Inwiefern sicherte Reichskanzler Bismarck den Frieden? Bündnispolitik

moneyboy91

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Inwiefern sicherte Reichskanzler Bismarck den Frieden? Bündnispolitik

Ich beschäftige mich zurzeit mit diesem Thema und erhoffe mir noch ein paar gute Antworten von Leuten die was von Geschichte verstehen.
Die offiziellen Verträge wie den Dreikaiserbund, Zweibund, Dreibund , Rückversicherungsvertrag und die Mittelmeerentente sind bereits klar, aber vielleicht hat ja noch irgendjemand ein paar nützliche tipps :)
 
Erwähnenswert ist sicher, dass es Bismarck gelungen ist, Frankreich lange Zeit bündnispolitisch isoliert zu halten. Das sollte sich sehr schnell nach seiner Entlassung ändern.

Des Weiteren ist es Bismarck gelungen, zwischen seinen Verbündeten, Österreich-Ungarn und dem Russland, nicht optieren zu müssen. Das bedeutet, der Drahtseilakt, die sich widersprechenden Interessen dieser Großmächte auf dem Balkan kamen nicht zur Explosion, obwohl das „orientalische Geschwür“ immer schön offen gehalten werden sollte, damit die lieben Verbündeten immer des Deutschen Reiches als Mittler bedurften.

Ebenfalls gelang es zu Großbritannien gute Beziehungen zu unterhalten, schon wegen des Drahtes nach Petersburg und deren kolonialen Zwistigkeiten mit Frankreich.

Bismarck war also durchaus erfolgreich darum bemüht, das alles Großmächte Europas, außer Frankreichs, die Dienste des Deutschen Reich bedurften.

Dieses außenpolitische Konzept wurde allerdings erst nach der diplomatischen Niederlage der „Krieg-in-Sicht-Krise“ des Jahres 1875 zur Anwendung gebracht. Bis dorthin gab es durchaus Stimmen, die einen erneuten Präventivkrieg gegen Frankreich das Wort redeten.
 
Erwähnenswert ist sicher, dass es Bismarck gelungen ist, Frankreich lange Zeit bündnispolitisch isoliert zu halten. Das sollte sich sehr schnell nach seiner Entlassung ändern.



Bismarck war also durchaus erfolgreich darum bemüht, das alles Großmächte Europas, außer Frankreichs, die Dienste des Deutschen Reich bedurften.

Ein Verdienst Bismarcks, der nicht geschmälert werden sollte...
 
