Wenn ich Dich recht verstehe, gehst Du aber sogar für die Zeit nach der Gründung von Sidi Ifni von einem solchen Versuch aus? Das wäre dann also Mitte der 1930er-Jahre, was mir sehr unwahrscheinlich erscheint. Die spanische Sahara war damals sicherlich eines der geringsten Probleme des Empire.
 
Ob die Hinrichtung von Mary Stuart für Philipp von Belang war, weiß ich nicht. Aber mit dem „vergessenen“ Ifni-Krieg hat das alles nichts zu tun.
 
Wenn ich Dich recht verstehe, gehst Du aber sogar für die Zeit nach der Gründung von Sidi Ifni von einem solchen Versuch aus? Das wäre dann also Mitte der 1930er-Jahre, was mir sehr unwahrscheinlich erscheint. Die spanische Sahara war damals sicherlich eines der geringsten Probleme des Empire.
Wenn ich die Doku richtig verstanden habe, war es im Lauf bei der Findung des Standortes "Santa Cruz del mar pequena" dazu gekommen ,das ein englischer Handelsmann Namens Curtis sich ein Küstenstreifen ergattern wollte, aber der Sultan Moulay Hassan I. hat auf seiner Stepvisite in den Süden,ihn dies wohl verwehrt. .Da ich nichts über diesen Handelsmann finden konnte muss es sich in der Regenschaft von Hassan I. abgespielt haben also
Ende des 19.jhdts.
 
Das könnte aber natürlich auch einfach ein Abenteurer gewesen sein, der mehr oder minder auf eigene Faust handelte. Im späten 19. Jh. war das gerade in Afrika nicht ungewöhnlich, weil aus Sicht vieler Europäer jemandem, der schnell und entschlossen handelte, große Reichtümer und nationales Ansehen winkten. Der Geschäftsmann hoffte vielleicht, dass die britische Regierung den Küstenstreifen schließlich pachten oder als Schutzgebiet ausweisen würde, wenn er dort erst einmal etwas aufgebaut hätte.
 
Es gab eine Reihe von in Mogador ansässigen Gentlemen, die von Manuel Fernández Rodríguez in España y Marruecos en los primeros años de la Restauración (Madrid 1985) genannt werden: Braüer [wohl ein Deutscher, Schweizer oder Österreicher, der tatsächlich Bräuer hieß], Yule, Broome, John Curtis. Diese gründeten 1881 die Soos and North West Africa Trading Company Limited.
John Curtis wollte 1882 im Hafen von Asaca (spanischer Name) Handel treiben, wurde aber auf Betreiben der Spanier von den marokkanischen Behörden verhaftet, gegen den Protest der örtlichen Bevölkerung. Seine Lager in Ifni wurden geplündert und zum Sultan wurde John Curtis 1883 nicht vorgelassen, er bekam weder von Marokko seine Verluste ersetzt, noch Hilfe vom britischen Staat, Curtis zog dann auf die Kanaren

España y Marruecos en los primeros años de la Restauración (1875-1894)
 
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Meinst du nicht etwa Souss statt Soos, denn die Region heisst Souss?

Der arabische Name ist سوس, er würde nach DMG wissenschaftlich sūs transkribiert. In nichtwissenschaftlicher frz. Transkription halt Souss und in nichtwissenschaftlicher englischer Soos. Da besteht also überhaupt kein Widerspruch, das sind einfach unterschiedliche europäische Wahrnehmungen des gleichen arabischen Wortes. So wie (nichtwissenschaftlich) Oued und - nach DMG - wād auch dasselbe meinen.
 
Und ich dachte der Ort wurde erst in den 1930 gegründet oder ist damit der Fluss gemeint?

Ich gebe nur wieder, was Fernández Rodríguez, S. 109, schreibt:

El 5 de mayo de 1883 llegó Curtis a Mogador, de donde partió para Marrakesh, e intentó inutilmente que Muley Hassan le recibiese. Los almacenes de Ifni habían sido saqueados y la empresa arruinada, al negarse el Sultán a pagar una indemnización. [...] la compañía no obtuvo el apoyo del Gobierno inglés para lograr que el Sultán accediese a sus reclamaciones y fue puesta en liquidación.​
 
John Curtis wollte 1882 im Hafen von Asaca (spanischer Name) Handel treiben, wurde aber auf Betreiben der Spanier von den marokkanischen Behörden verhaftet, gegen den Protest der örtlichen Bevölkerung. Seine Lager in Ifni wurden geplündert und zum Sultan wurde John Curtis 1883 nicht vorgelassen, er bekam weder von Marokko seine Verluste ersetzt, noch Hilfe vom britischen Staat, Curtis zog dann auf die Kanaren
Und noch etwas zu ihm; er lebte angeblich schon 20 Jahre im Land(wenn die Person im Link identisch ist) daher ist der Protest der Bevölkerung nachvollziehbar.
Mr. J. Curtis, twenty years a resident in Morocco, gives » 21 Jun 1884 » The Spectator Archive
 
Das könnte aber natürlich auch einfach ein Abenteurer gewesen sein, der mehr oder minder auf eigene Faust handelte. Im späten 19. Jh. war das gerade in Afrika nicht ungewöhnlich, weil aus Sicht vieler Europäer jemandem, der schnell und entschlossen handelte, große Reichtümer und nationales Ansehen winkten. Der Geschäftsmann hoffte vielleicht, dass die britische Regierung den Küstenstreifen schließlich pachten oder als Schutzgebiet ausweisen würde, wenn er dort erst einmal etwas aufgebaut hätte.
In diesem Falle dürfte es die lange Beziehung beider Länder sein(siehe Englisch-Marokkanische Allianz) ,nicht nur gab es in Mogador ansässige Gentleman(wie El Quijote zitierte) ,andersherum lebten zu dieser Zeit auch Händler mit seinen Familien in Manchester(siehe Buchvom Händler aus Manchester;Reminisces of Manchester, Louis Hayes,1905).
 
In diesem Falle dürfte es die lange Beziehung beider Länder sein(siehe Englisch-Marokkanische Allianz) ,nicht nur gab es in Mogador ansässige Gentleman(wie El Quijote zitierte) ,andersherum lebten zu dieser Zeit auch Händler mit seinen Familien in Manchester(siehe Buchvom Händler aus Manchester;Reminisces of Manchester, Louis Hayes,1905).

Wie gesagt, dass da im 19. oder 20. Jh. englische Kaufleute lebten, dürfte keine besondere Überraschung sein, und auch Händler aus aller Herren Länder im viktorianischen London sind nicht ungewöhnlich. Das heißt aber eben noch nicht, dass die britische Regierung Interesse hatte, dort ein Protektorat zu errichten.
 
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