Juden in der Levante fast immer unterdrückt?

Terantor

Neues Mitglied
Hallo,
ich hatte vorhin in einem Buch etwas über die Zeit des Gebietes des heutigen Israels als Kolonie der Engländer gelesen, da fiel mir auf, dass die Juden die dort lebten fast immer unterdrückt wurden oder zumindest von fremden Staaten besetzt waren. Jetzt hatte ich überlegt, wer alles dieses Land besetzt hatte, dabei gabs jedoch ein paar Lücken, die würde ich gerne füllen, könnt ihr mir da helfen?

1200 v. Chr. Auszug aus Ägypten (so wie das geschildert wurde,[Teilung des Meeres] scheint mir das etwas unrealistisch, weiß man eigentlich, wie sich das wirklich ereignet hat?)
ab ca. 750 v. Chr. Besetzung durch die Assyrer
ab ca. 580 v. Chr. Besetzung durch die Babylonier
ab ca. 530 v. Chr Besetzung durch die Perser (wobei die soweit ich weiß, ziemlich tolerant waren)
ab 333 v. Chr Besetzung durch Alexander,
danach Herrschaft der Ptolemäer, danach kurz die Seleukiden.
Danach folgte eine kurze Periode der Unabhängigkeit, danach wurde das Land von den Römern besetzt.
Hier eine Lücke. Blieb es bis zur Eroberung durch die Araber in (ost-)römischen Besitz? Oder herrschten dort auch zwischenzeitlich die Sassaniden?
Eine Zeit lang waren die Kreuzfahrer die Herrscher, dann wieder Araber (welche genau? Fatimiden, Mamelucken, aber welche noch?), bis das osmanische Reich dieses Gebiet eroberte.
Danach war es noch eine kurze Zeit englische Kolonie, bis es unabhängig wurde...
 
Hallo,
ich hatte vorhin in einem Buch etwas über die Zeit des Gebietes des heutigen Israels als Kolonie der Engländer gelesen, da fiel mir auf, dass die Juden die dort lebten fast immer unterdrückt wurden oder zumindest von fremden Staaten besetzt waren. Jetzt hatte ich überlegt, wer alles dieses Land besetzt hatte, dabei gabs jedoch ein paar Lücken, die würde ich gerne füllen, könnt ihr mir da helfen?

1200 v. Chr. Auszug aus Ägypten (so wie das geschildert wurde,[Teilung des Meeres] scheint mir das etwas unrealistisch, weiß man eigentlich, wie sich das wirklich ereignet hat?)
ab ca. 750 v. Chr. Besetzung durch die Assyrer
ab ca. 580 v. Chr. Besetzung durch die Babylonier
ab ca. 530 v. Chr Besetzung durch die Perser (wobei die soweit ich weiß, ziemlich tolerant waren)
ab 333 v. Chr Besetzung durch Alexander,
danach Herrschaft der Ptolemäer, danach kurz die Seleukiden.
Danach folgte eine kurze Periode der Unabhängigkeit, danach wurde das Land von den Römern besetzt.
Hier eine Lücke. Blieb es bis zur Eroberung durch die Araber in (ost-)römischen Besitz? Oder herrschten dort auch zwischenzeitlich die Sassaniden?
Eine Zeit lang waren die Kreuzfahrer die Herrscher, dann wieder Araber (welche genau? Fatimiden, Mamelucken, aber welche noch?), bis das osmanische Reich dieses Gebiet eroberte.
Danach war es noch eine kurze Zeit englische Kolonie, bis es unabhängig wurde...

Du vergisst die drei jüdischen Aufstände gegen die Römer, deren letzter zur Vertreibung des Großteils der jüdischen Bevölkerung aus der Unmittelbarkeit von Jerusalem führte, so dass nur der Yishuv übrig war. Sprich: Zwischen 135 und 1880 war die jüdische Bevölkerung Palästinas eine absolute Minorität. Und erst der Zweite Weltkrieg machte Palästina wirklich wieder zur "Heimstätte der Juden". Die Mehrheit hatte vor den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs gar kein Interesse, aus dem komfortablen Europa ins unterentwickelte Arabien zu gehen. Die damaligen Zionisten waren Utopisten, eine linke Gruppierung, Sozialisten vor allem.

Auch ist Geschichte nicht so einfach, dass man die Geschichte als eine Aneinanderreihung von Unterdrückung sehen kann. Insbesondere die jüdische Geschichte bis 1939 wird ja gerne als Vorgeschichte des Holocaust beschrieben. Aber das stimmt so nicht. Der Holocaust hat seine Wurzeln im späten 19. Jahrhundert und bis 1941 war er zwar angelegt, aber keineswegs eine zwingende Konsequenz seiner Vorgeschichte, so wie auch die heutigen Konflikte zwischen Israelis und Palästinensern oder Israelis und Panarabisten bzw. Israelis und Islamisten keineswegs ihre Wurzel etwa im Mittelalter haben, sondern eher in den Ereignissen die zwischen dem Besuch Wilhelms II. im osmanischen Reich und dem ersten Jüdisch-Arabischen Krieg 1948 liegen. Die Briten mit ihrer dreigesichtigen Politik (Sykes-Picot-Abkommen, McMahon-Korrrespondenz und Balfour-Declaration) haben natürlich das ihrige getan, um die Unmöglichkeit der Situation herbeizuführen.
 
