Italien im 2. Weltkrieg

"Herkules" sollte erst nach der Offensive Rommels stattfinden und wurde wurde von Hitler nur sehr halbhewrzig und später überhaupt nicht mehr unterstützt, denn im Mai 1941 würde die Bombardierung Maltas eingestellt, da der größte der verfügbaren deutschen Luftstreitkräfte an die Ostfront verlegt wurrde.

Stumpf (in DRZW, Bd. 6, S. 588 ff.) meint, dass Hitler "von Anfang an skeptisch" war und seinen Verbündeten Mussolini schlicht belogen hat. Er schreibt aber leider nichts Präzises über Luftwaffen-Verlegungen an die Ostfront im Mai (1941? lies wohl 1942), die zur Absage von "Herkules" beigetragen hätten. Ist eine Umgruppierung zugunsten von "Theseus" (Rommel-Offensive) gemeint oder zugunsten von Charkov und der Krim?
 
(1941? lies wohl 1942), die zur Absage von "Herkules" beigetragen hätten. Ist eine Umgruppierung zugunsten von "Theseus" (Rommel-Offensive) gemeint oder zugunsten von Charkov und der Krim?

1942 ist natürlich richtig.

Zu den Umverlegungen: beides ist gemeint, der kleinere Teil ging nach Nordafrika zur Unterstützung Rommels, der größere zu den Südoperationen.

Die Stumpf-Ausführungen basieren nach meiner Erinnerung wesentlich auf dem Buch von Weichhold (Studien und Dokumente, Der Krieg der Achsenmächte im Mittelmeer), daneben gibt es zur Vorgeschichte und zum vermutlichen Entscheidungszeitpunkt über die Verlegungen (das müsste vor Mai 1942 der Fall gewesen sein) einen Aufsatz von Warlimont aus den 50ern in der WWR. Mit Festlegung der Sommeroffensiven im Süden, die aufgrund Kräftemangels nur nacheinander stattfinden konnten (Sewastopol, Kertsch, Mius etc.), war an sich über die Disposition der Luftwaffe entschieden.
 
1942 ist natürlich richtig.

Zu den Umverlegungen: beides ist gemeint, der kleinere Teil ging nach Nordafrika zur Unterstützung Rommels, der größere zu den Südoperationen.

Die Stumpf-Ausführungen basieren nach meiner Erinnerung wesentlich auf dem Buch von Weichhold (Studien und Dokumente, Der Krieg der Achsenmächte im Mittelmeer), daneben gibt es zur Vorgeschichte und zum vermutlichen Entscheidungszeitpunkt über die Verlegungen (das müsste vor Mai 1942 der Fall gewesen sein) einen Aufsatz von Warlimont aus den 50ern in der WWR. Mit Festlegung der Sommeroffensiven im Süden, die aufgrund Kräftemangels nur nacheinander stattfinden konnten (Sewastopol, Kertsch, Mius etc.), war an sich über die Disposition der Luftwaffe entschieden.


Da ich "zu spät" dran bin, kann ich nur noch zustimmen. :)

Für mich bleibt dann noch der kleine Krümmel einer kleinen Präzisierung der Literaturngabe::D

Baum / Weichhold, "Der Krieg der Achsenmächte im Mittelmeer Die Strategie der Diktatoren", Band 14 in der Reihe Studien und Dokumente zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges erschienen 1973 in Musterschmidt-Verlag Göttingen

Nich ganz uninteressant zum Thema Mittelmeer ist auch folgender Titel:

Ralf G. Reuth, "Entscheidung im Mittelmeer Die südliche Peripherie in der deutschen Strategie des Zweiten Weltkrieges", Bernard & Graefe Verlag 1985
 
Zuletzt bearbeitet:
Stumpf (in DRZW, Bd. 6, S. 588 ff.) meint, dass Hitler "von Anfang an skeptisch" war und seinen Verbündeten Mussolini schlicht belogen hat.


Hitler ging nach Kesselrings Schilderung der Lage Maltas Ende April davon aus, das Malta praktisch ausgeschaltet, insbesondere natürlich die Verteidigungs anlagen der Insel, sei und sich auch nicht so schnell wieder erholen könne. Hitler war wohl der Meinung, das eine geringe deutsche Beteiligung somit ausreichend sein würde, um Malta wegzunehmen.

