Jacobus Dei Gratia... alte Urkunde auf Latein

Daniel Hebron

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Hallo Leute, habe hier ein kleines Problem bei dem mir vielleicht der eine oder andere helfen kann. In der Schule hatte ich kein Latein, weil ich im mathematisch-naturwissenschaftlichem Zug war. Jetzt habe ich hier eine Urkunde, fuer die sich sicher in den letzten 200 Jahren kein Mensch interessiert hat und kann sie nicht uebersetzen. Am besten ich gebe sie hier so gut ich kann wieder. Eventuelle Schreibfehler moege man mir bitte verzeihen.
"Jacobus Dei Gratia Magna Britania Francia et Hibernia Rex, Fideiqoe Defensor etc: universis, et Singulis, Regibus, Princibus, fam Ecclefiasticis qoam Secularibus, Ducibus, Marchionibus Comitibus, Nobilibus, Episcopis, Abbatibus Prafidibus, Senescallis, Baronibus Primiarys. Civitatum Consulibus, Magistratibus, Nec Non omnibus et singulis Admiralys, Provinciarum, Regionum, Urbium, Arcium, Pontium Castrorum, Exercituum, Clasium, Navium, Fretorum, Sinuum, Fluviorum Portuumve Prafeitis, Alysqve qoibus Cunqoe terra marive imperium exercentibus, ad qvorum nobiliam prasentes ha libera pervenerint, Perpetuam Selicitatem et Salutem in eo qvi Suorum Salus est certisfima Qvundo qoidem summa eorum qvibus administratio Rerumpub: incumbit, cura esfe debet, ut bene merentibus et virtutis studiosis, debitus honos conferatur, et Si qvid Seqvius contra jus et aqvum perpetratum fuerit, constituto Supplicio coexceatur; Nobis hucusqve ratum Constansqve fuit, ne alterutram in partem neyligentius providisfe videremur, Ilaqve qvantum vel e re nata rel per graviora Reipubneyotia filri potuit, Sedulo cledemus damusqve operam, ut qvicunqve vel generosi stematis, vel praclari Facinoris aliarum veterum infignium a Majoribus derivata jura auf encomia acceperunt, eadem apud posteros Sarta et tecta ( nisi ipsi a probitate et illorum vestiyus desciverint) qvam Longisfima fieri posfit Serie maneant, qvo et ad parem ipfi accensi laudem aliqvam propria virtute accefsionem Majoribus addam et parentum memores nil eorum amplitudine aut fama integra indignum commitant, sed pari pasfu proavos amulati, probos et fideles Regi et regno in omnibus, qvantum jus fasqve patitur, se subditos, prabeant......................"
Das sind die ersten zweieinhalb Seiten.
Vielleicht weiss ja jemand was da drin steht.
Herzliche Gruesse Daniel Hebron
 
Also mein Latein ist rostrot und kommt nicht mehr übern TÜV, trotzdem versuche ich mal ein paar Stellen aufzuklaren:

Dokument schrieb:
Jacobus Dei Gratia Magna Britania Francia et Hibernia Rex, Fideiqoe Defensor etc:
Erstmal der Anspruch (beginnt die Quelle nicht vielleicht mit einem "Ego"?):
[Ich,] Jakob, durch die Gnade Gottes König von Großbritannien, Frankreich und Irland, und Verteidiger des Glaubens etc.
Jetzt wird's haarig, wenn ich das richtig sehe, folgt nun Dativ/Ablativ Plural - ich kann das aber auch total falsch sehen... Wenn ich es aber richtig sehe, dann folgt nun, wen Jakob alles beherrscht: nämlich alle und den Einzelnen:
Dokument schrieb:
universis, et Singulis, Regibus, Princibus, fam Ecclefiasticis qoam Secularibus, Ducibus, Marchionibus Comitibus, Nobilibus, Episcopis, Abbatibus Prafidibus, Senescallis, Baronibus Primiarys. Civitatum Consulibus, Magistratibus, Nec Non omnibus et singulis Admiralys, Provinciarum, Regionum, Urbium, Arcium, Pontium Castrorum, Exercituum, Clasium, Navium, Fretorum, Sinuum, Fluviorum Portuumve Prafeitis, Alysqve qoibus Cunqoe terra marive imperium exercentibus
also Könige, Prinzen (Fürsten), Ecclesiasticis (also Kirchliche) und Sekuläre, Herzöge, Markgrafen, Adelige, Bischöfe, Äbte, Seneschälle, Barone, städtische Konsuln, Bürgermeister und jeden und den einzelnen Admirälen, Provinzen, Regionen, Städten, Arcium? Brückenkastellen, Heeren, Flotten, Schiffen, Fretorum?, Sinuum (Bögen?), Flüssen und Häfen und alle andere im behrrschten Land (superfrei übersetzt, wahrscheinlich mehr falsch als richtig)

