Interessanter Aspekt zur Völkerwanderung?

MadamePompadour

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Ich muss eine Proseminararbeit zur Völkerwanderung schreiben im Rahmen der Spätantike, aber eben nicht allgemein, sondern sollte ich einen interessanten Aspekt herausfiltern und den analysieren. Hättet ihr eine Idee oder was würdet ihr wohl nehmen? Ich habe 2 (kürzere) Bücher darüber gelesen, aber über die Dinge, die wirklich interessant wären in meinen Augen, gibt es zu wenig Überlieferungen oder gar Quellen. Problem: Eine Quelle muss mindestens enthalten sein. Von daher nicht so einfach mit dem Untertitel der Arbeit :weinen:
LG Sophie
 
Na wenn Du zwei Bücher darüber gelesen hast, muss doch irgendeine faszinierende Tatsache sich festgebrannt haben, oder nicht? Und es gibt in der Zeit zwar wenig Quellen, aber man findet schon was.

Ich habe 2 (kürzere) Bücher darüber gelesen, aber über die Dinge, die wirklich interessant wären in meinen Augen, gibt es zu wenig Überlieferungen oder gar Quellen.

Was ist denn der Unterschied zwischen Überlieferung und Quelle? :D

Welche Punkte hast Du denn als interessant empfunden?
 
Na wenn Du zwei Bücher darüber gelesen hast, muss doch irgendeine faszinierende Tatsache sich festgebrannt haben, oder nicht? Und es gibt in der Zeit zwar wenig Quellen, aber man findet schon was.



Was ist denn der Unterschied zwischen Überlieferung und Quelle? :D

Welche Punkte hast Du denn als interessant empfunden?

Naja das waren eher allgemeine Bücher und die Völkerwanderung ist ein großes Thema. Ich hätte da gerne den Gegenwartsbezug dazu geknüpft irgendwie, aber ich weiß im Moment nicht wie. Irgendwie hänge ich in der Luft momentan lol
Ja ich habe auch Quellen gefunden....latein....und ich lese kein komplettes Buch auf latein :pfeif:. Ja, Überlieferung, Quellen....wie auch immer *g*, ich meinte Primärquellen und wollte es nochmal erwähnen.
Von den Völkern her interessieren mich die Franken am wenigsten und die Hunnen am meisten. Ich weiß auch nicht
 
Ich muss eine Proseminararbeit zur Völkerwanderung schreiben im Rahmen der Spätantike, aber eben nicht allgemein, sondern sollte ich einen interessanten Aspekt herausfiltern und den analysieren.

Wir wäre es denn mit dem Thema der Germanischen Reichsbildungen ?
Oder der Zerfall der römischen Herrschaft und die Germanisierung des Heeres ?


Literturtipp:
Die Völkerwanderung: Eroberung und Integration

Walter, Pohl
 
Ich habe eben in der Mitgliedervorstellung gelesen, dass Du in Österreich studierst. Wie wäre es mit der Lebensbeschreibung des hl. Severin? Die gibt es in deutscher Übersetzung und sie schildert (neben dem üblichen hagiographischen Tamtam) ganz eindrucksvoll die untergehende Römerherrschaft in Noricum.

Hier sehe ich auch den Vorteil, dass die alles an kritischem Umgang mit Quellen reinbuttern kannst, was Du im Proseminar gelernt hast.
 
Ein interessantes Thema wäre auch der Aspekt der Ethnogenese. Dabei handelt es sich aber um ein recht abstraktes und theoretisches Thema. Wobei der Einstieg mit Pohl eigentlich viele Fragestellungen ermöglichen sollte, alternativ hilft auch ein Blick in den entsprechenden Band der OGG von Jochen Martin.
 
