Italo-Amerikaner, Irische-Amerikaner und Schwarze

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Ich hab schon öffters in Filmen bemerkt das die ablehnung gegenüber schwarzen bei "weißen" Migranten die erst später in die USA kamen wie z.B bei Italo-amerikanern oder irischen-amerikanern oft viel größer ist als bei "Uramerikanern" (z.B Britische-Amerikaner oder Deutsch-Amerikaner). Wieso ist das so?
 
Ich hab schon öffters in Filmen bemerkt das die ablehnung gegenüber schwarzen bei "weißen" Migranten die erst später in die USA kamen wie z.B bei Italo-amerikanern oder irischen-amerikanern oft viel größer ist als bei "Uramerikanern" (z.B Britische-Amerikaner oder Deutsch-Amerikaner). Wieso ist das so?

Von welcher Zeit sprichst du?

Und woher hast du denn diese These, ausser von Filmen (von welchen denn)?
 
Von welcher Zeit sprichst du?

Und woher hast du denn diese These, ausser von Filmen (von welchen denn)?

z.B Departet da gibt es in einigen Szenen anspielungen darauf das schwarze in Bosten im Arsch sind wegen dei vielen Iren dort.
Bei King of New York heißt es bei einer Irischen Hochzeit bei der ein schwarzer Anwesend ist "ooh der einzige schwarze der sich auf ne irischen hochzeit traut"
Bei Jungle Fever, Der Pate, in den straßen der bronx, new jack city u.s.w sieht man deutlich das italo-amerikaner schwarze richtig verabscheun.
Ein Freund von mir der in Washington lebt hat mir auch erzählt das schwarze in gegenden wo viele Amerikaner mit italienischer abstammung leben sehr unerwünscht sind/waren...also ka deshalb frag ich
 
Mmh, mit den Informationen aus Spielfilmen ist das so eine Sache, sie spiegeln eher die Einstellung des Drehbuchschreibers, der Regie wieder. Unterhaltungsfilme erzählen Geschichten wie ein historischer Roman. Wenn sie sehr gut recherchiert sind, können sie etwas über die Verhältnisse in der Zeit aussagen, in der sie spielen. Die Regel ist das nicht.
Wenn du mehr über die Einstellung der irischen und italienischen Migranten in den amerikanischen Großstädten herausfinden möchtest, solltest du es mit Sachbüchern versuchen.
 
z.B Departet da gibt es in einigen Szenen anspielungen darauf das schwarze in Bosten im Arsch sind wegen dei vielen Iren dort.
Bei King of New York heißt es bei einer Irischen Hochzeit bei der ein schwarzer Anwesend ist "ooh der einzige schwarze der sich auf ne irischen hochzeit traut"
Bei Jungle Fever, Der Pate, in den straßen der bronx, new jack city u.s.w sieht man deutlich das italo-amerikaner schwarze richtig verabscheun.
Ein Freund von mir der in Washington lebt hat mir auch erzählt das schwarze in gegenden wo viele Amerikaner mit italienischer abstammung leben sehr unerwünscht sind/waren...also ka deshalb frag ich

Das ist zwar gut beobachtet, die Schlussfolgerung aber nicht ganz korrekt.

Es ist häufig so, dass Randgruppen die sich diskriminiert fühlen, dazu neigen andere ebenfalls zu diskriminieren um sich damit selbst aufzuwerten. Das ist zwar bescheuert aber sehr menschlich, und kann auch heute noch zwischen den Migrantengruppen in unserem Land beobachten.

Iren und Italiener hatten als katholische, überwiegend arme und teilweise fremdsprachige Einwanderer in der US-Amerikanischen Gesellschaft einen sehr niedrigen Stellenwert und wurden sehr stark diskriminiert. Deutsche gab es dagegen dort schon vor der Unabhängigkeit, sie waren eine große, teilweise recht wohlhabende Gruppe und waren in der Mehrheit protestantischen Glaubens und so besser angesehen (wenn es auch da eine gewisse Diskriminierung und zeitweilig offene Anfeindungen gab).

Spannungen zwischen den Verschiedenen Gruppen hat es häufig gegeben. In New York hat es m.W. auch mal eine große Strassenschlacht zwischen Deutschen und Iren gegeben. Zu Beginn des Bürgerkrieges gab es in New York einen großen Pogrom der Iren gegen die Schwarzen, denen sie die Schuld am Krieg gaben.