Hitler betrachtete die Wegnahme Maltas eben nicht als Voraussetzung für ein erfoglreiches Vorgehen in Nordafrika.

Das Comando Supremor hat dann doch mehr an Unterstützung für "Herkules"gefordert, als von Hitler angedacht worden war. So forderte man üppige 40.000 t Heizöl für die Marine, was natürlich nicht realisierbar war. Auch wollte das Commando Supremo eine deutsche Luftlande-Division, das war nach Kreta auch kaum zu realisieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Baum/Weichhold, "Der Krieg der Achsenmächte im Mittelmeer Die Strategie der Diktatoren" 1973 ...
Ralf G. Reuth, "Entscheidung im Mittelmeer" 1985

Vielen Dank, auch an Silesia, für die Erläuterungen!
Trifft mein Eindruck zu, dass seit dem Stumpf-Beitrag hierzulande nichts Substantielles mehr zum Thema erschienen ist? In WP sind nur englische Titel angegeben, Reuth hat sich hernach auf Rommels Demontage konzentriert, und Stumpf hat sein angekündigtes Buch nicht realisiert.
 
Vielen Dank, auch an Silesia, für die Erläuterungen!
Trifft mein Eindruck zu, dass seit dem Stumpf-Beitrag hierzulande nichts Substantielles mehr zum Thema erschienen ist? In WP sind nur englische Titel angegeben, Reuth hat sich hernach auf Rommels Demontage konzentriert, und Stumpf hat sein angekündigtes Buch nicht realisiert.

Seit 1990 (DRZW 6) gibt es mW nichts Vergleichbares.
Die Thematik ist operativ "durch". Nur Details werden nachgeliefert, wie zum Beispiel in den angegebenen Bänden zur Luftwaffe (Prien)


Noch einmal zum Ablauf der Luftwaffenverlegungen:
12/1941-12/1942: II./JG53 als Gruppe auf Sizilien gegen Malta und Konvois

15.3.1942: Hitlers Entscheidung für die Sommeroffensive HG Süd.
5.4.1942: Hitlers Unterzeichnung der Weisung Nr. 41
16.4.1942: Mansteins Detailplanung gegen Sewastopol
17.4.1942: Hitlers Zeitplan für Operation "BLAU": 1. Kertsch-Operation Trappenjagd ab 8.5.42, Isjum-Operation Fridericus I ab 17.5.42, Sewastopol-Operation Störfang ab 7.6.42, evt. früher, danach Fridericus II (6.Armee). Der HG Süd und Luftflotte 4 werden 10 (!) zusätzliche Jägergruppen zugesagt.

und jetzt gehts flott:
26.4.42: Verlegung II./JG53 zur LF 4
28.4.42: Bekanntgabe Verlegung I./JG53 zur LF 4, Flugzeuge werden an II./JG53 und JG27 abgegeben.
10.5.42: Bericht II. Fliegerkorps, dass Malta ausgeschaltet sei.
10.5.42: Anweisung ObdL, dass 2 Jagd- und Kampfgruppen abzugeben seien (evt. schon früher ergangen)
20.5.42: Beginn Verlegung III./JG53 nach Nordafrika (auch da muss die Entscheidung früher gefallen sein), zusammen mit III./StG3, III./ZG26
Ende Mai 42: II./JG53 einzige Jagdgruppe gegen Malta
31.5.42: Kesselring gibt Invasionsplan Malta an Commando Supremo (nach Abzug der Jagdgruppen!)

und wieder zurück:
27.6.42: Verlegung I./JG77 und 2 Gruppen KG77 von LF4 nach Sizilien, mit der Juli-Krise vor El Alamein (Stopp des Rommel-Vormarsches auf Alexandria) gehen die Verbände KG77 nach Kreta.
15.7.42: 2/3 der II./JG53 gehen von Sizilien nach Fuka aufgrund der El Alamein-Krise (hierzu ist anzumerken, dass die alliierte Luftüberlegenheit von Rommel als entscheidender Grund für den Stopp angegeben wurde: es käme keine Versorgung mehr nach vorn durch.

