Jäger im Mittelalter

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Gast

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Hallo,

was mich interessiert wäre:
gab es "angestellte Jäger" in hiesigen Gefilden im MA?
Wenn ja, welchen Status hatten diese (Daraus könnte dann auf die Bekleidung geschlossen werden)?
Waren sie mit Bogen oder Armbrust unterwegs?

Für Antworten oder natürlich auch weiterführende Fragen wäre ich dankbar.

Viele Grüße
Chris
 
Ergänzend zu Mercys Link noch ein paar grundsätzliche Punkte als zusätzliche Informationen - zusammengetragen aus Wilhelm Volkert "Adel bis Zunft. Ein Lexikon des Mittelalters"...

aus "Amt" schrieb:
Auch die großen Reichsfürsten richteten seit der Wende vom 12. zum 13. Jh. Hofämter ein, wofür sie hauptsächlich Ministerialen heranzogen.
Neben den vier alten Hofämtern (Truchseß, Marschall, Kämmerer und Schenk) gab es hier, wie auch am Königshof, weitere Hofämter, die geringeren Rang hatten, wie das Jägermeister- oder das Küchenmeisteramt...

aus "Forst und Jagd" schrieb:
Kam in vielen Fällen bei der Einforstung das Eigentum an Grund und Boden an den Forstherrn, so erhielt dieser lediglich Nutzungsrechte; darunter war vor allem das Jagdrecht von Bedeutung. Als Wildbannrecht bezeichnet, ist es neben dem Forstrecht (=Recht zur Einforstung) im 12. Jh. ausdrücklich als Königsrecht (Regal) bezeichnet worden...
Das Forstrecht nahmen jedoch auch Angehörige des Hochadels kraft eigenständigen Adelsrechts in Anspruch...
Das Jagdrecht wurde seit dem Hochmittelalter mehr und mehr vom Eigentum an Grund und Boden gelöst und allein von der Herrschaft in Anspruch genommen. Dies galt besonders für die hohe Jagd (auf Bären, Wildschweine, Hirsch- und Rehwild), die dem Nutzungsberechtigten des Waldes stets entzogen wurde...
Im 15. Jh. wurde die Jagd mehr und mehr zur Hauptbeschäftigung oder zum Zeitvertreib der aristoratischen Schicht, die die Bauern aus dieser Waldnutzung völlig verdrängte. Der Forst war nun das fürstliche Jagdrevier... Der Wildbestand wurde systematisch durch die fürstlichen Jagdbeamten gehegt. Dazu mußten die bäuerlichen Hintersassen durch Jagdscharwerk (Scharwerk = Frondienst; Anm. von mir) beitragen. Außerdem hatten sie dem Jagdpersonal der Jagdherren vielfache Dienste zu leisten und Kost und Herberge zu bieten...

aus "Regalien"; im Absatz "Forst- und Jagdregal" schrieb:
In der vielfältigen Forstnutzung kam dem dem Jagdrecht (recht zur Aneigung wilder, jagdbarer Tiere) besondere Bedeutung zu. Unter der Bezeichnung Wildbannrecht nahm dies der Forstherr in Anspruch...
Durch königliche Verfügungen, die besonders seit der salischen Zeit (11. Jh. - Anm. von mir) häufig belegt sind, kamen Forst und Wildbann in fürstliche Hände. Das bildet die Grundlage für den Übergang der Forst- und Jagdregale an die Landesherrschaften, die Wlad-, Wild- und Fischnutzung künftig reglementierten...

Wie daraus offensichtlich ableitbar ist, waren die "angestellten Jäger", eben die Jagdbeamten, Leute, welche das königliche bzw. herrschaftliche Recht wahrnahmen und ggf. Verstöße dagegen (Wilderei) aufzuspüren und zu ahnden hatten... :fs:
 
timotheus schrieb:
Wie daraus offensichtlich ableitbar ist, waren die "angestellten Jäger", eben die Jagdbeamten, Leute, welche das königliche bzw. herrschaftliche Recht wahrnahmen und ggf. Verstöße dagegen (Wilderei) aufzuspüren und zu ahnden hatten... :fs:

Sehe ich in einem Punkt anders: Die Jagdbeamten nahmen nicht das Recht der Jagd wahr, sondern - hier stimme ich Dir wieder zu - ahndeten die Verstöße (Wilderei etc.). Wahrscheinlich mussten sie auch die Treiber organisieren und für den Reibungslosen Ablauf einer Jagd sorgen.
 
Gast schrieb:
Sehe ich in einem Punkt anders: Die Jagdbeamten nahmen nicht das Recht der Jagd wahr, sondern - hier stimme ich Dir wieder zu - ahndeten die Verstöße (Wilderei etc.). Wahrscheinlich mussten sie auch die Treiber organisieren und für den Reibungslosen Ablauf einer Jagd sorgen.

Ja, Du hast recht; es sollte ursprünglich auch "welche das königliche bzw. herrschaftliche Recht wahrten" heißen (also i.S.v. "bewahren") - wäre ja sonst wirklich ein Widerspruch zu den Texten...
Klassischer Schusselfehler, weil was anderes getippt als eigentlich beabsichtigt...
 
Hallo.