Der Rest wird noch schwerer, aber ich habe das Gefühl, dass Du die langen <s> mit dem <f> vertauscht, besonders in der Buchstabenfolge <-ss-> oder nach Konsonanten
ad qvorum nobiliam prasentes ha libera pervenerint, Perpetuam Selicitatem et Salutem in eo qvi Suorum Salus est certisfima Qvundo qoidem summa eorum qvibus administratio Rerumpub: incumbit, cura esfe debet, ut bene merentibus et virtutis studiosis, debitus honos conferatur, et Si qvid Seqvius contra jus et aqvum perpetratum fuerit, constituto Supplicio coexceatur; Nobis hucusqve ratum Constansqve fuit, ne alterutram in partem neyligentius providisfe videremur, Ilaqve qvantum vel e re nata rel per graviora Reipubneyotia filri potuit, Sedulo cledemus damusqve operam, ut qvicunqve vel generosi stematis, vel praclari Facinoris aliarum veterum infignium a Majoribus derivata jura auf encomia acceperunt, eadem apud posteros Sarta et tecta ( nisi ipsi a probitate et illorum vestiyus desciverint) qvam Longisfima fieri posfit Serie maneant, qvo et ad parem ipfi accensi laudem aliqvam propria virtute accefsionem Majoribus addam et parentum memores nil eorum amplitudine aut fama integra indignum commitant, sed pari pasfu proavos amulati, probos et fideles Regi et regno in omnibus, qvantum jus fasqve patitur, se subditos, prabeant......................"
 
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Zuerst einmal würde ich aus reiner Neugierde gerne wissen, woher du die Urkunde hast?

Wäre es vielleicht möglich, dass du das "etc." noch ergänzt?

Der edle Ritter schrieb:
Erstmal der Anspruch (beginnt die Quelle nicht vielleicht mit einem "Ego"?):

Nein, das glaube ich nicht. Die Intitulatio, die den Aussteller nennt, beginnt immer mit dem Namen, ohne "Ich,.."
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,
erst mal vielen Dank fuer Deine Bemuehungen. Habe dieses Dokument als eine beglaubigte Abschrift aus dem 18. ten Jahrhundert und der Ausfertigende schreibt eine Mischung von "Frakturschreibschrift" und Lateinisch. Deshalb habe ich mich von vornherein fuer eventuelle Schreibfehler von mir entschuldigt. Aus bestimmten Gruenden liegt mir sehr an der Uebersetzung dieser Urkunde. Um was es in der Urkunde geht oder gehen sollte, sage ich nicht aus "Geheimnistuerei" nicht, sondern damit derjenige, der uebersetzt, dies ohne Beeinflussung tun kann. Spaeter ja, denn ein Geheimnis ist es nicht.
Herzliche Gruesse Daniel Hebron
 
"Jacobus Dei Gratia Dei Gratia Magnae Britanniae Franciae et Hiberniae Rex, Fidei(que) Defensor" ist jedenfalls der Titel des englischen Königs Jakob (James) I.



Der Rest wird noch schwerer, aber ich habe das Gefühl, dass Du die langen <s> mit dem <f> vertauscht, besonders in der Buchstabenfolge <-ss-> oder nach Konsonanten


Manchmal scheint es umgekehrt zu sein, statt "S" müßte "F" stehen, "Selicitatem" dürfte eher "Felicitatem" heißen.

Außerdem sehe ich noch etliche Verwechselungen zwischen a und ae. Das "ae" sieht dem "a" sehr ähnlich, hier steht immer "a", obwohl es "ae" heißen müßte, z. B. "Magna Britanniae Franciae et Hiberniae Rex"

Weitere vermutliche Lesefehler: "fam" wird vermutlich als "tam" zu lesen sein, "auf" als "aut". "Ilaque" könnte "itaque" sein.