Es folgen aufgrund der krisenhaften Entwicklung im Mittelmeer weitere Abzüge der Luftwaffe im Herbst 1942 von der Ostfront, LF4 schrumpft auf ein Drittel des Standes vom Mai 1942.
 
Zuletzt bearbeitet:
Malta war als ständiger Flugzeugträger für die Briten im Mittelmeer lebensnotwendig. Dies gilt vor allem für die Luftaufklärung. Denn sämtliche Erfolge gegen die Truppen- und Materialtransporter von Italien nach Afrika erforderten eine ständige Luftaufklärung, die von Malta aus zunächst mit Maryland Bombern, später mit Beaufighter durchgeführt wurde. Bereits der Angriff auf Taranto wurde erst möglich und so erfolgreich durch die vorangegangene Aufklärung, da erst die genaue Position der Schiffe den Einsatz der Spezialtorpedos für seichte Gewässer notwendig machte.

Was die deutsche oberste Kriegsführung jedoch wohl am meisten unterschätzte war die Fähigkeit der Briten, ihre Luftverteidigung über Malta ständig zu ersetzen. Während anfangs lediglich einige Sea Gladiator der Royal Navy (Doppeldecker!) zur Verfügung standen, gelang es den Briten 1941 erst Hurricane ab 1942 vor allem auch Spitfire Jagdflugzeuge mittels Flugzeugträgern bis an Gibraltar heranzubringen, wovon diese dann mittels erheblicher Zusatztanks bis Malta flogen und so die Verluste nicht nur ersetzten, sondern den Bestand regelmäßig erhöhten. Und erst dieser Jagdschutz bot die Gewähr für die Erfolge gegen den Nachschub nach Afrika, anderenfalls hätten die auf Sizilien stationierten Me 109 leichtes Spiel mit den britischen Torpedobombern gehabt.

Es ist fragwürdig, ob eine Eroberung der Insel notwendig ar. Diese bestand nicht wie Kreta aus einer bloßen Hügellandschaft, sondern aus einer Aneinanderreihung mittelalterlicher Festungen, die jedoch auch 1941 bestens zu verteidigen waren.
Jedoch wäre eine Ausschaltung der Basis Malta als Flugplatz die Voraussetzung für einen wirklichen Erfolg in Nordafrika gewesen, um ausreichend Nachschub an die Front zu bringen. Gleichzeitig fehlten strategische Bomber, die den britischen Nachschub über den Suezkanal hätten eindämmen können.

Das halbherzige Vorgehen gegen Malta ist symptomatisch für die deutsche Kriegsführung; Hitler wollte vorrangig den Krieg mit der Sovietunion und führte den gegen Großbritannien notgedrungen.
 
Seit 1990 (DRZW 6) gibt es mW nichts Vergleichbares.
Die Thematik ist operativ "durch". Nur Details werden nachgeliefert, wie zum Beispiel in den angegebenen Bänden zur Luftwaffe (Prien)


Noch einmal zum Ablauf der Luftwaffenverlegungen:
12/1941-12/1942: II./JG53 als Gruppe auf Sizilien gegen Malta und Konvois

15.3.1942: Hitlers Entscheidung für die Sommeroffensive HG Süd.
5.4.1942: Hitlers Unterzeichnung der Weisung Nr. 41
16.4.1942: Mansteins Detailplanung gegen Sewastopol
17.4.1942: Hitlers Zeitplan für Operation "BLAU": 1. Kertsch-Operation Trappenjagd ab 8.5.42, Isjum-Operation Fridericus I ab 17.5.42, Sewastopol-Operation Störfang ab 7.6.42, evt. früher, danach Fridericus II (6.Armee). Der HG Süd und Luftflotte 4 werden 10 (!) zusätzliche Jägergruppen zugesagt.

und jetzt gehts flott:
26.4.42: Verlegung II./JG53 zur LF 4
28.4.42: Bekanntgabe Verlegung I./JG53 zur LF 4, Flugzeuge werden an II./JG53 und JG27 abgegeben.
10.5.42: Bericht II. Fliegerkorps, dass Malta ausgeschaltet sei.
10.5.42: Anweisung ObdL, dass 2 Jagd- und Kampfgruppen abzugeben seien (evt. schon früher ergangen)
20.5.42: Beginn Verlegung III./JG53 nach Nordafrika (auch da muss die Entscheidung früher gefallen sein), zusammen mit III./StG3, III./ZG26
Ende Mai 42: II./JG53 einzige Jagdgruppe gegen Malta
31.5.42: Kesselring gibt Invasionsplan Malta an Commando Supremo (nach Abzug der Jagdgruppen!)

