Ist es korrekt, den Begriffe "Konfessionen" auf die verschiedenen jüdischen Gruppen anzuwenden?

Griffel

Mitglied
Und noch so ein Thema, dass ich gerne mal "klären" würde wenn, sich das ohne großen Aufwand und Aufstand machen lässt. Leider, ist es ja so, dass beim Thema Judentum und Israel schnell die Pferde mit den Leuten durchgehen.

Letztens habe ich mich mal daran erinnert, dass mal ein Vertretungslehrer im Religionsunterricht behauptet hat, man könne den Begriff Konfession auf die verschiedenen Gruppen innerhalb der jüdischen Glaubensgemeinschaft anwenden! Also es fiel mir damals schon schwer, das zu glauben.

Insbesondere deshalb weil, ich im Geschichtsunterricht gelernt habe, dass man die jüdischen Gruppen eher nach ihrer Herkunft, sprich ihren ehemaligen Siedlungsgebieten einordnet bzw. unterteilt.:cool: Da fallen mir solche Begriffe wie Sepharden, Aschkenasen usw. ein. Wir haben damals nicht alles durchgenommen, dazu war die Zeit zu knapp. Aber ich folgendes denke ich gut behalten:

Aschkenasen, wurden die Juden genannt, welche hauptsächlich in Mitteleuropa also auch Deutschland gewohnt und gelebt haben.

Sepharden, wurden jene Juden genannt, die hauptsächlich in Spanien gelebt haben. Vor allem im damaligen Al Andalus. Allerdings, gab es immer wieder Veränderungen und Vermischungen, da diese Leute ja häufiger vertrieben wurden. :(

Wäre mal nett zu wissen, was sich hier geändert hat. Ist halt auch schon mehr als 20ig Jahre her, dass ich aus der Schule bin.
 
Die Begriffe Aschkenasim und Sephardim kommen tatsächlich von den Siedlungsgebieten (Sefarad ist z.B. Spanien, die Aschekenasim waren die, die unter den Nachfahren des Aschkenas lebten, einem Urenkel Noahs, die man im Mittelalter östlich des Rheins verortete).
Das hat aber nichts im Konfessionen zu tun. Eine Confessio ist ein Bekenntnis. Das wäre etwa zum einen das rabbinische Judentum und zum anderen die Qarjim ("Karäer"). Das Wort Qarjim kommt vom hebräischen Wort für lesen, das kommt von hebr. qarâ 'rufen, lesen, laut nennen' und stammt somit aus demselben Wortfeld, wie das arabische Qu'rân (von arab. qarâ 'lesen, rezitieren'). Die meisten Juden heute gehören meist dem rabbinischen Judentum an, egal, ob wir sie als orthodox, chareditisch oder liberal etc. bezeichnen. Aber auch hier deuten sich mittlerweile theologische Differenzen an, so dass man auch hier vielleicht von eine Konfessionalisierung sprechen kann.
 
Aschkenasim und Sephardim nicht. Die unterscheiden sich eher durch eine semitische bzw. europäische Aussprache des Hebräischen. Die Sepharden sprechen etwa das ת als t aus, die Aschkenasen als θ oder s. Das führt dann zu so unterschiedlichen Formen wie Šabbat und Šabbes. Sephardische Juden sprechen auch ע als stimmhaften pharyngalen Friaktiv, wohingegen aschkenasische Juden hier eine Vokal (meist a) sprechen (weil Europäer diesen Konsonanten eh als Vokal wahrnehmen).
Es sind also kulturelle Unterschiede zwischen aschkenasischen und sephardischen Juden, die sich auch in der semitischen (weil unter Einfluss des verwandten Arabischen) oder europäischen Sprachtradition des Hebräischen niederschlagen. Trotzdem ist es m.E. nicht falsch, von Konfessionen zu sprechen, wenn man damit eben theologische Richtungen wie das rabbinische oder das karäische Judentum meint.
 
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