Solltest Du eine Möglichkeit haben, in Joas & Knöbl ist es ab S. 666 gut erklärt. Im Prinzip geht es Rawls um die Frage, welche allgemeinen Normen in einer Gesellschaft als "gerecht" zu akzeptieren wären.
Mit Hilfe des "Gedankenexperiments" versucht er methodisch, sich aus der Positio der Befangenheit zu lösen und universelle Werte zu definieren, die für eine Gesellschaft sinnvoll sind und in der Praxis hilfreich, den Reichtum der Gesellschaft zu mehren.
Und er stellt sich im Rahmen des "Gedankenexperiments" die Frage, welche Werten Individuen zustimmen würden und welche sie ablehnen würden, wenn sie befürchten müßten zu denen zu gehören, die von negativen Effekten der gesamten Gesellschaftsstrukturen betroffen sind.
In diesem Sinne unterscheidet sich jedoch Rawls von anderen Gerechtigkeitstheoretikern, da er soziale Ungleichheit aufgrund des Meritokratieprinzips als wahrscheinlich annimmt. Er akzeptiert sie allerdings nur dann, wenn die Effekte der Meritokratie ebenfalls positive Wirkungen auf die unteren Schichten zeigen.
Im Prinzip gibt es Ähnlichkeiten zum Kategorischen Imperativ von Kant und zur Theorie von Kohlberg zur Entwicklung unterschiedlicher moralischer Niveaus.
Joas, Hans; Knöbl, Wolfgang (2004): Sozialtheorie. Zwanzig einführende Vorlesungen. Frankfurt am Main: Suhrkamp, bes. S. 666 ff