und wieder zurück:
27.6.42: Verlegung I./JG77 und 2 Gruppen KG77 von LF4 nach Sizilien, mit der Juli-Krise vor El Alamein (Stopp des Rommel-Vormarsches auf Alexandria) gehen die Verbände KG77 nach Kreta.
15.7.42: 2/3 der II./JG53 gehen von Sizilien nach Fuka aufgrund der El Alamein-Krise (hierzu ist anzumerken, dass die alliierte Luftüberlegenheit von Rommel als entscheidender Grund für den Stopp angegeben wurde: es käme keine Versorgung mehr nach vorn durch.

Es folgen aufgrund der krisenhaften Entwicklung im Mittelmeer weitere Abzüge der Luftwaffe im Herbst 1942 von der Ostfront, LF4 schrumpft auf ein Drittel des Standes vom Mai 1942.


Klasse! :yes:


@jschmidt

Auch meines Wissens nach hat sich seit dem Beitrag von Stumpf in DRZW Band 6 nicht mehr getan.
 
Malta war als ständiger Flugzeugträger für die Briten im Mittelmeer lebensnotwendig. Dies gilt vor allem für die Luftaufklärung. Denn sämtliche Erfolge gegen die Truppen- und Materialtransporter von Italien nach Afrika erforderten eine ständige Luftaufklärung, die von Malta aus zunächst mit Maryland Bombern, später mit Beaufighter durchgeführt wurde.

Ab Februar 1941 war ULTRA bei der Konvoiaufklärung erfolgreich "tätig".

ZB war Matapan von Ultra aufgeklärt worden (entzifferte Funksprüche bzgl. der Verlegung von Me110 von Afrika zwecks weitreichenden Jagdschutz für die italienische Flotte) - ganz interessant: die frühe Veröffentlichung von Roskill spricht noch von "zugegangenen Informationen" und verklausuliert den ULTRA-Einsatz.

Von Malta aus operierten neben den Flugzeugen auch mehrere U-Boote und zeitweise außerhalb der deutschen Luftoffensive eine Kreuzer-/Zerstörergruppe, bestens beführt von ULTRA gegen die Konvois.
 
62-64-78 schrieb:
Das halbherzige Vorgehen gegen Malta ist symptomatisch für die deutsche Kriegsführung; Hitler wollte vorrangig den Krieg mit der Sovietunion und führte den gegen Großbritannien notgedrungen.

Hitler meinte einfach, das er Großbritannien härter treffen könnte, wenn die nicht mehr auf die Sowjetunion "hoffen" können. Das er Großbritannien im Mittelmeer wohl stärker in Bedrämngnis hätte bringen können, als mit dem Feldzug gegen die SU, das ist ihm einfach nicht aufgegangen.

Allein die Vorgabe für die Ostfront von 1942, es müsse dringend Öl gewonnen werden, ist ja schön und gut und auch nicht falsch, aber vor dem 22.06.1941 hat er das nötige Öl geliefert bekommen.
 
Zur Lage der Luftwaffe 1942 in Nordafrika ist noch anzumerken, dass die Piloten des JG 27 ab der zweiten Hälfte 1942 oftmals "abgeflogen" waren, also psychische Erschöpfungen sich bemerkbar machten. Dieser Zustand verstärkte sich noch nach dem 30.09.1942, durch den Absturz des Top-Aces Marseille, der zudem noch ohne direkte Einwirkung eines Gegners erfolgte und sich erheblich auf die Moral der Piloten auswirkte.
Ab November 1942 kamen dann noch vestärkte Bombardierungen im Tiefflug auch durch amerikanische mittlere Bomber hinzu.


Durch all dies wurde die Luftwaffe in Nordafrika ab Mitte 1942 immer stärker geschwächt, was sich im Ergebnis auch wiederum negativ auf die Offensivkräfte gegenüber Malta auswirkte, da die in Sizilien stationierten Einheiten durch Jagdschutz über dem Mittelmeer vollkommen eingespannt wurden.
 