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Zur Zeit Suleimans ging es der jüdischen Gemeinde Jerusalems recht gut. Die Religion durfte frei ausgeübt werden...

Es darf nicht vergessen werden, dass Juden im osmanischen Reich nicht den Verfolgungen ausgesetzt waren wie in Portugal, Spanien, Deutschland etc...

So flüchteten auch viele nach Palästina, Jerusalem, Sfad, Tiberias.

Die zu zahlende Kopfsteuer bei ansonsten weitgehend ungestörtem Leben stellte ein minimales Übel dar.
 
Warum verhalten sich heutzutage eigentlich viele Moslems (Iran etc.) so feindlich den Juden gegenüber, wenn man früher nichts (bzw. wenig) gegen andere Religionen hatte? Nur, weil die Juden sich wieder im Bereich von Palästina angesiedelt haben und in diversen Kriegen weitere Gebiete annektiert haben?
 
In diesem Forum darf jederzeit die gesamte Geschichte rauf und runter diskutiert werden; Tagespolitik bleibt jedoch bitte außen vor! Danke.
 
Warum verhalten sich heutzutage eigentlich viele Moslems (Iran etc.) so feindlich den Juden gegenüber, wenn man früher nichts (bzw. wenig) gegen andere Religionen hatte? Nur, weil die Juden sich wieder im Bereich von Palästina angesiedelt haben und in diversen Kriegen weitere Gebiete annektiert haben?

Im Iran leben nach wie vor die meisten Juden des Nahen Ostens außerhalb Israels. Die Anfeindungen richten sich zumindest hier gegen einen äußeren Feind, nicht gegen die Religionsgemeinschaften im Innern. Sie wurden im vom Ayatollah Khomenei ausgerufenen Al-Quds-Tag ritualisiert. Die Begründung lag darin, dass Israel auf Kosten einer vorwiegend muslimischen Bevölkerung sein Land ausbaute, was aus muslimischer Sicht natürlich umso schlimmer ist. Weniger das Leid des Einzelnen als vielmehr die Verletzung muslimischen Territoriums - und dazu noch einer der drei heiligsten Stätten des Islam, die nun mal auch die heiligste Stätte des Judentum ist - steht hier im Vordergrund.
 
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Im Iran leben nach wie vor die meisten Juden des Nahen Ostens außerhalb Israels. Die Anfeindungen richten sich zumindest hier gegen einen äußeren Feind, nicht gegen die Religionsgemeinschaften im Innern. Sie wurden im vom Ayatollah Khomenei ausgerufenen Al-Quds-Tag ritualisiert. Die Begründung lag darin, dass Israel auf Kosten einer vorwiegend muslimischen Bevölkerung sein Land ausbaute, was aus muslimischer Sicht natürlich umso schlimmer ist. Weniger das Leid des Einzelnen als vielmehr die Verletzung muslimischen Territoriums - und dazu noch einer der drei heiligsten Stätten des Islam, die nun mal auch die heiligste Stätte des Judentum ist - steht hier im Vordergrund.
Nichtsdestotrotz lebten antisemitische Ressentiments durch die Erklärung des schiitischen Regimes, Israel sei der größte Feind des Iran, wieder auf. Chomeini schwang zwar große Reden, Juden seien Angehörige einer Buchreligion und damit "legitimiert", de facto "schwanden deren Chancen in Gesellschaft, Wirtschaft und im Bildungsbereich rapide. Viele von ihnen verließen das Land, dessen jüdische Geschichte einige hundert Jahre älter war als die muslimische." (Hakakian, Roya: Bitterer Frühling, München 2008, S. 17)

Am Vorabend der islamischen Revolution lebten ca 80000 Juden im Iran, in der Mitte der 1990er Jahre nur noch etwa ein Viertel davon... (vgl. Schoeps, Julius, Hg.: Neues Lexikon des Judentums, Gütersloh 2000, S. 368)
 
Es muß aber zwischen Antisemitismus und Antizionismus unterschieden werden. ;)
Das ist richtig.
Reiner Antizionismus dürfte sich dann aber nur und ausschließlich auf den Staat Israel beziehen und müsste im Iran lebende Juden ausklammern, was aber leider nicht der Fall war. Somit kann mE der Begriff "Antisemitismus" in diesem Zusammenhang durchaus verwendet werden.
 
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Wanderungsbewegungen im 20. Jh., egal von welcher Coleur, lassen sich auch nicht immer mit Repressalien, Pogromen, Schikanen, oder "ungemütlichem" Klima erklären, sondern oft eher mit besseren wirtschaftlichen Möglichkeiten im Ausland, oder in einem Land, wo man die konfessionelle Mehrheit stellt.

