Jüdische Kinderheime

ursi

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Am 15. April 1945 drangen britische Panzer in das Konzentrationslager Bergen-Belsen ein. Im Lager befanden sich am Tag der Befreiung ca. 58 000 Menschen, davon starben ca. 28 000 nach der Befreiung an Typhus und an den Folgen der Unterernährung. Am 18. April wurde ein erstes, temporäres Komitee von Überlebenden unter dem Vorsitz von Josef Rosensaft gegründet. Ihr Arbeit bestand darin, Aktivitäten zur körperlichen und geistigen Genesung der Überlebenden zu organisieren und die Zusammenarbeit mit den Briten zu koordinieren. Eine zentrale Aufgabe war es die Kinder die den Lageraufenthalte überlebt hatten zu retten. Bereits 1944 wurde in Bergen-Belsen ein Kinderhaus errichtet. Darin kamen im Dezember 44 59 jüdische Kinder zwischen einem und 15 Jahre alt, aus Holland unter. Geleitet wurde das Kinderhaus von jüdischen Ärztinnen, Frauen und jungen Mädchen. Sie versuchten den Kindern einen Halt zu geben. Die Betreuerinnen organisierten in unter Lebensgefahr Medikamente und Lebensmittel für diese Kinder. In den folgenden Wochen gab es dann noch weitere Kindertransporte auch Theresienstadt und Buchenwald nach Bergen-Belsen. Am Tag der Befreiung befanden sich ca. 300 Kinder im Lager. Für diese Kinder richteten die britischen Befreier drei schöne Häuser die von Deutschen bewohnt wurden im Lager her. Das Komitee der Überlebenden versuchte aber von Anfang an zusätzliche Möglichkeiten für die Unterbringung der Kinder ausserhalb des Lagers zu finden. Das Ziel war es die Kinder aus der quälenden Lageratmosphäre herauszuholen.
Drei Monate nach Ende des Krieges waren in Bergen-Belsen 80 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren, 140 Kinder von 14 bis 16 und 1250 Heranwachsende von 18 bis 21 Jahren. Die britischen Behörden wollten dafür sorgen, dass diese Kinder in England ein neues Zuhause fanden. Dagegen wehrte sich das Komitee der Überlebenden, für sie kam nur Palästina als neue Heimat der Kinder in Frage.
Im Januar 1946 erhielt das Komitee die Zusage der Militärregierung im Gebäude der Familie Warburg in Blankenese ein Kinderheim einzurichten. Das Grundstück wurde von der Familie Warburg im 19. Jahrhundert gekauft und bewirtschaftet. Vor dem zweiten Weltkrieg wurden die Häuser von den Nazis beschlagnahmt und die Familie ging ins amerikanische Exil. Im August 1945 kam Erich Warburg als Oberstleutnant der amerikanischen Armee nach Hamburg und er unterschrieb einen Vertrag, damit die Häuser der Familie als jüdisches Kinderheim für Überlebende des Holocaust genutzt werden konnten.
Die erste Gruppe die im Januar 1946 in das Heim kamen waren 105 Jugendliche zwischen 15 – 16 Jahren aus Bergen-Belsen und andern Konzentrationslagern. Diese Gruppe blieb vier Monate in Blankenese und wanderte im April 1946 nach Palästina aus. Die zweite Gruppe kam im April bis Mai 1946, das waren ca. 60 Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren, diese blieb bis im März 1947. Die dritte Gruppe kam dann zwischen März 1947 und März 1948 nach Blankenese. In diesem Jahr durchliefen ca. 150 Kinder das Heim. Diese Gruppe unterschied sich von der andern Gruppe insofern, das hier viele kleine Kinder im Alter zwischen vier und fünf Jahren in das Kinderheim dabei waren.



Wer sich tiefer mit dem Thema beschäftigen möchte dem empfehle ich folgendes Buch (die Übersetzung ist nicht so gut gelungen):


Kirschen auf der Elbe (Originaltitel: Duvdevanim al Ha-Elbe) . Erinnerungen an das jüdische Kinderheim Blankenese 1946 – 1948. Herausgegeben vom Verein zur Erforschung der Geschichte der Juden in Blankenese. Klaus Schürmann Verlag. 2. Auflage 2010. Der Beitrag ist eine Zusammenfassung der Seiten 17 -59


Weiter gibt es den Film den ich jedem empfehlen kann, der sich mit der Zeit nach der Befreiung der Konzentrationslager beschäftigt und mit dem Schicksal der jüdischen Waisenkinder.


Titel: Die Kinder von Blankenese, Regie von Raymond Ley. 2010

Und hier im Netz:

Viermal Leben - Jüdisches Schicksal in Blankenese


Vielleicht gibt es ja noch mehr solche Kinderheime, wo jüdische Kinder die den Holocaust überlebt haben aufgenommen und betreut wurden?
 
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