Kesselring vertrat doch noch Anfang Juli 42 die Auffassung Malta sei durch massive Bombardements erneut zu neutralsieren. Nur waren auf Malta jetzt erheblich mehr Jäger stationiert, so das die Angriffe sich verlustreicher und damit weniger erfolgreicher ausfallen mussten.

So wurde schon nach kurzer Zeit erkannt, das Tagesangriffe nicht die gewünschten Erfoge brachten, weil die britischen Jäger den Stukas schwer zu schaffen machten. So ging man dann zu Angriffen auf größerer Höhe oder mit Jagdbombern über, aber auch nur mit mäßigem Erfolg.
 
Gneisenau schrieb:
Das vollständige Versagen der italienischen Streitkräfte machte alle Hoffnungen auf eine erfolgreiche Kriegsführung der Achsenmächte im Mittelmeerraum zunichte. Mussolinis Abenteuer auf dem Balkan führte zu einem militärischen und politischen Desaster und machte den Balkanfeldzug im Frühjahr 1941 erforderlich. Die Konsequenzen waren weitreichend. So kam es beispielsweise zu einer entscheidenden Verzögerung des Ostfeldzuges. Diese Verzögerung führte dazu, dass der deutsche Angriff auf Moskau im Schlamm des Herbstes 1941 steckenblieb. Ohne die zeitliche Verzögerung infolge des Balkanfeldzuges wäre es mit großer Wahrscheinlichkeit zu dem deutscherseits angestrebten Panzertreffen auf dem Roten Platz gekommen. Die Frage hätte dann nur noch gelautet, wessen Panzer zuerst vor dem Kreml aufgefahren wären - die von Hoepner, von Guderian oder von Hoth.

Du übertreibst. Das Frühjahr begann 1941 in der Sowjetunion verhältnismäßig spät. Denn die Überschwemmungen und versumpften Flußniederungen hätten eine früheren Beginn der militärischen Operationen im Mai 41 gegen die Sowjetunion doch erheblich behindert.

Mitte Oktober 41 setzte die Schlammperiode ein und war in ihren Auswirkungen erheblicher schwerwiegender als vieleicht so macherorts erwartet wurde.
 
Das Frühjahr begann 1941 in der Sowjetunion verhältnismäßig spät. Denn die Überschwemmungen und versumpften Flußniederungen hätten eine früheren Beginn der militärischen Operationen im Mai 41 gegen die Sowjetunion doch erheblich behindert.

Das Wetter war ein ganz wichtiger Aspekt, leider sind keine Details aus dem Mai/Anfang Juni 1941 aus der SU bekannt, aber man kann das leicht aus späteren Erfahrungen iVm dem Extrem-Winter 1940/41 ableiten.

Übrigens war dadurch auch bereits der Balkan-Feldzug beeinflußt. Über die Donau wurden große Pionierbrücken geschlagen, hierfür wurde das Verschwinden des Eisganges gewartet, dieses war Voraussetzung für den Einmarsch in Bulgarien, dieses wiederum der Aufmarsch für den Angriff gegen Griechenland.


Bei Gelegenheit schaue ich mal in den militärgeographischen Beschreibungen des Generalstabs des Heeres betr. Europäisches Rußland nach, Stand Ende 1940 mit Abschluß der Feldzugplanungen. Dort ist mE bereits die Auswirkung der Schlammperiode beschrieben, nebst durchschnittliche Angaben zum Wintereinbruch und zu den erwartbaren Temperaturen.

siehe auch #13
 
Repo schrieb:
Genau das ist der Punkt.
Und das kann man keinem Hitler oder sonstwem in die Schuhe schieben. Der Großdeutsche Generalstab hat grandios versagt.

Es ist vollkommen korrekt, das ein Feldzug auf alle Eventualitäten hin geplant werden muss. Aber ich möchte dazu anzumerken, das m.W. nach war das OKH nach dem siegreichen Feldzug aber dafür, dass nunmehr zuerst Großbritannien niedergerungen werden müsste. Gleiches gilt auch für den Wehrmachtführungsstab. Im OKH konnte man sich nicht so wirklich für den Gedanken erwärmen, den Krieg gegen die Sowjetunion zu beginnen, ohne dass im Westen Großbritannien besiegt ist.

