Warum glaubst du, dass diese Herleitung am meisten Sinn ergäbe? Der Normalfall in der Geschichte ist die Migration, nicht das Verbleiben auf der Scholle. Allein die Vorstellung, selbst wenn man davon ausginge, dass die Albaner ein vergessenes Volk aus dem Kosovo wären, dass sie nicht gewusst hätten, was hinterm nächsten Berg lag, ist ziemlich weltfremd und offenbart eine sehr statische Geschichtssicht, und würde voraussetzen, dass quasi der Kosovo mit seinen Protoalbanern ein von Griechen und Rom vergessenes Geiet gewesen wäre, umgeben vom römischen Reich.
Mir gefällt die Theorie von Matzinger, weil Sie erklärt warum das ("Albaner-Gen"[1]) in diesen Gebieten verbreitet ist und auch warum das("albanische Vilâyet" Prizren [2]) in diesem Gebiet lag. [1]: Wikipedia Haplogruppe E E1b1b1a [2]: Wikipedia Vilâyet Prizren
Es gibt kein Albaner Gen, natürlich auch kein Serben, Aromuner, Rumänen oder sonstiges Gen. Vielleicht gibt es sowas auf einer speziellen Insel, aber sicher nicht am Balkan.
@Zoki55 Auf dieser Karte [1]sieht man das E1b1b1a am häufigsten vorkommt (schwarzer Fleck) wo, laut Matzinger[2] die Illyrer lebten. Das kann kein Zufall sein oder!? Deshalb: Sind antike Völker und Stämme genetisch "greifbar"? @alle Laut Matzinger lebten die "Proto-Albaner" im Inneren Balkan[3]. Deshalb die Fragen: Wie hoch war der Albaneranteil im Vilâyet Prizren[4].(Gab es ein "Überbleibsel" der "Proto-Albaner" in der Region Niš ?) [1]: Wikipedia Haplogruppe E E1b1b1a Verteilung von E1b1b-V13 nach Cruciani et al. 2007. [2]: Joachim Matzinger Die altbalkanischen Sprachen §8 [3]: Joachim Matzinger Die albanische Autochthoniehypothese aus der Sicht der Sprachwissenschaft §2 [4]: Wikipedia Vilâyet Prizren
Migration ist in der menschlichen Geschichte nicht die Ausnahme, sondern der Normalfall. Ein Freund von mir ist Kosovare und er sagt mir immer, seine Vorfahren seien Ägypter. Irgendwann während des osmanischen Reiches seien sie in den Kosovo gekommen. Wenn ich mir die die Haplogruppe E1b1b1 ansehe, dann ist deren Hauptverbreitungsgebiet Nordafrika. Wenn ich das mit der Erzählung meines Freundes übereinbringe, dann könnte das für einen Zuzug von Norafrikanern in den Balkan vor drei- oder vierhundert Jahren sprechen, vielleicht, weil das osmanische Reich Siedler anwarb, die diesen vorwiegend christlich besiedelten Raum islamisieren sollten. Wenn man sich mal die Religion im Kosovon verglichen mit der in Albanien ansieht, dann sieht man, dass im Kosovo 95 % vorwiegend dem sunnitischen islam angehören, wohingegen es in Albanien "nur" 58 % sind, aber 17 % Christen. (Ist nur ne Arbeitshypothese, die aber den höheren Anteil an Muslimen im Kosovo erklärt und warum die ansonsten in Nordafrika vorherrschende Genvariante E1b1b1 ausgerechnet im Kosovo so konzentriert erscheint - wobei das auch an der Kartendarstellung liegen kann, es wird ja nur ein Gen kartiert und nicht das Zusammenspiel der Gene).
Ich bin ja sehr skeptisch, was die Möglichkeiten der Genanalyse für die Geschichtswissenschaft bringt. Jedenfalls kenne ich von serbischen Neuromantikern (so nennt man eine Gruppe von Fantasten in der serbischen Alternativwissenschaften), dass diese Haplogruppe beweist, dass die Albaner Berber sind, die von den Osmanen in Albanien und Kosovo angesiedelt wurden. Das Albanisch eine indogermanische Sprache ist, wird einfach ignoriert. Was das Verhältnis zwischen Albanern und Illyrern angeht, ich glaube bevor wir nicht wissen, was die Illyrer genau waren ein Volk mit verschiedenen Stämmen, eine Sprachgemeinschaft oder einfach alle Völker im Illyricum, halte ich jede Aussage, wie die Albaner zu den Illyrern stehen, für purste Spekulation.
