Juden in Preußen...

Dies und weitere Infos hier unter :
jüd. Geschichte B/ Aufklärung +Emanzipation . ( im Bild rechts alles zum runterloaden) :)
Guter Hinweis. Bis jetzt ist hier fast untergegangen, dass Friedrich der Große einen erheblichen finanziellen und rechtlichen Druck auf seine jüdische Bevölkerung ausübte. Das preußische Generaljudenreglement von 1750 verschlechterte die rechtliche Situation der Juden erheblich, u.a. durch die Bestätigung eines Niederlassungsverbots zweiter Kinder von 1747. Verwiesen sei hier außerdem auf den Zwangsankauf von KPM-Porzellan. Die größte Einzelforderung (!) von mehr als 200.000 Reichstalern gehört in diesen Kontext. Dabei kamen meist 200-250 Reichstaler als Forderung auf die Einzelperson zu. Preußen war was die Behandlung der Juden angeht, eines der Negativbeispiele im Heiligen Römischen Reich. In Berlin gab es entgegen allgemeinen Trends im Reich eine Stagnation der Größe der jüdischen Gemeinde und in der Provinz oft sogar einen Rückgang bei der Anzahl der Gemeindemitglieder. Es sind außerdem Verschiebungen beim Zahlenverhältnis von ordinarii zu extraordinarii Schutzjuden erkennbar.
Das Verhältnis der Aufklärung zu den Juden ist auch nicht ganz unproblematisch.

Siehe u.a.: Tobias Schenk, Friedrich und die Juden, in: Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hg.), Friederisiko. Die Essays, München 2012, S. 162-175.
 
Ich habe noch zwei interessante Angaben zur preußischen Judengesetzgebung gefunden:


  • Mirabeau, angeblich zum Generaljudenreglement von 1750:
"loi digne d'un cannibale" (1)


  • Anteil der Juden an der Zivilbevölkerung Berlins:
1765: 3,74%
1799: 2,37%
(1)

Das Mirabeau-Zitat ist recht bekannt, ich frage mich allerdings ob hier sauber zitiert wird. In der 1788er Ausgabe von "De la monarchie prussienne" bezieht sich Mirabeau definitiv nicht auf 1750.
"Il [Friedrich Wilhelm I.] interdit le trafic des laines en général aux Juifs, sous peine de mort. Cette loi, digne d'un cannibale, est de mil sept cent dix-neuf." [1719] (2)
Es kann sich natürlich auch um einen indirekten Angriff auf Friedrich II. handeln, wenn die Reglements von 1719 und 1750 diesbezüglich identisch sind.

(1)Brigitte Meier: Friedrich Wilhelm II. König von Preußen. Ein Leben zwischen Rokoko und Revolution, Regensburg 2007, S. 215.
(2)Honoré-Gabriel Riqueti Comte de Mirabeau: De la monarchie prussienne, sous Frédéric le Grand, Tomme I, London 1788, S. 74.
 
@ AnDro

Ist irgendwie greifbar, ob Friedrichs Bild von den Juden von den Äußerungen Voltaires beeinflusst war?
Friedrichs religionsphilophische Ansichten sind mir im Moment bezüglich den Juden unbekannt.

Ich müsste auch mal nachschlagen, was Mirabeau zu denen so eigentlich meinte. Ich glaube, dass sein eines Werk, welches in der Bibel alle mögliche Schweinereien ausfindig machen will, zu seiner Einstellung gegenüber den Juden ein paar Anhaltspunkte liefern müsste. Ich denke, dass das ganz sinnvoll wäre, um Mirabeaus Einordnung Friedrichs so recht bewerten zu können.
 
Die Verbindung Voltaire-Friedrich bezüglich der Ansichten zum Judentum wurde von späteren Historikern für möglich gehalten. In den Quellen taucht eine direkte Einflussnahme Voltaires nicht auf. Schenk schreibt dazu:
"Über die Ursprünge dieser den Postulaten der Aufklärung widersprechenden Gesinnung sind viele Vermutungen angestellt worden. Neben Prägungen durch den Vater wurde dabei insbesondere dem Einfluss Voltaires eine bedeutende Rolle zugeschrieben. Dem französischen Dichter erschien aus deistischer Perspektive nicht nur das Christentum als unvereinbar mit den Werten der Aufklärung. Auch das Judentum figurierte bei ihm “als Religion des Aberglaubens mit grausamen, Gott zugeschriebenen Geboten, mit einer manipulativen Priesterherrschaft und barbarischen Verhaltensmaßregeln, die mit Humanismus und Moral nicht in Einklang zu bringen seien“. Doch dürfte die Genese von Friedrichs Aversionen gegenüber den Juden kaum überzeugend zu erklären sein."
(http://www.perspectivia.net/content/publikationen/friedrich300-colloquien/friedrich-bestandsaufnahme/schenk_juden)

Ich würde bei Friedrichs Ansichten zu den preußischen Juden auf eine Mischung aus tradiertem Antijudaismus (man denke nur an Luther), Religionsfeindlichkeit und Nützlichkeitserwägungen tippen.
 
Wie relativ die Freiheiten im preußischen Staat noch waren, zeigen zwei Fakten:
Am 17. April 1750 schränkte das „Revidierte Generalprivilegium“ die Rechte der
Juden Berlins ein. Nur 203 von ihnen blieben als „ordentliche Schutzjuden“
aufenthaltsberechtigt, 500 ärmere Gemeindemitglieder haben die Stadt um-gehend
zu verlassen. Und 1768 ließ Friedrich II. den jährlichen Schutzgeldsatz
von 15.000 auf 25.000 Taler erhöhen.
Die entscheidende Wende zum Besseren brachte erst die Französische
Revolution.[/I]

Habe dies alte Thema aufgegriffen, weil ich im Katalog zur Züricher Antiquariatsmesse grad ein sehr seltenes Stück zum Thema gefunden habe. Wenn ich Arcimboldos Ausführungen richtig verstehe, hatte hier demnach jemand sein "Schutzgeld" bezahlt...
 

Anhänge

  • Judenschutzbrief.jpg
    Judenschutzbrief.jpg
    79,9 KB · Aufrufe: 574
Zurück
Oben