Ich stelle selbst einen Jäger im Mittelalter dar.
Ein kleiner Tipp von mir:
Suche ein noch bestehendes, bzw. ehemaliges Kloster in deinem Gebiet. Mach dich schlau, ob dieses Kloster Jäger angestellt hatte. Denn Klöster bekamen zumeist das Jagdrecht zugeschrieben. Somit kannst du einen angestellten Jäger darstellen, ergo einen Klosterjäger. Du kannst dann gemäß dem Jagdrecht des Klosters ungehindert auf Jagd gehen, ohne der Wilderei bezichtigt zu werden. Außerdem erleichtert es die Auswahl der Gewandung ungemein. Denn als angesehener Jäger hast du das Recht, alles selbst wiederzuverwerten, was das Kloster gerade nicht benötigt. Leder, Horn, Knochen kannst du allso ruhigen Gewissens verwenden. Als Gewandund allgemein trugen solche Jäger auch nicht mehr, als alle anderen Bürger. Hose oder Beinlinge (je nach Zeit), Tunika, evtl. noch Gugel.
 
Hallo !

Ich stelle auch einen "Mittelalterlichen Jäger" in der Gruppe "Experimentum" dar. Wir wollen Interessierten das Mittelalter 'begreibbar' vorführen. Vielleicht könnte man sich mal kontakten, um neue Impulse und/oder Ideen auszutauschen.
Gruß und bis denn...
 
Hallo,

was mich interessiert wäre:
gab es "angestellte Jäger" in hiesigen Gefilden im MA?
Wenn ja, welchen Status hatten diese (Daraus könnte dann auf die Bekleidung geschlossen werden)?
Waren sie mit Bogen oder Armbrust unterwegs?

Für Antworten oder natürlich auch weiterführende Fragen wäre ich dankbar.

Viele Grüße
Chris

Mit dem Berufsbild "angestellter Jäger" ist die Entwicklung der Jägersprache - Weidmannsprache - verbunden. Als Standessprache
mit geheimsprachlichem - für "normale" Mitmenschen unverständlichem -
Wortschatz kam sie zur Geltung und mit Ihr die Jägerschaft als "Stand"
im XV - XVI Jahrhundert. Ab dann wurden die Verstösse gegen Sitten
Traditionen geahndet und Verrat der Fachkenntisse an Außenstehende
bestraft.
Vermutlich in dieser Zeit legten sich die angestellten Jäger auch eine
mehr oder weniger einheitliche Kleidung oder Kleidungselemente -
- Ausstattung, die auf die Zugehörigkeit zu Jägerschaft eindeutig
hinweisen konnten.
Eher kein Bogen, der war für dem mittelalterlichen Berufsjäger von geringer Bedeutung. Er jagte ja nicht - betrieb keine oder kaum Einzeljagd um
die Hofküche mit Wildbret zu versorgen. ( Der Bogen ist übrigens
für die Jagd auf Hochwild keine effektive Waffe - Armbrust eher,
aber ebenfalls mit Einschränkungen). Der Hofjäger war dafür zuständig,
daß die Herrschaft zum Jagderfolg kam.

Es gab zwei "Disziplinen" wo das " Berufsbild angestellter Jäger" zuerst
zum Vorschein kam. Die eine das ist Falknerei, die andere Hetzjagd
auf Rotwild. Aus diesen Bereichen kamen die meisten Begriffe als die
Weidmannssprache sich erst entwickelte. Die Dienstleute, die dafür
zuständig waren mußten entsprechende Fachkenntnisse und Erfahrung
besitzen. Mehr als andere. Gerade der letzte mußte in der Lage sein,
die "Zeichenlehre" zu beherrschen - Fährten lesen. Die Hundemeute
führen und eine eiserne Kondition haben.
Nach den späteren Überlieferungen sah die Hetzjagd so aus, daß
der Hundeführer mit seinem Leithund zuerst einen bestimmten Hirsch
aus dem Rudel sprengte, dann wurde auf dieses Tier die Meute
angesetzt. Anschliessend ging es " über Stock und Stein" oft mehre
dutzend kilometer hinter dem Hirsch her. Bis "das Stück" nicht weiter
konnte und sich den Hunden stellte. Dann kamen die Jäger.....
Später - um den jagenden die Aufgabe zu erleichtern - hatte das
Jagdpersonal dem gestellten Hirsch die Sehnen an den Hinerläufen zu
durchschneiden ( dazu diente ein langes Messer - "Hirschfänger".
- das wäre am ehesten ein "Markenzeichen" für den "angestellten Jäger"), Das Erlegen - töten - des bewegungsunfähiges Wildes - stellte dann
für die Jagdgesellschaft kein Problem ( und Risiko...) dar.
So ähnlich ging es bei der Wildschweinjagd - "Sauenhatz" zu.
Hier stellten die großen Keiler - "die hauenden Schweine" eine begehrte
Beute dar. Die Hatz ging nicht so weit, dafür war der Verschleiß an
Hunden etwas höher. Der gestellte Keiler wurde bewegungsunfähig
gemacht, in dem man das Stück an den Hinterläfen packte und anhob.
Die "wehrhaften" Keiler bekamen dann ein Stück Holz hinter die
"Waffen" - Hauer. Damit sie - um Gottes Willen - niemandem
aus der Jagdgesellschaft weh tun konnten. Das Töten - Erlegen -
Strecken des Wildschweins durch den mutigen Jäger konnte dann
in aller Ruhe, ohne Risiko und mit viel Spass für alle ( fast alle...Wildschwein) beteiligten erfolgen.

Wie erwähnt - das sin Beschreibungen der Jagd aus etwas späteren
Zeit - XVI Jh. aber es ist anzunehmen, das die grundsätzlichem
Dinge auch im MA so ähnlich abgelaufen sind....


Dann kam die "teutsche jagdt" in Mode aber das ist schon ein anderes
Thema....

gruß
 
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