Iren im Amerikanischen Bürgerkrieg

Bec1983

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Hallo,
zur Zeit beschäftige ich mich intensiv mit der deutschen und irischen Amerika-Wanderung: Ursachen, Verlauf/Teilkomponenten des Prozesses, Eingliederung in die amerikanische Gesellschaft, Rückwanderung.
Der Amerikanische Bürgerkrieg, in dem Europäer auf beiden Seiten kämpften, ist ein wichtiges Thema, um die Eingliederung/Akkulturation der Iren und Deutschen so vielschichtig wie möglich aufzuarbeiten. Über die Deutschen habe ich mittlerweile vom Brief des (un-)freiwillig eingezogenen Soldaten, über Biografien von "berühmten" Achtundvierzigern im Krieg, deren journalistische und politische Karriere in den USA und Gesamtdarstellungen viel gelesen und einiges herausgefunden.
Doch bei den eingewanderten Iren, die zu Beginn des Bürgerkriegs in etwa die gleiche Zahl wie die Deutschen stellten, komme ich nicht weiter. Ich weiß, dass sie im Bürgerkrieg kämpften und es keine Regimenter gab, die ausschließlich oder zumindest in hoher Zahl aus irischen Soldaten bestanden (wie bei den Deutschen das der Fall war), auch weil sie keine Sprachprobleme hatten. Dennoch hatten die Iren nicht den besten Ruf, auch was die Glaubensrichtung betrifft, dürfte es Probleme gegeben haben....
Fragen - Fragen - Fragen:autsch:
Ich komme mit meinen Recherchen hier nicht weiter und wäre dankbar über einen Buchtipp oder Ähnliches :)
 
Doch bei den eingewanderten Iren, die zu Beginn des Bürgerkriegs in etwa die gleiche Zahl wie die Deutschen stellten, komme ich nicht weiter. Ich weiß, dass sie im Bürgerkrieg kämpften und es keine Regimenter gab, die ausschließlich oder zumindest in hoher Zahl aus irischen Soldaten bestanden

Es gab auf beiden Seiten irisch geprägte Verbände - auf Seiten der Nordstaaten eine ganze Irish Brigade http://en.wikipedia.org/wiki/Irish_Brigade_(U.S.),
die in der Schlacht von Fredericksburgh von der weitgehend irisch besetzten 24th Georgia Infantry durch den Fleischwolf gedreht wurde.

Eine auf oberflächlichen Blick brauchbar aussehende Internetressource:
Part 2 of 3, 'Undaunted Courage': The Irish at Fredericksburg -- The Wild Geese Today

Ansonsten würde ich mal in McPherson's "Battle Cry of Freedom" reingucken. Battle Cry of Freedom: The Era of the Civil War Oxford History of the United States: Amazon.de: James M. McPherson: Englische Bücher

Der starken Einwanderung aus Irland zufolge wage ich auch zu behaupten, dass es - besonders in Einheiten aus den Neuenglandstaaten - viele viele viele Iren gab. Und zu guter letzt würde ich nochmal nachhaken, ob die irischen Einwanderer tatsächlich so wenig Probleme mit der Sprachbarriere zum Englischen hatten. Ihre Muttersprache war es schließlich nicht...
 
Ich weiß, dass sie im Bürgerkrieg kämpften und es keine Regimenter gab, die ausschließlich oder zumindest in hoher Zahl aus irischen Soldaten bestanden (wie bei den Deutschen das der Fall war), auch weil sie keine Sprachprobleme hatten.

Wie ja schon @Neddy angemerkt hat, wäre ich da auch nicht so sicher. Aus dem Gedächnis heraus gab es da teilweise ganz schöne Probleme, weil viele der eingewanderten Iren aus dem Westen der Insel nur Gälisch sprachen. Meine Quelle zum Thema habe ich leider nicht zur Hand.

Nachtrag: Und ich finde meine Quelle auch auf die Schnelle nicht, aber dafür habe ich ein Irisches Lied gefunden, daß sich mit dem Thema Iren im am. Bürgerkrieg beschäftigt. Also, falls es dich interessiert: http://www.chivalry.com/cantaria/lyrics/paddys_lamentation.html
 
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Ja, die Sprachprobleme kannten die Iren schon. Aber ich habe herausgefunden, dass ab Mitte des 19. Jahrhunderts, um die Zeit der "great famine" die Eltern ihre Kinder angehalten haben, Englisch zu lernen, um bessere Chancen im Einwanderungsland zu haben... so nahm der Rückgang der gälische Sprache ihren Anfang. Daher glaube ich nicht, dass die Sprachpropleme der Iren in Amerika eine große Rolle spielten, was nicht heißen soll, dass Gälisch keine Rolle spielte ;-)

Danke für die Tipps zur Irish Brigade.... da les ich gleich mal rein, es ist nämlich nicht nur interessant zu wissen, dass sie für die Union gekämpft haben, sondern vor allem interessiert mich, warum: freiwillig und aus Überzeugung oder unfreiwillig wegen Militärpflicht/Ziehung oder "freiwillig" wegen Arbeitslosigkeit/Perspektivlosigkeit...
 