Einige "o" müßten als "u" zu lesen sein, vor allem nach "q": ("quam" statt "qoam")

Das y steht in einigen Fällen für "ii" (das ist sicher original so, z. B. bei "primarys" oder "Admiralys"), in einigen Fällen kann es aber kein y sein, sondern müßte als "g" gelesen werden, z. B. "neylegentius"

Doppel-m und -n? "Britania" müßte "Britanniae" sein, "stematis" eher "stemmatis". Ist über dem m oder n ein Strich? Dann bezeichnet dieser Strich die Verdopplung.

Weitere Wörter, wo ich einen Lesefehler vermute, aber nicht sicher bin, wie sie richtig heißen müssen: ha, coexceatur, filri, cledemus.


Insgesamt scheint es ein barocker Wortschwall mit viel Pomp und (bislang noch) wenig Inhalt zu sein.
 
Hallo, es ist wirklich nicht einfach als Nicht-Lateiner dieses Dokument zu lesen oder abzuschreiben, denn der Schreiber vermischt die Frakturschrift mit der lateinischen Schrift. Das war wahrscheinlich erst die Einleitung, aber ich weiss nicht, wie ich die restlichen neun Seiten rueberbringen soll, weil gerade diese wichtig sind und ich mit meinen Angaben keine den Sinn veraendernden Fehler machen will.
Vielleicht hat jemand eine Idee.
Ein dankbarer Daniel Hebron
 
Hallo, habe versucht die Urkunde hochzuladen. Das hat aber bloss bei der letzten Seite geklappt, die anderen haben alle mehr als 100 KB.
Gruss Daniel
 
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Hebron.

vero nostrorum Annis Quinquagesi-
mo et decimo quarto respective, et
Mensis vero Julij Die decimo tertio.

Concardare [muß heißen: "Concordare"] cum originale
Cuj appensum est Magnae
Britanniae Sigillum et a la-
tere appositum insigne gen-
tilitium, ad ditamq[ue] Subscript[io-?]
nem Regiam testor requisitius
# Gravius, Illustriss.
Regim Pomer: Secretari[o??]
Electoralis.

Ersichtlich ist die Datierung an "unserem fünfzigsten bzw. vierzehnten Jahr" (worauf immer sich das beziehen mag), am 13. Juli.

Der Rest ist eine Bestätigung, daß die Urkunde mit dem Original übereinstimmt (welches das Siegel Großbritanniens trägt).
 
Weitere Wörter, wo ich einen Lesefehler vermute, aber nicht sicher bin, wie sie richtig heißen müssen: ha, coexceatur, filri, cledemus.

"Ha" = "Hac" von Hic,hac,hoc (dieser,diese,dieses)?
"filri" = eine konujugierte Form von "fieri"? (ohne auf den Inhalt geguckt zu haben...)
"coexceatur" = "coercere" (zusammenhalten) Übersetzung: er/sie/es soll zusammengehalten werden

Aber bei cledemus habe ich keine Ahnung, es könnte so ziemlich alles sein... 1. Pers. Pl. Ind. Präs. oder ein Adjektiv (glaub ich) oder einfach ein Nomen...
 
James I (VI) wurde ja zwei mal gekrönt, am 29. Juli 1567 (Schottland) und am 25 Juli 1603 (England). Daher würde ich für die Jahresagabe auf die Regierungsjahre tippen, also datiert die Urkunde vermutlich vom 13. Juli 1617.
 
Zuletzt bearbeitet:
So, mal die Transkription der obigen Seite:

Sarta et tecta, nisi ipsi a probita-
te et illorum vestigiis desciverint,
quam longissima fieri possit serie
maneant, quo et ad parem ipsi arcem
si laudem, aliquam propria virtute
accessionem maioribus addam et pa-
rentum memores nil eorum ampli-
tudine aut fama integra indignum
comittant, sed pari passu proavos (?)
amutati, probos et fideles regi et
regno in omnibus, quantum jus fas
que p(?)titat se subditos praebant.
Quam igitur nobis probe perspectus
esset, quam fidelem operam, subdi-
tus et popularis noster quondam
Alexander Hepburnus vir multis
virtutibus ornatus praestiterit, non
nobis

Na, dieser Alexander Hepburn muss ja ein toller Kerl gewesen sein, nachdem er "ein Mann ist, der sich mit vielen Tugenden geschmückt hervortut". Kann es sein, das es sich bei ihm um einen Schotten handelt?
 
quo et ad parem ipsi arcem
si laudem

Ich denke, hier hat Daniel Hebron richtig "accensi" gelesen.


