Indianerreservate

Festus621

Mitglied
Ich würde mich freuen, wenn wir in diesem Thread unser Wissen über nordamerikanische Indianerreservate zusammentragen könnten.
In der Berichterstattung über den Amokschützen in Minnesota vor ein paar Tagen wurde immer wieder erwähnt, dass sich der Tatort in einem Indianerreservat befinden würde.
Ich war überrascht, dass es überhaupt noch Reservate gibt.
Wann und wo sind eigentlich die ersten entstanden?
Ich habe leider nicht viel zu diesem Thema finden können.

Eine Quelle (Die Welt) sagt folgendes aus:
Thomas Jefferson, der dritte Präsident Amerikas, plädierte dafür, die Indianer zu zivilisieren. Auch um seinen und den folgenden Siedlern Platz zu schaffen, wurden sie nach dem Gesetz von 1830 umgesiedelt. In den Reservaten sollten sie zu rechtschaffenen Christen reifen. Es gab weitere Maßnahmen: zunächst die Landzuweisung, dann das Bürgerrecht, das Recht auf eigene Identitätspflege und schließlich, 1968, den Indian Self Determination Act zur Eigenständigkeit der Reservate. Nun durften die Ureinwohner sich wieder um ihre Traditionen kümmern, die längst abgerissen waren. Um die Not zu lindern, bieten aufgeschlossene Reservate Spielcasinos für den weißen Mann in der Umgebung an.

Eine andere Quelle sagt, das erste Reservat wäre 1864 in New Mexiko zugewiesen worden:
Die Navajos wurden nach langen kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Spaniern und später mit der US-Armee 1864 aus ihrer Heimat vertrieben. Die verbliebenen 8000 Navajos mußten den in die Geschichte eingegangenen "Langen Marsch" in das erste Indianerreservat der USA in New Mexico antreten. 1500 Navajos überlebten den Marsch und die anschließende Zeit im Reservat nicht. Aber bereits 4 Jahre später konnten sie 1868 wieder zurückkehren und leben seither ununterbrochen in dieser Region.
 
Festus621 schrieb:
Ich war überrascht, dass es überhaupt noch Reservate gibt.
Davon gibts noch mehr als man meinen könnte: http://www.cr.nps.gov/nagpra/DOCUMENTS/ResMapIndex.htm

Festus621 schrieb:
Wann und wo sind eigentlich die ersten entstanden?
Die meisten der Reservate sind in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden, ich erinnere mich aber dunkel, dass es auch eines gab das bereits in den 1780ern entstand, muss dazu aber nochmal nachschauen.
 
Eine m.E. ganz brauchbare Einführung in die Problematik findet man hier:

http://www.indianer-scout.de/id908.htm
zusätzlich:
http://de.wikipedia.org/wiki/Indianerpolitik_der_USA
http://de.wikipedia.org/wiki/Indianerreservation
zum American Indian Movement: http://www.aimovement.org/
zu Incomindios Schweiz: http://www.incomindios.ch
zum International Indian Treaty Council: http://www.treatycouncil.org/
und mit vielen weiteren Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_V%C3%B6lker_Nordamerikas

Literatur z.B.:
Washburn, Wilcomb: Handbook of North American Indians. Volume 4: History of Indian-White Relations ISBN 087474184X. Smithsonian Institution (Hg.). Washington: 1988. ISBN 0160045835
Frantz, Klaus: Die Indianerreservationen in den USA - Aspekte der Territorialen Entwicklung und des sozio-ökonomischen Wandels. Erdkundliches Wissen, Heft 109. Stuttgart: 1993

Übrigens: Wer sich literarisch mit der Thematik beschäftigen möchte, der lese die Ethno-Krimis von Toni Hillerman über zwei Navajo-Cops (bei rororo).
 
Zuletzt bearbeitet:
In der neuen GEO wird berichtet das sich die Ureinwohner Sibiereins teilweise so eine Reservatsregelung wie in den USA wünschen, da es wenigstens ein minimum an Autonomie ermöglicht.
 
Klaus P. schrieb:
Eine m.E. ganz brauchbare Einführung in die Problematik findet man hier.................