Dass die Iren und Italiener in den USA ursprünglicher rassistischer als die Englischstämmigen oder die Deutschen waren, glaube ich jedoch nicht: Es kann ja auch kaum rassistischere Einstellungen geben als die, die zu der Sklavenhaltergesellschaft im Süden der USA führte.

Es besteht jedoch noch ein weiteres Phänomen: Iren und Italiener haben sehr verschlossene Parallelgesellschaften gebildet, in die bestimmte Strömungen langsamer eindringen als in die Hauptbevölkerung. D.H. dass bestimmte Einstellungen die vor 50 Jahren noch überall Salonfähig waren irgendwann in Folge von Aufklärung und Bürgerechtbewegung sich änderten, sich bei diesen Gruppen einfach länger gehalten haben und sogar noch halten.
 
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Das ist zwar gut beobachtet, die Schlussfolgerung aber nicht ganz korrekt.

Es ist häufig so, dass Randgruppen die sich diskriminiert fühlen, dazu neigen andere ebenfalls zu diskriminieren um sich damit selbst aufzuwerten. Das ist zwar bescheuert aber sehr menschlich, und kann auch heute noch zwischen den Migrantengruppen in unserem Land beobachten.

Bis vor kurzem hätte ich dir uneingeschränkt zugestimmt.
In letzter Zeit bin ich unsicher und frage mich, ob diese Sicht vielleicht eine vereinfachte Sicht einer bürgerlich-mittelständigen Gesellschaftsschicht ist, die ihre Klischees auf die Unterschicht überträgt, weil sie die Beweggründe der Einwanderer nicht richtig versteht und Konkurrenz um Arbeitsplätze für Rassismus hält.
Ob das in den USA und bei italienischen und irischen Einwanderern so war, könnte man nur feststellen, wenn es darüber sozioligische Untersuchungen gäbe, die ich nicht kenne.

Iren und Italiener hatten als katholische, überwiegend arme und teilweise fremdsprachige Einwanderer in der US-Amerikanischen Gesellschaft einen sehr niedrigen Stellenwert und wurden sehr stark diskriminiert. Deutsche gab es dagegen dort schon vor der Unabhängigkeit, sie waren eine große, teilweise recht wohlhabende Gruppe und waren in der Mehrheit protestantischen Glaubens und so besser angesehen (wenn es auch da eine gewisse Diskriminierung und zeitweilig offene Anfeindungen gab).

Wahrscheinlich ist folgendes eine unzulässige Parallele, mir ist klar, dass die Gründe des Rassismus/Antisemitismus in den 20er/30er Jahren vielschichtig waren.
Ohne tieferes Einsteigen hatte ich Hitlerwähler/Rassismus vor allem in der Unterschicht vermutet. Dem war aber nicht so, wie ich hier erfahren habe, die (untere) bürgerliche Mittelschicht war die prozentual größte Unterstützergruppe.

Spannungen zwischen den Verschiedenen Gruppen hat es häufig gegeben. In New York hat es m.W. auch mal eine große Strassenschlacht zwischen Deutschen und Iren gegeben. Zu Beginn des Bürgerkrieges gab es in New York einen großen Pogrom der Iren gegen die Schwarzen, denen sie die Schuld am Krieg gaben.

Dass die Iren und Italiener in den USA ursprünglicher rassistischer als die Englischstämmigen oder die Deutschen waren, glaube ich jedoch nicht: Es kann ja auch kaum rassistischere Einstellungen geben als die, die zu der Sklavenhaltergesellschaft im Süden der USA führte.

Dem stimme ich uneingeschränkt zu.

Es besteht jedoch noch ein weiteres Phänomen: Iren und Italiener haben sehr verschlossene Parallelgesellschaften gebildet, in die bestimmte Strömungen langsamer eindringen als in die Hauptbevölkerung. D.H. dass bestimmte Einstellungen die vor 50 Jahren noch überall Salonfähig waren irgendwann in Folge von Aufklärung und Bürgerechtbewegung sich änderten, sich bei diesen Gruppen einfach länger gehalten haben und sogar noch halten.