2.5. Dreikaiserbündnis und Kaiserentrevue
Durch die überaus geschickte Politik des deutschen Reichskanzlers Bismarck, der es
wohl durchdacht verstand, die Interessen der anderen Großmächte gegeneinander
auszuspielen, wurde im Jahre 1873 zwischen den Kaisern Franz Joseph I., Wilhelm I., und
Zar Aleksandr II. der so genannte Dreikaiserbund geschlossen.170 Dieses Bündnis
bestimmte neben dem Zweibund in den folgenden Jahrzehnten auch die endgültige
außenpolitische Orientierung der österreichisch-ungarischen Diplomatie.171
Die außenpolitischen Beziehungen der drei Kaiserreiche blieben aber seit dem
Bestehen dieses Abkommens oft genug problematisch. Zu sehr kreuzten sich die
Interessen der Großmächte, vor allem die von Russland und Österreich-Ungarn, und hier
in erster Linie wegen der orientalischen Angelegenheiten. Dies artikulierte sich unter
anderem in der russischen Presse, die sich vor allem außenpolitischen Themen intensiv
widmete, da ja innenpolitische Erörterungen mehr oder weniger verpönt waren. Die
Hetzkampagnen gegen Österreich-Ungarn nahmen in konservativen russischen Blättern
auch trotz des Dreikaiserbundes beständig zu.172 Da auch Bismarck großen Wert nicht nur
auf die Wiederbelebung des Dreikaiserbündnisses legte, sondern in seiner komplizierten
Bündnispolitik weitere Allianzen anstrebte, wurde unter Heinrich Karl Freiherr Haymerle,
dem Vorgänger Kálnokys als Außenminister, am 7. Oktober 1879 zwischen Österreich-
Ungarn und Deutschland der sogenannte Zweibund geschlossen. Dieser wurde für die Zeit
bis zum Ersten Weltkrieg die Grundlage für die dauernde Mächtekonstellation in
Europa.173
Als sich die außenpolitischen Wogen nach den turbulenten Jahren, die auf den
Berliner Kongress folgten, geglättet hatten, erneuerten die drei Monarchen am 18. Juni
1881 den bestehenden Bündnisvertrag, der nun als Dreikaiserabkommen bekannt wurde.
Die Quintessenz des Vertrages zwischen der Habsburgermonarchie, dem Russischen und
dem Deutschen Reich war, dass sie sich im Falle des Angriffs einer vierten Macht zu
wohlwollender Neutralität verpflichteten. Nachdem sich das Dreikaiserabkommen vorerst
gut bewährt hatte und Kaiser Franz Joseph I. sowie Kálnoky eine gedeihliche
170 Kořalka, Deutschland, 60. Vgl. Bridge - Bullen, Powers, 126f.
171 Jean Bérenger, Die Österreichpolitik Frankreichs von 1848 bis 1918, in: Adam Wandruszka - Peter
Urbanitsch (Hgg.), Die Habsburgermonarchie 1848–1918, Bd. 6/2: Die Habsburgermonarchie im System
internationaler Beziehungen, Wien 1993, 532.
172 Wakounig, Dissens, 465.
173 Kořalka, Deutschland, 3.
53
Zusammenarbeit mit dem Russischen Reich überaus wichtig erschien, wurde es am 15.
April 1884 für weitere drei Jahre verlängert.174 Sowohl für den österreichischen
Außenminister als auch für Wolkenstein in St. Petersburg, zumal für beide das
monarchische Prinzip meist die Maxime ihres Handelns bedeutete, war das
Dreikaiserabkommen in hohem Masse wünschenswert. Beide erblickten in ihm eine
Garantie für den Frieden sowie als effizientes Mittel gegen den Panslavismus. Sie hielten
das Band des monarchischen Konsens für robust genug, um etwaig auftauchende
Probleme im Rahmen partnerschaftlichen Entgegenkommens und konzilianten
Arrangements aus der Welt zu schaffen. Der Friede am Balkan wurde, wie die
kommenden Jahre in der bulgarischen Krise und in den kriegerischen
Auseinandersetzungen zwischen Serbien und Bulgarien beweisen sollten, durch dieses
Dreikaiserabkommen nicht gesichert.

Aus einer „Magisterarbeit“
 
Durch die überaus geschickte Politik des deutschen Reichskanzlers Bismarck, der es
wohl durchdacht verstand, die Interessen der anderen Großmächte gegeneinander
auszuspielen, wurde im Jahre 1873 zwischen den Kaisern Franz Joseph I., Wilhelm I., und
Zar Aleksandr II. der so genannte Dreikaiserbund geschlossen

Hierzu ist das Folgende anzmerken:

Für Österreich-Ungarn war der DreiKaiserbund nur Mittel zum Zweck. Andrassy strebte vielmehr eine Allianz mit Großbritanninen und dem Deutschen Reich mit der Speerspitze gegen Russland an. Des Weiteren hat sich Bismarcks handlungsspielraum in der auswärtigen Politik, nachdem Frankreich sehr zügig seine Kriegskontributionen gezahlt hatte und seine militärische Aufrüstung in die Wege leitete, bis 1875 immer schmaler geworden. Gortschkow liebäugelte mit Frankreich und Andrassy war auch nicht so gefügig, wie Bismarck es sich vorstellte. Erst nach der Krieg-in-Sicht-Krise, als 1876 es auf dem Balkan begann bedenklich zu gären, wurde das Deutsche Reich zum gefragten Partner und dadurch öffneten sich für Bismarck die erforderlichen handlungsspielräume für seine virtuose auswärtige Politik.