Vielen Dank für deine Links. Darin stecken schon viele Informationen, die ich noch nicht kannte.
Interessant finde ich die Tatsache, dass die Grundidee der Reservation gar nicht so schlecht war. Zumindest war die US-Regierung den Indianern gegenüber nicht prinzipiell feindlich eingestellt. Die "Sache" entwickelte sich leider total anders und lief später völlig "aus dem Ruder".
Ich wusste z. B. auch nicht, dass Indianer genetisch bedingt absolut anfällig gegenüber Alkoholismus sind. Ein Glas Schnaps kann schon ausreichen, um jemanden abhängig zu machen.

askan schrieb:
In der neuen GEO wird berichtet das sich die Ureinwohner Sibiereins teilweise so eine Reservatsregelung wie in den USA wünschen, da es wenigstens ein minimum an Autonomie ermöglicht.

Das kann sich aber wirklich nur auf die Selbstverwaltung beziehen und nicht auf die z. B. Zuweisung unfruchtbaren Landes.
 
Festus621 schrieb:
Ich wusste z. B. auch nicht, dass Indianer genetisch bedingt absolut anfällig gegenüber Alkoholismus sind. Ein Glas Schnaps kann schon ausreichen, um jemanden abhängig zu machen.

Obwohl ich die Theorie von der genetisch bedingten Anfaelligkeit fuer Alkoholabhaengigkeit aeusserst interessant finde und viel drueber gelesen habe, glaube ich beim besten Willen nicht, dass das von dir erwaehnte 'eine' Glas bereits suechtig macht. Der Alkoholgehalt eines jeden Glases bleibt jedoch weitaus laenger im Kreislauf erhalten, als es bei 'uns' Europaern' zum Beispiel der Fall ist.

Hier ein sehr guter Link zum Thema, leider 'nur' in englisch; deutsche Websites scheinen sich bisher nicht wirklich mit dem Thema auseinandergestzt zu haben.

http://www.indiana.edu/~rcapub/v17n3/p18.html
 
parago schrieb:
Obwohl ich die Theorie von der genetisch bedingten Anfaelligkeit fuer Alkoholabhaengigkeit aeusserst interessant finde und viel drueber gelesen habe, glaube ich beim besten Willen nicht, dass das von dir erwaehnte 'eine' Glas bereits suechtig macht. Der Alkoholgehalt eines jeden Glases bleibt jedoch weitaus laenger im Kreislauf erhalten, als es bei 'uns' Europaern' zum Beispiel der Fall ist.

Fakt ist aber, dass der Alkoholismus in den Reservaten mit einer der Hauptgründe für die "Verlelendung" der Indianer war. Einige Stämme gingen nur noch auf die Jagd, um Pelze gegen "Feuerwasser" zu tauschen. Der "Weiße Mann" nutzte dies hemmungslos aus.
*​
Interessant schizophren finde ich übrigens auch die Haltung von Thomas Jefferson gegenüber den Indianern. Hier mal ein Auszug aus Indianer-Scout.De:​
Thomas Jefferson, jener amerikanische Präsident, der am meisten von den Indianern fasziniert war, hat diesen Gesinnungswandel in seinem Denken verinnerlicht. Er konnte auf der einen Seite die Ähnlichkeiten betonen und die Delaware einladen, »mit uns ein Volk zu bilden, und wir alle werden Amerikaner sein« (obgleich in der Vision Jeffersons das »Amerikanerwerden« für die Indianer mit dramatischen Veränderungen verbunden war). Auf der anderen Seite war er aber auch fähig, gegen aufsässige Indianer einen rücksichtslosen Krieg zu finanzieren, sie in Schulden zu verstricken und so ihres Landes zu berauben. Die Jeffersonsche Philanthropie war so real wie die Jeffersonsche Animosität, aber in beiden Haltungen war - wenn auch auf unterschiedliche Weise - das Verschwinden des Indianers bereits als unausweichlich vorweggenommen.
 
Festus621 schrieb:
Interessant schizophren finde ich übrigens auch die Haltung von Thomas Jefferson gegenüber den Indianern. Hier mal ein Auszug aus Indianer-Scout.De:
Thomas Jefferson, jener amerikanische Präsident, der am meisten von den Indianern fasziniert war, hat diesen Gesinnungswandel in seinem Denken verinnerlicht. Er konnte auf der einen Seite die Ähnlichkeiten betonen und die Delaware einladen, »mit uns ein Volk zu bilden, und wir alle werden Amerikaner sein« (obgleich in der Vision Jeffersons das »Amerikanerwerden« für die Indianer mit dramatischen Veränderungen verbunden war). Auf der anderen Seite war er aber auch fähig, gegen aufsässige Indianer einen rücksichtslosen Krieg zu finanzieren, sie in Schulden zu verstricken und so ihres Landes zu berauben. Die Jeffersonsche Philanthropie war so real wie die Jeffersonsche Animosität, aber in beiden Haltungen war - wenn auch auf unterschiedliche Weise - das Verschwinden des Indianers bereits als unausweichlich vorweggenommen.