Nun, die Hunnen sind doch schon mal gut. Quellen wie Briefe etc , gibts soweit ich weiß noch ein paar, ethnogenetische Untersuchung in Bezug auf den Mongolenfleck in Frankreich gabs mal ne Untersuchung, ich glaube in den 70ern , das Thema ist zwar allgemein ziemlich ausgequetscht, aber man kann wenigstens ne Literaturarbeit draus machen
 
Das Problem bei solchen Fragen ist, dass man immer dazu Ideen geben kann, was einen selber interessiert, deine eigenen Interessen kennen wir ja nicht.*

Es gibt in dem Beitrag von Javier Arce (The Fifth century in Hispania) in dem von Repo hier mal empfohlenen Buch von Goetz, Jarnut und Pohl Regna and Gentes. The Relationship between Late Antique and Early Medieval Peoples and Kingdoms in the Transformation of the Roman World (Leiden 2003) eine ganz interessante These, die ich hier mal zur Diskussion stellen wollte (was letztlich daran gescheitert ist, dass ich dafür einige Texte aus dem Lateinischen hätte übersetzen müssen (was ich auch angefangen, dann aber aufgegeben habe). Acre glaubt - und er macht das an einer Passage von Hydatius fest -, dass die Landverlosungen in Spanien durch Sueben, Alanen und Vandalen in Asprache mit de Römern getätigt wurden. Die Stelle bei Hydatius würde dies, wenn Acre recht hätte (ich denke, er hat nicht recht!) nur sehr verschleiert mitteilen. Wäre die Überprüfung dieser These nicht was für dich? (Du könntest dann auch die Texte übersetzen und hier im Forum zur Diskussion stellen :D :pfeif:)


*Edit: Okay, du hattest Hunnen geschrieben. Wenn dir Latein nicht so liegt, mach doch was über Priskos. Der hat Attila getroffen (also ne richtig echte Primärquelle) und war Grieche (und schrieb daher auf Griechisch, nicht auf Latein :autsch:=)).
 
Zuletzt bearbeitet:
Hmm, interessantes These von Acre, ich habe, glaub ich, einen ähnlich anlautenden Text über die Landverteilung bei den Goten in Italien gelesen. Dem Namen und Texttitel nach ist Arce wohl Spanier, der sicherlich auch auf spanisch geschrieben hat?
Ich werde mal meine Unterlagen durchforsten ob ich den Aufsatz zur Landverteilung oder Besitzverteilung bei den Goten noch finde. Falls es nichts für Frau Pompadour ist, ich hätte grundsätzlich Interesse und momentan auch etwas Zeit
 
Hmm, interessantes These von Acre, ich habe, glaub ich, einen ähnlich anlautenden Text über die Landverteilung bei den Goten in Italien gelesen. Dem Namen und Texttitel nach ist Arce wohl Spanier

Richtig.
der sicherlich auch auf spanisch geschrieben hat?
Den von mir "zitierten" Artikel nicht:

Es gibt in dem Beitrag von Javier Arce (The Fifth century in Hispania)

Wenn du darüber diskutieren möchtest, mach nen eigenen Thread auf. Dann liefere ich in ca. zwei Wochen (wenn Madame Pompadour nicht schneller ist ;) ) die Quellen.
 
Acre glaubt - und er macht das an einer Passage von Hydatius fest -, dass die Landverlosungen in Spanien durch Sueben, Alanen und Vandalen in Asprache mit de Römern getätigt wurden.

Mir stellt sich hier die Frage, ob es zwischen 409 und 429 n. Chr. - der Besetzung Spaniens durch Vandalen und Alanen und ihrem Übersetzen nach Nordafrika - überhaupt noch eine handlungsfähige römische Macht gab, die solche Landlose hätte verteilen können. Vermutlich haben sich Vandalen und Sueben in dieser chaotischen Zeit, in der sich das Römische Reich auflöste, einfach genommen, was sie haben wollten. Warumsollten sie noch irgendeinen Magistrat um Erlaubnis gebeten haben?

Das erscheint mir zumindest plausibler, es sei denn, Vandalen und Alanen hätten noch solchen Respekt vor der römischen Administration gehabt, dass sie eine gütliche Einigung hinsichtlich der Landlose anstrebten.
 