Zu den amerikanischen Parallelgesellschaften fehlen mir die Kenntnisse. Gab es denn keine Kontakte zwischen den verschiedenen Gruppen in Schulen, am Arbeitsplatz, in den Innenstädten?
 
z.B Departet da gibt es in einigen Szenen anspielungen darauf das schwarze in Bosten im Arsch sind wegen dei vielen Iren dort.
Bei King of New York heißt es bei einer Irischen Hochzeit bei der ein schwarzer Anwesend ist "ooh der einzige schwarze der sich auf ne irischen hochzeit traut"
Bei Jungle Fever, Der Pate, in den straßen der bronx, new jack city u.s.w sieht man deutlich das italo-amerikaner schwarze richtig verabscheun.
Ein Freund von mir der in Washington lebt hat mir auch erzählt das schwarze in gegenden wo viele Amerikaner mit italienischer abstammung leben sehr unerwünscht sind/waren...also ka deshalb frag ich


Vielleicht hilft Dir dies weiter


Informativ:
die Masse der Deutschen wanderten zeitgleich mit den Iren in die USA ein.
Lebten vielfach in den selben durch die Eisenbahnen entstandenen Städten.
 
Zu den amerikanischen Parallelgesellschaften fehlen mir die Kenntnisse. Gab es denn keine Kontakte zwischen den verschiedenen Gruppen in Schulen, am Arbeitsplatz, in den Innenstädten?

Weniger als das gerne bemühte Bild des 'melting pot' suggeriert. Sehr häufig waren Wohnviertel, teilweise auch ganze Ortschaften, ethnisch homogen, so daß Einwanderer in einer Umgebung lebten, in der sie die Sprache ihrer Herkunftsländer weiterhin gebrauchen und auch ihre angestammte Kultur weiter pflegen konnten. Viele fanden zudem Arbeit in den Betrieben im Viertel. Kontakte zur 'Außenwelt' konnten begrenzt bleiben, man konnte sein Leben im ethnischen Viertel einrichten und dann kaum 'merken', daß man sich mittlerweile nicht mehr im Herkunftsland, sondern auf einem anderen Kontinent befand.

Schulen sind in den USA Gemeindeangelegenheit; nicht nur deren Bau und Unterhalt, auch die Einstellung von Lehrern und zumal in früheren Zeiten auch die Erstellung von Lehrplänen. Wenn man davon ausgeht, daß die erste Einwanderungswelle aus Familien mit Kindern besteht, die zum Teil im Herkunftsland die Schule bereits abgeschlossen hatten oder in der neuen Heimat vielleicht nur noch ein, zwei Jahre schulpflichtig waren, sind es dann erst die Enkelkinder, die von Anfang an eine Schule besuchen und Englisch als Unterrichtssprache erleben, die also mehr oder minder zweisprachig sind.

Zudem war für die erste Generation der Immigranten keine wirkliche Chancengleichheit gegeben, da den Neuankommenden auch aufgrund der mangelnden Sprachkenntnisse nicht jeder Beruf zugänglich war. Diese landeten dann in den am schlechtesten bezahlten, schmutzigsten, gefährlichsten und unangesehensten Tätigkeiten. Insbesondere den Iren und Italienern schlug noch ein ordentliches Maß an rassistischen Einstellungen entgegen, die sich zB an der anderen Religionszugehörigkeit, der anderen Sprache, der anderen Kultur orientierten. (Dies geschieht ja zu Zeiten, in denen Kolonialismus und europäische Überlegenheit im Schwange waren und auch ungeniert, wenngleich faktisch falsch zb von einer englischen, französischen oder deutschen "Rasse" gesprochen wurde.)

So ca ab den 1920er Jahren setzte zudem eine verstärkte Binnenmigration von Afro-Amerikanern aus dem Süden in den industrialisierten Norden ein, der mehr Arbeitsplätze bot, auch für Ungelernte. Diese Binnenmigraten müssen aber auch irgendwo wohnen und ziehen in die Viertel, die auch vorher schon die Neueinwanderer aufnahmen bzw in teilweise noch ethnisch dominierte Viertel, denn nicht alle europäischen Immigranten hatten ja bereits den Absprung zu besseren Jobs und Wohnungen geschafft bzw in diesen Vierteln lebten häufig noch deren ältere Generationen.

Zwar gab es im Norden keine institutionalisierte Segregation; die sogen Jim-Crow-Laws gab es nur in den Südstaaten. De facto war die Gesellschaft im Norden ebenso rassengetrennt. Wenn es zb in den Ghettos in Großstädten im Norden bis in die 1960er Jahre möglich war, daß schwarze Kinder kaum weiße Menschen zu Gesicht bekommen hatten und wenn, dann außer der Polizei nur mal einen Hausbesitzer oder einen Ladeninhaber im Viertel, dann kann man sich vorstellen, daß diese Verhältnisse auch zuvor mit anderen Ethnien in denselben Vierteln ähnlich abliefen.