Jefferson an sich ist ja ein ganz eigenes Kapitel, denn so viele negative Aspekte mit seiner Regierungszeit auch verbunden sind, so lassen sich doch ebensoviele positive Aspekte finden.

Ich geh mal davon aus, dass der obige Absatz zitiert ist; mich wuerde die Quelle interessieren, da ich von keinem wirklichen 'Krieg' Jefferson's gegen die Indianer weiss. Danke dir! :)
 
parago schrieb:
Ich geh mal davon aus, dass der obige Absatz zitiert ist; mich wuerde die Quelle interessieren, da ich von keinem wirklichen 'Krieg' Jefferson's gegen die Indianer weiss. Danke dir! :)

Die Quelle habe ich angegeben: Indianer-Scout.De
Ein bisschen hinunterscrollen bis "Folgen der Indianerpolitik" und dann "Alkohol" anklicken. Im letzten Abschnitt über "Feuerwasser" findest du das Zitat über Thomas Jefferson.
 
Verstehe den Auszug jetzt, da ich die gesamte Seite gelesen habe, besser. Gemeint ist kein Krieg als solcher, sondern vielmehr das gesamte, stossweise militaerische Vorgehen in Bezug auf die amerikanischen Ureinwohner.

Allerdings erwaehnt die Seite (die ja ihre Info aus Frederking & Thaler's "Die Welt der Indianer" bezieht) Gott sei Dank auch die guten Absichten Jefferson's, der ja ein grosser Befürworter der Assimilierung war, dessen Plaene sich jedoch als nicht durchfuehrbar entpuppten, und zwar aufgrund der unueberwindbaren Schwierigkeiten der Akkulturation und (...) der Präferenz der Weißen zur Eroberung des Landes.

(Quelle offensichtlich ebenfalls http://www.indianer-scout.de/id908.htm )
 
Hab noch ein bisserl rumgegoogelt..

Es gibt heute ca. 300 Reservate ueber den gesamten amerikanischen Kontinent verteilt, die weitgehend von den jeweiligen Staemmen selbst verwaltet werden. Obwohl sie natuerlich ungerechtfertigterweise im Zuge der 'weissen' Expansion entstanden sind, kann man die Reservate nicht zwangslaeufig (wie bei uns haeufig angenommen) als 'anderenorts kuenstlich erschaffene, gefaengnisartige Territorien' ansehen; in den meisten Faellen ist das Reservat Teil des urspruenglichen Indianer-Terrains, der dem Stamm vertraglich geregelt 'uebrig gelassen' wurde.

Manche Reservate uebertreffen flaechenmaessig die Groesse diverser Bundesstaaten. Wenn ich mich nicht voelligst verrechne, betraegt die Groesse des Navajo-Reservates ca. 5,7 Millionen ha (14.000.000 acres), wobei im Vergleich dazu der Staat Massachusetts lediglich knappe 2,2 Millionen ha einnimmt (5.300.000 acres). Deutschland's Grundflaeche betraegt uebrigens ca. 37.5 Millionen ha.. Das angesprochene Navajo-Reservat ist allerdings auch das groesste seiner Art.

Ungeachtet der brutalen Entstehungsgeschichte der Reservate, wird das heute so bezeichnete Land von juengeren Generationen als 'homeland', also als Heimat angesehen. Hier leben die Staemme ihre Rituale, hier wird Tradition am Leben erhalten - und trotz allem von Regierungsseite fuer Recht und Ordnung gesorgt. Ein beschwerlicher Weg, und erst seit kurzer Zeit scheint es tatsaechlich so etwas wie wahre Gerechtigkeit gegenueber den Staemmen der amerikanischen Ureinwohner zu geben. Juengstes Beispiel ist ein Gerichtsurteil, welches zugunsten Schuelern des Navajo-Stammes ausfiel. Sechs von ihnen hatten samt Eltern wegen ungerechter Bildungsmoeglichkeiten geklagt, da die naechste Highschool eine sage und schreibe 4-Stunden-Busfahrt entfernt lag. Das war 1993, und unglaublicherweise das erste Mal, dass ein solcher Gerichtsfall zugunsten von Indianern entschieden wurde.
Die so erkaempfte 'Navajo Mountain High School' oeffnete ihre Pforten fuer die wissensdurstigen Schueler erstmals im Schuljahr 1999/2000.