Warum sollten sie noch irgendeinen Magistrat um Erlaubnis gebeten haben?
Na ja, vielleicht hatten die Vandalen technische Probleme beim Fotokopieren der Grundbuchauszüge und waren auf Kooperation angewiesen...:confused:

Bezüglich der "Landtheilung" merkt Felix Dahn an, dass hier nur die grobe Aufteilung unter die Stämme (Sueben, Alanen, Asdingen, Silingen) gemeint sein könne, nicht aber die Teilung "unter den einzelnen Hausvätern und nicht über das private Sondereigenthum derselben" [1]. Freilich hätten sich "manche Provinzialen ... freiwillig den Barbaren" angeschlossen, aber von einer Erlaubnis oder von entsprechenden Verhandlungen schreibt er auch nichts. (Sie mögen trotzdem vorgekommen sein.)

Der römische Kaiser gab sich seinerzeit noch der Hoffnung hin, die Probleme mit der Besatzungsmacht würden sich alsbald durch den Abzug der Fremden erledigen. Deshalb verlängerte ein Gesetz (um 415?) bestimmte, den Landerwerb betreffende Verjährungs- bzw. Klageerhebungsfristen dergestalt, dass "nachher" die Vandalenzeit nicht eingerechnet werden sollte. [2]


[1] Urgeschichte der germanischen und romanischen Völker. Erster Band. Berlin 1881, S. 152
[2] S. 153
 
Bezüglich der "Landtheilung" merkt Felix Dahn an, dass hier nur die grobe Aufteilung unter die Stämme (Sueben, Alanen, Asdingen, Silingen) gemeint sein könne,

Meinst du wirklich den Juraprofessor und Hobbyhistoriker Felix Dahn, der 1876 seinen historischen Roman "Kampf um Rom" veröffentlichte??

Alle Achtung vor solchen Altertümern in deinen Regalen! :respekt:
 
...Altertümer in deinen Regalen...
Ja, die Lederausgabe riecht auch nach 120 Jahren noch ganz annehmbar. :)

Dahn ist ja nicht unumstritten (siehe aber http://www.geschichtsforum.de/361850-post8.html), aber ich finde seinen Vandalen-Band wie auch den etwas jüngeren von Ludwig Schmidt [1] gut lesbar.

Natürlich muss man immer aktuelle Literatur daneben halten. Helmut Castritius hat die Spanien-Zeit der Vandalen relativ ausführlich gewürdigt [2]. Die "Einquartierung" der Besatzer ist S. 60 erwähnt, und die "ansatzweise Integrationsleistung der römischen Verwaltung" S. 62.

Interessant vielleicht noch, dass auch Castritius jene "Fristverlängerung" als "Rechtsfiktion" erwähnt (S. 63). Schmidt (S. 28 f.) nämlich war zur Auffassung gelangt, dass diese auf Prokop zurückgehende Informationen falsch wäre, wie er überhaupt diese Quelle für teilweise unzuverlässig hält.



[1] Geschichte der Wandalen. Leipzig 1901
[2] Die Vandalen: Etappen einer Spurensuche - Google Bücher S. 58-76
 
Meinst du wirklich den Juraprofessor und Hobbyhistoriker Felix Dahn, der 1876 seinen historischen Roman "Kampf um Rom" veröffentlichte??

Alle Achtung vor solchen Altertümern in deinen Regalen! :respekt:
Toll, wenn man so etwas selbst sein Eigentum nennt, aber es gibt die Bücher auch bei mir in der Landesbibliothek.
 
Natürlich muss man sie mit moderneren Autoren abgleichen. Aber nicht alles aus dem 19. Jhdt. ist überholt. Bedenken muss man bei Dahn vor allem, dass sich die Bewertung von Quellen geändert hat. Z. B. galt die "Historia Augusta" um 1870 noch als seriöse Quelle, wie man u. a. an Dahns Überarbeitung von Wietersheims "Geschichte der Völkerwanderung" erkennen kann.
 
Das mag sein, Ostrogotha! Aber zur Stützung einer Hypothese taugen Schriftsteller aus der Zeit um 1870 nun wirklich nicht! :nono:
Es ging mir bei der Bemerkung nicht um den Inhalt der Bücher, sondern dass sie auch überhaupt noch außerhalb privater Regale greifbar sind!

Im Übrigen muss ich Ravenik Recht geben: nicht alles ist grundsätzlich falsch/überholt, was älter als z. B. 10 Jahre ist. Man muss dann eben mal in verschiedene Bücher schauen: alte und moderne.
 
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