Ikonoklasmus 2020

Dieses Thema im Forum "Die großen Kolonialreiche" wurde erstellt von El Quijote, 12. Juni 2020.

  1. Scorpio

    Scorpio Aktives Mitglied

    In Israel gab es etliche Jahre ein Aufführungsverbot für das Werk Richard Wagners. Dieses Experiment hat man aber nicht durchgehalten.

    Warum sollte man auch!

    Der Maestro hatte recht unsympathische Züge, und unsympathischer noch war der ganze Wagner-Clan: Cosima, Siegfried und Winifred mit ihrem sonderbaren Hausfreund "Onkel Wolf". Das Haus Wahnfried hat so manches monströse Windei ausgebrütet, das einen eigentlich immunisieren müsste, Wagnerianer zu werden. Winifred hat noch in den 1970ern von USA Unserem seligen Adolf gesprochen und geseufzt ach käme er nur zur Tür rein.



    Andererseits schneidet man sich aber ins eigene Fleisch, wenn man Wagner radikal cancelt. Die Opern sind doch immerhin so gut, und in diesem Punkt sind sich durchaus auch Kritiker einig. Die Musik von Wagner wird vermutlich noch in 100 Jahren gespielt. Wenn sie selbst in Israel gespielt wird-Warum sollte man Wagner nicht auch in Deutschland für den Der Fliegenden Holländer", für die Tannhäuser-Ouvertüre oder den Walkürenritt seine antisemitischen Äußerungen samt dem Wagner-Clan und diesem Hausfreund und Fan verzeihen.
     
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  2. dekumatland

    dekumatland Aktives Mitglied

    Streng genommen hatte das Haus Wahnfried in Sachen Winifred das Ei nicht selbst gelegt ;) Winifred Wagner – Wikipedia
     
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  3. Scorpio

    Scorpio Aktives Mitglied


    Ich muss sagen, dass ich die Skandalisierung der Frage nach der Herkunft nicht so recht nachvollziehen kann.


    Wenn ich in der Vergangenheit einen türkischen Taxifahrer fragte, wo er her kommt, dann habe ich das doch nicht getan, weil ich den Taxifahrer und seine in Deutschland geborenen Nachkommen nicht als Teil der deutschen Gesellschaft betrachte. ,
    Ich halte es auch nicht für bedenklich, einen fließend Deutsch sprechenden Nigerianer zu fragen, woher er kommt, und ich halte es auch für keine Zumutung, wenn der Nigerianer mit ein paar Worten meine Frage beantwortet.

    Ich bin selbst in den unterschiedlichsten Weltgegenden häufig gefragt worden, woher ich komme, und habe es auch nie als übergriffig empfunden, wenn mich jemand danach fragte und auch nicht als Zumutung, auf solche Fragen Auskunft zu geben.

    Die Frage, woher jemand kommt, ist meiner Meinung nach natürlich. Die Frage nach der Herkunft war/ist schon immer ein Aufhänger für billigen Smalltalk oder aber auch höfliches Interesse. Ich würde mal mutmaßen, dass die weitaus überwiegende Mehrzahl solcher Anfragen entweder als Einleitung für Smalltalk oder aus höflichem Interesse geschieht.
    Ich halte es auch nicht für eine Zumutung, jemanden, der nicht die in Europa vorherrschende Hautfarbe hat, nach seiner Herkunft zu fragen, und auch nicht, auf solche Fragen kurz Auskunft zu geben.

    Es mag ja sein, dass solche Fragen auch aus einer Motivation heraus gestellt werden, die keineswegs höfliches Interesse oder billiger Smalltalk sind.


    In der öffentlichen Debatte fällt auf, dass solche Fragen nach der Herkunft sehr gerne skandalisiert werden von Vertretern, auch Vertreterinnen von Islamverbänden, die sehr gerne und auch sehr breitgesäßig die Opferrolle einnehmen, sich darin auch recht wohlzufühlen scheinen.
     