Halder hat Brauchitsch vor dem Besuch von Molotow Ende 1940 sehr eindringlich beschworen, ja keine Initiative hinsichtlich des von Hitler angedachten Feldzuges gegen die Sowjetunion in Form eines Vortrages zu ergreifen. Sollte Hitler aber von sich aus darauf kommen, sei das ganze Risiko eines solchen Feldzuges vorzustellen. Halder empfahl den Ausgleich mit der UDSSR. Halder verstand den Sinn des Feldzuges ohnehin nicht, da er der Auffassung war, das man so Großbritannien nicht treffe und somit schwäche und die deutsche Rohstoffbasis würde auf Sicht auch nicht besser.

Am 03.Februar 1941 versucht Halder vergeblich Hitler klarzumachen, welches Risiko seiner Meinung nach der Feldzug beinhaltet, vor allem nach dem Hitler seine (Halders) Planungen korrigiert hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
...vor allem nach dem Hitler seine (Halders) Planungen korrigiert hat.

Die Eingriffe Hitlers in die BARBAROSSA-Planung waren wesentlich. Die Eingriffe in die Rüstungsumsteuerung (Anfang Juli 1941 -> Schwerpunkt Marien/Luftwaffe gegen England aufgrund der Siegeserwartung im Osten) waren von weitreichenden Folgen und mußten korrigiert werden.

Ebenso wesentliche Grundsatzentscheidungen des Ostfeldzuges blieben in der Planungsphase 1940 strittig und unentschieden, und führten dann im August zur Eskalation in der Frage "Moskau" oder Nord/Süd, für die Hitler dann die Antwort diktierte (Abzüge der PzGr.3 nach Norden, Eindrehen der PzGr. 2 nach Süden/Kiew-Schlacht).
 
Die Eingriffe Hitlers in die BARBAROSSA-Planung waren wesentlich.

Der militärische Erfolg sollte ja gemäß Halder mit dem Stoß gegen Moskau erreicht werden und nicht auf den Flügeln. Für Halder standen eben ganz die militärischen Aspekte im Vordergrund. Das bedeutete eine Schwerpunktbildung, ganz im Sinne von Clausewitz, in der Mitte und dort mit überlegenen Kräften, insbesondere seien hier die Panzer erwähnt, aber eben nicht der Großangriff auf der kompletten Länge der Front. Halder meinte, das Moskau eben ein wichtiges Industrie- und Rüstungszentrum und der Sitz der sowjetischen Regierung sei. Deshalb würde Stalin den größten Teil seiner Truppen zur Verteidigung von Moskau einsetzten.

Anders eben Hitler: Er formulierte am 18.12.1940, das die Masse des sowjetischen Heeres möglichst weit im Westen geschlagen werden müsse, um den Rückzug in die Weite des Raumes zu verhindern. Deshalb sollte eben ein rasches Vorstoßen auf der ganzen Linie erfolgen. Für den nördlichen Flügel wurde das der baltischen Länder und dann vor allem Leningrad und auch Kronstadt als Ziele genannt und zu diesem Zwecke müssen dann eben aus der Mitte eine nicht ganz unbedeutende Menge bewegliche Einheiten Richtung Norden eindrehen. Ähnliches war dann für den anderen, den südlichen Flügel, vorgesehen. Es wurde aus rüstungswirtschaftlichen Interessen die schnelle Inbesitznahme des Donez-Beckens angestrebt. Noch am 21.August belehrte Hitler Halder und Brauchitsch darüber, das die Krim und das Donez-Becken das Ziel sei und nicht Moskau, wozu dann auch Kräfte der Heeresgruppe Mitte benötigt würden. Hitler verwässerte ganz klar mit seinen Anordnungen das Schwerpunktprinzip der Pläne und Vorstellungen des Generalstabschefs.

Die Eingriffe in die Rüstungsumsteuerung (Anfang Juli 1941 -> Schwerpunkt Marien/Luftwaffe gegen England aufgrund der Siegeserwartung im Osten) waren von weitreichenden Folgen und mußten korrigiert werden.

