Island mitten in Kanada

Leopold Bloom

Aktives Mitglied
Etwa 1875 gründen isländische Siedler mitten in der Wildnis von Manitoba "Nyja Island", eine "Republik", die erst mit der Gründung von von Manitoba "absorbiert" wird....(wär auch ne gute Quizfrage gewesen...)


www.mhs.mb.ca

http://www.icelandicfestival.com/events.html


http://www.buckyogi.com/footnotes/natno.htm :

New Iceland- also Nyja Island. In October, 1875, a group of Icelandic settlers founded the town of Gimli in western Manitoba. At the time, the province of Manitoba had not been organized. In order to protect themselves, the settlers formed the Republic of New Iceland, laying claim to over four hundred square miles of land. The Republic was absorbed into the new province of Manitoba in 1887.
 
Leopold Bloom schrieb:
Etwa 1875 gründen isländische Siedler mitten in der Wildnis von Manitoba "Nyja Island", eine "Republik", die erst mit der Gründung von von Manitoba "absorbiert" wird....(wär auch ne gute Quizfrage gewesen...)

Die Frage hätte nicht lange überlebt!
Ich war 2003 mit einer Studiengruppe aus Reykjavík dort. In Minneapolis gelandet, dann in Alexandria den Kensington-Stein besichtigt. Die schwören dort natürlich in großen Wandtafeln detailliert auf die Echtheit des Steines. Wenn man dann nach Norden fährt, hinter Grand Forks nach Westen abbiegt und bei Niagara nach Norden fährt, kommt nach Mountain (wo es viele Isländer-Nachfahren gibt) und dahinter an ein gottverlassenes Nest Akra wo sich der Iclandic-Park von North Dakota befindet. Also aiuch da gab's isländische Siedler. Sie sind von Manitoba wegen der Religionszwistigkeiten zwischen traditionalistischen Lutheranern und solchen, die der norwegischen Variante folgten, ausgeandert. In der Nähe ist auch Gardar, wo der berühmte Dichter G. Stefansson ein Gut gehabt hat. Er hat auch ein Denkmal in Nordisland, von wo er ausgewandert ist. Er war Agnostiker und floh 1889 aus Gardar wohl wegen der kleingeistigen bigotten Atmosphäre dort. Denn die Auswanderung aus Minnesota transportierte natürlich auch die Zwistigkeiten dorthin. Als ich da war, hat ein Nachkomme des damaligen Käufers ein Denkmal für ihn enthüllt. In der Nähe bin ich über den Friedhof der abgebrannten Kirche von Thingvalla gelaufen und habe die isländischen Namen auf den Grabsteinen gelesen.
In Winnipeg steht vor dem Parlament eine Statue des Isländers Jon Sigurdsson, der nie in Amerika gewesen ist. Die Statue wurde 1920 von Island zur Einweihung des Gebäudes gestiftet. Ich habe festgestellt, dass die Altersheime offenbar ein Kristallisationspunkt isländischer Kultur sind. Betel in Gimli ist eines der ältesten und sehr modern. Da gibts Computer mit Internetanschluss usw. Im Altersheim haben wir Nachkommen der Einwanderer getroffen, die ein akzentfreies Isländisch sprechen. Gimli war ursprünglich eine jämmerliche Siedlung und ist heute ein vornehmer Badeort für die Reichen aus Winnipeg. Wir fuhren zu der Stelle, an der die ersten Isländer an einem Oktobertag bei schwerem Sturm auf einem Floß an Land getrieben wurden. Der Schlepper hatte das Tau durchschnitten. Viele ertranken, manche erfroren und starben vor Schwäche. Das ist eine ganz schmale Landbrücke. Gleich hinter dem Weg ist wieder der See. Die Leute mußten mehrere Kilometer wandern, um überhaupt ein Zelt aufschlagen zu können. Ein Gedenkstein ist aufgestellt. Wenn man bedenkt, dass die wegen der Not von Island aus aufgebrochen waren, um dann hier zu krepieren! Und jetzt gehen die Touristen an dieser Stelle im warmen Wasser plantschen! Bei Gimli steht auch ein Denkmal für Vilhjalmur Stefánsson, einem isländischen Forscher, * 1879 in Arnes (Manitoba) + 1962 in Hanover (New Hampshire). Er erforschte das arktische Kanada und war Ethnologe.
Die geisteswissenschaftlichen Fakultät der Uni Winnipeg hat eine hervorragend ausgestattete isländische Abteilung (Habe dort unter großem Hallo sogar die Diss. meiner Frau gefunden :D ) Die Modernisierungsschübe für Island gingen von Kanada aus, z.B. die Gründung von Eimskip (die größte Frachtschiffahrtsgesellschaft des Islands). Die kanadischen Isländer haben etwa ein Drittel der Gründungsaktien gezeichnet. Eimskip gehört daher zum Hauptsponsor der isländischen Abteilung der Bibliothek.
Im Altersheim Betelstaðir haben wir den Mann getroffen, der Schneewittchen geheiratet hat. Kein Witz. Wenn's interessiert, erzähle ich die Geschichte (eigentlich OT, aber könnte als "Kulturgeschichte" durchgehen). Habe sogar ein Foto von ihm!
Es gibt da auch einen Icelandic-River und einen Ort namens Hekla wie der isländische Vulkan, ebenfalls ein mondäner Badeort mit Villen in skandinavischem Baustil.
In Lundar besuchten wir einen der größten Bauunternehmer Manitobas, Sigfusson Northern, Lundar: Straßenbau, Tiefbau, Fernleitungen usw. Ist in ganz Manitoba und Ontario tätig, Fuhrpark von mehreren Millionen, Umsatz bei 150 Mio $ / a, auch ein Isländer-Nachfahre.
In Duluth am Großen See gibt es einen Friedhof Forest Hill. Der wurde ursprünglich von einem Schotten betrieben, und der ging offenbar pleite. Der hatte einen Friedhofsgärtner namens Christian Jonsson, einen Isländer. Der machte aus dem Friedhof einen Park. Damals kostete ein Begräbnisplatz 100 $, jetzt kostet er 10.000 $. Hat die Urenkelin von Jonsson uns erzählt.