Zur Geschichte der Juden im Osmanischen Reich, siehe ihre Selbstdarstellungen:

500. Yýl Vakfý Türk Musevileri Müzesi - The History of Turkish Jews
MUSEVÝ CEMAATÝ - Türkiye Hahambaþýlýðý
 
Wanderungsbewegungen im 20. Jh., egal von welcher Coleur, lassen sich auch nicht immer mit Repressalien, Pogromen, Schikanen, oder "ungemütlichem" Klima erklären, sondern oft eher mit besseren wirtschaftlichen Möglichkeiten im Ausland, oder in einem Land, wo man die konfessionelle Mehrheit stellt.
:grübel: Dennoch ist es bemerkenswert, dass mit Schwinden der Möglichkeiten im IRAN im Zuge der schiitischen Revolution ein Großteil der dort schon lange ansässigen jüdischen Bevölkerung das Weite gesucht hat...
 
Ein einseitiger Antisemitismus im Iran müsste aber noch nachgewiesen werden. Seit der Revolution werden die Christen, Parsen und Bahai ähnlich schlecht behandelt.
 
Ein einseitiger Antisemitismus im Iran müsste aber noch nachgewiesen werden. Seit der Revolution werden die Christen, Parsen und Bahai ähnlich schlecht behandelt.
Dem will ich gar nicht widersprechen. Es ging mir auch nicht darum zu zeigen, dass ausschließlich Juden unter dem Regime zu leiden hatten, sie aber auch!
 
Es ist mir wichtig, dass der Begriff "Antisemitismus" nur dort verwendet wird, wo er angemessen ist, nämlich dort, wo Juden als einzige oder genz besonders verfolgt wurden. Es könnte sonst der Eindruck entstehen, die anderen Verfolgten seien nicht so wichtig gewesen.

Der Tendenz, dass der Begriff hier falsch verwendet werden könnte, wollte ich vorgreifen.
 
Es ist mir wichtig, dass der Begriff "Antisemitismus" nur dort verwendet wird, wo er angemessen ist, nämlich dort, wo Juden als einzige oder genz besonders verfolgt wurden. Es könnte sonst der Eindruck entstehen, die anderen Verfolgten seien nicht so wichtig gewesen.

Der Tendenz, dass der Begriff hier falsch verwendet werden könnte, wollte ich vorgreifen.
Rein logisch gedacht wären die Verfolgungen der Juden durch das Nazi- Regime dann auch nicht antisemitisch gewesen, da sie nicht die einzigen davon Verfolgten waren, auch nicht die einzigen besonders Verfolgten (es sei denn, Zahlen bildeten den Maßstab), andere landeten auch in der Todesmaschinerie.

Nur ungern würde ich den von Nazi- Ideologen geprägten (sich aber nicht durchgesetzt habenden) Begriff "judenfeindliche Haltung" hier verwenden, wie man wohl nachvollziehen kann.

Sollte es einen besseren Terminus für die Beschreibung der Gründe für die Unannehmlichkeiten von Juden nach der schiitischen Revolution im Iran geben, bin ich gerne bereit, diesen zukünftig in mein Vokabular aufzunehmen.
 
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Wieso verwendet man eigentlich den Begriff "Antisemitismus"?
Semitismus ist doch eigentlich eine Sprachgruppe und bezeichnet ja keine ethnologische Gruppe. Laut meinem Diercke-Weltatlas (ich weiß, unheimlich tolles Nachschlagewerk), gibt es "Semiten" auch in Nordafrika; und die sogenannten Antisemiten sind ja eigentlich nur gegen die Juden.
 
Wieso verwendet man eigentlich den Begriff "Antisemitismus"?
Laut "Neues Lexikon des Judentums", hrsg. von Julius H. Schoeps, Gütersloh 2000, S.60, wurde der Begriff Antisemitismus "kaum zehn Jahre nach der rechtlichen Gleichstellung der Juden im deutschen Kaiserreich von dem Journalisten Wilhelm Marr (1819- 1904) geprägt. Er versuchte damit der zeitgenössischen antisemitischen Welle in Mitteleuropa einen programmatischen, ideologischen und "wissenschaftlichen" Anstrich zu geben."
 
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Der Begriff Antisemitismus stammt aus einer Zeit, als man Semiten als Rasse begriff und vorrangig auf Menschen jüdischen Glaubens anwendete.
 
Sollte es einen besseren Terminus für die Beschreibung der Gründe für die Unannehmlichkeiten von Juden nach der schiitischen Revolution im Iran geben, bin ich gerne bereit, diesen zukünftig in mein Vokabular aufzunehmen.

Vermeide den Begriff A. und beschreibe was du wirklich meinst. Es gibt auch keinen Begriff "Anti-Indianismus" oder "Anti-Parsismus" oder so. Man schreibt "Indianer-Ermordung" oder "-Verfolgung". Diese Begriffe sind präziser und weniger bedeutungsschwanger.
 
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