Ja, man war wohl leichtfertigerweise der Auffassung sich schon neuen Planungen zuwenden zu können, obwohl die Rote Armee noch nicht besiegt worden war.Hitler meine ja ziemlich überheblich am 04.Juli, das die Sowjetunion den Krieg schon praktisch verloren habe.
Halder meinte am 23.Juli, in einem Monat stünden deutsche Truppen bei Lenigrad und Moskau und Anfang Oktober an der Wolga und schließlich Anfang November bei Baku und Batum. Na ja! Es waren zwar große Erfolge eingefahren worden, aber die angestrebten Ziele des Feldzuges waren noch nicht erreicht worden.

Am 11.August meinte Halder dann in seiem Tagebuch: "In de gesamten Lage hebt sich immer mehr ab, dass der Koloss Russland, der sich bewusst auf den Krieg vorbereitet hat, mit der ganzen Hemmungslosigkeit, die totalitären Staaten eigen ist, von uns unterschätzt worden ist. Diese Feststellung bezieht sich ebenso auf die organisatorischen wie auf die wirtschaftlichen Kräfte, auf das Verkehrwesen, vor allem aber auf rein miliätrische leitungsfähigkeit. Wir haben bei Kriegsbeginn mit etwas 200 feindlichen Divisionen gerechnet. jetzt zählen wir bereits 360 Divisionen....."

Und die Rüstung mit Schwerpunt auf Marine und Luftwaffe, Stichpunkt Niederingung von Großbritannien, wurde in einer solchen Situation umgesteuert. Das ist schon schwer zu fassen. So wurden beispielsweise die Zahl der aufzustellenden Panzerdivisionen und Infanteriedivisionen reduziert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Am 11.August meinte Halder dann in seiem Tagebuch: "In de gesamten Lage hebt sich immer mehr ab, dass der Koloss Russland, der sich bewusst auf den Krieg vorbereitet hat, mit der ganzen Hemmungslosigkeit, die totalitären Staaten eigen ist, von uns unterschätzt worden ist. Diese Feststellung bezieht sich ebenso auf die organisatorischen wie auf die wirtschaftlichen Kräfte, auf das Verkehrwesen, vor allem aber auf rein miliätrische leitungsfähigkeit. Wir haben bei Kriegsbeginn mit etwas 200 feindlichen Divisionen gerechnet. jetzt zählen wir bereits 360 Divisionen....."

Allgemein gab es ausserhalb der Sowjetunion niemanden, der einen Heller auf sie im Juni 1941 setzte. Der sowjetisch-finnische Winterkrieg 1939/40 hatte z.B. in Deutschland, den USA und Großbritannien eigentlich folgerichtige Schlüsse gezogen: die Rote Armee wurde ohne nennenswerte Leistung, schlechte Organisation und hohen Verlusten als nicht kriegstauglich eingestuft.
US-General George C. Marshall schrieb an Präsident Roosevelt im Juni 1941, dass die Sowjetunion binnen drei Monate zusammenbrechen wird. Britische militärische Schätzungen gaben der Sowjetunion sogar nur zwei Monate.
Carl van Dyke: The Soviet Invasion of Finland 1939-40, London, Portland, 1997

So steht die Eröffnung der 2. Front gegen Deutschland in der Normandie erst 1944 in einem völlig anderen Licht.
 
Diese katastrophalen Fehleinschätzungen basieren u.a. auf falschen bzw. fehlenden Informationen und Annahmen.

Fast noch schlimmer als die fatale Unterschätzung der Leistungsfähigkeit der Roten Armee war die vollkommen falsche Einschätzung über die personelle und materielle Stärke der Roten Armee. Hinsichtlich der Leistungsfähigkeit ist festzuhalten, das die Roten Armee im Sommer 1939 bei Khalkin Gol so einiges, wie beispielseweise die mobile Kriegführung, gelernt hat.

So verfügte die Rote Armee beispielsweise über 20.000 Panzer und eben nicht wie angenommen „nur“ über 10.000. Des Weiteren machte Fremde Heere Ost 2.000.000 Rotarmisten aus, es waren aber am 22.Juni 1941 5.005.000 Soldaten.
 
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