Jüdische Ärzte

Bernhard Rogge

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Ich hab mal gehört das Jüdische Ärtze im Mittelalter in Arabien ausgildet wurden! Ist das alles Humbuck oder ist da was dran ? Gibt es Quellen dafür?
 
Da du gern historische Romane liest. Beziehst du dich da auf Noah Gordon "Der Medicus"
 
Juden hatten im Mittelalter keinen Zugang zu den (damals christlichen) Universitäten.
Die vier für das Mittelalter typischen Fakultäten waren Freie Künste, Theologie, Jurisprudenz und Medizin
 
Ich denke, das der Wissentransfer aus Arabien über die Kontakte der jüd. Gemeinden untereinander lief.
 
Jüdische Ärzte gab es häufiger, an den Höfen der Kalifen (Abd Ar-Rahman III, al-Hakam II.) in Córdoba etwa Hasday ibn Shaprut, Literaturempfehlung: Antonio Muñoz Molina: Stadt der Kalifen, eine informative, nichtwissenschaftliche Sachlektüre.
Yehuda ha-Levi, ebenfalls aus al-Andalus stammend, war Hofarzt bei den Fatimiden in Kairo.
Die Schreibweisen der Namen sind je nach Transkriptionsschule abzuwandeln.
 
El Quijote schrieb:
Jüdische Ärzte gab es häufiger, an den Höfen der Kalifen (Abd Ar-Rahman III, al-Hakam II.) in Córdoba etwa Hasday ibn Shaprut, Literaturempfehlung: Antonio Muñoz Molina: Stadt der Kalifen, eine informative, nichtwissenschaftliche Sachlektüre.
Yehuda ha-Levi, ebenfalls aus al-Andalus stammend, war Hofarzt bei den Fatimiden in Kairo.
Die Schreibweisen der Namen sind je nach Transkriptionsschule abzuwandeln.

Überhaupt lagen doch bis zum Beginn d. Neuzeit die wichtigsten Zentren jüdischen Lebens und Kultur unter muslimischer Herrschaft in oft gegenseitiger geistig-wissenschftl. Befruchtung. Es wäre m.E. daher gar nicht verwunderlich , wenn Juden von den fortschrittl. mediz. Errungenschaften der Araber entspr.profitierten.
 
Mercy schrieb:
Juden hatten im Mittelalter keinen Zugang zu den (damals christlichen) Universitäten.
Die vier für das Mittelalter typischen Fakultäten waren Freie Künste, Theologie, Jurisprudenz und Medizin

So habe ich das auch in Erinnerung; andererseits steht in Adel bis Zunft - Ein Lexikon des Mittelalters:

... Ausgangspunkt für ihre (Überlieferung der medizinischen Lehren der Antike sowie des Avicenna/Ibn Sina - Anm. von mir) Verbreitung war die medizinische Schule von Salerno, die vom 11. bis zum 13. Jh. ihre höchste Blüte erlebte und alle medizinischen Fakultäten der europäischen Universitäten beeinflußte.
Auch die medizinische Ausbildung an den deutschen Universitäten vermittelte dieses Wissen den Studenten, die das Studium oft mit dem Magistergrad abschlossen.
Viele Ärzte wurden "Meister" genannt; das kann bedeuten, daß diese Mediziner Universitätsstudien absolviert hatten. Häufig waren Juden als Ärzte, auch als Leibärzte von Fürsten, tätig...

Das ließe nun den Schluß zu, daß jüdische Ärzte wohl tatsächlich im arabisch-islamischen Kulturkreis dies gelernt und danach "untereinander" weitergegeben haben. Allerdings weise ich darauf hin, daß dies jetzt lediglich eine Vermutung meinerseits darstellt.

Ungewöhnlich aber wäre so etwas duchaus nicht, denn

Arcimboldo schrieb:
Es wäre m.E. daher gar nicht verwunderlich , wenn Juden von den fortschrittl. mediz. Errungenschaften der Araber entspr.profitierten.

es waren beileibe nicht nur die Juden, welche bereits im Mittelalter davon profitiert haben. Auch das Hospitals- und Hospizwesen des Johanniterordens war seit dessen Gründung (um 1099, ergo im Hochmittelalter) entsprechend der medizinischen Kenntnis und Praxis der arabisch-islamischen Umwelt im Hl. Land aufegbaut worden - und dieser Orden ist ja bekanntlich eine christliche Institution!

Ich kann mir deswegen auch beim besten Willen nicht vorstellen, daß die Juden ihr medizinisches Wissen nicht aus dem Orient bezogen. Ob dies aber nun in einer Ausbildung oder einem Studium geschah, steht auf einem ganz anderen Blatt...
 
Mir ist noch einer eingefallen: im arabisch-muslimischen Machtbereich/Grenzbereich ausgebildet und später Leibarzt von Alfons I. von Aragón und Heinrich I. von England: Petrus Alfonsí.
 
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