@Zoki55 Es gibt "Gene" die antiken Völkern zugeordnet werden.[1][2] @El Quijote 1. Ist dein Freund "Kosovo-Albaner" oder "Kosovo-Ägypter"?[3] 2. Welches "E1b1b" meinst du?[4] [1]:Wikipedia Haplogruppe J J2b1 (M102) [2]:Wikipedia Haplogruppe R1b R1b1a2a1a1a (R-U106) [3]:Wikipedia Balkan-Ägypter [4]:Tracing Past Human Male Movements in Northern/Eastern Africa and Western Eurasia: New Clues from Y-Chromosomal Haplogroups E-M78 and J-M12 FIG. 2.—
Man kann keine "Gene" Völkern zuordnen, weder antiken noch modernen. Es gibt Gene, die in einigen Populationen stark repräsentiert sind. Das bedeutet aber nicht, dass genau diese Gene nicht auch in anderen Populationen vorkommen. Europa, Afrika und Asien sind keine isolierte Inseln, in denen Populationen isoliert leben. Die Vorstellung von "genetisch reinen Völkern" oder Genen, die gewissen Völkern zugeordnet werden könnten, ist eine Vorstellung des völkischen Rassismus des 20.Jahrhunderts oder aber identitärer Quark des 21. Jahrhunderts.
und umgedreht, nur weil ein gewisses Gen in einer Population verstärkt vorkommt ist es bspw. noch lange kein "Albaner-Gen". Dein Gen E1b1b1a kommt bei ungefähr 25% aller Albanern und etwa 46% aller Kosovo-Albanern vor. Wenn es ein Albaner-Gen wäre, hätten 75% aller Albaner und 54% aller Kosovo-Albaner kein Albaner-Gen.
Du musst schon etwas mehr Tasten-Abnutzung riskieren, wenn das eine fruchtbare und nachvollziehbare Diskussion werden soll. Warum verlinkst du nicht den Wiki-Artikel und ziterst du betreffende Stelle? Es scheint fast so, dass du es einem besonders schwer machst. Da wundert es nicht, dass in dem Artikel nichts zu finden ist, was deine Behauptung stützt.
Das hätte seine Logik, wenn alle Leute eines Volkes von einem Mann abstammen, sich gerade bei diesem diese Genmutation ereignet hat, beides hanebüchende Behauptungen.
@Traklson Wegen diesem Beitrag war/bin ich vorsichtig. Es gibt "Gene" die antiken Völkern zugeordnet werden.[1][2] Es gibt "Gene" die mit antiken Völkern in Verbindung gebracht werden.[1][2] E1b1b [3] [4] Es gibt verschiedene "E1b1b".[5] Deswegen: Können Menschen mehrere Gene in sich tragen? Wenn ja: Wie groß ist der "Gen-Speicher" eines Menschen? [1]: Haplogruppe R1b (Y-DNA) – Wikipedia [2]:https://de.m.wikipedia.org/wiki/Haplogruppe_J_(Y-DNA) [3]:https://academic.oup.com/view-large/figure/77759349/molbiolevolmsm049f02_4c.jpeg [4]:https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1181965/figure/FG1/?report=objectonly [5]: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Haplogruppe_E_(Y-DNA)
Albanien - Albaner qep|ë, -a Zwiebel bot. qerr|e, -ja Wagen, Karren qesh lachen qim|e, -ja Haar, Körperhaar [1]: Armin Hetzer Albanisch - deutsches und deutsch - albanisches Taschenwörterbuch Kosovo - Albaner kep kerr kesh kime
Das dürfte über das Lateinische vermittelt aus dem Keltischen stammen. (wie dt. Karren, engl./rumän. car oder span./port./cat. carro etc. + Diminutivformen im Frz. und Ital.)
Ziemlich sicher. Vielleicht hat hier der nordostgegische Dialekt (Kosovo) den ursprünglichen Anlaut besser bewahrt, das könnte auch bei kep der Fall sein. Das Verb qesh dagegen kommt sicher nicht aus dem Lateinischen. Zu jeder Regel wird man ein paar Ausnahmen finden, zumal wenn man die Dialekte absucht.
Hallo sepiola, Habe die diskussion zufällig entdeckt und so ein paar seiten gelesen. Meinen höchsten respekt hast du. Wollte mich unbedingt hier anmelden umd hab ganz vergessen das ich hier einen Account habe. Was besonders lustig zu sein scheint, ist das ich hier sogar zitiert wurde. Es geht den bericht über die koman kultur. Den hab ich mal in einem politikforum verfasst und stammt aus dem Buch " albanien, schätze aus dem land der skipetaren. Damals war ich noch verfechter der albanischen alternativen geschichtsschreibung, da ich nicht wusste was sprachwissenschaft ist. Naja, hab jeden unsinn geglaubt. Bis ich auf die idee gekommen bin zu schauen was die wissenschaft dazu sagt. So bin ich zu zig wissenschaftlichen Büchern gekommen und natürlich auf diverse albanologische seiten. Dein wissen und deine quellen sind beeindruckend, es s8nd diesselben die ich mittlerweile benutze.
Inzwischen gibt es ein neues Buch zum Thema: Andreas Lippert / Joachim Matzinger, Die Illyrer - Geschichte, Archäologie und Sprache, Stuttgart 2022 Hieraus einige wenige deutliche Sätze: "Die Kontinuität der illyrischen Kultur ging schon in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten verloren." (S. 110) "Der sprachhistorische Vergleich der Entwicklung des illyrischen mit dem albanischen Phonemsystem und seiner Vorgeschichte beispielsweise ergibt elementare Diskrepanzen, die eine Herleitung des Albanischen aus dem Illyrischen unmöglich macht." (S. 185)