Industrie-Dynastien in NRW

Multivista

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Wir haben vorgestern einen Vortrag gehört zu den grossen Industriefamilien in NRW: Stinnes, Thyssen und Krupp natürlich!

Folgende Punkte blieben offen:

- Industrie-Dynastien in NRW, wie Krupp, Thyssen, Stinnes. Gut, aber wo und wie ist hier der andere großen StahlIndustriekonzern „Mannesmann“ seinerzeit einzuordnen? Hatte er keine großfamiliären Gründer wie die o.g.?

- Wie sind diese Unternehmen durch die Reparationszeit nach 1920
gekommen, durch die große Inflation der 1920ger Jahre?

- Folgte nicht aufgrund ihrer kriegstauglichen Produkte eine Quasi-Enteignung?

- Und haben sie dennoch eine Wiederauf-erstehung nach 1933 (Rüstung) erfahren?

- Am Rande: Hugo Stinnes war ja zwar protestantisch, doch galt er als unreligiös – und doch soll er relativ große Kirchenspenden gemacht haben. Nur um dem Katholiken Thyssen nach außen hin Paroli bieten zu können?

Have a great weekend and not a weak end :)
Michael "Multivista"
 
Gut, aber wo und wie ist hier der andere großen StahlIndustriekonzern „Mannesmann“ seinerzeit einzuordnen? Hatte er keine großfamiliären Gründer wie die o.g.?
Doch, Reinhard und Max Mannesmann.

Wie sind diese Unternehmen durch die Reparationszeit nach 1920 gekommen, durch die große Inflation der 1920ger Jahre?
Stinnes war zu Beginn der Weltwirtschaftskrise bereits hoch verschuldet und lag im Clinch mit diversen Banken. Durch die Weltwirtschaftskrise geriet Stinnes in einen finanziellen Engpass, so dass amerikanische Banken einspringen mussten. Dies führte zur Gründung der Hugo Stinnes Corp., in die auf Druck der Banken alle Vermögensteile der Familie Stinnes eingebracht werden mussten. Durch diese sichere Außenfinanzierung wurde Hugo Stinnes auch zum "Inflationskönig".
Krupp hingegen wurde von der Weltwirtschaftskrise besonders stark getroffen. Krupp lebte größtenteils von der Rüstungsproduktion, was nach dem Versailler Vertrag nach dem WW I. verboten war, was zu ersten finanziellen Schwierigkeiten führte. Hinzu kam dann noch die Besetzung des Ruhrgebietes sowie die Inhaftierung der Krupp-Direktoren durch die Franzosen und die außerst zögerliche Reaktion auf die wirtschaftlichen Veränderungen durch Krupp von Bohlen und Halbach.
Thyssen konnte die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise größtenteils durch Gründung der Vereinigten Stahlwerke abwenden. Die Vereinigten Stahlwerke entwickelten sich zu einem der größten deutschen Unternehmen der Zwischenkriegszeit.

Folgte nicht aufgrund ihrer kriegstauglichen Produkte eine Quasi-Enteignung?
Und haben sie dennoch eine Wiederauf-erstehung nach 1933 (Rüstung) erfahren?
Stinnes: Nachdem amerikanische Banken Miteigner waren, beschlagnahmten sie das Vermögen der Familie Stinnes zum Kriegseintritt der USA als Feindvermögen.
Durch die Machtergreifung der NSDAP und die gesteigerte Rüstungsnachfrage konnte sich Krupp von den schweren Schlägen der Weltwirtschaftskrise wieder. Von einer Quasi-Enteignung würde ich an dieser Stelle nicht sprechen, Krupp von Bohlen und Halbach hatte sich sehr schnell mit den Nazis arrangiert und stieg überraschend schnell zum Parteibonzen auf.
Thyssen war bereits vor 33 NSDAP-Mitglied und unterstützte bereits die Machtergreifung der NSDAP mit hohen finanziellen Spenden. Zudem war er Mitunterzeichner der sog. Industrielleneingabe. Auch Tyssen erstarkte nach 33 an der Rüstungsproduktion.

Am Rande: Hugo Stinnes war ja zwar protestantisch, doch galt er als unreligiös – und doch soll er relativ große Kirchenspenden gemacht haben. Nur um dem Katholiken Thyssen nach außen hin Paroli bieten zu können?
Wie kommst du drauf? Wären da Ansehen in der Öffentlichkeit oder steuerliche Geltendmachung nicht naheliegender?
 
Wären da Ansehen in der Öffentlichkeit oder steuerliche Geltendmachung nicht naheliegender?
Das schon. Aber ich mache doch keine Spenden auf einem (hier kirchlichen) Gebiet, wo ich selbst nichts mit "am Hut" habe.

Ansonsten sehr interessant Deine Ausführungen!!


Dass Thyssen schon vor 1933 NDDAP-Mitglied war ist natürlich ein "dicker Hund". Und als "Waffenschmiede des Reiches" verdiente Krupp an den Materialschlachten bezüglich der Weltkriege und als "NS-Musterbetrieb" profitierte Krupp wie kein anderes Unternehmen (!) von Hitlers Rüstungspolitik und schuf ein gewaltiges Waffenarsenal, das Hitlers Krieg in diesen Dimensionen erst möglich machte, oder wäre es auch OHNE Krupp (und Thysen) nicht so schlimm geworden?
Aber wohl war eine anfängliche Ablehnung der Großindustrie gegenüber der NS-Bewegung dann doch in eine (Geld winkte)
Kooperation umgeschlagen. > "Geld lenkt, selbst wenn Geist (erst richtig) denkt!

Zu Stinnes fand ich noch folgendes: Hugo Stinnes ist Reichstagsabgeordneter der D V P und besaß sogar eine eigene Zeitung, die "Deutsche Allgemeine Zeitung", die er geschickt nutzt, um seine politische und wirtschaftliche Macht auszubauen. Er war auch Aufsichtsrat-Vorsitzender eines anderen großen Unternehmens in NRW: Rheinisch-Westfälischen-Elektrizitätswerke (RWE) und er betrieb Hotels. Stinnes galt, nach dem Kaiser, als r e i c h s t e r Mann Deutschlands. Die Umstände seines Todes (1924) sind nie befriedigend geklärt worden.
 
Das schon. Aber ich mache doch keine Spenden auf einem (hier kirchlichen) Gebiet, wo ich selbst nichts mit "am Hut" habe.
Trotzdem, wie kommst du drauf? Hugo Stinnes und August Thyssen arbeiteten im Rahmen der vertikalen Integration der Schwerindustrie eng zusammen und waren befreundet. Wieso sollte er ihm da Paroli bieten wollen?

Aber wohl war eine anfängliche Ablehnung der Großindustrie gegenüber der NS-Bewegung dann doch in eine (Geld winkte) Kooperation umgeschlagen. > "Geld lenkt, selbst wenn Geist (erst richtig) denkt!
Diese anfängliche Ablehnung gabs so gut wie nicht. Welche Motive dahinter stecken müsste man aber im Einzelnen betrachten.

Die Umstände seines Todes (1924) sind nie befriedigend geklärt worden.
Er starb an den Folgen einer mißglückten Gallenblasen-OP.

Zu den Besitztümern und politischen Aktivitäten des Hugo Stinnes gibts ne aussagekräftige Karikatur.
 
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