Wenn man nicht aus Interesse an solcher Geschichte hinfährt, rate ich jedem ab, dorthin zu fahren. Es ist mit weitem Abstand das ödeste Land, das ich je gesehen habe. Und viele Isländer sind einfach an Heimweh und Depression dort schlicht eingegangen.

Fingalo
 
fingalo schrieb:
Die Frage hätte nicht lange überlebt!

Käme auf die Fragestellung an, wobei ich Hypointelligente natürlich ausgenommen hätte.... :yes: :p :king: :rofl: (du hast dich selbst quasi disqualifiziert
:D ;) :king: )

fingalo schrieb:
Wenn man nicht aus Interesse an solcher Geschichte hinfährt, rate ich jedem ab, dorthin zu fahren. Es ist mit weitem Abstand das ödeste Land, das ich je gesehen habe. Und viele Isländer sind einfach an Heimweh und Depression dort schlicht eingegangen.

Fingalo


Auch das Nichts und die Ödnis haben was.....es ist irgendwie meditativ ein paar Stunden durch ödes Land zu gurken (vorausgesetzt es läuft Beethovens Neunte ausm Radio)
 
Leopold Bloom schrieb:
Auch das Nichts und die Ödnis haben was.....es ist irgendwie meditativ ein paar Stunden durch ödes Land zu gurken (vorausgesetzt es läuft Beethovens Neunte ausm Radio)

Ja, das Meer, die Sanddünen usw.
Aber hier?
Schnurgrade Straße von Horizont zu Horizont und rechts und links nur Maisfelder und Sonnenblumenfelder. Stundenlang. Und dann gibt's da ausschließlich gelbe Blumen!
Als wir mal ein paar kleine rosa Blütchen am Straßenrand sahen, haben wir angehalten und eine Gedenkminute eingelegt.
Die Leute können hier keine Ausflüge machen - wo sie auch hinkommen, sieht's genauso aus.
Das die Isländer da Depressionen bekommen haben (immerhin ohne 9te), kann ich nachvollziehen.

Fingalo
 
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