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  4. hatl

    hatl Premiummitglied

    Die Winifred ist ein englisches Waisenkind ohne Unterstützung dem sich ein älteres deutsches Ehepaar angenommen hatte.
    Die beiden ziehen das Kind groß zur attraktiven jungen Frau,
    und sie sind auch radikale Antisemiten.
    Der Ziehvater ist ein guter Musiker und glühender Wagnerfan
    Er übersetzt erfolgreich Wagner zu Klavierstücken.
    Die Zieheltern fühlen sich geehrt durch eine Einladung des Hauses Wagner und bringen die schöne, schüchterne und doch reizvolle Winifred mit.
    Zu der Zeit ist der berühmte Journalist Max Harden hinter dem schwulen Siegfried Wagner, dem Sohn und Erben des „Meisters“ her. Harden hat vorher schon des Kaisers besten Freund (Eulenburg) zu Fall gebracht.
    Und jetzt wird es eng für den Wagner-Clan und gerade da kommt die schöne Winifred und mit ihr die Lösung. Der schwule Siegfried heiratet endlich, und die sozial kleine aber schlaue Winifred erlebt einen sozialen Aufstieg, den sie sich nicht einmal erträumen konnte.
    Win-win..
    Die Winifred wird großen Einfluss auf den Clan haben, ist vielleicht die dominierende Gestalt.
    Noch vor dem Ludendorff-Hitler-Putsch 1923 lernt sie Hitler kennen und entwickelt eine Zuneigung zu diesem die andauern wird.
    Hitler wird Bayreuth zum Gralstempel deutscher Musik machen und der Winifred verbunden bleiben. Und sie mit ihm, ungeachtet aller Verbrechen die er begehen wird.
    Win-win.

    Eine Variante dessen was Hanna Arendt das „Banale des Bösen“ nennt.
    ..auch wenn die Hintergrundmusik selbst kunstvoll ist.

    Dazu: Brigitte Hamann- Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth.
     
    Zuletzt bearbeitet: 9. Juni 2023 um 23:39 Uhr
  5. dekumatland

    dekumatland Aktives Mitglied

    namens Karl Klindworth, richtig.
     
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  6. Scorpio

    Scorpio Aktives Mitglied

    Du sagst, du habest Luther nie als Proto-Nazi bezeichnet, nur um dann inhaltlich genau das zu tun und zu behaupten, dass Luthers Vorstellungen denen der Nazis fast 1:1 entsprachen.

    Die "Technik der Zeit" war schon im Neolithikum auf dem technischen Stand, dass Ötzi oder der Neandertaler mit Zunder und Flint so leicht eine Synagoge abfackeln konnten wie ein Depp mit Streichhölzern und Brandbeschleuniger das fertigbringt.

    Für den Holocaust brauchte es 3 Faktoren. 1. Luther der den Antisemitismus, den Endlösungs-Antisemitismus begründete. Luther hatte geschrieben: Jesus Christus unser Herr bekehre sie gnädiglich und erhalte uns in seiner Erkenntnis, welche das ewige Leben ist, aber gemeint war das als Vernichtungsbefehl. 2. Hitler, der Einzige, der Luther richtig verstanden hatte, der die 2-3 Zitate völlig korrekt als Hauptwerk Luthers erkannte. Hitler konnte auch als Einziger zwischen den Zeilen lesen. Wenn Luther von "scharfer Barmherzigkeit", von Bekehrung schrieb, war in Wirklichkeit Vernichtung gemeint. Wenn theologische Gründe angeführt wurden, waren in Wirklichkeit "Rassenmerkmale" gemeint. Luther hat´s erfunden, Hitler hatte das erkannt, seit Luther war im Protestantismus die Ausrottung der Juden angelegt es fehlte nur an einem, der radikal genug war, das in die Tat umzusetzen, und es fehlte 3. an Feuerwehr und Hydranten. Die nötigen niederen Instinkte waren da, Argumente waren auch nicht erforderlich. Die berühmten 2-3 Zitate setzten natürlich die 10 Gebote, die Goldene Regel und alle Regeln menschlichen Zusammenlebens außer Kraft, und wenn Luther das sagte, war es akzeptabel Synagogen niederzubrennen, und dank Hydranten und Feuerwehr konnten Synagogen niedergebrannt werden, ohne ganze Stadtteile in Brand zu setzen.


    Irgendwo stößt selbst Satire an ihre natürlichen Grenzen.
     
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