Da auch Bismarck großen Wert nicht nur
auf die Wiederbelebung des Dreikaiserbündnisses legte, sondern in seiner komplizierten
Bündnispolitik weitere Allianzen anstrebte, wurde unter Heinrich Karl Freiherr Haymerle,
dem Vorgänger Kálnokys als Außenminister, am 7. Oktober 1879 zwischen Österreich-
Ungarn und Deutschland der sogenannte Zweibund geschlossen.

Der Außenminister Österreich-Ungarns hieß bis zum 08.Oktober 1879 Gyula Andràssy. Der Zweibund wurde am 07.Oktober 1879 begründet.
 
Es gibt ja eine ganze Reihe von Autoren, die 1885/90 Bismarcks "System in der Auflösung" sahen. Einer, nämlich Kennan, hat damit sogar sein Buch betitelt.

Von daher könnte man auch umgekehrt fragen:

a) welche Entwicklungen/Wurzeln legte Bismarck an, die später zu außenpolitischen Problemen oder Krisen führten? Das zielt insbesondere auf den Zweiverband.

b) was erreichte er nicht? Das zielt insbesondere auf die Verständigung mit Großbritannien. Lagen hier verpasste Chancen vor?
 
Großbritanniens Stellenwert für die deutsche Außenpolitik lag im Osten und war taktisch motiviert. Konkret: Großbritannien war wichtig für die Stärkung der Position Österreich-Ungarn gegenüber Russland; vor allem auf dem Balkan. Damit trug Großbritannien zu einer Entlastung der deutschen Außenpolitik bei. Bismarck nahm die Briten also immer dann gern in Anspruch, wenn die nicht geringen Interessengegensätze zwischen Wien und Petersburg kollidierten und die Wilhelmstraße nicht mehr die Mittel hatte, hier ausgleichend zu wirken, ohne für einen der beiden Bündnispartner optieren zu müssen. Problematisch wurde das ganze Unterfangen, als Bismarck 1884 Knall auf Fall die deutschen Kolonialpolitik, aus Gründen des persönlichen Machterhalts, in die Wege leitete. Bismarck scheute sich ja auch nicht in der leidigen Ägyptenfrage, Großbritannien diplomatisch massiv unter Druck zu setzten. Die außenpolitischen Gemeinsamkeiten zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien waren also nicht sonderlich groß. Natürlich sahen es die Briten überhaupt nicht gern, dass das neue Deutsche Reich nun auch Mitspieler auf der Weltbühne auftrat und das musste zwangsläufig zu Reibungen kommen, da Großbritannien eben nicht bereit und willens war, den Deutschen den Status einen global operierenden Großmacht freiwillig einzuräumen.

Gegenüber Russland hat Bismarck sich nie gescheut die Steuer-, Handels-, Zoll- und Finanzpolitik zu instrumentalisieren, um die Sängerbrücke auf Kurs zu bringen. Die von Bismarck 1887 verfügte Lombardsperre machte es den Russen 1887 unmöglich, an der Berliner Börse ihren enormen Kapitalbedarf zu decken. Damit trieb Bismarck die Russen an die Pariser Börse, die ohnehin weitaus größere Möglichkeit bot, als die in Berlin. Die französische Hochfinanz wurde schnell zu größten Gläubiger des russischen Industrie- und Verkehrsausbaus. Politik und Militär folgten im Prinzip willig dem Außenhandel. Allerding muss man auch anmerken, dass die Russen, den Briten nicht ganz unähnlich, nie bereit waren, das Deutsche Reich als gleichberechtigt anzuerkennen. Verlangt wurde Gefolgschaft. Als das Deutsche Reich mit Beginn des Jahres 1876 in die vorteilhafte Position der Hinterhand kam, die Balkanwirren nahmen langsam ihren Lauf, wurde die deutsche Unterstützung benötigt. Bismarck konnte es nicht der Sängerbrücke und den Ballhausplatz recht machen und war stets auf der Suche nach Kompromissen, die der Natur nach, keinen, vor allem die Russen nicht, zufriedenstellte. In der Zwischenzeit war aber auch Frankreich nicht untätig gewesen und hat sein Militär immer mehr aufgerüstet und modernisiert, so dass es langsam wieder bündnisfähig wurde. So öffnete sich für Petersburg eine interessante und attraktive Option.
 
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