Imperialismus im 18 Jahrhundert

Nitr0x

Neues Mitglied
Hallo Leute, ich brauche dringend Hilfe! :S

Ich brauche ganz viele Informationen über Wolfgang J. Mommsen und Hans-Ulrich Wehler in Bezug auf den Imperialismus. Also was für Theorien sie aufgestellt haben über dedn Imperialismus und Anknüpfungen an die Industrie etc.

Im Internet finde ich leider nur wenig bis garkein Material über genau die Aussagen die diese beiden Menschen getroffen haben. Ich finde eher Sachen wo einfach Worte oder vorstellungen in etwas geschriebenes von den Leuten mit einfließt.

Das Problem ist, das ich das recht dringend brauche (für die Schule als Referatthema: Imperialismustheorien)

Es würde reichen wenn ihr mir Texte geben könntet! Ich war schon in ner Bibliothek aber habe nichts wirklcih brauchbares gefunden. Ich hab nämlich nicht all zu viel Zeit, dementsprechend auch keine Zeit ein ganzen Buch durchzulesen. Wenn ihr mir da helfen könntet wäre ich euch SEHR verbunden!

MfG Stefan und danke schonmal im vorraus!
 
Hallo Nitr0x,
Zu Deiner Frage:
Wolfgang Mommsen gab 1969 einen pluralistischen und nicht-marxistischen Erklärungsansatz. Er betonte die ideologische Komponente des Imperialismus ohne die ökonomischen Antriebskräfte auszublenden. Mommsen sah den europäischen Imperialismus als die äußerste Form nationalistischen Denkens an. Er stellte klar, dass die Idee der "Nation" ursprünglich mit der Demokratie verbunden war. Ab 1885 sei dann ein pathetischer Imperialismus hervorgetreten, so dass es zu einem antiliberalen Verständnis von "Nation" gekommen sei. Als Gründe für den Imperialismus nannte er den "Pseudohumanismus" und das religiöse Sendungsbewusstsein (z.B. Cecil Rhodes) der Europäer und das Bestreben der Großmächte, Weltmachtstatus zu erlangen.

Hans-Ulrich Wehler formulierte 1969 eine nicht-marxistische Imperialismustheorie: Seiner Meinung nach seien nicht die außenpolitischen Absichten für den Imperialismus ausschlaggebend gewesen, sondern die innenpolitischen (Primat der Innenpolitik). Dabei seien die innenpolitischen Probleme - etwa die Emanzipationsforderungen des Proletariats - durch außenpolitische Ambitionen überspielt worden. Erfolge sollten die Arbeiterschaft an den Staat binden. Außerdem sollte der Imperialismus die Soziale Frage lösen, womit Wehler die Theorie des Sozialimperialismus aufgestellt hatte.
In den 1970er Jahren kam durch den westdeutschen Historiker Hans-Ulrich Wehler eine weitere einflussreiche Theorie hinzu, die Theorie des sogenannten Sozialimperialismus. Wehler sieht im Imperialismus den Versuch der Herrschenden, ein gleichmäßiges Wirtschaftswachstum herbeizuführen und die inneren sozialen Spannungen nach außen abzulenken:
"In der Expansion nach außen glaubte [der Sozialimperialismus], ein Heilmittel zu finden, das den Markt erweiterte, die Wirtschaft sanierte, ihr weiteres Wachstum ermöglichte, die Gesellschaftsverfassung damit ihrer Zerreißprobe entzog und die inneren Machtverhältnisse aufs neue stabilisierte.". http://de.wikipedia.org/wiki/Imperialismustheorien

