Ist das Lied "Prinz Eugen" politisch korrekt?

Dieses Thema im Forum "Kultur- und Philosophiegeschichte" wurde erstellt von Jacobum, 10. August 2008.

  1. Loudon

    Loudon Neues Mitglied

    Wieso soll es denn ein "Nazi"-Lied sein?
    Weder der Text, noch die Melodie ("Als Chursachsen das vernommen") sind nicht einmal annähernd aus der Nazizeit.
    Es gibt einen angepassten Text, eher ein Spottlied, aus der Junkerschule, zusammengestellt von Kadern für die 7.SS:
    "Prinz Eugen der edle Haufen,
    Zieht aus mit den Serben zu raufen,
    Unsere Muli-Division.
    [...]"

    Was "politisch unkorrekt" angeht, sollte man ruhig gelegentlich politisch unkorrekt sein.
    Oder sollte man etwa aus Rücksicht auf französische Kollegen nicht mehr über den pfälzischen Raubkrieg reden? Oder der Belagerung von Wien?
    Ich hab' den Text des Lieds als Kind von meiner seligen Großmutter gelernt, als deutsches Volkslied. Und ich hab' deswegen keineswegs was gegen einen Türken.
    Da gibt's bedeutend heftigeres als das Prinz-Eugen-Lied. Z.B. "Der Gott der Eisen wachsen lies". Muss man halt im zeitlichen Kontext sehen und nicht als Triumphmarsch "verkaufen".

    Mit "futragieren" ist wohl eher "fouragieren" gemeint.
     
  2. Brissotin

    Brissotin Aktives Mitglied

    Da fiele mir als französisches Äquivalent der "Marche des Soldats de Turenne" (1670er) ein:

    Also wenn das nicht fast schon eine Spur deftiger ist als "Prinz Eugen der edle Ritter".;)
     
  3. Jacobum

    Jacobum Neues Mitglied

    Allerdings!

    Wird das Lied heute noch gesungen? Oder ist das eher was für historisch Interessierte?
     
  4. Brissotin

    Brissotin Aktives Mitglied

    Also ich singe es heute noch. Ob es öffentlich am 14. Juli zum Beispiel von Militärchören noch gesungen wird, weiß ich nicht. Da habe ich nur noch republikanische Hymnen von Gossec, Méhul usw. in Erinnerung. Eine leicht andere Version mit dem Titel "Les Dragons de Noailles", wobei zumindest die erste Strophe identisch ist, scheint heute verbreiteter. Ich würde mal schätzen, dass es ungefähr so im Liedgut ist, wie bei uns "Prinz Eugen, der edle Ritter". Man darf mich aber nicht fragen, die französischsprachigen Menschen, die ich kenne, singen das zumeist gern, aber diese sind auch durch historisches Interesse vorbelastet.
     
  5. Repo

    Repo Neues Mitglied

    Gibt es einen Franzosen ohne historisches Interesse?

    Spinnen tun die Deutschen, entweder sie marschieren im Gleichschritt "Sieg Heil" brüllend hinter den Gasmännen her,

    oder
    sie wollen gleich alles in den Orkus schmeißen.

    Dass es dazwischen sehr viele Abstufungen gibt, will kaum einer erkennen.
     
  6. Tekker

    Tekker Gast

    Mach dir nix draus, ich hatte ihn gelesen. :)

    Du meine Prophezeihung wohl nicht? :D
     
  7. Mercy

    Mercy unvergessen

    Gut, daß er weg ist. Du solltest bei deiner Wortwahl auch die Forenregeln beachten. Ich fand ihn zum K***.
    :haue::vermoebeln::bangin:
     
  8. balticbirdy

    balticbirdy Ehemaliges Mitglied

    @Simplicius, dein Anliegen hättest du auch, sagen wir mal diplomatischer zum Ausdruck bringen können. Da hast du deinem Nick alle Ehre erwiesen. Viele werden dir in der Sache prinzipiell recht geben, aber nicht in diesem polemischen Ton. Denk einfach daran, hier lesen auch viele Schüler mit.
     
    Zuletzt bearbeitet: 14. August 2008
  9. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Nö, ich gebe ihm nicht recht. Die wenigsten Deutschen verfallen heute in pc-Hysterie, wenn etwas älter als 1949 ist. Mit den meisten kann man ganz entspannt über die NS-Zeit reden. Aber es ist auch zu berücksichtigen, dass manches durch den Nationalsozialismus nicht mehr so ist, wie es vorher war. Die Wörter Deportation und Sonderbehandlung kann man z.B. nicht mehr uneingeschränkt verwenden. Deportation - in romanischen Sprachen ein ganz normales Wort, teilweise ohne Äquivalent, ist im postnationalsozialistischen Deutschen gleichbedeutend mit Massenmord. Auch das Deutschlandlied ist in seiner ursprünglichen Absicht nicht mehr singbar, eben weil die Zeile "Deutschland über alles" notwendigerweise völlig anders verstanden werden muss, als der arme Hoffmann sie gemeint hat - der historische Kontext des Hoffmann eines in Teilstaaten zersplitterten Deutschland besteht eben nicht mehr. Das tangiert natürlich das Lied vom Prinzen Eugen nicht. Hier kann man dann von Hysterie oder auch Gedankenlosigkeit einzelner sprechen. Dafür aber gleich alle oder doch die Mehrheit der Deutschen des Jahres 2008 haftbar zu machen, geht mir dann doch zu weit. Und das ist ganz sicher kein verletzter Nationalstolz, da mir dieses Gefühl schlichtweg fremd ist. (Ohne das weiter vertiefen zu wollen, wir hatten die Diskussion schon an anderer Stelle und mir wurde heftig widersprochen, ich bin der Auffassung, dass man stolz nur auf Leistungen sein kann - Geburt ist aber nachweislich eine Sache des Zufalls.)
     