Ja, die Sprachprobleme kannten die Iren schon. Aber ich habe herausgefunden, dass ab Mitte des 19. Jahrhunderts, um die Zeit der "great famine" die Eltern ihre Kinder angehalten haben, Englisch zu lernen, um bessere Chancen im Einwanderungsland zu haben... so nahm der Rückgang der gälische Sprache ihren Anfang. Daher glaube ich nicht, dass die Sprachpropleme der Iren in Amerika eine große Rolle spielten, was nicht heißen soll, dass Gälisch keine Rolle spielte ;-)

Danke für die Tipps zur Irish Brigade.... da les ich gleich mal rein, es ist nämlich nicht nur interessant zu wissen, dass sie für die Union gekämpft haben, sondern vor allem interessiert mich, warum: freiwillig und aus Überzeugung oder unfreiwillig wegen Militärpflicht/Ziehung oder "freiwillig" wegen Arbeitslosigkeit/Perspektivlosigkeit...

Weil sie in New York per Schiff ankamen, die Unionswerber schon am Hafen standen, und Geld boten? :) Nein, freilich gab es ja auch schon vor dem Krieg eine große Irische Minderheit in New York, die dann scheinbar mir relativ großem Ethusiasmus verschiedenen Irischen Regimentern (oder Irisch geprägten Regimentern) beigetreten sind. Um diesen Enthusiasmus zu erklären muß man die Sache m. E. von verschiedenen Blickwinkeln angehen, und dabei die Situation in Irland nicht vergessen.

Damit meine ich, daß sich im Laufe des 19. Jhdts die Situation in Irland noch weiter zuspitzte und das anti-englische Ressentiment zunahm. Der Krieg in den USA wurde von einigen amerikanisch-irischen Feniern als Möglichkeit betrachtet irische Soldaten für den Freiheitskampf in Irland auszubilden. Wenn man sich z.B. die Insignien der Irish Brigade anschaut, dann handelt es sich dabei um irische Symbole die die anti-englischen Ressentiments direkt angesprochen haben. Warum der einzelne Soldat sich freiwillig gemeldet hat? Aus Überzeugung, weil's ein Abenteuer war, weil man offen stolz sein konnte Ire zu sein, weil's angeblich Sold gab, weil die Iren auch in den USA diskriminiert wurden, etc.

Mit der 'Überzeugung' ist das aber so eine Sache. Auf Konföderationsseiten gab es auch Iren, und irische Einheiten. Die Irische Minderheit in den USA war geteilter Meinung, auch in New York. Also zu behaupten, daß alle Iren mit Feuer und Flamme bei der Unionssache mitgemacht haben, wäre zu einfach. Auch standen sich irische Einheiten von beiden Seiten gegenüber (habe den Namen der Schlacht vergessen).

Noch eine Anmerkung zur Sprache. Klar, Fremdsprachen werden auch heute als Mittel zum Erfolg angesehen, aber eine Sprache gelernt zu haben und dann tatsächlich in ihr funktionieren zu können, sind zwei verschiedene Dinge. Für Kinder ist das meistens einfacher als Erwachsene, wenn sie die Sprache im Alltag benutzen, aber wenn man in einer Enklave lebt, oder nur Kontakt mit Landsleuten hat, ist es schwieriger tatsächlich eine Fremdsprache zu lernen. Auf der anderen Seite stellt sich freilich die Frage wieviel Englisch man können muß um einem Befehl Folge zu leisten, vor allem, wenn man Leute um sich herum hat, die das gleiche tun müssen und/oder übersetzen können. :)

Quellen:
*Burton, W.L. (1998) Melting Pot Soldiers: The Union's Ethnic Regiments, Iowa University Press
*Bruce, S. (2006) The Harp and the Eagle: Irish American Volunteers and the Union Army 1861- 1865, New York: New York University Press
 
Ja, es ist schon schwierig die Gründe der Iren für ihren Militärdienst zu finden.

Besonders was die armen Iren angeht, frage ich mich, was ihre Beweggründe waren. Ich denke da auch an die New Yorker "Draft Riots" 1863, die durch die geplante Einführung einer allgemeinen Wehpflich in den Nordstaaten ausgelöst wurden und besonders die Möglichkeit, sich davon frei zu kaufen. Besonders die Slums von New York waren davon betroffen (konnten sich ja nicht freikaufen) und die Aufruhr, Gewaltexzesse... wurden in hohem Maße von irischstämmigen New Yorkern angezettelt und durchgeführt. Der springende Punkt ist hier, weil die Iren der unteren Arbeiterschicht die Sklavenbefreiung eher befürchteten und daher gezielt Übergriffe gegen die schwarze Bevölkerung New Yorks tätigte. Diese Iren hatten hier ihren Grund, die Republikaner abzulehnen.

Und doch kämpfte ein nicht unerheblicher Teil für die Sache der Union. Darunter auch die, die sich quasi auf die Befreiung Irlands vorbereiteten (Militärerfahrung) um das mal ganz salopp zu formulieren. Ja, der Hass auf Großbritannien war groß und nahm in den USA auch sicher nicht ab. [FONT=&quot][/FONT][FONT=&quot][/FONT]
 
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