Der deutsche Historiker Wolfgang J. Mommsen hielt in seinen Imperialismustheorien fest, dass mit diesem Konzept des informellen Imperialismus eine Brücke zwischen den nicht-marxistischen und den marxistischen Ansätzen geschlagen wurde, weil es die historische Kontinuität des Imperialismus als Ausdruck der wirtschaftlichen Expansion (nicht zu verwechseln mit seinen formelleren politisch-militärischen Ausdrucksweisen) betont: Durch die Anerkennung zahlreicher informeller Typen der imperialistischen Herrschaft, welche der Errichtung einer formellen Autorität vorangehen, diese begleiten oder sie sogar überflüssig machen, habe sich das westliche (nicht-marxistische) Denken zur Frage des Imperialismus der marxistischen Theorie angenähert... Im allgemeinen sei inzwischen die Mehrheit der nicht-marxistischen Theoretiker bereit zu anerkennen, dass eine Abhängigkeit imperialistischer Art sehr wohl das Ergebnis ganz unterschiedlicher informeller, insbesondere ökonomischer Einflüsse sein könne. Die imperialistischen Kräfte seien in keiner Weise dazu verdammt, in der kolonialen Peripherie andauernd politische Macht direkt einzusetzen. In der Regel reiche es aus zu wissen, dass die imperialistischen Unternehmen im Falle einer Krise auf die Unterstützung durch die Macht der Metropole zählen könnten. Die formelle politische Autorität sei deshalb nur die außergewöhnlichste, keineswegs die normalste Form der imperialistischen Abhängigkeit.
Die Marxisten hingegen haben den älteren Imperialismus vom so genannten 'neuen Imperialismus' unterschieden, dessen Anfänge in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts liegen. Zwei grundlegende Tatsachen zeichneten diesen neuen Imperialismus aus: (1) das Ende der britischen Hegemonie und ein unerbittlicher Kampf zwischen den entwickelten kapitalistischen Ländern um die Kontrolle der Territorien auf weltweiter Ebene; (2) die zunehmende Bedeutung der - sehr großen, Industrie- und Finanzunternehmen miteinander verbindenden - monopolistischen Konzerne als vorherrschende wirtschaftliche Akteure in allen fortgeschrittenen kapitalistischen Staaten. Diese neuen Mammut-Unternehmen zielen ihrem Wesen nach darauf ab, sich über die nationalen Grenzen hinweg zu entwickeln und die Produktion und den Konsum im globalen Maßstab zu beherrschen. Die marxistische Theorie des neuen Imperialismus lenkte also durch das Hervorheben des Aufstiegs der riesigen Konglomerate die Aufmerksamkeit auf die neuen globalen wirtschaftlichen Bedingungen, die mit jener Realität entstanden, die später mit dem Begriff der multinationalen oder globalen Unternehmen bezeichnet werden sollte. Dies wiederum bildete das Umfeld, in dem sich ältere Phänomene - wie die Aneignung des Mehrwerts, das Streben nach Kontrolle über Rohstoffe und Reichtümer, die Schaffung von Beziehungen wirtschaftlicher Abhängigkeit in der Peripherie und der ununterbrochene Wettlauf der rivalisierenden kapitalistischen Mächte - in neuer und veränderter Form äußern würden.
Es ist dieses Verständnis des Imperialismus als historische Realität der kapitalistischen Entwicklung, deren Eigenschaften sich als Ausdruck der Entwicklung des Systems selbst verändern, das den marxistischen Ansatz am deutlichsten von den vorherrschenden Interpretationen unterscheidet. Letztere betrachten den Imperialismus meistens einfach nur als eine Politik und beziehen den Begriff vor allem auf die politische und militärische Aktion von Staaten. Den am meisten verbreiteten vorherrschenden Ansichten existiert der Imperialismus nur bei offener politischer und territorialer Kontrolle, der eine richtige militärische Eroberung voraus ging. Aus marxistischer Sicht hingegen äußert sich der Imperialismus nicht nur durch die Politik der Staaten, sondern auch in der Aktion der Unternehmen und in den Mechanismen des Handels, der Finanz und der Investitionen. Er umfasst eine Gesamtheit von Klassenverhältnissen, einschließlich des Unterhalts von lokalen Kollaborateuren oder compradores in den abhängigen Gesellschaften.

Jede Erklärung der Funktionsweise des modernen Imperialismus setzt also eine Beschreibung des monopolistischen kapitalistischen Systems in seiner Gesamtheit voraus. In dieser Hinsicht ist die informelle Kontrolle von Ländern in der Peripherie des kapitalistischen Weltsystems durch im Zentrum dieses Systems gelegene Länder genau so wichtig wie die formelle Kontrolle. Die Kämpfe um die Hegemonie und die Rivalitäten zwischen den vorherrschenden kapitalistischen Staaten im allgemeinen finden ohne Unterbruch statt, doch nehmen sie je nach den verfügbaren wirtschaftlichen, politischen und militärischen Ressourcen unterschiedliche Formen an. Nach: Imperiales Amerika und Krieg, 29.08.2003 (Friedensratschlag)

Oder auch:
http://www-users.rwth-aachen.de/knut.damerow/ImpTheo.doc
http://www.imis.uni-osnabrueck.de/BadeFabri.pdf
 
Danke urvo! :winke:
Das ist schonmal sehr viel mehr als ich gehofft habe!