  10. askan

    askan Neues Mitglied

    Im Grunde kenne ich dieses Lied nur aus dem Roman: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk" aus dem Jahre 1924. In dem Roman wird es zeimlich als eine Art Idiotenmarsch verrissen.
     
  11. Repo

    Repo Neues Mitglied

    Zurück zur Historie:
    In Mercys Link steht:
    Es gibt das Lied demnach in den unterschiedlichsten "Takt-Parametern".
    Ich bin musikalisch jenseits von Gut und Böse, kann im Prinzip knapp den Schurike von den Stones unterscheiden.

    Aber der Aussage meines damaligen Musik-Lehrers bin ich mir eigentlich sicher. Für ihn war das der Nachweis, dass das Lied mit der Melodie unmittelbar aus den Türkenkriegen stammt. Was die verschiedenen "neueren" Melodien ja auch erklären würde, wenn nach der ursprünglichen ein späterer Marschtritt nicht zu realisieren ist.
    Er nannte noch ein paar Landsknechtslieder mit ähnlicher Melodie, an die ich mich aber nicht mehr entsinne.

    Nun könnte es doch hier im Forum jemanden geben, der mir hier weiter helfen könnte.
    ( Im Prinzip nicht wichtig, aber wenn ich da keine Antwort finde, geht es mir in 20 Jahren noch im Kopf herum)
     
  12. Repo

    Repo Neues Mitglied

    Wenn ich richtig dran bin, sind darin die entscheidenden Vorgänge vor Belgrad aber zutreffend beschrieben, und decken sich auch mit dem heutigen Forschungsstand.

    Was Hasek vielleicht nicht wusste.
     
  13. hyokkose

    hyokkose Gast

    Ich habe mir die älteren Melodieversionen aus Mercys Link angesehen. Das sind alles Versionen mit ungeraden Takten, da ist definitiv kein Marsch dabei. Ein richtiger Marsch hat immer einen geraden Takt, das kommt davon, daß der Mensch nun einmal stets mit zwei Beinen marschiert.
     
  14. Tekker

    Tekker Gast

    Ja, zumindest auf dem Hinweg zur Schlacht... :fs:
     
  15. Repo

    Repo Neues Mitglied

    Kann mich erinnern, der Brösel (auch ihn kann ich nicht mehr fragen, einer der Nachteile wenn man älter wird) hat beim Vorführen einen kräftigen Ausfallschritt gemacht.
    Könnte das mit den langen Piken zusammenhängen?
     
  16. hyokkose

    hyokkose Gast

    Keine Ahnung, was sich der Brösel da zusammengereimt hat. Ich kenne jedenfalls etliche Märsche aus der Zeit um 1700, und die stehen alle im geraden Takt.

    Definition: Marsch (Militrwesen - Meyers Lexikon online)

    [FONT=Arial, Helvetica, sans-serif][SIZE=-1]
    [/SIZE][/FONT]
    [FONT=Arial, Helvetica, sans-serif][SIZE=-1]Das universale Online-Musiklexikon - Ein Service von Nils W. Brm[/SIZE][/FONT][FONT=Arial, Helvetica, sans-serif][SIZE=-1]
    [/SIZE][/FONT]
     
  17. Brissotin

    Brissotin Aktives Mitglied

    Hm, Piken waren aber in der Zeit nach dem Spanischen Erbfolgekrieg schon gänzlich aus der Mode. Ich würde eher darauf tippen, dass die Aussagen Deines Lehrers auf einer Art von Kolportierung herrühren. Das Lied ist aus der Zeit des Alten Dessauers, der immer wieder mit bedeutenden Fortschritten im Heerwesen wie zu Ladestöcken aber auch dem Gleichschritt in Verbindung gebracht wird. Dabei weisen allerdings schon seit langem Historiker darauf hin, dass der Gleichschritt an sich natürlich eine weit ältere Erfindung sein muss. (Wie soll man auch sonst massiert vorrückende Menschenmassen wie in Gevierthaufen, Terzios usw. geordnet vorwärts bewegen?) Einleuchtend wäre allerdings, wenn Leopold I. von Anhalt Dessau möglicherweise das Tempo variiert hätte. Das Tempo des Gleichschrittes, welches in Schritten auf eine bestimmte Strecke gemessen wurde, war ja ständigen Wandlungen unterworfen.
     
  18. Repo

    Repo Neues Mitglied

    Der Brösel war "hauptberuflich" Historiker, sprich Geschichtslehrer, die Musik hat er "nebenberuflich" unterrichtet, vorgemacht hat er uns eine Art Laufschritt mit Ausfallschritt.
    Dieser Zeit gehörte sein besonderes Interesse.
    Vielleicht bringe ich das eine oder andere durcheinander, (verdammt lange her...) aber da ist irgendwas dran, bin ich mir sicher.
    Fragen kann ich ihn leider nicht mehr
     
  19. Brissotin

    Brissotin Aktives Mitglied

    Hm, aus dem Reglement der französischen Armee kenne ich einen Schritt mit dem man schräg gehen kann, also nicht Geradeaus. Man macht mit dem einen Fuß einen Schritt zur Seite und mit dem anderen einen geradeaus.
     
  20. Scarlett

    Scarlett Neues Mitglied

    Nichts gegen den Threadersteller bzw seine Frage, aber langsam entwickle ich leichte Allergien gegen den Ausdruck 'politisch korrekt' - das nimmt langsam Ausmasse an.. :nono: Möchte jemand die Marseillaise übersetzen, sich nach Frankreich begeben und die Menschen über die fehlende political correctness aufklären?

    :scheinheilig:
     
    1 Person gefällt das.

Diese Seite empfehlen