Im Gegenteil war mit dem Auftreten größerer Massen von Weißen in den schwarzen Wohnviertel in der Regel Gefahr verbunden, da dies fast nur bei Pogromen vorkam. Wobei der Begriff der sogen 'race riots' eine entscheidende Bedeutungsänderung erfuhr und erst seit den 1960er Jahren einen Aufstand von Afro-Amerikanern bedeutet. Zuvor wurden so weiße Mobs bezeichnet, die marodierend in schwarze Wohnviertel einfielen und dort Gewalttaten verübten.
 
Das ist zwar gut beobachtet, die Schlussfolgerung aber nicht ganz korrekt.

Es ist häufig so, dass Randgruppen die sich diskriminiert fühlen, dazu neigen andere ebenfalls zu diskriminieren um sich damit selbst aufzuwerten. Das ist zwar bescheuert aber sehr menschlich, und kann auch heute noch zwischen den Migrantengruppen in unserem Land beobachten.

Iren und Italiener hatten als katholische, überwiegend arme und teilweise fremdsprachige Einwanderer in der US-Amerikanischen Gesellschaft einen sehr niedrigen Stellenwert und wurden sehr stark diskriminiert. Deutsche gab es dagegen dort schon vor der Unabhängigkeit, sie waren eine große, teilweise recht wohlhabende Gruppe und waren in der Mehrheit protestantischen Glaubens und so besser angesehen (wenn es auch da eine gewisse Diskriminierung und zeitweilig offene Anfeindungen gab).

Spannungen zwischen den Verschiedenen Gruppen hat es häufig gegeben. In New York hat es m.W. auch mal eine große Strassenschlacht zwischen Deutschen und Iren gegeben. Zu Beginn des Bürgerkrieges gab es in New York einen großen Pogrom der Iren gegen die Schwarzen, denen sie die Schuld am Krieg gaben.

Dass die Iren und Italiener in den USA ursprünglicher rassistischer als die Englischstämmigen oder die Deutschen waren, glaube ich jedoch nicht: Es kann ja auch kaum rassistischere Einstellungen geben als die, die zu der Sklavenhaltergesellschaft im Süden der USA führte.

Es besteht jedoch noch ein weiteres Phänomen: Iren und Italiener haben sehr verschlossene Parallelgesellschaften gebildet, in die bestimmte Strömungen langsamer eindringen als in die Hauptbevölkerung. D.H. dass bestimmte Einstellungen die vor 50 Jahren noch überall Salonfähig waren irgendwann in Folge von Aufklärung und Bürgerechtbewegung sich änderten, sich bei diesen Gruppen einfach länger gehalten haben und sogar noch halten.


Dieses System der Abwertung durch selbst von Diskriminierung und Armut betroffene Unterschichten funktionierte ja auch im Süden, wo die Institution der Sklaverei mit der Armut ganzer Landstriche erkauft wurde. Die Mehrheit der Südstaatenbevölkerung besaß keine Sklaven, der Bürgerkrieg wurde von Leuten ausgefochten, die von der Sklaverei überhaupt nicht profitierten, während Besitzer von mehr als 20 Sklaven Ersatzleute stellen konnten. Die Sklaverei macht so ziemlich jeden arm, bis auf die kleine Minderheit der Pflanzer. Kleinbauern und Handwerker, diese Schicht des "white trash" verarmte durch die Institution der Sklaverei, die Unterschiede zwischen arm und reich waren im tiefen Süden enorm, dennoch kam es kaum zu sozialen Unruhen, und es konnte der Süden auf die Loyalität des "white trash" rechnen, es funktionierte das System der Einbindung durch Ausgrenzung einer Minderheit recht gut.

Sehr anschaulich und mit ironisch- scharfem Blick entlarvt Mark Twain diese Denkweise. Ein gutes Beispiel ist der Vater von Huckleberry Finn, der als totaler Außenseiter als Abschaum der Gesellschaft im Suff die "Nigger" und "die Regierung" für sein Scheitern verantwortlich macht. Huckleberry Finn, ein Pariah der Gesellschaft ist für den Sklaven Jim immer noch ein höheres Wesen, der "Master Huck".

Vor der Zivilisation und dem Puritanismus entfliehen die beiden Ausgestoßenen in den tiefen Süden, auf der Suche nach Freiheit und diesem so amerikanischen Streben nach Glück.
 
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