Besonders bei Mommsen hast du mir sehr geholfen da ich von ihm keine wirklich Ausdrucksstarke Definition seiner Imperialismustheorie finden konnte.

Was ich mich schon die ganze Zeit frage seit ich mich mit dem Thema beschäftige ist, was die Merkmale und Kennzeichen vom Marxismus sind (demnach auch die Unterschiede zwischen einem marxistischem und einem nicht-marxistischem Ansatz). Ich habe um ehrlich zu sein noch nicht danach gesucht, aber ich glaube auch nicht, das ich eine so patente Antwort bekommen würde wie hier!

Weisst du vielleicht auch weiterhin wie sich ihre Imperialismustheorien entwickelt oder auch verändert haben? Ich nehme jetzt als Beispiel mal Lenin der seine Theorie sehr oft revidieren musste. Oder haben dieses sich nicht wirklich verändert weil sie einfach recht spät gelebt haben (Mommsen lebte ja immerhin noch als ich 14 war)?

Ich habe mir bis jetzt auch nur die beiden Theorien in der Kurzfassung durchgelesen und werde mich jetzt mal an den größeren Teil deiner Bemühungen setzen und bedanke mich nochmal recht :heart:lich!

MfG Stefan
 
Hallo Nitr0x,
die Antwort auf diese/Deine Fragen füllt sicherlich ganze Bibliotheken. Die Antwort ist schwierig, da stets davon auszugehen ist, in welchem Kontext der Marxismus, Leninismus und Marxismus-Leninismus betrachtet wird.

Als Marxismus wird der Inhalt der Schriften von Karl Marx (1818-1883) und Friedrich Engels (1820-1895) bezeichnet. Die Interpretation der Inhalte, ihre Einordnung, die Gewichtung einzelner Teile ist jedoch - wie bereits erwähnt - wesentlich von der philosophischen und politischen Position bzw. Zielstellung der Untersuchung des jeweiligen "Beobachters, Betrachters" abhängig.

Unter Marxismus wird ganz allgemein eine politische und/oder wissenschaftliche Theorie verstanden, die sich direkt auf Karl Marx und Friedrich Engels bezieht. Während Marx selbst kein "Marxist" sein wollte, entwickelte sich tatsächlich unter diesem Begriff bereits zu seinen Lebzeiten eine diesbezüglich orientierte Gruppierung von Sozialisten, die bereits am Anfang des 20. Jh. auch inhaltlich schon weit differenziert war.

Es hilft vielleicht auch ein Blick in: W.I. Lenin, "Drei Quellen und Drei Bestandteile des Marxismus" (1913)

Zu den Imperialismustheorien würde ich folgende grundsätzliche Einteilung vorschlagen:
1. Die nichtmarxistischen ökonomischen Imperialismustheorien ( John Atkinson Hobson )
2. Die marxistische Imperialismustheorie ( Karl Marx, Wladimir I. Lenin )
3. Politische Imperialismustheorien
wie:
- Imperialismus als extremer Nationalismus, sowie i.d.S. weiterführend als Imperialismus und Faschismus
- Sozioökonomische Imperialismustheorien ( Joseph Schumpeter, Max Weber, Walt W. Rostow )
- Theorie des Freihandelsimperialismus
- Sozialbasierende Imperialismustheorien ( Hans Ulrich Wehler )
- Peripherieorientierte Imperialismustheorien ( Ronald Robinson)

Im ursprünglichen Zusammenhang Deiner Frage ( Weimarer Republik ) erscheint mir eine Betrachtung der Parteien der Weimarer Republik (beginnend mit: www.bundestag.de/geschichte/infoblatt/parteien_weimarer_republik.pdf ) und deren politische Zielsetzung sehr zweckmäßig.

Gruß Urvo
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Material das du mir da als .pdf datei gelinkt hast ist wunderbar!

Ich habe übrigens selber nocheinmal nachgeschaut gehabt und eine kleine Tabelle von den wichtigsten Unterschieden gefunden, die ich allerdings geraded nichtmehr parat habe...

Danke trotzdem :)
 
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