Sieht eindeutig nach "propriae" aus.

sed pari passu proavos (?)
amutati,

"proavos aemulati": Die den Vorvätern nacheifern. Das ist eigentlich schon fast die Inhaltsangabe des ganzen Bandwurmsatzes: Wie löblich es ist, auf den Spuren der Treu und Redlichkeit der Altvorderen zu wandeln.

Der allgemeine Sinn läßt sich einigermaßen erfassen, mit der Auflösung der Schachtelsatzkonstruktion und der Beziehung der einzelnen Satzglieder zueinander tue ich mich schwer.


quantum jus fas
que p(?)titat se subditos praebant.

"quantum jus fasque patitur" = "wieviel Recht und Gesetz erleiden" (ich bin mir über den Sinn nicht sicher, vielleicht liege ich falsch)

"se subditos praebeant" = "sie werden sich als Unterlegene erweisen" (???)
 
Na, dieser Alexander Hepburn muss ja ein toller Kerl gewesen sein, nachdem er "ein Mann ist, der sich mit vielen Tugenden geschmückt hervortut". Kann es sein, das es sich bei ihm um einen Schotten handelt?


Um wen es sich handelt, ist eigentlich klar:

Auch willkürliche Namensänderungen von Seiten der Eingewanderten selbst wurden manchmal vorgenommen. So nannte sich Alexander Hepburn, ein Bruder des James Hepburn Graf von Bothwell, des Gemahls der Maria Stuart, in Stargard, wo er sich 1582 niederließ, Hebron.

http://www.studienstelleog.de/materialien/Schotten_in_ Greifswald_a.htm
 
Um wen es sich handelt, ist eigentlich klar:
An Bothwell habe ich anfangs auch gedacht. Was mich allerdings stutzig macht, ist, dass James (der 4. Lord) keine Brüder hatte - zumindest habe ich auf den üblichen Seiten übereinstimmend keinen gefunden. Außerdem wäre ein legitimer Sohn 1617 schon recht alt, da Patrick Hepburn 1543 geschieden wurde und 1556 starb - aber unmöglich wäre es aus diesem Grund alleine nicht.
Wie auch immer, Alexander Hepburn kann nicht irgendwer gewesen sein, wenn man schon das Großsiegel für ihn zückt. Kostet ja auch...
 
"se subditos praebeant" = "sie werden sich als Unterlegene erweisen" (???)

Glaube ich nicht, weil in meinem Lexikon eine ganz andere übersetzung von dem Wort "praebere" steht! Neben vielen nebsächlichem stehen dort als die wichtigsten Überstzungen: "hinhalten,darreichen,gewähren,überlassen,beweisen" und noch einiges mehr..
 
Glaube ich nicht, weil in meinem Lexikon eine ganz andere übersetzung von dem Wort "praebere" steht! Neben vielen nebsächlichem stehen dort als die wichtigsten Überstzungen: "hinhalten,darreichen,gewähren,überlassen,beweisen" und noch einiges mehr..

Hmm... steht da auch etwas über den Ausdruck "se ... praebere"?
 
Hallo, vielen Dank!
Ich glaube, das eigentlich interessante kommt noch. Habe mit etwas Kreativitaet Seite vier hochladen koennen. Allerdings fehlen die letzten drei Zeilen, die ich versuche so gut wie moeglich wiederzugeben:
"anno Domini millesimo qvinqventesimo octuagesimo secundo miserunt: Qvibus ut ipsa veritas postu-"
Herzliche Gruesse Daniel
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo, irgendwie komm ich mit den Bedienelementen des Forums noch nicht ganz zurecht. Schini und hyokkose haben genau erkannt um wen und um was es geht. Da ich die beiden nicht so schnell hintereinander positiv bewerten darf, bedanke ich mich auf diesem Weg. Patrick Hepburn war zweimal verheiratet. Es koennte sich um einen (wesentlich juengeren) Halbbruder gehandelt haben. Aber letztendlich Klarheit kann nur die Urkunde schaffen. Es gibt auch ein Problem der Konfession. Meines Wissens war Graf Bothwell Protestant. Im Gegensatz dazu waren die Hebron (zu jener Zeit noch) katholisch. ( Daniel Hebron - kaiserlicher Kriegsrat und Obrist unter Wallenstein)
Herzliche Gruesse Daniel
 
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