Quellen, u.a.:
http://www.usdoj.gov/kidspage/crt/indian.htm
http://attygen.state.ut.us/PrRel/proct262001.htm
 
Hi Parago,
danke für die interessanten Infos.
So habe ich das nicht gewusst. Wenn ich dich richtig verstanden habe, indentifiziert sich die jüngere Generation mittlerweile mit den besagten Gebieten und dokumentiert dies auch, indem sie es "Homeland" und nicht "Reservation" nennt.
Trotzdem werden doch wohl Indianer im Alltagsleben der USA zum größten Teil auch heute noch benachteiligt. Die Armut in den "Reservaten" liegt um einiges höher als der Landesdurchschnitt, was nicht zuletzt auf die verheerende Indianerpolitik des 19. Jahrhunderts zurückzuführen ist.
 
Tatsache bleibt aber, dass die Reservate nur einen kleinen Teil der früheren Stammesgebiete umfassen und fast keine Arbeitsmöglichkeiten zuläßt, wenn man die handwerklichen Erzeugnisse für die Touristen und die Spielkasinos außer Acht läßt.
Da die Indianer, mit Ausnahmen (Navajos) Jäger und Sammler waren, die Pferdezucht war die einzige Zucht, auf die sich spezialisiert hatten, dürften die Reservatsgebiete zu klein sein. :rolleyes:
 
heinz schrieb:
Da die Indianer, mit Ausnahmen (Navajos) Jäger und Sammler waren, die Pferdezucht war die einzige Zucht, auf die sich spezialisiert hatten, dürften die Reservatsgebiete zu klein sein. :rolleyes:

Wieso, wenn ich fragen darf, 'sein'? Jagen und sammeln die Indianer in ihren Reservaten immer noch:confused:
 
manganite schrieb:
Wieso, wenn ich fragen darf, 'sein'? Jagen und sammeln die Indianer in ihren Reservaten immer noch:confused:

Gemeint ist, dass die heute immer noch vorhandenen Probleme auf die Zwangsumsiedlungen im 19. Jhdt. zurückzuführen sind.
So wurden z. B. zwischen dem "Indian Removal Act" von 1830 und dem "Amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) insgesamt ca. 50 Stämme ihrem traditionellen Lebensraum entrissen. Sie trafen häufig auf völlig andere klimatische Verhältnisse. Die "Kickapoo" bspw. mussten ihr Waldland an den Großen Seen gegen ein trockenes und unfruchtbares Gebiet im Süden tauschen.
 
Ja, aber das war vor ueber hundert Jahren... Heute duerften kaum noch Indianer vom Beerensammeln und Wildtiere jagen leben... Die reine Groesse der Reservate duerfte da wohl keine Rolle mehr spielen oder jedenfalls keine wesentliche. Eher soziale und Bildungsfragen, Ansiedlung von Dienstleistungen oder Industrie (wenn das gewuenscht ist) usw.
 
manganite schrieb:
Wieso, wenn ich fragen darf, 'sein'? Jagen und sammeln die Indianer in ihren Reservaten immer noch:confused:

Ca. 10 Min. von mir zu Hause entfernt faengt die Miccosukee Indian Reservation in den Everglades an. Mit jagen und sammeln (im urspruenglichen Sinne) scheinen die ihren Unterhalt nicht zu bestreiten. Ertraechtliche Einnahmequellen scheinen die folgenden zu sein :
1) Casino : da in Florida wie fast ueberall in den Staaten das Gluecksspiel verboten ist, haben die Indianer ein riesiges Casino mit Hotel und All-You-Can-Eat-Buffet gebaut. Ist 24 Std taeglich geoeffnet und immer voll. Und erstaunlicher Weise sind mindestens 60 % der Angestellten Latinos.
2) Zigaretten : da die Indianer keine Steuern bezahlen verkaufen sie Zigaretten stangenweise billig. Die haben sogar einen Zigaretten-drive-thru. Praktisch, ohne aussteigen Kippen kaufen.
3) Alligator wrestling : sagt schon alles. Stehen die Touris drauf
4) Airboat Rides : Mit dem Airboat durch die Suempfe macht Spass. Anschliessend kann man (gegen Aufpreis) sich noch ein Indianerdorf anschauen.
5) Strafzettel : Miccosukee Police ist beruechtigt. Kaum faehrt man mal 5 mph zu schnell, sind sie schon da und kassieren.

