Inflation

Bezzi

Neues Mitglied
vielleicht geht meine frage mehr in die politik hinein, aber ich müsste wissen, wie es durch eine senkung des leitzinses zur inflation kommen kann....

vielleicht kennt sich einer von euch ja auch gut mit geschi und politik aus:)

habt besten dank!
 
das hat überhaupt nichts mit Geschichte zu tun, sondern mit Wirtschaft.
Ich will sie dir trotzdem beantworten.
Die Senkung eines Leitzinses bedeutet im Gegenzug eine expansivere Geldpolitik, um Kredite billiger zu machen. Das Ziel der Zentralbanken ist dabei, die Konjunktur anzukurbeln. Und das geht idealerweise so: Für die Unternehmen wird es billiger, Investitionen zu finanzieren. Dadurch wird mehr investiert und die Wirtschaft belebt. Weil mit einer Leitzinssenkung oft auch eine Abwertung der Währung einhergeht, werden die Waren für Kunden im Ausland billiger und die Exporte steigen.Für die Verbraucher bedeutet eine Leitzinssenkung, dass sich Sparen weniger lohnt. Zugleich werden Kredite günstiger, was den Konsum ankurbelt. Auch Häuslebauer, die sich von der Bank Geld leihen wollen, können auf günstigere Konditionen hoffen. Wer dagegen in einem Finanzierungsvertrag mit langfristig vereinbarten Zinsen steckt, profitiert nur bedingt.
(Quelle)

Da nun das Geld ausgegeben wird, sind weniger Güter da. Deshalb steigen die Preise. Daraus folgt: eine Inflation
 
Vielleicht kann man der Frage ja noch einen historischen Anstrich geben,


hier findet man den guten alten Diskontzinssatz (den Lombardsatz erspare ich mir mal :devil: ), als Leitzins für den Ankauf von guten Handelswechseln durch die Bundesbank (Rediskont) von den Geschäftsbanken:
Deutsche Bundesbank - Browser-Empfehlung

und hier die Verbraucherpreise:
Deutsche Bundesbank - Browser-Empfehlung

Interessant ist zunächst 1967, mit der ersten bemerkenswerten Wirtschaftskrise der BRD. Die Bundesbank senkt den Leitzins in einem Jahr von 12/1966 bis 12/1967 von 5 auf 3% ab, die Inflation bleibt mit 1,5% bis 2,1% von 1967-1969 überschaubar (wobei der Diskontsatz in dem Zeitraum ab 1969 begleitend wieder von 3 auf auf 6% ohne Bezug zur Inflationsentwicklung erhöht wurde). Die Inflation steigt danach trotzdem weiter an, von 3,2% in 1970 auf 7,2% in 1973. (Ölpreis).

Die anschließende - konjunkturell begründete - Absenkung des Diskontsatzes 1973-1979 von 7 auf 3% (!) hat keine Auswirkungen auf die Inflation (1973: 7,2% bis 1979: 4,0%), diese nimmt vielmehr sogar ab (Auslaufen des Ölpreis-Schocks).

Die kurze Betrachtung zeigt bereit, dass die Reduzierung auf einfache Wirkungsketten (hier: Leitzins -> Inflation) nach den historischen Daten mit Vorsicht zu genießen ist, insbesondere aufgrund der außenwirtschaftlichen Auswirkungen auf die Inflation. Das gilt umso mehr für die Betrachtung einer Binnenwirtschaft im Euroraum, die oben zitierte Währungs- bzw. Wechselkursproblematik (Leitzins-Wechselkurs-Importe-Inflation) ist für mehr als zweidrittel der Im- und Exporte Historie.
 
Die kurze Betrachtung zeigt bereit, dass die Reduzierung auf einfache Wirkungsketten (hier: Leitzins -> Inflation) nach den historischen Daten mit Vorsicht zu genießen ist, ...
Guter Hinweis.
In so einer komplexen Sache wie einer Volkswirtschaft wirken ja verschiedene Faktoren mit- und gegeneinander, und da ist auch die Inflation von diversen Parametern abhängig.

Der Leitzins ist EINER der wesentlichen Faktoren. Dazu kommen die Tarifabschlüsse, die Wachstumsrate, die Auslandseinflüsse ...
 
Guter Hinweis.
In so einer komplexen Sache wie einer Volkswirtschaft wirken ja verschiedene Faktoren mit- und gegeneinander, und da ist auch die Inflation von diversen Parametern abhängig.

c.p.-Bedingungen zur Beobachtung des Zusammenhangs werden sich daher kaum finden lassen, zumal Leitzinsveränderungen Reaktionen auf veränderte Marktzustände darstellen, wenn man kein experimentelles Interesse der Notenbank unterstellt.:D

Ein anderes Problem ist die Fristigkeit der Betrachtung. Die Zusammenhänge werden theoretisch im langfristigen Bereich und damit in Zusammenhang zur Geldversorgung (die nun aber von weiteren Faktoren abhängt!) gesehen:

"Evidence from the postwar period, from the United States and elsewhere, shows that the quantity theory of money continues to provide a reasonable description of the long run average relationships among interest rates, inflation rates, and money growth rates. In particular, the U.S. inflation of the 1970s and 80s can be fully accounted for by the corresponding increase in M2 (or M1) growth rates, and the return to relatively low inflation rates in the 1990s can be explained by the correspondingly low average rate of money supply growth in that decade. Inflation in the 90s was about 3.5 percentage points lower than its average in the 70s and 80s, and the growth rate of M2 was about 5 percentage points lower."
Federal Reserve Bank of Minneapolis Research Department
Interest Rates and Inflation, von Alvarez/Lucas/Weber
http://www.minneapolisfed.org/research/WP/WP609.pdf
 
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