Und die Seminole Indianer (ca. 1 Std Richtung Norden) haben sogar ein Hardrock Cafe and Casino : http://www.seminolehardrock.com/
 
Ich denke auch, dass 'wir Europaer', was die Lage der Indianer angeht, ein wenig unrealistisch an die Sache herangehen. Mitleid ist etwas sehr lobenswertes, jedoch nicht immer angebracht udn gerechtfertigt. Man darf einfach nicht nur die Armut der Indianer bemaengeln, denn es gibt durchaus andere 'Subkulturen', denen es bedeutend schlechter geht - zumindest heutzutage.

Den Indianern wurde, was ihre Verwaltung angeht, sehr viel Arbeit abgenommen, es wird sich durchaus noch immer um sie 'gekuemmert', oftmals jedoch stossen Bemuehungen oder Verbesserungsvorschlaege auf taube, undankbare Ohren.

Einwurf: Ich will hier auf gar keinen Fall die Lage der amerikanischen Ureinwohner runterspielen oder beschoenigen. Ich moechte euch nur aufmerksam darauf machen, dass wie so oft die Realitaet oft ein wenig anders ausschaut, sobald man tiefer ins Thema eintaucht..

Ich versuch's mal mit Hilfe eines Beispiels zu verdeutlichen. Der Durchschnitts-Amerikaner hat in etwa die gleiche Einstellung (da aehnliche Erfahrungen) zu den heutigen Indianern, wie sie der Durchschnitts-Westdeutsche gegenueber den Buergern der neuen Bundeslaender hat/hatte. Da spielen schlechtes Gewissen, Mitleid, und natuerlich auch eine Art Verantwortungsgefuehl eine Rolle, aber auch der Frust, der aus vermeintlicher Undankbar- oder Unersaettlichkeit auf Seiten der anderen ensteht. Ist das verstaendlich ausgedrueckt? ich will hier echt Missverstaendnisse vermeiden, aber trotzdem bei der Wahrheit, bzw. Realitaet bleiben.

Wie udaipur schon anfuehrte, es geht ihnen nicht schlecht.. Natuerlich bestreiten sie ihren Lebensunterhalt hauptsaechlich mit Touristik-Jobs, aber was ist daran denn so verkehrt? Der Indianer-Tourismus boomt von je her und daran wird sich wohl auch so schnell nichts aendern, die Einnahmequelle 'Tourist' ist demnach unerschoepflich. Was genau den Job eines einzelnen ausmacht, bleibt ihm ja immernoch selbst ueberlassen; wer ein Casino aufmachen will, macht eben ein Casino auf, wer lieber Silberschmuck anfertigt und teuer verkauft, der macht eben das. Und bitte, nur nochmal fuer's Protokoll: Der Aspekt Steuerfreiheit darf ja nun auch nicht ausser Acht gelassen werden, richtig?

..

Zum Thema Reservatsgroesse. Heinz, du hast schon recht, wenn du sagst, dass die heutigen Reservate nur noch Bruchstuecke der urspruenglichen Indianergebiete sind, aber hast du bedacht, wieviele Indianer ihr Leben lassen mussten, bevor ueberhaupt eine Unterschrift auf Reservatspapiere gesetzt wurde? Die Staemme waren oftmals auf 10% ihrer urspruenglichen Groesse geschrumpft - logischerweise muss das zukuenftige Land auch nur noch einen Bruchteil des urspruenglichen Gebiets umfassen, oder?

Ist zwar traurig, macht aber mathematisch durchaus Sinn. Platzmangel, soviel sollte jedem klar sein, ist so ziemlich das letzte, worueber sich die heutige Generation von amerikanischen Ureinwohnern beschwert. Und das, nachdem der 'Bestand' (tschuldigung, falls sich das zu statistisch anhoert..) sich laengst erholt udn die Durchschnittsfamilie mehr Kinder als das 'weisse' Pendant hat.
 
Hab mich ueber das Thema die letzten Tage viel mit meinem Mann unterhalten und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass man sich erst dann ein realistisches Bild machen kann, wenn man etwas mit eigenen Augen gesehen hat.
Unser Plan ist also, naechste Woche ca. 120 Meilen nach Norden zu gondeln; dort, am Fuss der Great Smoky Mountains, faengt naemlich das Reservat der Cherokee an.

Ich werde ausfuehrlichst berichten, versprochen.

Hier schonmal was zum Reinschnuppern:

http://cherokee-wnc.com/
 
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